Csáky, Moritz, Das Gedächtnis der Städte. Kulturelle Verflechtungen - Wien und die urbanen Milieus in Zentraleuropa. Böhlau, Wien 2010. 417 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Moritz Csáky wurde in Levoč in der Tschechoslowakei am 3. April 1936 geboren und übersiedelte 1945 im Rahmen seiner Familie nach Österreich. Nach der Reifeprüfung am humanistischen Gymnasium in Bischofshofen im Bundesland Salzburg studierte er zunächst Philosophie, katholische Theologie, Ethnologie und Kirchengeschichte in Sankt Gabriel in Mödling, Rom und Paris und danach Geschichte und Musikwissenschaft in Wien. Seit 1967 lehrte er in Wien, seit seiner Berufung als ordentlicher Professor für österreichische Geschichte im Jahre 1984 bis zu seiner Emeritierung 2004 in Graz.

 

In gewisser Weise hat er damit den Gegenstand seines vorliegenden Werkes selbst gelebt. Er gliedert seine Darstellung in insgesamt sechs Kapitel. Dabei beginnt er nach einem kurzen Vorwort mit Genealogien der Gegenwart und Pluralitäten und Differenzen als besondere Kennzeichen Zentraleuropas, das er wegen der politischen Belastung Mitteleuropas durch Deutschland und Deutsche diesem vorzieht.

 

Nach der anschließenden Erfassung von Kultur als Kommunikationsraum konzentriert er sich auf Wien als ein urbanes Milieu in der Moderne, das er als porta orientis versteht. Dort widmet er sich besonders den Böhmen, Slawen, Tschechen, Ungarn und Slowenen sowie Juden und sieht als Schnittstellen Kaffeehaus, Redaktion, Prater und Secession, so dass ihm Wien keine deutsche Stadt mehr ist und Homogenisierung in Spannung zu Pluralitäten gerät. Am Ende seines vielfältige Erkenntnisse ermöglichenden Werkes zieht er Budapest, Pressburg, Czernowitz, Triest, Breslau, Leutschau und Prag zum Vergleich heran und spricht sich für Zentraleuropa als Laboratorium für die Gegenwart aus, die den jeweiligen Fremden für das bisher hinterlassene Gedächtnis zu großem Dank verpflichtet ist.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler