Bödecker, Ehrhardt,
Preußen - eine humane Bilanz. Olzog, München 2010. 142 S.
Der Verfasser wurde 1925 in Zwickau geboren, legte 1943
auf dem Humanistischen Gymnasium in Berlin das Abitur ab, wurde im Zweiten
Weltkrieg schwer verwundet, studierte Rechtswissenschaft,
Geschichtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft in Berlin und in den
Vereinigten Staaten von Amerika, war als Amtsrichter, Verwaltungsrichter und
Rechtsanwalt tätig, übernahm 1966 die Leitung einer Privatbank in Berlin als
persönlich haftender Gesellschafter und trat 1995 in den Ruhestand. Danach gründete
er ein eigenes Brandenburg-Preußen Museum in dem durch das Zieten-Schloss
gekennzeichneten Wustrau in Brandenburg, das er im Jahre 2000 eröffnete. Auf
einer Fläche von 350 Quadratmetern in einem ansehnlichen Haus stellt es mit den
Schwerpunkten Schule, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung die Geschichte
Brandenburg-Preußens unter den Hohenzollern von 1415 bis 1918 dar (http://www.brandenburg-preussen-museum.de/).
Von hier aus wird das schmale Buch gut verständlich. Es
richtet sich gegen die Deutungsmacht über die deutsche Geschichte durch
amerikanische Sozialwissenschaftler. Geschrieben ist es, wie wohl auch andere,
seit 1978 vorgelegte Werke des Verfassers über Berlin, die europäische Tragödie
oder Preußen nach den Worten des Verfassers, um dem internationalen
Antipreußenkoller nicht mit Behauptungen zu begegnen , sondern mit Fakten.
Es beginnt mit der Frage nach Preußen als Vorläufer von
Hitler. Danach befasst es sich mit Amerika, der Religionsfreiheit, der Hexen-
und Ketzerverfolgung, dem Sklavenhandel, den Einigungskriegen, dem Rechtsstaat,
Wahlen in Preußen, dem Sozialistengesetz, Staatsverfassungen, Bildung und
Wissenschaft, dem öffentlichen Dienst der Universität, der Kaiserlichen Botschaft
zum Sozialstaat, den Juden, der Gesundheitsfürsorge, der Steuerlast und den
Staatsschulden, der Nächstenliebe, der preußischen Armee, dem schlesischen
Krieg von 1740, der Prügelstrafe und dem Freundschaftsvertrag mit den USA. Es
endet mit einem Gebet des Kongresses der Vereinigten Staaten von Amerika am 10.
Januar 1918 gegen das große Pack hungriger, wölfischer Hunnen, von deren Fängen
Blut und Schleim tropfen. Ihm stellt das auf ein Literaturverzeichnis mit 119
Titeln gegründete, mit Abbildungen versehene Werk ein humanes Preußen
gegenüber.
Innsbruck Gerhard
Köbler