Crosby, Margaret Barber, The making of a German constitution - a slow revolution. Berg, Oxford 2008. XIII, 296 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Margaret Barber Crosby ist Assistenzprofessorin für moderne europäische Geschichte an der 1867 in Washington D. C: gegründeten afroamerikanischen Howard University. Ihr Interesse an dem von ihr gewählten Thema ist überraschend, aber durchaus erfreulich. Allerdings versteht sie die Schaffung einer deutschen Verfassung eher im angloamerikanischen Sinn als im kontintentaleuropäischen.

 

Gegliedert ist ihre Untersuchung nach einer kurzen Einführung in insgesamt acht Abschnitte. Dabei ist das Vorspiel des modernen Deutschlands das Verhältnis zwischen iurisdictio und der deutschen Vorstellung von Souveränität. Auf dieser Grundlage behandelt sie Savigny, die Germanisten und die Germanistenkonferenzen, das eheliche Güterrecht, das Bürgerliche Gesetzbuch und das Mutterrecht. Am Ende steht die Unzufriedenheit in der bürgerlichen Gesellschaft zwischen 1900 und 1933.

 

Insgesamt verbindet die Verfasserin unter Einbeziehung vieler deutschsprachiger Literaturtitel (von Ahcin bis Ziegler) Verfassungsgeschichte, Sozialgeschichte und Rechtsgeschichte im deutschen Raum während des 19. Jahrhunderts zu einer eigenständigen Einheit. Dadurch räumt die dem Privatrecht eine besondere Stellung in der Verfassungsentwicklung ein. Überzeugend ist die geringe, der Autorin von ihrem Vater vermittelte Bedeutung der Gewalt im Vergleich zur Gewaltlosigkeit im 19. Jahrhundert, der die Verfasserin freilich auch die gegenteilige spätere Tendenz gegenüberstellt.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler