Die höchsten Reichsgerichte als mediales Ereignis, hg. v. Amend-Traut, Anja/Baumann, Anette/Wendehorst, Stephan u. a. (= bibliothek altes Reich 11). Oldenbourg, München 2012. 231 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Mit dem Siegeszug der digitalen Elektronik hat sich die Bedeutung der Medien für die menschliche Gesellschaft so sehr erhöht, dass in der Gegenwart von der Mediengesellschaft gesprochen wird, in der die Medienpräsenz größtes Gewicht hat. Deswegen kommt medialen Ereignissen besondere Aufmerksamkeit zu. Das Netzwerk Reichsgerichtsbarkeit hat dem Rechnung getragen, indem es seine achte, in Wetzlar vom 8. bis 9. Oktober 2009 abgehaltene Tagung dieser Vorstellung widmete.

 

Insgesamt enthält der aus dieser Veranstaltung hervorgegangene, schmale, mit einem kleinen Ausschnitt aus einem um 1735 geschaffenen Kupferstich Peter Fehrs zu einer Audienz am Kammergericht in Wetzlar geschmückte Band elf Beiträge. Hiervon umreißt Steffen Wunderlichs Einleitung in höchste Reichsgerichtbarkeit (!) als mediales Ereignis den allgemeinen Rahmen. Danach schildert etwa Andreas Deutsche das Bild der höchsten Reichsgerichtsbarkeit in Chroniken, erläutert Maria von Loewenich die Visualisierung der Reichskammergerichts am Beispiel der Audienz oder stellt Alexander Denzler die Visitation des Reichskammergerichts in die Spannung zwischen Arkanum und Öffentlichkeit.

 

Weiter werden Reichshofratsagenten, reichsstädtische Reichshofratsprozesse, Reichskammergerichtszeugenverhöre, Religionsfriedenstatbestände und die Kommunikationsstrategie in causa der Wasservögel am Beispiel der Fugger gezeigt. Stefan Andreas Stodolkowicz greift auf das Oberappellationsgericht Celle, Ignacio Czeguhn auf die Real Cancilleria und Audiencia von Granda aus. So bietet der eines Registers entbehrende Band insgesamt viele einzelne Hinweise darauf, wie Gerichte und Rechtsprechung in der frühen Neuzeit vermittelt wurden, so dass ihn jede nachfolgende Gesamtuntersuchung als anregende Grundlage verwerten kann.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler