Landesordnung Bayern, 1516
Das buech der gemeinen landpot, Landsordnüng, Satzung vnd Gebreüch
des Fürstennthumbs in Obern vnd Nidern Bairn Jm Fünftzehnhundert
vnd Sechtzehendem Jar aufgericht
[Neue Seite: Inhaltsübersicht, wie im anschließenden »Register« mit Angabe der Folio-
Zahl im folgenden Text]
Dises buech hat vier tail
Der Erst tail
hellt jnn sich etliche nützliche Landpot vnd Ordnung zu handthabung des
heiligen Reichs vnd gemainen Lanndfridens. VI
Jmm anndern tail sindt vergriffen Gesatz vnd Ordnung ettlicher Recht,
Gewonheyt vnnd gepreüch jmm Lannd ze Bayren. XVIII
Jmm dritten tail steen ettlich syttlich Ordnung vnnd Lanndpot. XXX
Jm vierden tail sein die Lanndpot vnd Ordnung, so zu gutter pollicej, auch
aufnemen vnnd vnndterhalltung Land vnd Leüt in gemain vnd sonnder dinst-
lichsind. XXXIII
[Neue Seite:]
Hernach uolgt das Register über den ersten tail diss buechs, handthabung
des lanndfridens betreffennd.
Und fürs Erst:
Der königklich Landfrid zu wormbs auffgericht, darauf die nachuolgen-
den Landpot gegründt sind.
Landfrid I
Fridpot II
Aufhebung aller vehde III
1 Titelseite, Übersicht und »Register« sind in beiden Ausgaben nicht in der Blatt-
zählung enthalten.
Die Pene der Fridprecher III
Wann die Thäter des Fridpruchs nit offennbar, vnd des yemands verdacht
war III
Das ain yeder dem Fridprecher anzügreyffen vnd nachzûeylen schulldig ist
Uli
Die Fridprecher nit züe hausen Uli
Von ennthalltung der Fridprecher Uli
Von der Ainspenigen knecht wegen IIII
Ob geystlich person wider disen f rid hanndleten V
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Das khain verschreibung wider den Landfriden pynden mog V
Das der Fridprecher on des beschedigten willen nit sol absoluirt werden V
Das ain yeder den Landfriden bej pene der Acht zu hallten schulldig sey V
aufhebung aller freyhait, so wider den Lanndfriden seyen VI
Diser Lanndfrid sol den anndern rechten nit abpruch thun VI
Lanndpot, Morder, Todschleger, Außtretter
Wider die Morder, Todschleger, austretter vnd annder beschediger, jr helffer,
fürschiebervndennthallter VII
Der gemainen außtretter halb VIII
Straßrauber, Lanndfridprecher
Wie den Straßraubern vnnd anndern beschedigern vnd Lanndfridprechern
nachgeeylt vnnd die zu Recht angenomen s ollen werden VIIII
Purgation derselben
Von Purgation vnnd enntschlahung des, der von wegen ains raubs, todslags
oder annderer übelthat vnd schedlicher sach halben in argkwan, verdacht
oder jnzycht ist XIII
Verglayttung zu Recht
Wie die, so in argkwan vnnd verdacht sind, zu Recht sollen verglayt werden
XIIII
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Vnbekannt, Raysig, Füeßknecht
Den Raysigen vnnd Füeßknechten, die nit dienst noch versprecher haben,
Auch den Zygeünern jmm lannd zewonen vnd vmbzeziehen nit zügestatten
XIIII
Zygeüner
Verpot wider die Zygeüner XV
Argkwenig leüt
Das vnbekannt vnnd argkwenig leüt, So sy in die Stett, Märckt, Tafern oder
heüser aufm land komen, der ôbrikait angesagt vnnd nit über zwen oder drey
tag beherbergt sollen werden XV
Singer, Pfeyffer, Schalckßnarren, Spilleüt, Hofirer
Lanndtpot von wegen der Sinnger, Pfeyffer, Schalckßnarren, Spillewt vnd
annderer Hofirer XV
Starck Pettier, Stacionirer, Kermisierer, Lannstertzer
Die starckhen vnd frembden Petler, stacionierer, kermisirer, lanndstertzer
vnd annder dergleych argkwenig lewt jmm land nit zû gedullden XVI
Gemain Petler
Wie man es mit den gemainen petlern vnd jrn kindern jmm lannd geporen
hallten sol XVII
Rumorer
Von straff der Rumorer XVII
Fridpot
Wie man in grossen versamblungen Frid piethen vnd berueffen sol XVIII
[Neue Seite]
Register über den andern tail diss Buechs, darjnn sind vergriffen gesatz
vnnd Ordnung ettlicher recht, gewonhait vnd gebreüch jmm land ze
Bairen
Vbelthâter
Wie füran Vbelthäter vnnd schedlich leüt angenomen vnd gerechtuertigt
sollen werden XIX
Peinlich frag
Das füran nyemands an gnügsam anzaigen fenngklich angenomen noch
peinlich gefragt werde XIX
Wer bey den peinlichen fragen sein sol XIX
Vorderwein
Das die Pfleger, Richter vnd annder Ambtleüt füran die vorderkandl oder
abschidwein nit mer nemen sollen XX
Syglgellt, Schreybgellt, Schergenion
Von der Pfleger siglgellt, der Gerichtschreiber schreibgellt vnd der fronpoten
vnd Schergen Ion auf dem lannd XX
Gerichtzschreyber belonung
Mässigung der Gerichtzschreiber belonung aufm lannd, auch in stetten vnd
märckhten, da des hieuor kain Ordnung ist XXI
[Neue Seite]
Fronpoten Ion
Der Schergen vnnd Fronpoten Ion XXI
Hofstroe
Von geprauch vnd scharberch des hofstroes zu Münnchen vnd Landßhuet
XXII
Besyglung über Lehen
Das nun füran ain yeder lehenherr über seine lehen selbs sol sygln XXII
Gemain 2besyglnug
Von besyglung der brief zwischenn sonndern personen XXII
Besyglung der vrfechbrief
Von besyglung der vrfechbrief XXII
Sygler vnd Schreiber
Das khainer in ainer frembden sach schreyber vnd sygler sey XXIII
Vmb Güllt
Vmb güllt, darumb nit brief verhannden sindt XXIII
Vmb Vormünder
Wie füran Vormünder vnd Gerhaben zuegelassen, gegeben vnnd verordennt
sollen werden XXIII
Das die Vormünder jre Pflegkind mit derselben nägsten fründ rat vnnd willen
verheyraten mögen XXIII
Das die Vormünder järlich rechnung thün sollen XXIII
Das die Wittiben jrer kind Vormund sein mögen XXIIII
1516: »besyglung«.
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Vmb Nütz vnd Gwer
3Jn was zeyt nach dem Lanndßrechten in Bayren füran Gwerschafft bescheen
sol vnd nütz vnd gwere ersessen wirdet XXIIII
4Erben an die keüff steen
Wie nach dem lanndsgebrauch in bairen die Erbn an die keüff steen mögen
XXIIII
Aygenleüt
Wie es mit den aygenleüten sol gehallten werden XXIIII
Zymmerholtz
Zymmerholtz vnd fruchtper peüm on vrsach nit abzeschlahen 5XXV
Swartzwâlld
Von gebrauch der Swartz vnd hochwälld vormm gepürg 6XXV
Vmb gemain Gründt
Wie füran die gemainen Grünndt bestannden vnnd hingelassenn sollen wer-
den XXV
Vmb anschütt
Vmb anschütt vnd schaden der wasser XXV
Redner, Vorsprechen
Von den Rednern vnnd Vorsprechen vnd derselben belonung 7 XXVI
JrAydJrlon
Der Redner vnd Vorsprechen ayd, den sy zû diser Ordnung schworen sollen
8 XXVI
Von der Redner vnnd Procurator belónung 9 XXVII
Von belónung der schriftlichen process vnd Termyn 10 XXVII
3 1516: »Jn was zeyt nach dem Lanndßrechten in Bayren füran Rechtliche Nütz vnnd
Gwere mag ersessen vnd erlanngt werden«.
4 1516: Dieser Artikel ist noch nicht enthalten.
5 1516: »XXIIII«.
6 1516: »XXIIII«.
7 1516: »XXV«.
8 1516: »XXV«.
9 1516: »XXVI«.
10 1516: »XXVI«.
[Neue Seite]
Von belonung der Mündtlichen handlung XXVII
Von belonung der Redner über lannd XXVII
Von Vollziehung vnnd hanndthabung nägstuerschriben gepots XXVIII
Notarj, Stuelschreiber
Von Notarien, Stüel- vnd anndern offenn vnnd gemainen Schreibern XXVIII
Schreiberion der Supplication
Vomm Schreiberion der Supplication ! 1XXIX
Wellich Notarj sollen züegelassen werden 12 XXIX
Supplication gen hof
13 Wie die Supplication vnnd Clag füro an die Fürsten vnd jre Vitzdomb vnnd
Rät sollen gebracht werden XXIX
Von vnndterrichten gen Hof zugeben 14 XXX
Wie sich der fürsten hofmayster, Cantzler, Vitzdomb vnnd Räte in ausrich-
tung der Supplication hallten sollen 15 XXX
16Arm parthey
Von den Armen partheyen XXX
Register über den dritten tail diss buechs
[Neue Seite]
Hernach uolgt der Dritt tail diss buechs, darjnn ettliche syttliche
Lanndpot vergriffen sind:
Gotzlôstrer
Von straff der Gotzlôstrer XXXI
Züetrinncker
Verpot des Züetrinnckhens XXXI
11 1516: »XXVIII«.
12 1516: »XXVIII«.
13 1516: »Des die supplication vnd annder dagfüran an die Fürsten vnnd Vitzthomb
vnersuecht dergerichtzobrigkaitnitgepracht sollen werden. . XXVIII«
14 1516: »XXVIIII«.
15 1516: »XXVIIII«.
16 1516: Dieser Artikel ist noch nicht enthalten.
Trunnckenhait
Von straff vnzymlicher trunckenhait XXXII
Spii
VerpotdesSpils XXXII
Von straff der Spiler Vnd derselben ennthallter XXXIII
Verpot der grossen Hochzeyt, Weysat vnd hochzeytmal, Kindlmal,
Todtenbesingknuss, Kirchtag 17XXXIII
Von straff der, so vermellt pot überfaren XXXIIII
Das wider diss gepott ze hanndln nyemanndt gestatt sol werden XXXIIII
Wer disem pot sol vnntterworffen sein XXXIIII
[Neue Seite]
Register über den Uierdten tail diss Buechs, darjnn ettwouil lanndpot vnd
Ordnung, so zu sonnderer guetter pollicey aufnemen, vnnd vnnderhall-
tung landt vnd leüt in gemain vnd sonder dinstlich sind XXXIIII
Zerung
Lanndpot der Zerung halben bey den Wimen XXXV
Gastgeben
Von wegen der Trugkhen Gastgeben XXXV
Schennckhen aufm lannd, Tafern
Wie das schengken aufm lannde ausserhalb der Eetafern sol verpoten werden
XXXV
Das die Ambtleüt aufm land wein nit hoher, sonnder wie annder schenckhen
sollen XXXVI
Das nyemanndt zu den Tafernen trinckhenßhalb ze geen gedrunngen werd
XXXVI
Schennckhen, Pfarrhófe
Vomm Schennckhen in den Pfarrhôfen XXXVI
Pier
Wie das Pier Sumer vnnd Wintter auff dem lannd sol geschennckt vnd ge-
prawen werden XXXVI
17 1516: »XXXIII« und »XXXIIIU.
Prewheüser
Von Neüwen vnd vngewônndlichen Prewheüsern vnd Tafernen XXXVII
[Neue Seite]
Kirchenrechnung
Wie der kirchen guetter verwart vnnd rechnung dauon beschehen sollen amm
XXXVII
Kirchenlehen
Von der Preläten vnd annderer kirchen lehen vnd einsatz XXXVIIII
Pfarrer tod
Wie die Pfarrhôfe vnnd Widern nach der Pfarrer tod sollen besetzt vnnd mit
der zerung gehallten werden XXXVIIII
Klain waydwerch
Von abschreckhen, laussen, wonsässen vnd fahen der hasen vnd anndern
klainen waydwerch XL
Pawrn hundt
Das die Pawrsleüt aufm lannd ]r hund prüglen oder anlegen sollen XLI
Freystiffter
Von freystifft der geystlichen guetter XLI
Freystiffter
Wie man gegen den Freystifftern sol hanndln, die über jrer herrschaft willen
die gueter besytzen wollen XLI
Pawrsleüt abzüg
Von straff der pawrsleüt, die on wissen vnnd willen Jrer Herrschafft heymlich
von den guettera ziehen XLII
Verleybte guetter
Von straff der pawrn, die verleibte guetter haben, vnd Jre leybrecht überfaren
oder nit hallten XLIII
Hólltzer erschlagen
Das die Leybgedinger vnd Erbrechter bey verlierung Jrer gerechtigkait, auch
die freystiffter die hóltzer zu jrn guetern gehörig nit mer erschlahen sollen
XLIII
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Wayd Überschlag
Von übers chlahen der wayd XLIIII
Schefferey
Von vnzimmlichem Überschlag der scheffereyen XLIIII
Schaf
Wieuil ain yeder Pawrßman in ainem dorff mag schaf haben XLIIII
Zinnßkue
Wie man es füran mit den Zinßkuen sol hallten XLIIII
Schwein
Von den Schweinen, die man nit verhûett XLIIII
Vollen, Gstuett
Kainen gewachssen Vollen noch Stüet hinder zwayen jarn allt aus dem lannd
zu uerkauffen XLV
Gemaine wayd
Das die wayd auf den gemainen nach Osstern sollen vnuerpotten sein vnnd
offenn gehallten werden XLV
Viech zustellen
Das die Ambtleüt nyemandt Jr viech zustellen sollen XLV
Wüecherisch keüff
Wuecherisch vnd vnzymmlich keüff vnd Contract nit züzelassen XLVI
Keüff auf porg
Das nyemanndt jchts auf porg hoher dann vmb par gellt geben, Noch den ge-
trayd auf der wurtzl verkauffen sol XLVI
Fürkauff
Hernach uolgen die Lanndtpot Von wegen des Fürkauffs XLVI
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Viechkauff
Erstlich vomm fürkauff des faisten vichs, Ochssen, Schlachrinder vnd Swein
XLVII
10
Fürkauff
Die allten Lanndpot mit dem viechkauf f vorm walld wieuor zehallten XLVII
Vomm fürkauff des magern viechs XLVII
Vomiti fürkauff des wayduiechs XLVII
Von straff des fürkauffs wider obuerschriben Ordnung XLVII
Wellich in dem verpott des fürkhauffs sollen außgeschlossen sein XLVIII
Wie die Lanndtleüt vnnd Gasstgeben klain viech vnnd essennde pfennwert an
den heüsern vnd stallen kauffen mögen XLVIII
Wie die Metzger das klain viech allenthalben wol khauffen mögen XLVIII
Wie allt ain Kalb oder Lamp, so man metzgen wil, sein sol XLVIII
Wie die Metzger aus den Stetten, die den fürkhauff treyben, von jren herr-
schafften sollen vrkhündt haben XLVIII
Bschaw des fleysch
Das man khain fleysch vnbeschawt schlagen noch vermetzgen sol XLVIIII
[Neue Seite]
Viechungellt
Ordnung des Viechungellts XLIX
Fürkauff, Keüffel, Fragner, Hegkler
Wie die Keüffel, Fragner oder Hegkler sich mit dem fürkauff jmm land vnd an
den Grenitzen hallten s ôllen XLIX
Fürkauff auff offenn Märckhten
Vomm fürkauff in gemain auf offenn Märckhten XLIX
Fürkauff Getraids
Vomm fürkauff des getrayds L
Garnns, Woll
Vomm fürkauff Garns vnnd Woll L
Gfülls, Leders
Vomm fürkauff des Gfülls vnd Leders L
Fürkauff aus dem Lannd
Das die jnwoner den außlenndern kein war fürkauffen, noch aus dem Lannd
schickhen sollen LI
Das die Ambtleüt nyemanndt den fürkauff erlauben sollen LI
11
Leinweber, Wollwürchern, Loder
Wie die Leinweber, Wollwürcher vnnd Loder auf dem lannd jre hanndtwerch
arbaiten mögen
LI
18 Wie die obuerschriben lanndtpot, den fürkauff betreffend, so des nottürff-
tig vrsach fürfallen, zu zeyten geänndert mögen werden LII
Färber, Thuechscherer, Sattler, Riemer, Kometmacher
Von den Färbern, Thüechscherern, Sattlern, Riemern vnnd Kometmachern
aufm lannd LII
Stôrer
Von den Stôrern auffm lannd 19 LUI
[Neue Seite]
Gwanndschneyder auffm lannd
Das durch die, so aufm Lannd sytzen, kain tuech eilenweis soll außgeschnit-
ten werden 20 LUI
Gwerb der Ambtleüt
Das khain Ambtman wider der Stett vnnd Märckht willen bey jnen sol ge-
werb treyben LUI
Hausirer, Lanndfarer, Cramer
Verpot wider die hausirer, lanndfarer vnnd Cramer LUI
21Müllner vnd Müllwerchs
Ordnung des Müllwerchs 22LIIII
18 1516: Dieser Artikel ist noch nicht enthalten.
19 1516: »LII«.
20 1516: »LIU.
21 1516 ist an dieser Stelle noch folgender Abschnitt enthalten:
»Vischerey
Landpot vnd Ordnung der vischereyn halb in Bayren LIIII
Vnd Erstlich auf der Thunaw, Von Rain bis gen Passaw vnnd allen anndernfliessenn-
den wassern vnndpächen LIIII
Dise Ordnung nit allain an der thunaw, Sonnder auf vnnd bey allen anndern flies-
sennden vischwassern, souil an yedem orth leydennlich ist, auch zuhallten LVI
Das die ärch nit allain auf der thunaw, Sonnder aufm yne vnndjser sollen verpotten
sein LVI
Von Mas der hochtl, kärpfl, rothuchl, pärbl vnd anderer visch LVI
Von der Krebssen Mas L VIII
12
Vnd Erstlich wie die jrrung zwischen der Müllner sollen enntschiden werden
23LIIII
Ordnung des Malwerch 24LIIII
Vmb der Müllner Ion vnd Mas, vnd das sy die leüt bey dem malen sollen las-
sen vnd jr guet vngeergert geben 25LIIII
Vmb Zarg vnd Müllauf f 26LV
Wie man die Mül bestatten sol 27LV
Wie man das Mei von der zarg schlagen soll 28LV
VommMelfall 29LV
Von beschawen des Mülwerchs vnd Mülmas 30LV
[Neue Seite]
Bschaw der Mas, Ellen, Gewicht
3 Von Beschaw vnnd Bfächtung aller Mas, Ellen vnd Gewicht LVI
Hernach volgenn die Lanndtpot vnnd Ordnung von wegen der Eehalltenn,
Diennstknecht vnnd taglôner fürgenomen, Vnd nämlich zu Erst ain gemain
Lanndpot 32LVII
Eehallten, Knecht, Dieren, Tagloner
Der Eehallten, Ledigen knecht, Diern vnd Tagloner halb 33LVI
Ledig knecht, Ledig weibßpilld
Die Ledigen knecht vnd weibßpilld nit zu beherbergen 34LVII
Eehallten
Von straff der Eehallten, die jrn herren vnauffgesagt aus dem diennst geen 35LVII
Von straff der so obuerschribn e gepot überfaren L VIII
Verpot vnd Ordnung wider die, so auf den gemain en wassern vischen LIX«
22 1516: »LIX«.
23 1516: »LIX«.
24 1516: »LIX«.
25 1516: »LX«.
26 1516: »LX«.
27 1516: »LX«.
28 1516: »LX«.
29 1516: »LX«.
30 1516: »LXI«.
31 1516: » Von Beschaw der Mas, Ellen vnnd Gewicht LXI«.
32 1516: »LXII«.
33 1516: »LXII«.
34 1516: »LXII«.
35 1516: »LXII«.
13
Eehallten
Jn was zeit der herr vnd eehallt aneinannder den dienst aufsagen sollen 36LVII
Von straff der Eehallten, so heymlich aus dem dienst geen 37LVIII
38Von straff der gedingten Eehallten aus dem fürstenthumb geporn, so den
paursleüten in der maystenn arbait on vrsach aus dem lannd enntlauffen LVIII
Von den Handtwerchßknechten 39LVIII
40Sün vnd Tochter
Von straff der Sün vnd Tochter, die jrn Elltern vmb Ion dienen 41LVIIII
[Neue Seite]
Taglôner, Maurer, Stainmetzen vnd jre knecht
Der Maurer, auch Stainmetzen, die rauch stainwerch arbaiten, vnd anderer
handtwercher vnd taglóner halben 42LVIIII
36 1516: »LXIII«.
37 1516: »LXIIU.
38 1516 hier: »Das die Eehallten aus dem Fürstennthomb geporen darjnn dienen sollen
LXIIII«.
39 1516: »LXIIII«.
40 1516 ist an dieser Stelle noch folgender Abschnitt enthalten:
»Eehallten besolldung
Von der dienstleüt vnd eehallten besoldung, der wir vnns mit vnnser Landtschafft
fürohin in vnnserm Fürstennthomb allso zehallten vnnd nit darüber gegeben zu-
werden veraint haben
Vnnd fürs Erst Von besolldung der Marstaller vnnd annderer Raysigen knecht LXV
Der Ray sigen vnnd annderer Knecht schlaftrünnckhalben LXV
Von besolldung der Keller vnd Koch LXV
Von der Thorwart vnd Wächter besolldung LXVI
Von der Eehallten belonung auf dem lannd, Vnd Erstlich
Von des obristen Pawmans besolldung LXVI
Von besolldung des mittern Pawknechts LXVI
Von besolldung ains Fuetrers LXVI
Von besolldung ains Menknechts LXVII
Das die nägstuerschrien gesatz von der Pawrsleüt Eehallten allain bey den grossen
pewen stat haben LXVII
Von belonung der Köchin LXVII
Von Besechamben der Pawrsleüt aufm lannd LXVII
Von besolldung der Viech[-] vnd Haußdiern LXVII
Von belonung der kindßdiern LXVII
Das obuerschribne gepot allein derennden der Eehallten belonung allso übermässig ist
stat sollen haben LXVIII«.
41 1516: »LXVIII«, dann folgender Einschub:
» Von straff der Eehallten, so nit dienen wollen LXVIII«.
42 1516: »LXVIII«.
14
Tagion
Jtem was ainem yeden obuermelltem werchman vnd jren knechten von
Gregorij bis auf Michaelis sambt dem essen zu taglon sol geben werden 43LX
Tagion für speiß vnd Ion 44LX
Taglon von Michaelis bis auf Gregorij sambt der Cosst 45LX
Wo sy aber vermellte zeyt die Cosst nit haben, was jne für speiß vnnd Ion
sol geben werden 46LXI
Zymmerleüt
Der zymmerleüt belonung 47LXI
Tagwercher
Der gemainen taglóner belonung halb, Alls
Deckher,
Stroschneyder,
Mißtpraitter,
Mader,
Schnidter,
Drescher,
Holltzhagker,
TaglÔner 48LXII
Wo von aliter nit souil zu Taglon war geben, sol es dabey beleiben 49LXII
Taglóner aufsteen
Von straff der taglóner, die ainem aufsteen 50LXII
Mayster
Das ain Mayster sein angenomene arbait sol vollennden 51LXIII
[Neue Seite]
Verpot des Gründt- oder beschlus- vnd fürstweins vnd annderer überflüssi-
ger belonung 52LXIII
43 1516: »LXIX«.
44 1516: »LXIX«.
45 1516: »LXX«.
46 1516: »LXX«.
47 1516: »LXX«.
48 1516: »LXX1«.
49 1516:»LXXIU.
50 1516: »LXXII«.
51 1516: »LXXII«.
52 1516: »LXXII«.
15
53Wie vorgeschribne pot aus vrsachenn mögen geänndert vnnd die überfarer
gestrafft sollen werden LXIII
Eehallten bey den Schlössen
Der Pawrn knecht vnnd Diern halben, so bißher durch ettlich Pfleger vnd
Richter jnen vmb geringe belonung zu dienen oder abzukhauffen gedrungen
sind worden 54LXIII
Pötten
Das den Reytenden vnnd Füeßpotten füran glaübwirdig vnd zerugk besyglt
pottenpüchssen sollen angehenngt werden 55LXIIII
Gotzlósstrung, Zuetrinckhen
Wie all Prediger das volckh offennlich an der Canntzl ermanen sollen, sich
vor Gotzlósstrung, dem zuetrinckhen vnnd andern hieuor gesetzten sündi-
gen Sachen zu ennthallten 56LXIIII
Ambtleüt halben
Von hanndthabung diser Lanndßordnung gegen den Ambtleüten 57LXV
Lanndsässen halben
Wie es gegen den Lanndsässen, so dise Lanndpot vnd Ordnung überfarn, ge-
hallten sol werden 58LXV
[Neue Seite]
Das dise lanndtpot vnd Ordnung den Fürsten vnd lanndsässen 59in annder
weg an jren Rechten vnuergriffen sein sol 60LXVI
Das diser lanndtpot vnd Ordnung bey ainem yeden Gericht ain Libell sein
vnd behallten werden soll 61LXVI
53 1516 nur: »Von Straff der, so vorgeschribne pot überfaren LXXII«.
54 1516: »LXXIII«.
55 1516: »LXXIIII«.
56 1516: »LXXIIII«.
57 1516: »LXXV«.
58 1516: »LXXV«.
59 1516: »in annder weg« fehlt.
60 1516: »LXXVI«.
61 1516: »LXXVII«.
16
Das dise lanndtpot vnd Ordnung vnd in besonnder die nottürfftigistenn
Artigkl järlichen an dem lessten 62Pfingstfeirtag, Auch yetz jmm anfang, vor
der menig des volckhs sollen verlesen werden 63LXVII
Hye enndet sich das Register.
[Neue Seite, in der Zählung fol. 1:]
VOn gottes genaden wir Wilhelm vnd wir Ludwig Pfalltzgrauen bey Rein,
Hertzogen in Obern- vnd Nydern-Bairen etc. gebrueder, Regirenndt
Fürsten, thuen allermenigklich in vnnserm Lannde zu wissenn: dieweyl wir
beed gebrueder vnnser Hertzogthumb bairen vnuertailt miteinannder zu
Regirn fürgenomen haben, So wil sich hierauf gepürn, das ain Satzung,
Ordnung, vnnd Lanndtpot darjnn sey vnd gehallten werde; vnd wann aber
weylennd vnser vorfarn regirennd Fürsten, vnd in besonnder amm jüngsten
die hochgepornnen fürsten herr Albrecht, vnser lieber herr vnd vatter, auch
Herr Jörg vnnser lieber vetter, beed pfalltzgrauen bey Rein vnd hertzogen in
Obern- vnd nydern-Bairen etc. all loblicher gedechtnuss, verganngner jar in
jrn Fürstlichen regirungen yeder für sich selbs, jrn landen vnd leüten, auch
gemainem nütz zu fürdrung, vnntterhalltung vnd aufnemen, vil vnd maniger-
lay sittliche vnd rechtmässig, auch nützliche vnd ersprießliche statut, Sat-
zung, Ordnung vnd Landtpot haben außgeen lassen, die aber nach
gelegenhayt vnd gestallt der leüff ettlich zeyt here wenig gehallten vnnd zum
tail in verges s ennhait komen sind, Demnach haben wir auf mer gehallten
Landtagen mit gemainer vnnser landschaft dauon gehanndlt, vnnd alls darauf
zu nägstgehalltem lanndtag zu Jngolstatt amm viertzehennden tag des
Monats Aprilis jmm Fünfftzehenhundert vnd sechtzehendem jar gemaine
vnser landschaft ettlich aus jnen von allen Stennden deßhalben zu vnns vnd
vnnsern Räten gen München verordent, haben wir vnd vnser rate mit rate
derselben verordenten aus der landschaft sólh vnserer vorelltern alite statut,
Satzung, Ordnung vnd landpot mit vleis erwegen, die zum tail verneüert, ge-
leüttert vnd gepessert vnd dartzü noch mer neüwe vnd sondere nützliche
statut, Ordnung vnd landpot zu gemainem nütz, auch lannden vnd leüten
in vil weg nottürfftig, dinstlich vnd gut beratschlagt vnd fürgenomen vnd
offennlich in diss gedruckt büech vergreiffen lassen.
[Neue Seite, in der Zählung fol. V:]
Der Erst tail diss buechs betreffend handthabung des lanndtfridens
Nachdem der Erst tail diss Buechs auf des heiligen reychs Lanndßfriden ge-
gründet vnd gesetzt ist, damit dann menigklich imm Fürstenthumb Bayren
wissenn empfach, was der Lanndßfriden vnnd warauff er. gesetzt sey, Auch
62 1516: »weyhennächt vnd Pfingstfeyren «.
63 lßl6:»LXXVII«.
17
ain yeder die nachuolgennden Landtpot vnd Ordnung jmm Ersten tail diss
büechs deßt stattlicher versteen móg, So ist darauff des Lanndßfridens ain
glaubwirdig abschrifft hernach uergriffen Vnnd fürnemlich, wie der durch
Römische kayserliche Mayestat, dazemal in Königlicher wirde, auch Chür-
fürsten, Fürstenn vnnd annder Stennde des Reychs zu Wormbs auffgericht
ist.
[Seitentitel fol. 2:J Das II blat
[I.l.JDer königclich Lanndfrid
WJr Maximilian von gottes genaden Romischer kónig, zu allen zeyten merer
des Reichs, zu Hungern, Dalmacien, Croacien etc. Konig, Ertzhertzog zû
österreych, Hertzog zu Burgundj, zu Brabannt, zu Lothering, zu Steir, zu
Kernden, zu Crain, zu Lymburg, zu Lützelburg vnd zu Gelldern, Graue zu
Flanndern, zu Habspurg, zu Tyrol, zu Phirt, zu Kyburg, zu Arthois vnnd zu
Burgundj, Pfalltzgraue zu Hönigaw, zu Holannd, zu Seelannd, zû Namur
vnnd zu Zütphen, Marggraue des heyligen Römischen Reychs vnnd zu
Burgaw, Lanndgraue zu Elsas, Herr zu Frießlannd, auff der winndischen
marckh, zu Portenaw, zu Salins vnnd zu Mecheln etc., Embieten allen vnd
yegklichen vnnsern vnd des heyligen Reychs Chürfürsten, Fürsten, Geyst-
lichenn vnnd Welltlichen, Prelätenn, Grauen, Freyen, Herren, Rittern,
knechten, haubtleüten, vitzthomben, Vögten, Pflegern, Verwesern, Ambt-
leüten, Schultheyssen, Burgermaistern, Richtern, Räten, Burgern vnd Ge-
mainden vnd sonnst allen anndern vnnsern vnnd des heyligen reychs
vnnderthanen vnnd getrewen, in was wirden, States oder wesenns die sein,
den diser vnnser königklicher brief oder abschrift dauon zu sehen vnd zû
lesen fürkomen oder gezaigt wirdet, vnnser gnad vnnd alles gut. Alls wir
hieuor zû der höhe vnd last des heyligen römischen Reichs erwölt Vnd nun
zu regirung desselben komen sein vnd vor äugen sehen stäte onunntterlässige
anfechtung gegen der Cristenhait nun lange zeyt geûebet, dardurch vil könig-
reich vnd gewellt cristenlicher lannde in der vnglaubigen gehorsam pracht
sein, allso das sy Jr macht vnnd herrschung biß an die Grenitzen teütscher
Nacion vnd des heiligen Reychs
[Seitentitelfol. 2':J Der königclich lanndfrid
erstreckht, Darzû sich auch diser zeyt mercklich gwelt erhebt haben,
vnnserm heiligen vatter Babst vnd der römischen kirchen Stett, Landtschafft
vnnd widemgueter, auch annder des römischen reichs lanndschafft vnnd
öbrigkait gewalltigklich überzogen haben, Daraus nicht allain dem heiligen
reich, sonnder auch der ganntzen Cristenhait schwäre mynndrung, verwues-
tung vnd verlusst der seelen, Eeren vnnd wirden 64erchachssen, wo nit, mit
64 1516: »erwachssen«.
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statlichem zeytlichem Rate Dagegen getrachtet vnnd zu fürdrung desselbi-
gen stathafftiger verfenngklicher Frid vnd rechte im reich aufgericht vnd in
bestenntlichem wesen erhallten vnd gehandthabt würde; darumb mit ein-
muetigem zeytigem Rat der Erwirdigen vnnd Hochgepornnen vnnser lieben
Neuen, ôheymen, Chürfürsten vnd Fürsten, geystlichen vnd welltlichen,
auch Preläten, Grauen, Freyen, Herren vnnd Stennde habenn wir durch das
heilig Reich vnd teütsche Nation ainen gmainen Friden fürgenomen, auf-
gericht, geordennt vnd gemacht, Richten auf, Ordnen vnnd machen den auch
jn vnnd mit Chrafft ditz brieffs.
[I.2.] Fridpott
Allso das von zeyt diser verkündung nyemandts, von was wirden, stannds
oder wesens der sey, den anndern beuehden, bekriegen, berauben, vahen,
überziehen, belegern, auch darzu durch sich selbs oder yemannts anndern
von seinen wegen nicht dienen, noch auch aynich Schloss, Stett, Märckht,
beuesstigung, dôrffer, hôf oder weyller absteigen, oder on des anndern willen
mit gewalltiger That fräuenlich einnemen, oder geuärlich mit prannt oder in
annder wege dermassen beschedigen sol, Auch nyemandt sôlhen thätern Rat,
hillff oder in kain ander weyse beystanndt oder fürschub thun, auch sy
wissenntlich oder geuärlich nit herbergen, behawsen, ätzen vnd trennckhen,
ennthallten oder gedullden. Sonnder wer zu dem anndern zusprechenn ver-
[Seitentitelfol. 3:J Das III blat
maint, der sol sólhs thün an den ennden vnd gerichten, da die sach hieuor
oder yetz in der Ordnung des Camergerichts zu außtrag verteidingt seind
oder künfftigklich werden oder ordennlich hingehören.
[1.3.] Auffhebung aller vehde
Vnd wir haben darauff all offenn vehde vnd verwarung durch das ganntz
Reich auffgehebt vnd abgethan, heben die auch hiemit auf vnd thun die ab
von Romischer konigklicher machtvolkomenhait jn vnd in krafft ditz briefs.
[I.4.] Die Peen der Fridprecher
Vnd ob yemanndt, was wirden oder stannds der oder die wären, wider der
eins oder mer, so vorgemellt jmm nächsten artigkl gesetzt ist, hanndeln oder
zu handeln vnderstunden, die sollen mit der that von Recht, zusambt ann-
dern peenen, in vnnser vnd des heyligen Reychs Acht geuallen sein, die wir
auch hiemit in vnnser vnd des heiligen reichs Acht erkennen vnd erclären.
Allso das Jr leyb vnnd guet allermenigklich erlaubt, vnd nyemandts daran
fräueln oder verhanndeln sol oder mag, auch alle verschreibung, pflicht oder
pündtnuss, jnen zusteende vnd darauf sy vordrung oder Zuspruch haben
mochten, sollen gegen den jhenen, die in verhaf ft wären, ab vnd todt, auch die
19
lehen, souil der überfarer der gepraucht, den lehenherrn verfallen vnd sy
derselben Lehen oder derselben tail, so lanng der Fridprecher lebt, Jm oder
anndern lehennserben züleyhen oder den seinen tail der abnützs volgen zu
lassen nit schulldig sein.
[Seitentitelfol. 3':J Der königclich lanndfrid
[I.5.] Wann die thäter des fridpruchs nit of fennbar, vnd das yemannts ver-
dacht war
Vnnd ob Chürfürsten, Fürsten, Preläten, Grauen, Herren, Ritterschafft,
Stett oder annder, in was stannds, wirden oder wesenns ein yeder sey,
geistlich oder welltlich, oder die jren, wider disen frid beschedigt würden,
vnnd die thäter nit so offennbar, sonnder yemandt der verdacht war, auch die
Clager sy des nit beweysen wollten, vnnd doch aus redlicher anzaigung in
verdacht stuenden, so sollten vnd mochten der Chürfürst, Fürst, Prélat, Graf,
Herr, Ritterschafft oder Stett, dem oder des mannen, Preläten, grafen,
herren, Ritterschafft, vnnderthanen oder verwonnten schaden geschehen
war, den oder dieselben beschreyben vnnd für sich vertagen vnd enntschulldi-
gung mit dem aide von demselben zunemen. Vnnd ob der oder die verdach-
ten sich der enntschulldigung vnd fridpruchs in aynich weg widerten oder auf
die Vertagung nit erscheinen weiten, so sollen sy der beschedigung vnd
fridpruchs schulldig gehallten, vnd afftermals gegen jnen lawt diss gepots
möge gehandelt werden; doch so sol derselb Chürfürst, Fürst, Prélat, Graf,
Herr, Ritterschafft oder Stett dem oder den selben vngeuärlich Glayt zu-
schreiben, ab bey vnd zu sôlhem tag, biß wider an jr gewarsam für sy vnnd alle
die jhenen, so sy mit jnen zu sólhem tag brächten vngeuärlich. Vnd ob man
die tagßbrief jnen nit mócht zu hannden bringen, So sol man die an zwaien
oder dreyen orten aufslagen, da sy zuversichtlich henndl vnd wesen hetten.
/Seitentitel fol. 4:] Das Uli blat
[I.6.] Das ein ieder dem fridprecher anzugreiffen vnd nachzeeilen schull-
dig ist
Ob auch wider disen Friden vnd vnnser gepot yemanndt beraubt, beschedigt
vnd züegriff beschehen würden, so sollen alle die jhenen, die des zu frischer
That ermannt oder sonnßt jnnen würden, mit Macht nacheylen vnd mit
vleissigem ernnst gegen sólhen beschedigern hanndeln vnnd fürnemen, alls
war es jr selbs Sachen, dieselben zuhannden zupringen.
[1.7.] Die Fridprecher nit ze hausen
Es sollen auch sôllich Thäter vnd Fridprecher nyemanndt hausen, herbergen,
ätzen, trenckhen, ennthallten, fürschub thün in seiner obrigkait, aygenthumb
vnd gepieten, sonnder dieselben annemen vnd zu jnen mit dem ernnst von
Ambtß wegen richten vnd auch auf menigklichs klag rechts vngesaumbt von
20
jnen hellffen, dawider sy nit schützen, schirmen oder fürtragen solle, aynich
trostung, sycherhait, freyhait oder Glayt, Wenn sy des alles ausserhalb ver-
willigen des widertails vnempfenngklich sein vnnd nit genyessen sollen in
khain weg, Wann wir in allen trostungen vnnd sycherhaiten, fürwortten vnd
glayten, von wem die gegeben werden, sôlh fridpruch wollen außgenomen
vnd darjnn nit begriffen haben.
[I.8.] Von Ennthalltung der Fridprecher
Vnd ob die Thäter vnd überfarer diss fridens enthallt, beuestigung oder sonst
dermaß fürschub oder gonst hetten, also, das stattlicher hillff vnd veldzugs
not war, auch ob yemandt in disem Lanndtfrid begriffen, von was Stanndes,
wirden oder
[Seitentitelfol. 4':] Der königclich landtfrid
wesenns der sey, geistlich oder welltlich, von yemanndt den diser landfrid nit
begreiffen würde, beuehdt, bekriegt oder sonnst beschedigt oder die thäter
vnnd beschediger hausen, ennthallten oder den hillff oder beylegung thun
würde, dasselbig sol durch die beschedigten oder auch von vnnserm Camer-
richter an vnns oder vnnser anwällde vnd die järlich versamblung der Chür-
fürsten, Fürsten vnd Stennde des Reichs pracht werden, daselbs den
bekriegten oder beschedigten vnuerzogenlich hillff vnd beystandt oder ret-
tung geschehen sol. So aber der hanndel mit Überzug oder sonst dermassen
gestallt sein würde, das der järlichen versamblung aus notturfft nit zu erpey-
ten wäre, geben wir hiemit macht vnnserm Camerrichter, von vnnsern wegen
vnns vnnd die Chürfürsten, Fürsten vnd Stennde des Reichs fürderlich an ge-
legen Malstat zu beschreyben, dahin wir vnnd sy oder vnnser vnnd jr anwälde
treffennlich komen oder mit macht schicken sollen vnd wollen, Dauon wie
obsteet zu ratschlagen vnd zu handeln; doch mag vnd sol nicht deßtmynder
vnnser Camerrichter vnnd Camergericht allzeyt auf anruffen der beschedig-
ten oder bekriegten oder auch von ambtz wegen wider die überfarer vnd
fridprecher wie Recht procediren.
[I.9.] Von der Einspenigen knecht wegen
Vnnd ails vil Raysig vnd Fueßknecht seind, die ains tails ganntz khain herr-
schafft haben, auch ettlich dienst verpflicht, darjnn sy sich wesennlich doch
nit hallten, oder die herrschafft, darauf sy sich versprechen, jr zu Recht vnd
pilligkait nit mächtig seind, sonnder in lannden jrem vortail vnd reyterey
nachreyten, Ordnen, setzen vnd wollen wir, das hinfür solh raysig vnd fueß-
knecht in dem heiligen Reich nit sól-
[Seitentitel fol. 5:] Das V blat
21
len gedulldt oder auf fennthallten werden, sonnder wo man die betretten mag,
so sollen sy angenomen, herttigklich gefragt, vnd vmb jr mißhanndlung mit
ernnst gestrafft vnd auf das wenigist Jr Hab vnd Guet angenomen, gepeütet
vnd sy mit aiden vnd pürgschaften nach nottürft verpunden werden.
[1.10.] Ob geystlich person wider disen frid hanndleten
Jtem Ob Geystlich person, des wir vnns ye nit versehen, wider disen vnnsern
friden vnd gepot hanndeln würden, so sollen Preläten, die on mittl ordenn-
lichen gerichtszwanng gegen jnen haben, sy auf ansuechen des beschedigten
vngesaumet darzu hallten, kerung vnnd wanndel der schaden zu thün, souerr
sein vermögen raicht, vnd sy herttigklich vmb die überfarung straffen. Vnnd
ob dieselbigen seümig vnnd die thäter nit gestrafft würden, so setzen wir sy
auch die thäter hiemit aus vnnser vnnd des Reychs gnad vnnd schirm, wollten
sy auch alls jrrer des fridenns in jrer widerwertigkait nit versprechen oder
verteydingen in khain wege, doch sol jnen die entschulldigung ob sy verdacht
wären, wie von den welltlichen obsteet, auch zugelassen werden.
[1.11.] Das khain verschreibung wider den Lanndfriden pinden mög
Es sol auch wider disen friden nyemant mit verschreibung, pflichten oder in
ainich ander weg verpunden sein oder werden, diezeit diss Lanndfridens,
wann wir solhes alles aus Chrafft vnser konigklichn obrigkait krafftlos vnnd
vnpyndig erkennen vnd erclärn. Doch sol dasselbig in anndern stuckhen,
puncten vnd articklen derselben verschreibungen, pflicht
[Seitentitelfol. 5':] Der königclich landtfrid
oder verpüntnuss jrer jnnhallt vnuerletzlich vnd vnschedlich sein, vnd sol
diser lanndfrid nyemandt an seiner aufrichtigen schulld verschreibung nemen
oder geben, geben oder nemen.
[1.12.] Das der Fridprecher on des beschedigten Willen nit sol absoluirt
werden
Vnd welcher oder weih allso durch verwürckung wie uor vnd nach steet in
Acht komen, die sollen auch von vns dauon nit absoluirt werden, dann mit
willen des beschedigten; der oder die prächten sich dann mit Recht daraus.
[1.13.] Das ain yeder den Lanndfriden bey peene der Acht zue hallten
schulldig sey
Vnd darauf entpfelhen wir allen vnnd yeden obgeschriben, Euch auch hiemit
aus Romischer kongklicher macht bej den ayden vnd pflichten, die jr vnns
von des Reychs wegen in sonnderhait gethan vnd bej der gehorsam Jr vns alls
Römischen kónig schulldig seyt, vnnd bey verlust aller gnaden, priuilegien
vnnd rechten, so Jr von vnns vnd dem heyligen Reich oder anndern habt,
ernnstlich vnd vesstigklich gepietend, das jr disen obgeschriben frid vnd
22
vnser gepot mit allen puncten, artigklen vnd jnnhallt stät vnd vesst hallten,
auch durch Ewr Fürstenthumb, Grafschafft, Herrschafft, Gepiete vnd was
yeglicher in regirung vnd beuelh hat, mit euren ambtleüten, vitzthomben,
pflegern, Verwesern, stathalltern, wie die namen haben, auch eürn vnder-
thanen zu hallten vnd zu uollziehen ernnstlich schaffet vnnd bestellet, daran
nit säumet, noch darwider trachtet oder thuet, haymlich oder offennlich, in
khain weise alle vorgemellt zusambt anndern peenen der gemainen reychs
recht, der konigklichen reformation vnd vnnser Swäre vngnade zu uer-
meyden.
[Seitentitel fol. 6:] Das VI blat
[1.14.] Auffhebung aller freyheit, so wider disen Lanndfride seyen
Wir setzen auch hindan alle vnd ygliche gnad, priuilegia, freyhait, herkomen,
pyndtnuss vnd pflicht, von vns oder vnnsern vorfaren amm Reich vnd
anndern hieuor ausganngen vnd verfaßt, in den vnd die in ainich weise wider
disen vnnsern friden gesein oder gethün mochten, mit was Worten, clausein,
maynungen die gesetzt oder verpflichtet wären, die wir auch aus romischer
Ko. [niglicher] Machtvolkomenhait hyemit hindan setzen, vnd wollen, das
sich nyemants, von was wirden, stannds oder wesenns der sey, wider disen
friden vnd gepot durch sôlh gnad, freyhait, herkomen oder verpündtnuss
schützen, schirmen oder verantworten sol vnd mag in khain weyse.
[1.15.] Diser Lanndfrid sol den anndern Rechten nit abpruch thun
Vnd sol diser Frid vnd gepot dem gemainen vnserm vnd des reichs recht vnd
anndern Ordnungen vnd gepoten vormals ausgangen nit abprechen, sonnder
das meren vnd auf stund yederman nach diser verkündung den zu hallten
schulldig sein. Hyebey seyen gewesen vnnser lieb andechtigen Neuen, ôhey-
men, Schwäger vnnd getrewen, Chürfürsten, Fürsten vnd Fürstenpotschafft,
Preläten, Grauen, Herren, Ritterschafft vnd der Stett senndpotten in tref-
fennlicher anzal. Mit vrkund diss briefs besygellt mit vnnserm konigklichen
anhanngenden jnnsygl. Geben in vnnser vnd des heiligen reichs Statt Wormbs
amm sybenden tag des Monats Augusti Nach Christi gepurd Viertzehen-
hundert vnd jmm Fünffundneüntzigisten, Vnnser reich des Romischen jmm
zehennden, vnd des Hungerischen jmm Sechßten jaren.
Hie enndet sich Kônigklicher Mayestat
Vnd des heyligen Reichs Landßfrid.
[Seitentitel fol. 6':]
Hernach uolgen die Lanndpot jmm Fürstennthumb Bairen, zu hanndt-
habung des Landfridens fürgenomen
[Seitentitel fol. 7:] Das VII blat
23
[1.16.] Landpot wider die Mörder, Todschleger, Ausztreter vnd ander
Beschediger, jr hellffer, Fürschieber vnd Enthallter
ALls in vnnserm Fürstenthumb vnnd Lannde zu Bairen yezuzeiten Mordt,
fürsetzlich vnd vermessennlich Todtschleg bescheen vnd entsteen, darumb
dieselben, auch sonnst in kurtzer zeyt vil muetwillig person fräuenlich vnd
über das denselben personen gepürlichs vnd lanndleüffigs Recht gegen jrn
widertailen nit versagt worden ist, Ausgetretten vnd jrn widerpartheien vnd
andern jnwonern vnsers lannds über vnd wider völlig Rechtpot mit drôlichen
vehdschrifften, angriff, prannt, notschatzung vnd in annder vnrechtlich wege
beschedigung vnd merckliche beschwärde, dardurch sy in verderben vnd
abnemen komen sind, zugefuegt, Sy auch zuzeyten damit so harrt vnd gwell-
tigklich gedrungen haben, das sy dieselben widertail vnd vnnser jnwoner, zü-
sambt jrn erlitten Cosst vnnd schaden, jnen seihen außtrettern vnnd
nottheydigern vmb jrs vnrechtmässigen fürnemens vnd Verhandlung wegen
glayt vnnd sicherhait, darnach landßhulld außpringen, sy auch dartzü jr
ettlich über das alles nach jrem willen mit jnen vmb jr vermaint sprüch vnd
vordrung, wo sy änderst zu rue haben komen wollen, wider Recht vnd des
heyligen Reichs Lanndßfriden ver-
[Seitentitelfol. 7':] Der Erst tail
ainen vnd vertragen mûessen, Das wir als Regirend landsfürsten lennger zu
gedullden, zuuorab gegen got schwärlich zu ueranntwurten ze sein, nit vn-
pillich zu hertzen genomen.
Vnnd haben darauf in betrachtung desselben vnnd zu fürdrung gemains nutz,
rechtens vnd gerechtikait, Auch vnnsern Lannden vnd leüten zu fürdrung
sôlhes auffs pesst wir mögen zu wenden vnd zufürkomen, auch gemainen
landsfriden deßtstattlicher zu beschützen vnd hanndtzehaben, bey vnns
selbs, auch vnser Landtschaft aller stennd bewegen vnd in Rate wolbedecht^
lieh nachuolgenndt Ordnung vnnd gesatz darüber fürgenomen. Setzen, ord-
nen vnnd wollen darauf, das nun füran wir für vnns selbs, on mereklich
beweglich vrsach vnd ausser vnnser treflichen rate Rat, noch kainer vnser Rat
noch Ambtman, Er sey Hofmaister, Vitzthomb, Haubtman, Renntmaister,
Lanndschreiber, Richter, noch annder vnnser Ambtleüt, Landsässen oder
vntterthan, in was stannds, wirden oder wesenns der oder die seyen, weder in
vnsern Landtgerichten, Herrschafften, Stetten, Märckten, Hofmarchen,
Dorffern, noch sonst kainem, der in vnnserm lannde ainen Mordt oder für-
sätzlichen vermessennlichen Todschlag thut, Außtritt, absag vnd vehdbrief
anschlecht oder zuschreibt, deme recht vor seins widertails geordennten
Richter, nach Ordnung vnnd gewonhait desselben Gerichts, darjnn er geses-
sen, nit versagt ist, noch seinen hellffern oder denen, so denselben Mordern,
todschlegern oder Außtrettern wissenntlich raten, sy behausen, enthallten,
fürdern, ätzen, trenckhen oder annder zu vnd fürschub thün, aynich sicher-
hait, verglaittung oder landßhuld, denn allain zû Recht, in hernach begriff em
24
form geben, noch den einganng noch jnwonung in vnnserm Fürstennthumb
mer ze haben, Weder aus Gab, pethe, noch aynicher annder sach, wie die er-
dacht werden mochte, haimlich noch offennlich züelassenn, gestatten, noch
verhenngen sollen bey ver-
[Seitentitelfol 8:J Das VIII Blat
meydung vnnser schwären vngnad vnnd straffe. Sonnder welher oder welch
allso môrdt oder fürsätzlich Todschleg thun, auch welich sich landleüffigs
Rechtens vor vns vnd vnnsern Räten nit benuegen lassen wollen, des doch
ainem yeden fürderlich, wie sych rechtlich zuthun gebürt verholffen sol
werden, vnd darüber außtretten vnnd yemannd beuehden oder durch gwallt-
sam gethaten mit Prannt, gefenngknuss, notschatzung oder in ander der-
gleich vnrechtmässig wege beschedigung thun, der oder dieselben sambt jren
wissenntlichen fürschiebern, ennthalltern vnd hellffern, bey denen sich sôlhs
kündtlich erfyndet, sollen vnsers lands zu Bayren eingang vnd einwonung jr
lebtag aus beraubt vnd verzigen sein vnd bleiben. Wir wollen auch aus Fürst-
licher obrigkait sôlhen außtrettern, beschedigern vnnd anndern dergleichen
übelthättern vnd jren hellffern, enthalltern vnd fürschiebern, die in vnnsern
vnd anndern lannden nyderzewerffen vnd zu erobern mit allem vleis nach-
stellen, vnd, so sy betretten oder auf verglayttung wie obsteet zû recht wider
in das lannd komen vnd von des entleybten fründtschaft nit angeklagt
würden, allßdann nach gestallt jrer mißhanndlung selbs anklagen, rechtuerti-
gen vnd an leyb vnnd leben straffen lassen.
Es soll auch nun hinfüran ainem yeden vnd menigklich, der sollich Mörder,
Todtschleger, Außtretter, Notteydinger vnd Beschediger, auch Jr wissennt-
lich enthallter, fürschieber oder hellffer betretten vnnd erobern khan oder
mag, mit vnd gegen jren leib vnnd guettern, die bey jnen gefunden werden, ze
hanndln frej vnd erlaubt sein vnd damit gegen nyemannd gefräuelt haben;
Sonnder deßhalben von vnns, allen vnnsern Ambtleüten vnd von menigklich
vns vnntterworffen, vngestrafft vnd vnangezogen sein vnd bleiben.
[Seitentitel fol. 8':] Der Erst tail
Dartzu sol auch nun füran ains yeden Mörders vnnd fürsätzlichen tod-
schlegers, auch Außtretters vnd beschedigers, deßgleichs jrer wissenntlichen
Ratgeber, fürschieber, ennthallter vnd hellffer, weib vnd kind, oder annder Jr
nägstgesyppt fründt, wo sy die in vnnserm Fürstenthumb vnnd lannde haben
vnd verlassen, souerr sy warlichen vnd glaubwirdig zu jnen erfyndet, das sy
denselben jren männern, vättern oder gesyppten fründten hillff, rate oder
beystand beweysen, durch vnnser vnd annder Ambtleüt, herrschafften oder
verwallter derselben der ennden, wo sy wonen, aus vnnserm lannd geschafft,
vertriben vnnd darjnnen lennger noch weyter nit gedulldet oder mer einge-
lassen werden.
25
[1.17.] Der gemainen Austretter halb
Nachdem auch auf gehallten Reychßtägen zu Trier vnnd Coin von wegen der
gemainen Außtretter nachuolgennd gesatz vnd Ordnung fürgenomen, So ist
hierauf vnd in sonderlicher bedennckung, das solh außtretten in vnserm
Fürstenthumb Bayren täglichs ye lennger ye mer mermals von gar geringer
vnd liederlicher Verursachung willen beschicht, Vnnser ernnstlich hayssen
vnnd maynung, das füran von allen vnnd yeglichen vnnsern vnntterthanen,
was wirden oder stannds die seyen, sôlicher des Reichs Verordnung vnd
gesatz gelebt, die vollzogen vnd von nyemanndt bey vhnser schwären straff
vnd vngnad dawider gehanndelt noch gethan werden sol. Vnd lawt sóllich des
Reichs Ordnung vnd gesatz allso:
Nachdem sich manigualltigklich begibt, das ettlich leychtuertig vnndterthan
vmb verschulldt Sachen von Jrer herrschafft abtretten vnnd reynnig werden,
dem Rechten zu empfliehen, oder sich sonst vnzymlicher weiß wider jre herr-
schafft
[Seitentitel fol. 9:J Das VIIII blat
oder nachpern enpärn, vnnd vnwillens befleyssen, jre herrschafft oder dersel-
ben vnntterthanen bedroen vnd vmb jre vermaint vordrung nit ordennlich
pillich Recht nemen wollen, haben wir demselben zu begegnen geordennt
vnd gesetzt, das hinfüro nyemandts dieselben wissenntlichen enthallten,
hausen, herbergen oder glayten, sonnder es die ôbrigkait, darunntter sich
sôlh außgetretten hiellten, So sy sólh 65dore vernemen oder verstennd, die-
selben zu pflichten annemen vnd dartzu hallten, sich ordennlichs rechtens
vor jrn herrschafften benûegen ze lassen vnnd thätlich hanndlung zu uer-
meyden, dartzu jne auch jr herrschafften nottürfftig glayt für gewallt zu
Recht geben, Auch fürderlichs gepürlichs rechtens gestatten vnd verhellffen
sol. weih ôbrigkait aber hiewider yemanndts ennthiellt, verglayttet oder nit,
wie obsteet, zu pflichten anneme, so sy des ermannt würde, die sollen mit-
sambt dem, den sy allso ennthallten oder verglayt haben, für ainen Frid-
precher gehallten vnd gegen jnen wie ainem Fridprecher zu Acht vnnd
anndern Penen procedirt vnnd fürgenomen werden.
[Seitentitel fol. 9':J Der Erst tail
[1.18.] wie den straszraubern vnd andern beschedigern vnd landfrid-
prechern nachgeeylt vnnd die zu recht angenomen sollen werden
Nachdem wir aus Fürstlicher ôbrigkait, auch aus erforderung der pilligkait
vnnd rechtens vnnserr Hertzogthomb zu befriden vnd die weg vnd strassen
in vnserm lannde vor straßraubern vnd beschedigern zu uerhuetten schulldig
65 1516: »droe«.
26
sind, haben wir hierauf nach sonnder vleissiger vorbetrachtung vnd mit Rathe
vnnser Lanndtschafft wider die straßrauber vnd beschediger, dieweyl sich
dieselben sonnderlich yetz ettlich zeyt here an den Lanndgrenitzen, auch
anndern orten dy leüt zu berauben vnd zu beschedigen vnnderstannden
haben, nachuolgennde Ordnung fürgenomen.
Vnd nemlich fürs Erst Setzen vnd wollen wir mit ganntzem ernnst, das nye-
mand in vnserm Fürstenthomb bairen, Er sey hochs oder nyder 66ssannds,
reych oder armm, die wissenntlichen straßrauber oder annder beschediger,
außtretter vnd verprecher des heiligen Reichs Lanndßfridens weder haymlich
noch offennlich ennthallten, ätzen, trencken, noch aynichen fürschub thûn
sol. Weiher aber solhs thät vnd zu jme kundtlich vnnd wissenntlich erfunden
würde, der sol nach vngnaden an leyb vnd guet vnd alls ain lanndfridprecher
darumb gestrafft werden.
Wo auch vnnser Hofmayster, Vitzthomb, Statehalltter, Haubtleüt, Räthe,
Pfleger, Richter, Casstner, Vorstmaister, Mautner, Zollner oder annder
vnnser ambtleüt sôlh straßrauber vnd beschedjger in jrn ambten, Gerichten
oder
[Seitentitel fol. 10:] Das X Blat
gepiethen erfaren vnd der gwar werden, sollen sy den wie hernach uolgt nach-
stellen vnd die bej vermeydung vnnserr schwären straff vnd vngnad nit
gewarnen noch schieben, auch die eroberten oder nydergeworffen kains wegs
betägen noch ledig lassen, sonder fenngklich zu Recht annemen vnd in die
gericht, darjnn sy betretten vnd angenomen sind, fueren vnd in guter be-
warung vnd fenngknuss daselbs behallten lassen, Auch on vnser alls Landß-
fürsten wissen vnd willen khains wegs außlassenn, noch in rinnge vnbewarte
fenngknuss legen, sonnder wol uerwarn, vnns vnnd in den Vitzthombambten
vnnser Vitzthomb, Haubtman oder Räte solhs on verzug berichten vnd
weiters beuelhs darauf gewartten, Auch ainem yeden zu vnd gegen denselben
thätern strenngs Rechtenns gestatten vnnd fürderlich ergeen lassen.
Damit aber dieselben Rauber vnd ander beschediger dest ee zu fenngknuss
vnd straff gebracht vnnd angenomen mögen werden, haben wir mit Rate
vnnserr Landtschaft nachuolgennde Ordnung fürgenomen. Allso das wir nun
füran an vnnsern lanndgrenitzen vnd anndern mer orthen jmm Lannd, wo es
vns für nütz vnd not ansehen wirdet, vnser hofgesind, diener vnd ambtleüt
wollen auf den strassen halltn vnd straiffen lassen vnd deßhalben sonnder
straiffennd Rot verordnen vnd yeder rote sonder Ordnung, wie sy es mit dem
straiffen halten sollen, vnd dartzu des vnnser offenn brief geben mit ernnst-
licher beger, wo dieselben vnnser straiffennd Rot, es seyen von vnserm hof-
66 1516: »stannds«.
27
gesynd, dienern oder Ambtleüten, mit denselben vnnsern offenn briefen
oder derselben glaubwirdigen abschrifften zû vnnsern Slossen, Stetten,
Märckhten, Landtgerichten, Dôrffern, oder vnser Landtleüt Slossen, Sitzen,
Hofmarchen oder Gerichten, auch zu vnnsern Clôstern komen, dieselben jrn
halben 67vnuerhinhert hin vnd wider straiffen ze lassen.
[Seitentitelfol. 10':] Der Erst tail
Wir schaffen auch in sonnderhait mit vnsern Vitzthomben, Haubtleüten,
Statthalltern, Räten, Pflegern, Landtrichtern, Casstnerri, Mautnern, Zollnern
vnnd allen anndern vnnsern Ambtleüten vnd dienern in Stetten, Märckhten
vnd aufm lannd, in was stannd die seyen, wann dieselben vnser straiffennd
Rot, ambtleüt oder ander vnnser diener mit vnnsern offenn briefen yemannt
zu euch schickhen vnd euch vmb hillff, zûesatz oder besterckung jnen zu ross
oder fueß zu thûn oder den straßraubern vnd anndern beschedigern neben
jnen nachzeeylen ersuchen werden, das jr sôlhs auf Jr ersuchen on Widerrede
jmm fueßstapffenn thun vnnd darjnn kains wegs seümig sein, sonnder mit-
sambt jnen, so sy ainen Rauber oder beschediger erfaren, dem nachkomen
vnd eylen wurden, dieselben zu betreten vnd zû Recht anzenemen vnd zu
handthaben ewrs Vermögens verhellffen wollet.
Wo auch ainer oder mer vnnserr ambtleüt sôlh straßrauber vnd beschediger
für sich selbs in seinem Ambt oder gepieth erfarn würd, sol er von stund an
mit seiner rüsstung vnd vnsern vnntterthanen, souil jne dartzü notbedunckht
auf sein, denselben nacheilen, die strassen, prügken, vrfar, hôlltzer vnd vn-
gewondlich wege, wie hernach uolgt, besetzen, auch den nägsten anstossenn-
den vnnsern ambtleüten vnd dienern in der gegend, vnd in besonnder der ort,
dahin die rauber oder beschediger jr flucht hinnemen mochten, zu sôlher eyl
erfordern vnnd allso ainer dem anndern getrewlich nachuolgen vnd eylen
hellffen bis zu hanndthabung sölher thäter, ob sy die betretten mögen, vnd
darjnn kain mue, arbait noch vleis sparn, noch aynich geuärde suchen bey
vermeydung vnser swären straff vnd vngnad.
Vnnser genädig beger ist auch an all vnnser Grauen, herren, Ritter vnd
knecht, auch an die Burger vnd jnwoner vnn-
[Seitentitelfol. 11:] Das XL blat
serer Stett vnd Märckht vnnd all annder vnnser Lanndsässen, auch vnnserr
Preläten vnd geystlichen Richter, das sy für sich selbs vnd durch jre Burger,
Hofmarchsleüt vnd vnntterthan in solichem nacheylen vermellten vnsern
strayffennden Roten vnnd Ambtleüten auf derselben ersuechen wie uor steet
auch gutwillig hillff, zuesatz vnnd besterckhung thuen vnd die Rauber vnd
67 1516: »vnuerhindert«.
28
Beschediger zu Recht hallten vnd hanndthaben hellffen, wie dann ain yeder
nach Satzung gôttlichs vnnd des heyligen Reychs rechtens vnnd lanndfridens
auch zu beschützung vnnd befridung seines vatterlannds schulldig ist.
Wo auch vnnser straiffend rot, diener vnd ambtleüt ainen oder mer rauber
oder annder beschediger erfaren vnnd den wie uorsteet nachkomen vnd
nacheylen würden, sollen sy yemandt aus jnen oder ander glaubwirdig
person, wo sy die vnntterwegen ankörnen würden, aine oder mer, die jne dann
darjnn bey vermeydung vnnser straff willige gehorsam erzaigen vnd jrem
beuelh Vollziehung thün vnd des nit widern sollen, zu den nägsten vnnsern
ambtleüten, pflegern, Richtern, Stetten oder Märckhten schickhen, Jnen die
sach verkhünden lassen;
Auch wo sy durch oder für die dórffer, weyler oder ainod allso in sólhem
nacheylen ziehen, den ambtleüten, schergen vnd ambtknechten, auch den
Vierern, haubt- vnd obleüten vnd anndern vnnsern vnntterthanen vnd jn-
wonern derselben ennde ansagen lassen, damit sy jn vnd vmb die dôrffer auf-
sehen, die schranckpaum, bey den dorffern auch die strassen, hôlltzer,
prückhen, fürt, steyg vnd wege besetzen vnnd fürlauffen, ob yemanndt vn-
bekannter, der verdechtlich wäre, zu ross oder fuess wolt durchkomen oder
hernach durchzüge oder auf vngewondlichen wegen durch sy betretten oder
gesehen würde, denselben aufhallten vnnd zu jrer gerichtsobrigkait bringen.
[Seitentitelfol. Il':] Der Erst tail
Vnd so vnnser straiffennd Rot vnd ambtleüt also züsamen stossenn oder
vnnser Ambtleüt ainer für sich selbs aynichs Raubs oder beschedigung gwar
werden vnd wie uorsteet nacheylen, wo sy dann für nott ansieht, mögen sy
allßdann die glogken vnd sturmm anschlahen lassen, vnd darnach durch
vnnser vnnderthan Vierer, Haubt- vnd Obleüt, oder schergen, so man die
gehaben mag, oder annder bekenntlich vnnd glaubwirdig person gepieten
lassen, bey anndern kirchen in der nähendt daselbst vmb vnd der ennden sy es
für nott ansieht auch anzeschlahen.
Doch sol man an kainem orth die glogken vnd sturmm leyten, dann do man
des Raubs, beschedigung oder nacheylens erjnnert vnd wie uorstet anze-
schlahen gepoten wirdet.
Wo man auch des bey vnnsern Slossen erfarung vnd wissen empfächt, Sollen
allßdann ettlich Püchssennschüss aus vnnsern Slossen gethan werden, damit
das gschray allenthalben in der gegennt, darjnn die Rauber oder beschediger
sein sollen, erôffennt vnd denselben deßtbas mit gutter Ordnung nachgeeylt
môg werden.
Es sollen auch vnnser straiffennd Rot oder Ambtleüt, die allso nacheylen,
allßdann on verzug fürschickhen zu vnnsern landgrenitzen, vrfaren,
prugkhen, steygen vnnd haymlichen wegen, der ennden.die Rauber jres ver-
nemens durchkhomen mûessen oder enntrinnen mochten, vnd allso densel-
ben fürpiegen.
29
Vnnd in welliches vnnsers Ambtmans oder Landsässenns gepieth sôllich
gschray, Es sey durch verkhünden oder mit dem anschlahen oder püchssen-
schiessen, vorberuerter massen kombt, Sopalld sy das vernemen vnnd hören,
sollen Sy die prügken, vrfar, fürt vnd steyg, auch die allt weg vnnd hôlltzer,
souil möglich ist, auch besetzen, vnnd ain yeder Ambt-
[Seitentitelfol. 12:] Das XII blat
man mit ettlichen seinen Gerichtsleüten vnnser straiffenden Rot oder Ambt-
leüten, so jmm nacheylen sind, gstracks zuziehen vnd beschaid von den-
selben empfahen vnd also vnnser Ambtleüt für sich selbs vnd vnnser Burger
in vnsern Stetten vnd Märckhten, auch vnnser Gerichtsleüt auffm lannd nach
haissen jrer ôbrigkait, mit ernnst vnd vleis in sôllichem nacheylen aneinann-
der fürschub vnd hillff thun, Vnnd in besonnder vnnser Ambtleüt vnd Raysig
ainer auf des anndern begern, So sy mued beritten sind, mit gerueten rossen
vnd knechten aneinannder fürsetzen vnnd nit abstellen noch nachlassen, bis
solanng die Rauber oder Beschediger erfaren, betretten vnnd zu Recht ange-
nomen, oder in annder wege die nottürft, souil möglich ist, darjnn gehandelt
werden môg vnd sich daran nichts verhinndern lassen.
Vnd damit diser Ordnung deßt stattlicher Vollziehung beschehen mog, So
haben wir mit den hochgepornnen Fürsten, vnnsern lieben vettern vnnd
s Wägern herren Ludwigen Chürfürsten vnd herren Fridrichen pfalltzgrauen
bej Rein vnnd Hertzogen in Bayren, gebruedern, auch jrer lieb Vitzthomben
zu Amberg vnd Neümarckht, Dergleich mit vermelltem hertzog Fridrichen
alls Vormünder seiner jungen vettern, vnd seiner lieb Statthalltern vnd Räten
zu Neüburg deßhalb ain sonnder früntlich aynung vnd verstandt gemacht,
Jn massen vnnser vorelltern in dergleichen fällen verschiner jar auch gethan
haben.
Wir wollen vnd gepieten auch, das vnnser Ambtleüt vnd Landsässen in ainem
yeden Gericht all vnnottürfftig strassen, holltz vnnd allt weg nun füran ver-
graben vnnd vermachen vnd die Fürt, Steyg vnd haimlichen weg verschlagen,
Darzu bey den Prügken vnd Vrfaren vleissig Ordnung vnd aufsehen bestellen
lassen, Damit sonnderlich an den vrfaren nyemanndt argkweniger vnd ver-
dechtlicher, zuuorab
[Seitentitel fol. 12':] Der Erst tail
bey nächtlicher weyl nyemannt vnbekannter übergefuert, noch über die auf-
gezogen prugken gelassen werde, dardurch die Rauber vnnd Beschediger
deßt weniger abwegs von den strassen sich haymlich bey der nacht in dem
Lannd verstossen oder daraus enntweichen mögen.
Vnd damit sôlchs dest bas verhûett môg werden, So sollen die Prugken über
die schifreychen wasser mit schlegthôren fürsehen vnd bey der nacht aufge-
30
zogen vnd versperrt, dergleich die Vrfar bey der nacht auch eingeschlossen
werden.
Jtem so yemannd in vnnserm Fürstenthumb auff den wegen vnd strassen
hindan von den Stetten, Märckten oder Gerichten beraubt wirdet, vnd die
leüt auf dem veld oder yemannd annder sólhs sehen oder vermercken würde,
oder der beraubt sôlhs den leüten anprächt vnd sich des beclagt, So sollen
derselben leüt ainer oder mer mit dem beraubten ze stunnd an zu dem nägs-
ten Gericht, Oder, wo das zu verr wäre, zu dem nägsten dorff lauffen, geen
oder reyten vnd sólhs den Ambtleüten, Vierern, Haubt- vnd obleüten oder
jrn Verwesern desselben dorffs oder fleckhens, souil der verhannden, an-
prinngen. Darnach sollen dieselben yemanndts glaubwirdigen aus jne mit-
sampt dem beraubten zu vnsern Pflegern, Richtern vnd Ambtleüten
derselben ennde amm nägsten gesessen, vnd in besonder des orts jrs ver-
mainens die rauber oder beschediger durchziehen muessenn, eylenndt
schicken, jnen die that verkünden vnnd dartzu für sich selbs sôlhs anndern
jrn nachparn auch ze wissenn thun, Jn vnnd vmb die dôrffer zu den schran-
nekpaumen ettlich stellen, dergleych zu den Prugkhen, Vrfarn, Steygen vnd
Strassen schicken, damit nyemandts argkweniger durchkomen môg, doch
dazwischen nit anschlahen, bis auf jrer ôbrigkait oder vnnser straiffennden
Rot oder Ambtleüt, so nacheylen, verrern beuelh wie obsteet.
[Seitentitel fol. 13:] Das XIII blat
Wo aber der beraubt vnd beschedigt sein beschedigung nit klaget, noch an-
brächt, noch anbringen wolt oder dôrfft, sopald dann sollich berauben oder
beschedigung an vnser pfleger vnd amptleüt lannget, oder sy des durch
yemannd annder erjnnert oder für sich selbs gewar werden, sollen sy nichtz
weniger wie uorstet auf sein vnnd nacheylen vnnd, souil in möglich ist, sich
der that halb an dem beschedigten aigenntlich auch erkunden.
Jtem dise Ordnung des nacheylens soll nit allain wider die Rauber vnd Be-
schediger alls vorstet, sonnder auch wider die Notzwinger, morder, lannd-
fridbrecher vnd die, so sich vnndersteen, yemand jmm land zu beuehden, zu
bekriegen vnd gwallt zuzefuegen, oder aus oder durch das Lannd fenngklich
ze füren, oder in gelübde vnd fengknuss auff widerStellung ze dringen, für-
genomen sein, vnd allso gegen denselben mit dem nacheilen allermass wie
wider die Rauber gehanndelt werden.
Vnnd zu hanndthabung vnd Vollziehung diser vnnser Ordnung, so ist aus er-
fordrung der notturfft vnnser ernnstlich beuelh vnd mainung, das all vnd
yegklich vnser Vitzthomb, Hawbtleüt, Pfleger, Richter, Cassner, Mauttner
vnnd annder vnnser Ambtleüt, dinstleüt vnd vnnderthan jre anzall knecht
vnnd pferd, so jnen nach vermog jrer bestanndtbriefe zû haben aufferlegt
sind, Nun füran allweg in gutter rüsstung hallten vnd jnnhallt diser vorge-
schribner Ordnung mit sonnderm vleis vnnd ernnst getrewlich hanndlen,
31
auch jrn raysigen knechten, So sy dye bestellen vnd aufnemen, die allso zu
uollziehen, vnd die Rauber vnd beschediger zu recht anzenemen vnnd
hanndthaben ze hellffen, in jren pflichten sonnderlichen einpinden. Weiher
Ambtman merers oder minnders stannds, kainen ausgenomen, nach verkün-
dung diser Ordnung sólhs nit thün vnd darjnn lässig vnnd seümig
[Seitentitelfol. 13':] Der Erst tail
erfunden würde, der sol in vnnser alls Landßfürstens vngenad geuallen sein,
wollen auch denselben darumb seines ambts enntsetzen. Darnach wolle sich
ain yeder vnser Ambtman wissen ze richten.
Doch wo sich begab, das vnnser Ambtleüt, Diener vnnd Vnnderthan ainer
aus Eehaffter wissenntlicher not in aigner person nit môcht nacheylen, so sol
doch derselb nichtz weniger sein knecht vnd rüsstung schickhen vnd sich
diser vermellter Ordnung gemäss hallten.
Vnd damit in dem nacheylen dest mer vleis gepraucht werde, sol denen, so die
rauber, beschediger vnd lanndfridprecher nyderwerffen vnd zu rechtlicher
fenngknuss bringen, derselben aygen, hab vnd güet, so bey jnen gefunden
wirdet, an vnser vnd menigklichs von vnsern wegen verhindrung nachuolgen
vnnd beleiben. Was sy aber geraubts vnnd verstolens guets bey jnen vinden,
das soll dem beraubten oder beschedigten wie Recht ist wider zugestellt
werden.
[1.19.] Von Purgation vnd enntschlahung des, der von wegen ains raubs,
Todschlags oder anderer übelthat vnd schedlicher sach halben in argkwan,
verdacht oder jnzicht ist
Wir wollen vnd gepieten auch hiemit in ernnst, das füran die, so ainichs tod-
slags oder annderer übelthat oder beschedigung halb in argkwan, verdacht
oder jnzicht sein, in vnnserm Fürstenthumb nit mer so liederlich zu der
purgation vnd entslahung jrer jnzicht, wie ettlich zeyther bescheen ist, sollen
gelassen werden, sonder wo sich ainer derselben zu thûn erpieten wirdet, sol
er durch vns vnd vnser hofräte, vnd in vnsern Vitzthombambten durch
vnnser Vitzthomb
[Seitentitelfol. 14:] Das XIIII blat
vnd Räte in hernach uerschribem formm verglayt werden. Es war dann ain so
gethan leychtuertig person, derhalben man besorgte, das sy sólher purgation
vnd entslahung der jnzicht nit nachkomen môcht, So sol demselben kain
glayt geben werden, Er thue dann nach erkanntnuss vnd mässigung vnnserr
hofräte vnd in den Vitzthombambten vnser Vitzthomb vnd rate sicherhait
vnd porgschaft, sólher purgation nachzekomen wie Recht ist, vnd darumb nit
ze weychen. Wo aber die selb person sólich sycherhait vnd porgschafft nit
thun noch gehaben mócht, So sol sy von stund an angenomen vnd bis zu
32
enndtlicher volpringung sôlher jrer purgation in ainer Stuben oder anderswo
wol verwart behallten werden.
Es sol auch füran kainer mer zu purgirn zugelassen werden, der wissenntlich
ainer that oder beschedigung schulldig ist.
[1.20.] Wie die, so in argkwan vnd verdacht sind, zu Recht sollen verglayt
werden
Es sollen füran in vnnsern vnd anndern Gerichten vnnsers Fürstenthumbs
Bairen den, so Maleficisch henndel auff in haben, oder die derhalben in ver-
dacht, argkwan oder jnzicht seyen, khain annder glayt dann zum Rechten
vnnd in nach uerschribem formm geben werden. Allso, das wir oder an vnser
stat vnnser Vitzthomb, Haubtleüt, Statthallter, Räte oder die dauon sôlh
glayt von ôbrigkait wegen zu geben gepürt, Bekennen, das wir oder Sy dem
N von wegen der jnzicht, der Er vnschulldig ze sein vermaint vnd deßhalben
gegen menigklich das Recht ze leyden erpüttig ist, Auf sein vnderthenig
ersuechen sycherhait vnnd glayt zu Recht, für gwallt vnd vnrecht gegeben
werden, für den N vnd alle die jhenen, so obuermellter Sachen halben zu
jme clag
[Seitentitelfol. 14':] Der Erst tail
ze stellen vorhaben mochten, vnd dartzu in gemain fürmenigklich, der wir
oder Sy zu Recht mächtig sindt vnnd der ennden wir oder sy zu glaiten haben,
doch der gestallt, das der vermellt verdacht N solich glayt dem Richter, in
des gerichtzwanng die that besehenen, vnd vor den er sich der jnzicht zu
enntschlahen schulldig ist, ansage, vnnd von demselben Richter ainen Recht-
tag, so Er nagst Gericht hellt, erlang vnd außbring, auch der oder die der
Sachen halb zu jme ze klagen vermainen, oder die von jme sôlh jnzicht auß-
geben haben, zu sólhem Rechttag erfordern vnd verkünden lassen, vnd allß-
dann gegen denselben vnd menigklich, wer jne darumb werd anklagen, das
Recht erstee vnnd sein vnschulld außfuere wie Recht ist, darnach wollen sich
all Ambtlewt vnd menigklich ze richten vnnd sôlh glayth an dem N ze
hallten wissen.
[1.21.] Den Raisygen vnd Fueßknechten, die nit dienst noch Versprecher
haben, Auch den zygeynern Jmm land ze wonen vnd vmbzeziehen nit zu
gestatten
Alls in des heiligen Reychs Lanndßfriden vnd Ordnung, vnd darauf von
vnnsern Vorfaren von wegen der Raisigen vnd füeßknecht, die nit dienst vnd
Versprecher haben, Auch der Zygeyner halben nachuolgenndt mainung vnd
gepot in zwayen Artigkln vergriffen, Jst demnach vnser. ernnstlich haissen
vnnd wollen mit Rathe vnnser Lanndschafft, das menigklich in vnserm
Fürstenthumb in laut vnd nach vermôg derselben gegen den Raysigen vnd
fueßknechten, die nit dienst noch Versprecher haben vnd sich verdechtlich
33
hallten vnd jrs wesenns vnd hanndlung nyemandt wissen hat, mit erjnndrung
des Lanndfridens ernnstlich hanndl, Deßgleich den Zygeynern, die dann den
Armen leüten aufm
[Seitentitel fol. 15:] Das XV Blat
lannde vil zwangs thün vnd schaden zuefuegen, in vnserm Fürstenthumb nit
mer hin vnd wider ze ziehen gestatt werde. Jnmassen dann deßhalben ver-
ganngner jar dergleych Lanndpot in hernach uerschribem formm außgann-
gen sindt,
Nemlichen:
Nachdem vil Raysyg vnnd füeßknecht seyen, der ains tails gar khain herr-
schafft haben, auch ettlich mit diennsten verpflicht, darjnn sy sich doch
wesennlich nit hallten, oder die herrschafft, darauf sy sich versprechen, jr zu
recht nit mächtig, sonnder jmm lannd jrem vortail vnd reytterey nachreyten,
Ordnen, setzen vnd wollen wir, das hinfüro sólh Raysig vnd füeßknecht nit
mer gedulldet oder aufennthallten, sonder wo die in vnserm lannde betretten,
sollen sy fenngklich angenomen, herttigklich gefragt vnd vmb jr mißhand-
lung ernnstlich gestrafft, vnd aufs wenigist Jr hab vnd guet genomen, auch
mit ayde vnnd pürgschaft nach nottürfft verpunden werden.
[1.22.] Verpot wider die zygeyner
Nachdem man auch ain lautter anzaygen hat, das die Zygeyner Erfarer,
Speher vnd kundtschaffter der Cristenhait seyen, hyerauf sollen sy sich aus
vnnsern lannden thun, sich der eüssern vnd darjnn nit mer vinden lassen.
Wo sy aber weytter darjnn betretten vnd yemands mit der that gegen jnen ze
hanndln fürnemen würde, der sol gegen vns vnnd seiner obrigkait oder herr-
schafft daran nit gefräuellt oder vnrechts gethan haben.
[Seitentitel fol. 1Ï:] Der Erst tail
[1.23.] Das vnbekannt vnd argkwenig leüt, so sy in die Stett, Merckt,
Tafern oder heüser aufm lannd komen, der Obrigkeit angesagt vnd nit über
zwen oder drey tag beherbergt sollen werden
Weytter Ordnen vnd wollen wir, das in vnsern Stetten vnd Märckhten, auch
in vnnsern Lanndgerichten all vnnd yeglich vnnser Ambtleüt vnd Landsäs-
sen, die gerichtsverwalltung, Tafern vnd Schennckstat haben, verfugen vnd
bestellen, das nyemandt vnbekannter vnnd argkweniger zu Ross oder fuess in
Stetten, Märckhten, Gerichten, Tafern vnnd anndern heüsern aufm Lannd
weder haymlich noch of fennlich über nacht beherbergt, Es werde dann sôlhs
durch den, der 68denseben Gast beherbergt, der obrigkait oder dem Ambt-
68 1516: »denselben«.
34
man desselben ortts ze wissen gethan, vnnd gelegenhait desselben Gassts
wargenomen vnd souil möglich ist erkhundet. Vnnd wo geuärlichait gespürt
oder erfunden wirdet, Allßdann gegen demselben gasst mit fengklicher an-
nemung oder in annder gepürlich wege, nach gestallt des Verdachts oder
argkwenigkait, die nottürfft fürgenomen vnd gehandlt. Es sol auch ain sôlh
vnbekannt oder verdechtlich person über ain nacht, zwo oder drey an ainem
orth ausserhalb redlicher vrsach nit 69gedudllt werden.
[1.24.] Lanndpot von wegen der Singer, pfeiffer, schalchßnaren, spilleüt
vnnd anderer hofirer
Vnns ist zu mermalen angelanngt, wie gemaine vnser landschafft aller
Stenndt durch die Singer, Pfeiffer, Lautenschlaher, Geyger, Sprecher,
Schalckßnarren vnd annder
[Seitentitel fol. 16:] Das XVI blat
spilleüt vnd hoffirer in jrn heüsern, auch in den herbergen vilfelltigklich vnd
täglich überlauffen, dardurch sy nit allain zû uergebnen Cossten gepracht,
sonnder merers vnrats vnd übels mit einlegung fewrs, auch verräterey vnd in
vil ander wege bey solichen leychtuertigen leüten besorgen muessen. Das
vnns aber in vnnserm Fürstenthumb allso lennger zu gedullden khains wegs
gemainet, Sonnder es ist darauff mit Rathe vnnser Lanndtschaft vnnser
beuelh vnd maynung, das solichen vorberuerten vnd allen anndern der-
gleychen Spilleüten vnd Hofirern füran genntzlich verpotten sein sol, das sy
weder Prelaten, die vomm Adi, burger, noch yemanndt anndern Geystlichs
noch Welltlichs stanndts, weder in den Clostern, Slossen, Sitzen, noch
anndern jren wonungen, auch weder jnn Wirtzheusern oder Tafernen, Es sey
auf jarmärckhten, hochzeyten, kirchtägen, in stetten, märckhten oder aufm
lannde, mer sollen überlauffen noch beladen, Es würde dann derselben
Spilleüt oder Hofirer ainer darumb sonnderlich ersucht oder bestellt. Wo
auch ain Wirdt, es sey in Stetten, Märckhten oder aufm lannde, aynichen
solichen Spilman oder Hofirer in seinem hawss hierüber wissenntlich ennt-
hallten vnd hofirn würde lassen, Derselbig Wirdt sol von seiner gerichtz-
ôbrigkait des orts, allß offt es geschieht, vmb ain pfund pfenning vnnser
münss vnnachläßlich gestrafft werden. Auch ain yeder wirdt denselben, so sy
bey jme hofirn wollen, diss vnnser gepott eröffnen vnd zu erkennen geben
vnnd guetlich abweysen. Wo aber einer darüber eindringen vnd ye hofirn
wolt, dem sol on uerziehen sein instrument, damit er zu hofirn vermaint, ge-
nomen, vnd dartzû aus dem hauss gestossen vnd wegk gejagt werden. Auch
souerr ainer darüber aufruerig oder drolich ze sein vermerekht würde, der sol
69 1516: »gedult«.
35
von der gerichtzóbrigkhait des orts es geschieht mit fenngklicher annemung
vermögt werden, damit er frid hallt vnnd gebe, vnnd on gute nottürfftige Ver-
sicherung nit außgelassen werden.
[Seitentitelfol. 16':] Der Erst tail
[1.25.] Die starekhen vnd frembden Pettier, Stationirer, kermisirer, lannd-
stertzer vnd ander dergleich argkwenig leüt jmm lannd nit zu gedullden
Vnd alls in des heiligen Reichs Ordnung weyter (nit on sonder mereklich vnd
nottürfftig betrachtung, auch durch weilennd vnnsèr vorfarn) fürgenomen
vnd gepoten ist, das die stareken petler, stationirer, kermisirer, landstertzer
vnd ander verdechdich muessiggeend person in den Stetten, Märckten, Tafer-
nen vnd allen anndern fleckhen vnd heüsern lennger nit dann ainsten über
nacht beherbergt vnd allain auf den gewónndlichen strassen jnen der durch-
gang gestatt werden sol, das aber bißher in vnserm Hertzogthumb nit gnug-
samlich gehallten, sonnder jnen in allerley gestallt freyer durchzug vnd das
hausirn vnnd pettln auf den offenn jarmärekten vnd vor den kirchen vnuer-
wórt hin vnd wider gestatt vnd nit souil aufsehens, wie sich wol gebürt, auf sy
gehallten worden. Vnd aber sólhs in erwegung der swären leüff, vnd in be-
sonnder, das ettliche jar her an vil orten jn vnd neben vnnserm Fürstenthumb
mereklich vnd gross prunst beschehen, darjnn die vermellten person vaßt
verdacht vnnd verargkwonnt werden. Demnach haben wir vns mit vnnser
Landschaft deßhalben vnnderredt, Ordnen vnd gepieten hierauf mit gantzem
ernst, wo nun füran die stareken petler, stationirer, kermisirer, landstertzer
vnd ander dergleich vnbekannt person, in geystlicher oder welltlicher
bekhlaidung, bey vngewônndlichen oder vmbschwaiffennden wegen gesehen
werden, sich verdechtlich oder mer dann ain nacht in vnnserm lannd, in stet-
ten oder märckten, gerichten, tafernen, hofmarchen oder andern fleckhen
enthallten vnd allso pettlen vmbgeen, Allßdann dieselben ze stund an
fenngklich anzenemen vnd zu besuchen, ob jehts weiters, das argkwan auf jm
tregt,
[Seitentitel fol. 17:] Das XVII blat
bey jne gefunden werde, Auch Jr verdechtlich hanndlung allßdann an die
obrigkait, der die Gerichtsverwalltung züsteet, on verzug lanngen zu lassen,
vnd denselben gefanngen dieweil in verwarung behallten bis auf weyttern der
obrigkait beuelh.
Wo auch solh verdechtlich person in den Hofmarchen betretten oder erfarn
werden, sollen die Hofmarchherren solh fenngklich annemung, besuechung
vnnd erfarung des Verdachts allßdann auch thün, Vnnd souerr Maleficisch
Sachen bey jne gefunden werden, dasselbig vnnsern Lanndrichtern verkün-
den, die allßdann von lanndgerichts wegen an den Hofmarchherren begern
36
sollen, sólhe person nach hofmarchs Recht vnd gebrauch, auch jnnhallt ge-
mainer Lanndschafft erclärten freyhait in das Lanndgericht zu anntwurten.
[1.26.] Wie man es mit den gemainen Pettlern vnd jrn kinden in dem lannd
geporn hallten sol
Dieweyl aus obgemellten vrsachen vnnd anndern vnzymlichen leychtuerti-
gen Sachen sich vil leüt des pettlen vnndtersteen, ordnen vnd wollen wir, das
nyemanndt in vnnserm Fürstenthumb, Stetten vnnd Märckhten vnnd auf
dem Lande zu pettln gestatt werde, der nit mit wissenlicher swacheit oder
geprechen seins leibs beladen oder zu arbaiten geschickt vnd allso pettlens
vnd allmusens nit nottürfftig ist.
Es sollen auch der Pettier kinder zeytlich, so sy Jr prot zu uerdienen ge-
schickht sein, an ainem yeden ennde, Nemlich auf dem lannd vnnser Ambt-
leüt ain yeder in seinem ambt, vnd in den Hofmarchen die Hofmarchherren
derselben Hofmarch, vnd in den Stetten vnd Märckhten ain Burgermayster
vnd Rathe derselben ennde von den petlern oder
[Seitentitel fol 17':] Der Erst tail
pettlerin genomen, zu handtwerchen oder sonnßt zymlichen diennsten oder
pawrßarbait geweyst vnd dartzu gehallten werden, damit sy nit allso für vnd
für dem petti anhangen.
Man sol auch hinfür khainen pettier mer pettlen lassen, Er hab dann des
glaubwirdig vrkhünd von seiner herrschafft; Jst er vnnder vnns, von vnnsern
Pflegern; Jst er aber vnntter ainem Prelaten, Edlman, Statt oder Marckth, das
er von denselben auch ain sólhe vrkhund hab. Weihe vrkund von desselben
obrigkait ausserhalb gnügsamer vnd gründtlicher besichtigung vnd erfarung
nit gegeben sol werden. Wo aber der Pettier die hat, allßdann mag er jmm
Lanndtgericht, oder der Statt oder Marckht darauß Er geporen oder erzogen
ist, vnnd sonnßt weytter nit pettlen. Es sol auch in sonnderhait füran gar
kainem auslennder, auch den jnwonern, die nit wie ob steet von jrer herr-
schafft zaichen haben, in vnnserm Hertzogthomb Bayren bey schwärer straff
zû pettln mer gestatt, sonnder daraus gepotten werden.
[1.27.] Von Straff der Rumorer
Nachdem vnns zu mermaln anbracht ist, wie sich allenthalben in vnnserm
Fürstenthomb, vnnd sonnderlich auff dem lannde, auf hochzeyten, jar-
märckhten, kirchtägen vnd bey den tänntzen, die dann durch den gemainen
Bawrßman, vnd, alls vnns anlanngt, an ettlichen orthen mit Püchssen, Ärmst,
lanngen Spiessenn, Helmparten, Wurffhagken, pleykugelen, hiernheüblen,
puchhandtschuch, pantzerstrichen vnd andern vnzimlichen worn vnd har-
nasch zetragen in grosser menig besucht werden, vii Rumor vnd gefecht,
auch dadurch zu Zeiten todschleg, swär leibschäden vnd ander vnrat entsteen,
37
Darauf ordnen vnd wollen wir hiemit in ernst, das nun füran auf allen vnd
yeden hochzeiten, jarmärckten, kirch-
f Seiten titel fol. 18:] Das XVIII blat
tagen vnd tänntzen allen pawrsleüte obuermellt vnd annder dergleich vnzym-
lich wór vnnd harnasch ze tragen verpotten sein sollen. Wo sy aber hierüber
damit auf sôlhen versamblungen werden betretten, so sollen jnen dieselbigen
vnzymlichen wore vnnd harnasch durch die herrschafft des orts es beschicht
zu straff genomen werden.
[1.28] Wie man in grossen versamblungen Frid pietten vnd berieffen sol
Auch haben wir vnns mit vnnser Landtschafft weyter veraint, Ordnen vnd
wollen, das füran auf allen hochzeyten, jarmärckhten, kirchtägen vnd tännt-
zen vnd bey allen andern versamblungen des volcks durch vnnser, auch der
hofmarch vnnd annder gerichtzherren Ambtleüten von erst, Nemlich allß-
pald der gotzdiennst volpracht ist, mit gantzem ernnst frid ze hallten gepot-
ten werde, Auch des zu ainem anzaigen von stund an ain fenlein offennlich
aufsteckhen, dabey ain yeder, ob er gleich erstlich bey dem berueffenn des
Fridpots nit war gewest, den Frid erkennen, vnd sich deßhalben der vn-
wissennhait nit enntschulldigen möge; desselb fenlein sol auch allßlanng
dieselben kirchtäg, jarmärckt, hochzeyt oder tänntz wem steckhen beleiben.
Darauf dann allso ain yeder vnd menigklich sein aufsehen haben vnnd
kheinerley fräuel weder mit schlahen, werffen oder ayniche andere gewallt-
samen that brauchen noch ueben sol. Weiher oder weihe aber darüber nit Frid
hallten, sonnder solh fridpott verachten vnd aynicherley fräuel darüber be-
geen würden, der oder dieselben sollen nach gestallt jrer Verhandlung von der
herrschafft des orts, do die Rumor geschieht, ernnstlich wie sich in sôlhem
wol gebürt 70gastrafft werden.
Hye enndet sich der Erst tail diss Buechs.
[fol. 18':]
Hernach uolgt der Ander tail diss buechs, darjnn sind vergriffen Gesatz
vnd Ordnung ettlicher recht, gewonheit vnd gebreüch jmm lannd ze
Bairen
[Seitentitel fol. 19:] Das XIX blat
70 1516: »gestrafft«.
38
[ILI.] Wie füran übelthäter vnd schedlich leüt angenomen vnnd gerecht-
uerttigt sollen werden
ALls wir bericht sind, das auff die rechtuertigung der schedlichen leüt Etwo
uil swär vnnd vnnütz Cosstung vnd zerung geen vnnd geschehen, Dardurch
dann dieselben beschediger bißhere yezüzeiten dest weniger gerechtuerttigt
vnnd zu jrer gepürlichen straff bracht sein, Sollichs zufürkommen, so ordnen
vnd wollen wir hyemit, dz durch vnser Pfleger vnd Richter in jrn Ambten
vnd gepieten nyemanndts genôtt sol werden, ainen schedlichen man zu
rechtuerttigen. Sonnder wir alls Lanndßfürsten wollen alls gnädig beschützer
vnd beschirmer vnser lannde vnd leüt solich Maleficisch rechtuerttigung
(vnangesehen, das der brauch in ettlichen Gerichten bißhere annderst geweßt
ist) aus Landßfürstlicher obrigkait auf vnser selbs Costung thün vnnd sollich
rechtuerttigung füran allso bey allen vnnsern Ambtleüten zu geschehen ver-
fuegen. Wo auch yemanndt ainen schedlichen man aus freyem willen recht-
uerttigen wolt oderyemanndt ze fahen frümbt, der sol dem Ambtman dessel-
ben orts für die Atzung ain wochen drey schilling pfenning Müncher vnnser
lanndßwerung vnd nicht mer zu geben schulldig sein.
[Seitentitel fol 19':] Der Ander tail
[H.2.] Das füran nyemandts on gnugsam anzaygen fenngklich angeno-
men, noch peynlich gefragt werde
Wir wollen auch vnd ist vnnser ernnstlich maynung, das füran nyemandt aus-
ser offner oder wissenntlicher warer that oder offenns wesenns, gemainen
rueffs oder gnügsamer jndicia vnnd anzaigung durch vnnser Ambtleüt oder
yemandts anndern in vnnserm lanndt angenomen, noch on vnnsern oder
vnnser hofräte oder vnnser Vitzthomb vnd rate besondern beuelh peinlich
gefragt werden sol, bey vermeydung vnnser swären straff vnd vngnad. Es
wäre dann sach, das ain that oder beschedigung so offennlich vnd vnwider-
sprechlich vor äugen, allso das sich an demselben thäter nit zu uergreiffen
sonder zu besorgen wäre, das durch die verlenngerung, gen Hofe zu
schicken, yemanndt gewarnnet oder ichts versaumbt würde, So mögen
vnnser Pfleger vnnd Richter die frag nach gelegennhait vnnd gestallt der
Sachen fürderlich zugeschehen verfliegen, vnd sólhs allßdann on uerziehen
an vnns vnd vnnser hofräte, vnnd in vnnsern vitzthombambten an vnnser
Vitzthomb vnd Räte gelanngen lassen.
[H.3.] Wer bey den peynlichen fragen sein sol
Wo man ainen schedlichen man, auf des anclagers begern oder von obrigkait
wegen, als obstet fragen wil, so sollen allweg der Pfleger oder Richter, mit-
sambt etlichen rechtsytzern auffm land, vnd wo es in ainer Statt vnd marckt
ist, ettlich vomm Rate, der zum wenigisten zwen sein sollen, Auch Gericht-
schreiber vnd Schergen desselben gerichtz dabej sein, auch solh frag, wo es nit
39
in ainer Statt oder Panmarckt ist, an dem ennde besehenen, daran oder dabey
der
[Seitentitel fol. 20:] Das XX Blat
Pfleger, Richter, Gerichtschreiber vnd die Ambtleüt jr gewónndlich wonung
haben, vnd jnen, noch yemanndt anndern, darumb kainerley mal noch ander
besonder belonung zu geben schulldig sein.
[H.4.] Das die Pfleger, Richter vnd annder Ambtleüt füran die vorder-
kandl oder abschidwein nit mer nemen sollen
Wiewol vnnsern Pflegern, Richtern, Casstnern vnd andern Ambtleüten
mermals verpotten ist, das Sy von den partheyen, so sy die zu uerhór für sy
beschaiden, kain vorder viertl wein alls sys nennen, noch ainich annder
zerung darumb nemen sollen, So sind vns doch hierüber von den Armen
leüten aufm lannd klag fürkomen, das sôlhem verpot wenig bißher gelebt sey,
Vnd jr etlich diser zeit nit allain von der vordrung die vorderkandl, sonder
auch abschidwein begern vnd nemen, vnd dannoch die Sachen vnd jrrung
zwischen den partheyen zûzeyten gôetlich nit verhören vnd noch vil mynn-
der in der guetigkait richten, sonder aufschieben, vnd allso mit vleis mer tag
darjnn machen, dardurch vil vnnützer zerung, Cosstung vnnd vorderwein
den partheyen über die henndl lauffen vnd dannoch vnuertragen beleiben.
Man nenne auch sôlhen wein yetz nymmer vorderwein, sonder täding vnd
Eeruiertl, das vns nit vnpillich befrembdt. Vnd seyen demnach mit vnserr
Lanndschafft zu Rat worden, ordnen vnd setzen darauffvesstigklich, das nun
füran kain vnnser Ambtman noch derselben vntterambtleüt vnd verwonnten
von aynicher vordrung, abschids oder Vertrags wegen, kainen vorder- noch
abschidwein, Eer- noch teydings viertl mer nemen, noch anstat desselben
aynnich schannckung, noch jehts annders, wie das erdacht oder genennt mag
werden, darumb eruordern noch begern, oder
[Seitentitel fol. 20':] Der Ander tail.
darumb aynich verhöre oder vordrung geuärlich erlenngern vnd aufschieben
sollen. Es würde dann ain sach guetlich durch sy vertragen, sol yede parthey
dem Pfleger, Richter oder Casstner, der die sach vertregt, zehen pfenning
müncher werung zu uertrincken geben, Aber sonnst weyter yemannts jehts
schulldig sein. Weiher vnnser Ambtman aber sólhs überfarn vnd sich des
wissenlich zu jme erfinden würd, der sol alls ain verprecher der Erclärten
landßfreyhait gestrafft vnd in vnnser vngnad geuallen sein.
Dergleich sollen es vnnser Lanndsässen in jrn Hofmarchen vnnd Gerichten
bey vermeydung obuerschribner Pene auch vesstigklich hallten.
40
[H.5.] Von der Pfleger syglgellt, der Gerichtschreiber schreibgellt vnd der
Fronpoten vnd schergen Ion auf dem lannd
Alls vns vnd vnnsern Räten von vnsern vnntterthanen mermals klag für-
komen sind, wie vnnser Pfleger, Richter vnd Gerichtschreiber mit dem sygl-
vnd schreibgellt, auch die fronpotn mit jrm Ion die leüt in sonderhait aufm
land übernemen vnd beswären, Demnach haben wir mit Rathe vnnser Lannd-
schafft jnen hernachuerschribne mass gesetzt.
Vnnd nemlich so sollen vnnser Pfleger vnnd Richter aufm lannd füran über
hernach angezaygte anzal gellts zu syglgellt nit eruordern noch nemen:
Von ainem Vrtl oder Gerichtzbrief Vier schilling pfenning.
Von eym Geding gen hof zu uerschliessen zwen schilling pfenning.
Von ainer Appellation an das Kayserlich Camergericht ain pfund pfenning.
[Seitentitel fol. 21:] 71Das XXI blat
Von ainem Ganntbrief, wo die haubtsach vntter zwaintzig pfund pfenning ist,
ain halb pfund pfenning.
Jst aber die haubtsach über zwaintzig pfund pfenning, ain pfund pfenning.
Von verttigung ains khauffs, 72ainer übergab oder vrkünd ainer Eelichen
gepürd, so vor gericht beschicht, ain halb pfund pfenning.
So sich yemant ainer jnzycht enntschlecht vnd des ainen gerichtzbrief
nymbt, dauon ain pfund pfenning.
Von ainem Compaßbrief vierundzwaintzig pfenning.
Von ainem yeden zeugen, rechtlich zu uerhórn, acht pfening.
73 Vnd von anndern gemainen briefen, alls Sprüchen, keüffen, heyraten, quit-
tungen vnnd dergleichen briefen, Souerr die sach fünfftzig pfund pfenning
oder darüber betrifft, ain halb pfund pfenning. Vnd wo ain sach nit fünfftzig
pfund erraicht, zwenunddreyssig pfenning vnd nit mer bej schwärer vnser
straff zu besigln geben noch genomen werden.
[H.6.] Hienach uolgt Mässigung der Gerichtschreiber belonung auffm
lanndt, auch jn Stetten vnd märckten, da deß hieuor khain Ordnung ist
So der Richter ainem durch ain schrifft zum rechten verkünden läßt, dem
Gerichtschreiber vomm verkündbrief ze schreiben, zehen pfenning.
Von ainer Clag, in das Gerichtpuech einzeschreyben, vier pfenning.
Von ainem Vrtlbrief sechtzig pfenning. Es wäre dann der gerichtzhanndl
so müedsam vnd lanng, allßdann sol der Richter, wieuil man dem Gericht-
schreiber darumb geben sol, zu massigen macht haben.
71 1516: ebenfalls fol. 21, jedoch falsche Seitenzählung »Das XXII blaul
72 1516: »ainer übergab ...[bis]... gepürd,« fehlt.
73 1516: Der ganze Absatz lautet lediglich: »Vnd von anndern gemainen briefen,
Sprüchen, keüffen, heyraten, quitbriefen vnd dergleichen zu sigln XXXII. pfening«.
41
[Seitentitel fol 21':] Der Ander tail
Von ainer appellation vnnd Geding, gen hof zu uerfertigen, darein die parthey
jr red vnd widerred in schrifften verschliessen, zwenunddreyssig pfenning.
74 Wo er aber den Gerichtzhanndl des gedings nach lengs schreibt, sechtzig
pfenning.
Es wäre dann die hanndlung so lanng vnd mûedsam, sol es abermals bey
mässigung des Richters steen.
Von ainer Appellation, in das Kayserlich Camergericht zu uerferttigen, sol
die mässigung steen bey dem Richter vnd Rechtsprechern, oder vomm
gantzen plat, da die zeil vnd wort nit geuärlich zu weyt von einander geschri-
ben sein, zu schreiberlon acht pfenning.
Von ainem Compaßbrief zwaintzig pfenning.
Von ainem gemainen sprüch-, heyrat-, kauff-, schulld- oder dergleychen
briefen xxxij pfenning, oder biß in den xlij, doch darüber nit. Es wäre dann
der brief so lanng, sol es bey des richters oder der sprüchleüt mässigung
bsteen.
Von ainem schuld- oder quittbrief auf papir xxij pfening. Es wäre dann sôlli-
cher brief so lanng, sol es wie uor steet gemässigt werden.
Von ainem yedem zeugen zu uerhorn vnd sein sag auffzeschreiben, sechs
pfenning.
Vnd von abschrifft der zeugen sag sol nach mässigung des Commissaris oder
Richters genomen werden.
Von ainer porgschafft, in Gerichtzpuech ze schreiben, ye von ainem porgen
drey pfenning.
[U.7.] Der Fronpoten vnd Schergen Ion
Von ainer guetlichen vordrung oder ainem fürpot zu Recht vier pfenning.
[Seitentitelfol. 22:] Das XXII. blat
Vnd dartzû, so es über lannd ist, von ainer meyl hin vnd wider acht pfenning.
So er ainen pfenndt, zu pfennterlon zwelff pfening vnd dartzu, wo es über
lannd ist, von der meyl wie oben.
So er ainen fenngklich annympt, hinein zwelff pfenning vnd vomm heraus
lassen auch zwelff pfenning.
Von ainem gefanngen ain gantze wochen für die Atzung drey schilling
pfenning, thüt ain tag dreytzehen pfenning.
Doch sollen die pfenning durchaus jmm land nach Bayrischer vnd oberlenn-
discher münss vnser landswerung vnd an keinem orth nach regenspurgern
gerechent werden.
74 1516: fol. 2V.
42
Auch dise gepot nit allain vnser pfleger, Richter, Gerichtschreiber vnd Ambt-
leüt, sonder vnser landsässen vnd jre Ambtleüt in den Hofmarchen auch
pynnden vnnd dermassen hallten.
[H.8.] Uon gebrauch vnd scharwerch des Hofstroes zu München vnd
Lanndßhuet
Jtem von wegen des stroes, so gen München vnd landshüet zu vnsern hofen
gefuert wirdet, Jst vnnser maynung, wo in vnnserm namen des Stroes zu
fuern begert wirdet, vnnd vor daselbst khain annder scharwerch, dann allain
mit dem stro beschehen ist, da sol sôlh stro nochmals genomen, gefuert vnnd
khain annder scharwerch begert werden. Wo aber das stro vormals genomen
vnnd dartzu die scharwerch auch beschehen warn, so sol es fürter auch allso
gehallten werden.
[Seitentitel fol. 22':] Der Ander tail
[H.9.] Das Nun füran ain yeder Lehenherr über seine lehen selbs sol syglen
Nachdem sich nach vermóg vnd geprauch der lehenrecht gepürt, das all ver-
schreibung vnd handlung über die lehengueter mit der lehenherren hannd
vnd besiglung auffgericht vnd bekrefftigt sollen werden, Das aber bißhere zu
vilmalen nit beschehen ist, dardurch vns vnd vnsern lanndsässen, so lehen
haben, vnnsere vnd jre lehen mermals verschwigen vnd verlorn sind worden,
Demnach haben wir mit Rate vnser landschafft fürgenomen, ordnen vnd
setzen: So füran ain lehenman seine lehengueter verkauffen, verpfennden,
versetzen, übergeben oder in annder wege veränndern oder ainen zinss oder
jchts annders darauß verschreiben wil, das derselb lehenman sôlichs mit
wissenn vnd bewilligung seins lehenherrns handln vnd die brief vnd ver-
schreibung mit desselben seines lehenherrns oder dem er es beuilcht jnnsygl
auffrichten vnd verttigen sol bey verwürckung des lehens, das der lehenherr,
wo solhs wie uor steet nit beschicht, Darumb zu straff, wie recht ist, beklagen
vnd einziehen mag.
[11.10.] Uon besyglung der brief zwischen sonndern personen
Jtem Was sonnder personen miteinander zûthun gewinnen, in keüffen,
teydingen oder anndern Sachen, die vorm Pfleger oder Richter des Lanndt-
gerichts, darein die Sachen gehorn, nit beschehen, die mag ain yeder erber
man, der sygl hat, wol sygln, on jrrung des Pflegers oder Richters, doch vns
an vnnsern óbrigkaiten vnuergriffen. Was aber Sachen vor einem Pfleger,
Richter oder Casstner gehandlt werden oder sein Ambt beruern, die sol vnser
Pfleger, Casstner oder Richter vor andern syglen.
[ILI 1.] Uon besyglung der Vrfechdbrief
Jtem Es sollen füran vnser pfleger oder Richter kain vrfechd, so ain gefangner
in jrn Gerichten vnd vor jnen über
43
[Seitentitel fol. 23:] Das XXIII blat
sich gibt, sygln, sonnder durch annder syglmässig Person ferttigen lassenn.
Vnnd allso sollen es die Hofmarchherren vnd Jr Richter auch hallten.
[11.12.] Das khainer in ainer frembden sach Schreiber vnnd sygler sey
Deßgleichen ist vnnser mainung, das füran nyemandt mer in vnserm lannd,
Er sey vnser oder annder Richter, Gerichtschreiber, noch yemand, ausserhalb
seiner aygen Sachen kaynen briefe, den ainer selbs schreibt, dartzu sygln sol,
sonnder die besyglung allßdann durch ainen andern beschehen lassen.
[11.13.] Vmb güllt, darumb nit brief verhannden sind
Jtem Ob yemannds ainer Güllt, darumb er nit brief vnnd jnsygl hat, in
wissennlichem jnnhaben war, Demselben sol nach dem lanndßgebrauch zu
gelassen sein vnd durch vnnser Richter, Ambtleüt, auch Hofmarchherren ge-
statt werden, darumb ze pfennden, dartzu jme auch die Ambtleüt desselben
Gerichts, herrschafft vnd hofmarch auf sein ersuchen hillflich sein sollen.
Doch dem gegentail das recht in der haubtsach fürgesetzt sein vngeuärlich.
[11.14.] Wie füran Vormünder vnd Gerhaben zugelassen, gegeben vnd ver-
ordent sollen werden
Jtem der Gerhaben vnd Vormundschafft halben ist vnser maynung, das es
füran allennthalben in vnnserm Fürstenthumb damit allso gehallten werden
sol. Wo der vatter in seinem leben seinen kinden in crafft ains testaments oder
letsten willens Gerhaben oder Vormünder geordennt hat, das dieselben
Gerhaben oder Vormünder zu sollher Gerhab vnd Vormündschaft on jrrung
sollen gelassen werden.
[Seitentitel fol. 23':] Der Ander tail
Wo aber der vatter den khinden nit Vormünder setzt, So sol die obrigkait,
dem die khind von gerichtz wegen vnntterworffen sind, die nägsten fründt
von vatter vnnd muetter, so dartzu geschickht sein, verordnen, der khainer
sich sólher Vormündschaf ft anzenemen enntschulldigen mag, Er hab dann
fünff oder mer Eeliche khind, oder sey dauor mit so schwärn Vormündschaff-
ten beladen, Derhalben er dauon pillich enntladen werden mag.
Wo aber vnntter der fründtschafft nit teüglich person gefunden oder den
waysen beschwärlich oder schedlich vermerckt würden, So sollen jnen
annder nützlich vnnd teüglich zu Vormündern geben, damit die kind vnd
waysen desterbas vor schaden vnd verderben verhuett werden.
44
[11.15.] Das die Vormünder jre pflegkind mit derselben nägsten fründt rat
vnd willen verheyraten mögen
Wir lassen auch zu, das die Vormünder jre pflegkind, doch nit annders, dann
mit jrer nägsten fründt rat vnnd willen verheyraten mögen, Souerr dieselben
fründt darjnn nit jrn aygen nütz vnnd vortail suechen, Auch die kind an zym-
lichen vnd nützlichen heyraten nit vnndersteen zu uerhindern. Dergleichen
sollen es die Preläten, vomm Adi vnd stett vnd Märcht in jren gerichtzobrig-
kaiten auch thün.
[11.16.] Das die Vormünder iärlich rechnung thun sollen
Es sollen auch die Gerhaben vnd Vormünder, So es die ôbrigkait oder die
fründ für nütz vnnd not ansieht, alle jar jrs einnemens vnd außgebens der
ôbrigkait desselben orts oder allain den nägsten fründten mit wissen der
obrigkait wie sich gepürt rechnung thun.
[Seitentitel fol 24:] Das XXIIII blat
[11.17.] Das die wittiben jrer kind Vormund sein mögen
Wir wollen vnd gepieten auch sonnderlich, souerr füran ein wittib nach
absterben jrs haußwirts jren wittibstuel nit verrückhen, sonnder sich der
erberkait vnnd frümbkait gern bey jrn kindern denselben zu nütz vnd gut
enthallten wolt vnd deßhalb dauor 75kain besonndere Ordnung durch jren
Eeüogt auff gericht wäre, das sy allßdann vnuerhindert menigklichs, allßlanng
sy jrn wittibstandt nit verkret, noch den kinden schedlich ze sein vermerekht
wirdet, dabey gelassen sol werden.
[11.18.] In was zeyt nach dem lanndsrechten jn Bairen 76füran Gwerschafft
beschehen sol vnd nütz vnd gwer ersessen wirdet
Wir setzen vnd ordnen mit Rate vnnser Lanndstchafft: wer dem anndern sein
guet ze khauffen gibt, Es sey aygen oder lehen, der sol des füran sein Gwer
sein vnd jme das vertagen vnd veitretten mit dem rechten ob es ansprach
würde. Nämlich für die jmm Lannd drey jar vnd für die ausser lannds sechs
jar, alls des lands Recht ist77, vnd damit hat der khaüffer gegen menigklich
sein Nütz vnnd Gwer ersessen, wo auch allßdann yemandt hernach käme,
der zu den verkaufften guettern rechtlich sprüch oder vorderung ze haben
vermainet, demselben sol der verkaüffer vnd nit der kaüffer ze antworten
schulldig sein wie recht ist.
75 1516: »kain besonder vertrag aufgericht war«.
76 1516: »füran rechtliche nütz vnd gwere mag ersessen vnd erlanngt werden«.
77 1516: Absatz endet hier.
45
78[II. 19.] Wie nach dem landsgepraüch in Bairen die Erben an die keüff
steen mögen
Wer aygen guet hat vnnd das verkaüffen wil, der sol es die nägsten Erben vnd
fründt anpieten, Vnnd souerr sy
[Seitentitel fol 24':] Der Ander tail
sich des kaüffs vnd bezallung miteinander derselbigen zeit vertragen mögen,
so sol es darbey beleiben, konnten sy sich aber sollichs kaüffs vnd der
Summa, auch der bezalung, nit verainen, dardurch der kaüff desselben mais
zerschlagen vnd nit fürgengig würde, alßdann mag der verkaüffer sein aygen
guet ainem anndern vnd frembden wol anpieten, der jm in der ersten bis in die
vierdten syppt nit gefründt ist, doch dieselb vierdt syppt hyemit eingeschlos-
sen sein.
Vnd wo sich allßdann der verkaüffer mit demselben frembden ainer kaüff-
summa veraint oder das guet kaüfflich zugestellt hat vnd sich darnach die
erben oder fründt in obuermellter sipptsal (darjnn allweg die nägsten in dem
grad oder sipptschafft auf jr ersuechen vorgeen sollen) bemellte abgeredte,
verainte oder empfangne kaüffsumma dem verkaüffer allermass wie der
frembd zu bezallen erpeüt; Alßdann sollen dieselben erben oder freündt an
den kaüff zuesteen in jar vnd tag wie von aliter jmm gepraüch herkommen ist
züegelassen werden. Doch das die erben, so den kaüff annemen, sôlichen
kaüff jne selbs vnd nyemandt annderm zu nütz oder geuallen annemen. Es
sollen auch der kaüffer vnnd verkaüffer in disem vali, er sey fründt oder
frembd, wo es in Recht begert wirdet, ainen ayd schworn vnd sonnderlich das
sy darjnn keinen heymlichen verstandt, pact oder geuärde praüchen wollen.
[11.20.] Wie es mit den aygenleüten sol gehallten werden
Alls vns von vnnser Lanndtschafft der aygenleüt halb ettlich beschwärung
vnd mißbreüch, die derhalben durch vnser Ambtleüt fürgenomen sollen
werden, anpracht sind, ist vnser maynung, das füran dieselben beswärung vnd
mißbreüch abgethan Vnd nämlichen also gehallten sollen werden, das ain
yede leybaygne person allain jrm leibherren gepürlich leibgelt gebe. Vnd wo
ain Eeuolck, man vnd weib bayde leibaygen sind, so jr ains stirbt, sol alßdann
das lebendig von dem gestorben, wie bißhere an etlichen ortten,
[Seitentitel fol. 25:] Das XXV blat
alls wir 79bericht, beschehen sein sol, nichts ze geben schuldig sein. Doch sol
es sonnßten mit den todtfällen wie von aliter herkommen, auch mit der
taylung der aygenleüt, nach vermôg der Lanndßerclärung gehallten werden.
78 1516: Dieser Artikel ist noch nicht enthalten.
79 1516: fol. 24\
46
Wo auch ainer, der nit leibaygen ist, auf ain guet zeucht, darauf vor ain aygen-
man gesessen wäre, sol er darumben nit aygen, sonnder frey sein.
[11.21.] Zymmerholtz vnd fruchtper Pawm on vrsach nit abzeschlahen
Weitter so wollen wir: Deßgleichen sollen bey Vermeidung vnser straff all
annder Gründtherren in vnserm Fürstenthomb verfuegen vnnd darob sein,
damit in allweg die guten zymmerhôlltzer, auch annder geschlacht holltz nit
vnnützlich noch überflüssig, wie bißher an ettlichen ortten, als wir bericht
sein, vmb ain gering gellt bescheen, abgeschlagen, verkaufft vnd ver-
schwenndt werden. Auch sonnderlich sollen die Willden ópffel- vnnd Pier-
paüm, dieweyl sy fruchtper sind, Nämlichen nach gelegenhait ainer yeden
gegenndt, on sonder nottürfftig vrsach nit abgehawen werden. Weiher aber
das überfarn würde, der sol von seiner gerichtzôbrigkait vmb ainen gulden
reinisch gestrafft werden.
[11.22.] Uon geprauch der Swartz- vnd Hochwälld vormm gepürg
Wo die Swartz- vnd Hochwällde in vnnserm Fürstenthomb zu dem wasser
oder pächen nit gepracht mögen werden, auch den hoffenlichen pergkwer-
cken in vnserm lannde nit gelegen noch diennstlich sindt, haben wir vnnser
landschaft, die es betrifft, zugelassen, das sich die gründherren sôlher jrer
wällde jrer gelegennhait vnnd nottürfft nach jmm Lannde ze Bairen vnuer-
hindert wol gepraüchen mögen.
[Seitentitel fol. 25':] Der Ander tail
80[II.23.] Wie füran die gemainen Grund bestanden vnd hingelassen sollen
werden
Alls vnns durch vnnser Landtschafft aller stennde über vnnser Pfleger, Rich-
ter, Casstner, Vorster vnd annder Ambtleüt von verwilligung, auffahung vnd
hinlassung wegen der gemainen Gründt beschwärlich klagen fürtragen vnd
angezaigt sindt, Allso ordnen vnd wollen wir darauff, das füran khain vnnser
Pfleger, Richter, Casstner, Vorster, Landtsäss, noch yemandt annder mer in
vnnserm Lannd ze Bayren weder in Dorffern noch annderßwo aynichen ge-
mainen Gründt auffahen, hinlassen oder sôlhs yemandt ze thun bewilligen
oder gestatten sol, Es beschech dann mit der Gründtherren vnd gemain
desselben ortts, so tail daran haben, sonnderm zuegeben, wissen vnd willen.
