Handlexikon der Europäischen Union, 4. Aufl., hg. v. Bergmann, Jan. Nomos, Baden-Baden 2011. 1107 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Begriff Europäischen Union wurde in Paris im Oktober 1972 auf einer Konferenz der Staatschefs und Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften als Ziel eines Integrationsvorhabens eingeführt, für das die Teilnehmer beschlossen, die Gesamtheit der Beziehungen der Mitgliedstaaten bis 1980 in eine Europäische Union umzuwandeln. Dieses Ziel wurde zwar nicht zum angepeilten Zeitpunkt erreicht, doch trägt immerhin einer der unter dem Vertrag von Maastricht vom 1. November 1993 zusammengefassten Verträge den Titel Vertrag über die Europäische Union. Er fasst die frühen Verträge von Paris und Rom mit Regelungen über eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und über die Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres zusammen und bildet die Grundlage der seitdem verwirklichten Europäischen Union.

 

Wenig später legte der 1957 über den gefühlsmäßig-religiösen Wortschatz Klopstocks promovierte, von 1972 bis 1994 als Professor für Politikwissenschaft und Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe als Professor tätige Wolfgang Wilhelm Mickel (1929-2005) die erste Auflage des von ihm herausgegebenen Handlexikon der Europäischen Union im Umfang von 436 Seiten vor. Mit der Europäischen Union wuchs auch der Umfang des Handlexikons, dessen Fortführung nach dem Tod des Begründers Jan Bergmann vom Institut für Volkswirtschaftslehre und Recht der Universität Stuttgart übernahm. Das Erscheinen der vierten Auflage erweckte umgehend das Interesse eines sachkundigen Rezensenten, an dessen Stelle aber wegen Ausbleibens eines Rezensionsexemplars der Herausgeber hilfsweise mit einigen Zeilen auf das gewichtige Werk hinweisen muss.

 

Ausgangspunkt der einzelne formale Trennschwächen aufweisenden Neubearbeitung ist der Vertrag von Lissabon vom 1. Dezember 2009, nach dessen Abschluss 75 Autorinnen und Autoren von Gabriele Abels bis Mark Zöller fast 1000 Stichworte von Abfallpolitik bis zu Zustimmung des EP überarbeiteten oder neu fassten. Vielfach ist dabei im einzelnen Artikel die historischen Entwicklung in einem eigenen Unterpunkt besonders konzentriert. Am Ende finden sich Skizzen zur Zukunft der europäischen Union, zur Geschichte der europäischen Einigung und eine von 1923 bis zum 1. 7. 2011 reichende Zeittafel, so dass der Nutzer ingesamt sachgerecht und zuverlässig über vielfältige Aspekte der Europäischen Union (einschließlich beispielsweise der Schweiz und ausschließlich beispielsweise Liechtensteins) unterrichtet wird und sein Interesse an Hand unterschiedlich ausgewählter Literaturhinweise selbständig weiterverfolgen kann.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler