Coherence and Fragmentation in European Private Law, hg. v. Letto-Vanamo, Pia/Smits, Jan. Sellier, München 2012. 172 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Mensch ist Einheit und Vielfalt zugleich. Dem entspricht auch das von ihm entwickelte Recht. Zwar gibt es eine ganze Reihe menschlicher Grundprobleme, die sich am besten einheitlich lösen lassen könnten, gleichwohl ist es in der Geschichte vielfach zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, weil Einheit und Vielfalt wie Gleichheit und Freiheit in einer nur schwer auflöslichen Spannung zu einander stehen.

 

Aus diesen Überlegungen sind vier Forschungsgruppen am Exzellenzzentrum für die Grundlagen europäischen Rechts und europäischer Politik an der Universität Helsinki entstanden, die von der Akademie Finnlands unterstützt werden. Dieses Zentrum will die Wirkungen der Europäisierung auf Recht und Rechtstheorie untersuchen und dabei die Neufassung (rethinking) des europäischen Rechtsdenkens insgesamt nicht ausschließen. Der vorliegende Band stellt die bisherigen Erkenntnisse einer der vier Gruppen in Bezug auf das gegenwärtige europäische Privatrecht der Allgemeinheit auf Grund verschiedener Seminare der Jahre 2010 und 2011 zur Verfügung.

 

Nach einer Einführung der Herausgeber werden neun Beiträge der beteiligten finnischen Juristen vorgestellt. Sie betreffen das Vertragsrecht, wettbewerbsrechtliche Schadensersatzansprüche, Versicherungsrecht, Erfindungsrecht, nordisches Marketingrecht, internationales Privatrecht sowie Wirtschaft und Gesellschaft und werden durch eine kohärierende geschichtliche Annäherung Pia Letto-Vanamos abgeschlossen. Im Ergebnis wird dabei eine eindrucksvolle Bilanz der bisherigen, die Fragmentierung des Rechtes begünstigenden Entwicklung geboten und werden zugleich dafür Hinweise vorgelegt, wie den schädlichen Auswirkungen vielleicht zun Nutzen der Allgemeinheit begegnet werden kann.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler