Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis. Im Auftrag der Universität Wien hg. v. Mühlberger, Kurt, Archiv der Universität Wien, bearb. v. Seidl, Johannes unter Mitarbeit v. Bracher, Andreas/Maisel, Thomas (= Publikationen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Reihe 6 Quellen zur Geschichte der Universität Wien, 6. Reihe, 3. Abteilung, Band 1 1402-1442). Böhlau/Oldenbourg, Wien/München 2011. XXVIII S.., 2 Abb., 153 S., 4 Graf. und Tab. Besprochen von Gerhard Köbler.
Am 12. März 1365 bekräftigte Herzog Rudolf IV. von Österreich die Gründungsurkunde für ein Generalstudium mit Promotionsrecht in allen erlaubten Wissenschaften in Wien nach dem Vorbild der Universität Paris. Am 18. Juni 1365 stimmte dem Papst Urban V zwar zu, verweigerte jedoch eine theologische Fakultät. 1384 erweiterte Herzog Albrecht III. die Gründung seines Bruders zu einer Universität mit den vier Fakultäten für Theologie, Jurisprudenz, Medizin und freie Künste.
Während nach den ältesten Statuten der juridischen Fakultät vom 1. April 1389 eine gesonderte Matrikelführeung durch den Dekan der Juristen noch nicht vorgesehen war und deswegen nur von einer Einschreibung in die allgemeine Universitätsmatrikel auszugehen ist, wurde auf Antrag der Juristenfakultät aus dem Jahre 1401 auf Grund eines Beschlusses der Universitätsversammlung vom 8. März 1402 ein eigenes Matrikelbuch der Juristen in Wien eingeführt. Es ist die älteste derartige Quelle zur Geschichte des juristischen Studiums im deutschen Sprachraum und verdient deswegen besonderes Interesse. Der älteste Teil befindet sich im Archiv der Universität Wien (Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis) unter der Signatur J 1 als Pergamenthandschrift im Format 23 x 17,5 cm mit 36 Blättern in vier Lagen.
Vom Sommersemester 1402 bis zum Sommersemester 1442 sind 1442 Eintragungen enthalten, von denen 332 Promotionen (186 Bakkalaureate, 82 Lizenziate, 52 Doktorate) und 1007 Immatrikulationen (davon 16,8 Prozent Magister der Artisten) betreffen, so dass bei Schwankungen zwischen 1 und 34 von einem Durchschnitt von 13,6 Immatrikulationen je Semester ausgegangen werden kann, wobei aber für die Zeiträume 1403 II-1405 I , 1406 I und 1407 I Eintragungen ganz fehlen.. Von 803 örtlich gekennzeichneten Immatrikulierten stammen 29,9 Prozent aus Süddeutschland und Südwestdeutschland (23,2 Prozent aus Bayern und Franken), 20,5 Prozent aus dem heutigen Österreich (12,4 Prozent aus Wien) und 16,4 Prozent aus den Ländern der ungarischen Krone (besonders Siebenbürgen). Am Beginn der durch Register vorzüglich erschlossenen Edition, die vorweg die Dekane wie etwa Joannes de Garsonibus de Venetiis, Gislerus Dobberkow, Henricus Bernstein, Johannes Sindrami, Lienhardus Schawr (?), Henricus Kitzbühel, Casparus Maiselstein, Michael Azmannsbach, Gerardus Vischbeck, Johannes Schallermann, Petrus Deckinger de Vienna, Wilhelmus Kirchner de Constancia, Conradus Seglauer, Conradus Rawching, Fridericus Krafft, Mathias Regelshouer de Herrieden, Paulus Paewrl de Vienna, Johannes Gwerleich, Johannes de Perchtoldsdorf, Nikolaus Stock de Maiori Glogouia, Conradus de Hallstatt, Johannes Hess de Ysenach, Petrus Pachmulner de Eberspewnt, Johannes Selde, Thomas Oeder de Aspach, Conradus Bladek de Vienna, Ulricus de Weyssenburga, Gerhardus Herrant, Petrus Nowag., Hartungus de Cappel, Johannes de Eych, Johannes Polczmacher oder Martinus de Walthausen besonders verzeichnet, steht Wilhelmus Preyzyger canonicus Frizyngensies, am Ende Ludouicus Leupolt de Monaco.
Innsbruck Gerhard
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