Lawo, Mathias, Studien zu Hugo von Flavigny (= MGH Schriften 61). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2010. XX, 436 S., 10 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die in ersten Gesprächen im Frühherbst 1989 begonnene, von Rudolf Schieffer betreute, 2003 von der Universität Bonn angenommene Dissertation des als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Monumenta Germaniae Historica an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften tätigen Verfassers. Sie gliedert sich in drei Abschnitte. Dabei beginnt der Autor in sorgfältiger Auswertung aller ihm greifbaren Nachrichten mit dem Mönch, Abt, Schreiber und Schriftsteller Hugo, der zwischen dem 22. November 1064 und dem 22. November 1065 geboren, schon als Kind in das Vitonus-Kloster in Verdun gekommen und vielleicht am 22. November 1096 (bis 1099) Abt von Flavigny geworden ist, dessen Spur sich aber nach 1114 verliert.
Danach behandelt er die beiden Handschriften Phillipps 1870 und 1814, die als ein einheitlicher Codex 1642 in Flavigny verkauft wurden und über das Pariser Collège der Jesuiten, Gerard Meerman und Thomas Phillipps auf Grund eines Verkaufsangebots von 1886 an die königliche Bibliothek in Berlin gelangt sind. Ihr Inhalt besteht im Wesntlichen aus drei Teilen, darunter vor allem die von Christi Geburt bis 1102 reichende, die lothringische Geschichte ausführlich schildernde Chronik Hugos. Der Verfasser sieht sie mit guten Gründen als Autograph(en) an, deren Text bisher nicht klar genug von einzelnen Nachträgen getrennt wurde.
Im dritten Teil vertieft der Verfasser die bisherige Kenntnis der Quellen der Chronik. Haupttextquellen sind vor allem Chronicon Luxoviense, Vitae Sanctini, Liber pontificalis, Beda, Chronica maiora, Fredegarchronik, Vita Pulchronii, Gregor von Tours, Historiarum libri X, mindestens zehn weitere erzählende Texte sowie mindestens acht nichterzählende Quellen, Nachtragsquellen mindestens ein Dutzend andere Texte. Seine überzeugende Leistung rundet der Verfasser durch Appendices mutmaßlicher Fehler und Nachträge sowie Register der Handschriften, Bibelzitate, Papstdekretalen, Kirchenrechtssammlungen, Namen und Sachen ab. Auf dieser Grundlage ist eine verbesserte kritische Edition (mit digitaler Fassung) sehr wünschenswert.
Innsbruck Gerhard Köbler