Defrance, Corine/Pfeil, Ulrich, Eine Nachkriegsgeschichte in Europa 1945 bis 1963 (= Deutsch-französische Geschichte Band 10).. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011. 324 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Deutschland und Frankreich sind gemeinsam aus der Aufteilung des in der Völkerwanderung geschaffenen Reiches der Franken entstanden, weil sich Gallorömer und Franken auf Dauer nicht unter einer Herrschaft zusammenhalten ließen. Auch als Nachbarn blieben sie von Interessengegensätzen und Konflikten bis fast zur Gegenwart nicht verschont. Erst mit der übergeordneten Kontrolle durch europäische Gemeinschaften gelang eine Aussöhnung, die medial sogar unter Freundschaft firmieren kann, so dass seit 2005 eine insgesamt elfbändige gemeinsame deutsch-französische Geschichte verfasst werden kann.

 

Ihr zehnter Band betrifft eine Nachkriegsgeschichte in Europa zwischen 1945 bis 1963. Von den Verfassern ist die 1966 geborene Corine Defrance am CNRS/Université de Paris I/Paris IV als Historikerin tätig, der gleichaltrige Ulrich Paul Professor für Deutschlandstudien an der Universität Paul Verlaine in Metz. Ihr gemeinsames Arbeitsergebnis ist von Jochen Grube aus dem Französischen in das Deutsche übersetzt.

 

Nach einer kurzen Einleitung über den Ost-West-Konflikt, die europäische Integration, den kalten Krieg und die Beziehungsgeschichte in der Nachkriegszeit bieten die Verfasser zunächst einen chronologischen Überblick vom Ende des zweiten Weltkriegs bis zum Èlysée-Vertrag von 1963, in dessen Rahmen Schuman-Plan und Pleven-Plan besonderes Gewicht zukommt. In Fragen und Perspektiven werden Einzelaspekte vertieft und bis zu Amerikanisierung, Europäisierung, Westernisierung und Globalisierung ausgeleuchtet. Eine umfangreiche Bibliographie, eine Zeittafel, Karten und ein Namensregister runden den bedeutsamen Band ansprechend ab.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler