Decreta regni Mediaevalis Hungariae - The Laws of the Medieval Kingdom of Hungary 1490-1526, from the manuscript of Döry, Ferenc, edited and translated by Banyó, Péter/Rady, Martyn with the assistance of Bak, János M. (= The Laws of Hungary, Series I 1000-1526, Volume 4 = Decreta Regni mediaevalis Hungariae 4). Schlacks/Department of Medieval Studies Central European University, Idyllwild CA/Budapest 2012. LVI, 336 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die
finno-ugrisch sprechenden Ungarn oder Magyaren gelangen um 895 (862 bzw. 894-900) aus Asien östlich des
Urals in das Donaubecken (Karpatenbecken), werden nach der Niederlage in der
Schlacht auf dem Lechfeld (10. 8. 955) sesshaft und krönen vielleicht 1001
einen christlichen König (Stephan I.). 1290 stirbt das Bulgarien, Dalmatien,
Galizien, Kroatien und Siebenbürgen erobernde Königsgeschlecht der Arpaden aus
und wird im Streit mit Habsburg von Anjou-Sizilien beerbt (1301/1310-1382/1386).
(Vor) 1514 erstellt Stephan Werböczy eine erstmalige Sammlung des
Gewohnheitsrechts des Königreichs Ungarn, die sich in der Gerichtspraxis
durchsetzt (2006 als Band 5 der oben genannten Serie veröffentlicht, s. ZRG GA
124 [2007]).
Vor allem auf Grund der besonderen ungarischen Sprache ist
der Zugang zur Rechtsgeschichte Ungarns Nichtungarn weitgehend verschlossen.
Umso erfreulicher ist es, wenn er in einer gängigen europäischen Sprache für
jedermann erschlossen wird. Dieser Aufgabe unterzieht sich nunmehr
erfreulicherweise der in Detroit geborene Charles Schlack, jr., der nach einer
Tätigkeit in der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika 1952 in seiner
Heimatstadt den Grad eines Bachelor of Philosophy und 1956 an der University of
Michigan den Grad eines Master of Arts in russischer Geschichte erwarb und
trotz einer niemals fertiggestellten Dissertation über Murder at the Mines -
The Lena Goldfields Strike and Massacre 1912 ab 1960 an der Stanford University
und verschiedenen anderen Universitäten lehrte und seit 1977 zuerst von
Arizona, zuletzt von der Monash University in Australien aus publizierte.
Als neues Werk veröffentlichte er die Rechtsquellen des
königlichen mittelalterlichen Ungarn am Beginn der frühen Neuzeit. Dabei
handelt es sich im Einzelnen um Decreta vom 2. Februar 1492, 8. Juni 1495, 2.
Juni 1498, 8. Mai 1500, 8. Mai 1504, 19. November 1514, (August) 1518, (28.
Oktober?) 1518, (Oktober) 1521, 23. April 1523 und 8. Mai 1526 jeweils in
lateinischer Sprache mit neuer englischer Übersetzung durch ungarische
Gelehrte. Sachkundige Einführung, Bibliographie, Glossar und Index sowie eine
beigefügte CD runden die bedeutsame Neuerscheinung angenehm ab und tragen
erheblich zu einem leichteren Zugang zur Rechtsgeschichte Ungarns in
hoffentlich großem Umfang bei.
Innsbruck Gerhard
Köbler