Hachtmann, Rüdiger, Das Wirtschaftsimperium der Deutschen Arbeitsfront 1933-1945. Wallstein Verlag, Göttingen 2012. 710 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Am 10. Mai 1933 wurden in Verwirklichung nationalsozialistischer Politik durch Gesetz die freien Gewerkschaften unter Beschlagnahme ihres Vermögens aufgelöst und es wurde an ihre Stelle der Einheitsverband der Arbeitnehmer und Arbeitgeber begründet, in den unter Beseitigung des Streikrechts alle Angestellten- und Arbeiterverbände zwangsweise eingegliedert wurden. Am 20. Januar 1934 wurde dieser Vorgang durch das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit abgesichert und wenig später die Deutsche Arbeitsfront der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei angeschlossen. Unter der Führung des Reichsorganisationsleiters der NSDAP Robert Ley umfasste die in Reichsbetriebsgemeinschaften bzw. Fachämter gegliederte Einrichtung zeitweise 22 Millionen Mitglieder.
Der in Celle 1953 geborene Verfasser wurde nach dem 1972 aufgenommenen Studium der Geschichte und Politologie an der Technischen Universität bzw. der Freien Universität in Berlin 1986 mit einer Dissertation über die Industriearbeit im „Dritten Reich“ promoviert. Unter der Betreuung durch Reinhard Rürup wurde er 1995 mit einer Schrift zur Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution in Berlin 1848 habilitiert. Seit 2001 ist er außerplanmäßiger Professor an der Technischen Universität Berlin und leitete von 1998 bis 2006 das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt über die Deutsche Arbeitsfront.
Auf der Grundlage dieser Aufgabenstellung beschreibt der Verfasser detailliert und genau in seiner gewichtigen Arbeit die kaum allgemeiner bekannte Tatsache, dass die Deutsche Arbeitsfront auch ein großes Wirtschaftsunternehmen war, das zeitweise rund 200000 Menschen beschäftigte und einen Jahresumsatz von etwa 2 Milliarden Reichsmark erwirtschaftete. Dieses Vermögen stammte im Kern aus den Unternehmen der aufgelösten Gewerkschaften, vermehrte sich aber im Laufe der Zeit durch verschiedenste Vorgänge. Nach Angaben Robert Leys versagte keine einzige der von ihm ins Leben gerufenen Gesellschaften im Wettbewerb mit privatwirtschaftlichen Konkurrenten, doch ging die von Zwang gekennzeichnete gesamte Deutsche Arbeitsfront mit dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft ebenfalls unter.
Innsbruck Gerhard Köbler