Doch sollen hiejnnen zu yeder zeit die maysten vnnd trefflichisten Gründt-
herren vor äugen gehabt, vnd, wohin sy ]r bewilligung thuen, angesehen
werden. Was auch allso von gemainen Gründten vmb zinss hingelassen
wirdet, dasselbig zinßgellt sol durch die Gründtherrschafft vnnd gemain
80 1516: fol. 25.
47
samentlichen nach jrm geuallen weytter zu gemainem nütz angelegt oder wol
uerwart behallten werden.
[11.24.] Umb anschürt vnd schaden der wasser
Jtem Wo ain fliessend wasser yemand durch ainen ganntzen wasen prient,
vnueränndert des wasens vnnd würtzen, das sol dem vnschedlich sein, des der
poden gewesen ist vnd jme mit dem aygenthumb bleyben. Wo aber das wasser
yemanndt in grießweyse gibt vnd anschütt, sôlhs sol dem es geben vnd ange-
schütt hat, züsteen.
[Seitentitel fol. 26:]81Das XXVI blat
[11.25.] Uon den Rednern vnd Vorsprechen vnd derselben belonung
Nachdem vnns von allen Stännden aus vnser lanndtschafft der Redner vnnd
Vorsprechen halben Clag fürkommen sind, wie die partheyen durch Sy mit
abnemung überflüssiger vnd vnzymlicher belonung vast bedranngt, dardurch
dann vnnsere vnndterthan allso wider die pilligkhait beschwärt, vnd yezu-
zeyten ain Armer seines vnuermogenß halben ain gerechte gute sach nit
anzefahenn oder außzüfueren vermag, vnnd allso gedrungen wirdet, die
beiigen ze lassen. Dieweyl vnns dann alls Landßfürsten zu fürkommung
sólher mereklichen beswärung nottürfftigklichen darein zesehen gepüret,
auch zu thun schulldig, genaigt vnd willig sein, So haben wir darauff mit
vnnser Landtschafft dauon nachuolgender mass geratschlagt:
Ordnen, setzen vnd wollen darauf, das all Redner vnnd Vorsprechen, so vor
vns, vnserm Hofmaister, Marschalh, Vkztdomben, Räten vnd andern
vnnsern Regimenten vnnd Hofgerichten vnnsers Fürstenthombs Bayren ze
hanndlen vnndersteen, ains erbern wesenns vnd verstenndig sein, Auch
hyenach uolgenden ayde 82vnns vnnd vnnsern Hofgerichten vnd andern
globen vnd swórn sollen.
[11.26.] Der Redner vnd Vorsprechen ayd, den sy zu diser Ordnung swören
sollen
Jr werdet zu gott ainen ayd schwórn, das ]r den durchleüchtigen hochgeporn-
nen Fürsten vnnd herren, herren Wilhelmen vnd herren Ludwigen, gebrue-
dern, Phallntzgrauen bey Rhein, Hertzogenn in Obern vnnd Nydern Bayren
etc. vnnsern genädigen herren, vnd an jrer Fürstlichen gnaden stat dem Vitz-
thomb, Regiment oder Gericht zû N. gewertig 83vnd gehorsam sein, der
partheien Sachen,
81 1516: fol 25'.
82 1516: »vnns vnnd obgemellten vnnsern Gerichten globen ...«.
83 1516: fol. 26.
48
[Seitentitel fol. 26':] Der Ander tail
die jr ze hanndlen annemet, mit gantzen vnd rechten treuen mainen vnd
dieselbig sach nach ewr pessten verstentnuss Ewr parthej zu gut mit vleiss
fürbringen vnd darjnnen khainerlay falsch oder vnrecht gepraüchen, oder
geuärlich schüb oder außzüg zu uerlengerung der Sachen suchn, noch sôlichs
die partheyen zu thûn vndterweysen wollet, auch haymlichait vnd behellff,
so jr von den partheyen empfahet, oder die jr von jne selbs mercket, Ewrn
partheyn zu schaden, nyemanndts offennbaren, erberkait in ewrn für-
pringungen gebrauchen vnd vor lessterung bej straff nach ermässigung
vnnser Räte, Regimennt vnd Hofgericht euch ennthallten, Auch mit den
partheyen kainerlay fürgeding oder fürwort machen, tail von der Sachen, der
jr jmm Rechten Redner seydt, zu haben oder zu gewartten, Darzu was euch
jnnhallt hyenach uolgender Ordnung für eür belonung ze geben gepürt,
benuegen lassenn, die partheyen nit weytter anfordern, hoher beswärn, noch
aynich sonnder geding deßhalben mit jnen durch euch selbs noch yemanndt
andern nit machen noch zu thûn gestatten, in kain weis, das jr euch auch der
Sachen, so jr angenomen habt, on redlich vrsach vnnd des Rechten erlaubung
nit enntschlahet, allen vnd yeden puncten vnnd artigklen, so euch yetzo
vorgelesenn sein, nit allain hye vor disem vnnserm Hof gericht, Sonnder auch
vor allen anndern vnnsern gerichten vnd Ambtleüten vnsers Fürstenthumbs
Bairen, vor weihen jr dann allso reden vnd hanndlen werdet, getreulich ge-
leben vnnd genntzlich nachkommen wollet, Doch in dem allen nit annderst,
sonnder so wol lannden vnnd leüten diss Fürstenthombs zu jrn freyhaiten,
auch jüngst zû Jngolstatt auffgerichtet Erclärang als zu vnnser obgenannten
gnädigen herren, der Fürsten Recht vnnd gerechtigkait zu handien. Alles ge-
trewlich vnd vngeuärlich.
fSeitentitel fol 27:]84Das XXVII blat
[11.27.] Uon der Redner vnd Procurator belonung
Weitter Setzen, Ordnen vnd wollen wir hie mit ernnst, das nun füran von
allen vnd yeglichen vnnserer Hofgericht vnd regiment geswornen rednern
vnd procuratoren diser nachuolgender Ordnung vnd Satzung jrer belonung
halb gelebt, die vollzogen vnd von khainem bey vermeydung vnserer swärn
straff vnd nachgeschribner pene dawider gethan oder gehanndlt werde.
[11.28.] Uon belonung der schrifftlichen Process vnd Termyn
Nemlichen fürs erst, So ist vnnser ernnstlich maynung, das durch vnnser vnd
vnnsers Fürstenthumbs vnnderthan vnd jnnwoner, geystlichs vnd welltlichs
stannds, die vermógenlich seyen, den geswornnen Procuratorn vnnd
84 1516: fol 26'.
49
Rednern in allen schrifftlichen processen, der Sachen sy allain Redner oder
Anwälld sind, von ainem Termyn zu hallten, das ist von ainer taglaystung,
über sybentzig pfenning, vnd von dem Armen gemainen pawrßman nit über
zwenunnddreissig pfenning vnnser münss in Obern bairen gegebenn, auch
von khainem derselben Procurator oder Redner bey nachgesetzter vnerläß-
lichenn straff darüber mer geuordert noch genomen werden sol.
Wo aber ain Redner in ainer Sachen nit allain Procurator und Redner, sonnder
dartzu Aduocat, das ist ratgeb vnd vergreyffer der sach, samenntlichen sein
würde, So ordnen vnd setzen wir hiemit, das demselben Procurator von
vnnsern vermógennlichen Landtleüten vnd vnndterthanen auf die sach, alls
offt er darjnnen ain schrifften der nottürfft nach machet vnd ainen Termyn
wie ob steet hellt, über ainen gullden, vnnd von dem gemainen pawrßman
über ainen halben gul85den reynisch nit gegeben werden sol.
[Seitentitel fol. 27':] Der Ander tail
So aber die sach )r enndtschaf f t gar erraicht hat vnd der Procurator vnnd Red-
ner vermainen würd, ain merers dann ob steet verdiennt ze haben, So sollen
allßdann vnnser Hofräte vnd in vnsern Vitzdombambten vnser Vitzdomb
vnd Räte, auch an anndern ortten vnser Richter vnd Rechtsprecher, vmb
dieselbig belonung on all außzüg enndtlich zuerkennen vnd die nach jrm
gutbeduncken vnd nach gelegenhait desselben Redners gehabter mue zu
massigen macht haben.
[11.29.] Uon belonung der Mündtlichen hanndlung
Verrer wollen wir, das füran von allen mündtlichen fürbringen vnd hanndlun-
gen, die durch die obgedachten geschwornnen Redner vor vnns, vnnsern
Hofräten, auch in vnnsern Regimenten vor Vitzdomb vnnd Räten86 in guet-
lichen verhorn oder jmm Rechten beschehen, von vnsern vermôglichen
Lanndtleüten vnd vnderthanen durch dieselbigen Redner 87auff ain tag-
satzung solanng die weret über ainen gulden, vnnd von dem gemainen bawrs-
man über ainen halben gulden reynisch bey vermeydung nachuolgennder
straff nit eruordert, noch genomen sol werden. Es wäre dann sach, das ain
hanndlung so gross vnnd so gar vil mue mit schreiben, reden, ratschlegen
oder annderm bedorfft, darjnnen sol allermassenn wie ob steet die mässigung
bey der obrigkait desselben ortts vngewaigert besteen vnnd bleiben. 88Aber
in den Lanndtgerichten, Hofmarchen, auch Stetten vnnd Märckten sol es bey
der gewonndlichen vnd geordennten belonung bleiben wie vor aliter.
85 1516: fol 27.
86 IS 16 hier noch eingefügt: »oder anderswo in vnnserm Fürstenthomb«.
87 1516: der erläuternde Einschub »aujfain tagsatzung solanng die weret« fehlt hier
noch.
88 1516: Der ganze letzte Satz dieses Abschnitts fehlt hier noch.
50
[11.30.] Uon belonung der redner über lannd
Vnnd alls wir auch in sonnderhayt bericht werden, wie das bißher vnnser
Lanndsässen vnd vnnderthanen von den Procuratoren vnd rednern, so sy
dieselbigen yezûzeiten
[Seitentitel fol 28:] Das XXVIII blat
jrer nottürfft nach über Lanndt gefuert vnd gebraucht haben, nit 89allain mit
überflüssiger belonung, sonnder auch mercklicher grossen zerung beschwärt
sein worden, darein vnns dann alls Lanndßfürsten wie ob steet nit vnpillichen
ze sehen gepüret, Ordnen, setzen vnnd wollen wir darauf hie mit ernnst, das
füran khainem Procurator oder Redner, der von vnnsern vnnderthanen vnd
jnwonern vnnsers Hertzogthümbs Bayren über lanndt gebraucht wirdet,
über obbestymmbte sein gepürliche belonung merer dann allain von ainer
meil wegs (die von desselben Procurators vnd Redners heüßlicher wonung
oder dem ort, er außgefuert, an die stat, da er gepraucht wirdet vnd nit wider
haymwertz gerechet) ainn schilling Müncher pfenning vnnser münss, Auch
tag vnnd nacht für zerung ain halber gulden reynisch gegeben sol werden.
Welches auch all vnnser geschworn Procurator vnd Redner allso zubenuegen
annemen vnnd weytter darüber von khainer parthey jchts begern noch er-
fordern sollen.
[11.31.] Uon Vollziehung vnd hanndthabung negstuerschriben gepots
Damit auch ob diser vnser Ordnung vnd nottürfftigern fürnemen allenthalben
in vnnserm Fürstenthümb bairen mit ernnst môg gehallten, dieselb vollzogen
vnd gehandthabt werden, So ist vnnser ernnstlich haissen vnd maynung, das
zum fürderlichisten durch vnnser Hofrichter vnnd Räte, auch in vnnsern
Regimennten durch vnnser Vîtzdomb vnd Räte, All vnd yeglich Redner
sollen erfordert vnd jnen dise Ordnung fürgehallten vnd on uerziehen hyeuor
geschribne aydßpflicht darzü zuthün 90auferlegt werden. Weiher sich aber
desselbigen setzen vnd das wie ob steet zu hallten nit annemen wolten oder
hinnach in übernemung der belonnung oder annderm wider dise
[Seitentitel fol. 28':] Der Ander tail
Ordnung, das sich kündtlich erfünde, hanndlen vnnd thün würde, der sol sein
leben lanng in vnnserm Fürstenthümb Bayren vor vnns, allen vnnsern
Regimenten vnnd Gerichten zu procurirn, zû reden oder zu handien durch
vns, noch yemanndt anndern nit mer zuegelassen werden.
89 1516: fol. 2T.
90 1516: »aufgelegt«.
51
9IWo auch yemanndt annder in vnnserm Fürstenthümb wider sólhe Ordnung
in ainem oder mer artigklen ze handien vnndersteen würde, den oder diesel-
ben, so wir des gleüblich bericht werden, wollen wir darumben nach gestallt
seins verprechenns mit vngenaden straffen lassenn, auch solhs in vnnsern
Regimennten vnnsern Vkzdomben vnd Räten dermassen zu thün ernnstlich
hyemit beuolhen haben. Darnach wiss sich menigklich zu richten vnnd vor
schaden zu uerhuetten.
Doch sollen in diser vnnser Ordnung die Doctor, so vnns zu diser vnnser Ord-
nung nit geschworen haben, auch die außlenndischen Redner vnnd Vor-
sprechen, so yezuzeyten vor vnns, vnnsern Regimenten vnd Gerichten
gepraücht werden, nit begriffen, sonnder außgeschlossen sein.
[11.32.] Uon Notarien, Stuel- vnd anndern offenn vnd gemainen
Schreibern
Vnnd alls vnns anlanngt, wie das nit allain der gemain man, sonnder auch all
jnwoner vnd vnndterthan vnsers Fürstenthumbs von den Notarien, Stuel-
vnd anndern Schreibern in Stetten vnd Märckten etwas hoch in jrer belonung
aller briefe vnnd schrifften übernomen vnnd beschwärt sollen werden, Dem-
nach beuelhen vnnd schaffen wir hyemit allen vnd yeden Burgermaistern vnd
Räten vnnser Stett vnnd Märckht, das sy in sólhem bey jnen sonnderlich
nottürfftige vnd gute mass vnnd Ordnung bey ainer nemlichen peen vnd
straff, dardurch obberuerte beswärung abgestellt, on uerziehen fürnemen
vnd setzen, des wollen wir vns allso zu geschehen gentzlich verlassen.
[Seitentitel fol. 29:] Das XXVIIII Blat
[11.33.] Uon Schreiberion der Supplication
Jtem Es sol auch füran in vnnsern Stetten, Märckten vnd auf dem lanndt von
ainer gemainen Supplication, die zu gleycher vnd formlicher mass auf ainen
pogen papir (darjnnen doch kainer bey nachgeordennter straff geuärlichait
brauchen sol) geschriben mag werden, über sechs kreützer 92nit geben. Wo
aber ain Supplication kürtzer vnd weniger schrifften alls yetz gemellt het, So
sol allßdann die belonung auch gemynndert werden; yedoch wo ain supplica-
tion ain merere lenng, dann obsteet, zehaben die nottürfft erayschen, oder
sonnßt ainen mercklichen vnd treffenlichen hanndl, darjnnen ain Schreiber
merern vleiss vnnd auffsehen haben mueßt, antreffen würde, dauon sol jm
nach gelegennhait seins verdiennens, mue vnnd arbeyt zymmlicher mass be-
lonung beschehen. Weiher aber hierüber yemanndt wissenntlich übernemen
oder beschwärn, das offenlich sein würde, dem sol durch sein gerichtzobrig-
kait, des orts es geschieht, das schreibambt ain jar lanng nydergelegt vnd kain
91 1516: fol. 28.
92 1516: fol. 28'.
52
supplication noch aynichen andern briefe dasselb jar vmb gellt ze schreiben
gestatt werden.
[11.34.] Welich Notari sollen zugelassen werden
Jtem Wir wollen auch, das füran in vnnserm Fürstenthümb kain Notarj mit
braüchung seins Ambts mer züegelassen noch gedulldet werde, Er sey dann
von Bäbstlicher heyligkait oder Romischer Kayserlicher Mayestat wie sich
gepürt züegelassen vnnd bestättigt, Weihs auch ain yeder Notarj durch
fürweysung seins glaübwirdigen instrumennts beypringen sol. Wo sich aber
hierüber aynicher in vnnserm Lanndt aines Notariatambts zu gebrauchen
(der nit wie ob steet zugelassen vnd bestättigt wäre) vnndersteen würde,
der sol deßhalben von seiner gerichtzobrigkait nach vngenaden gestrafft
werden.
[Seitentitel fol 29':] Der Ander tail
[11.35.] 93 Wie die supplication vnd clag füran an die Fürsten vnd jre vitz-
domb vnd Rate sollen gebracht werden
Nachdem ettlich zeythere durch all vnnser jnwoner vnd vnndterthan vnnd
sonnderlich den gemainen Paürsman vnnsers Fürstennthümbs Bayren ain
grosse vnordnung vnnd 94mercklicher mißprauch mit den vilfelltigen vnd
täglichen supplicirn, anbringen vnnd clagen für vnns vnnd vnnserr Hofräte,
auch in vnnsern Vkzdombambten für vnnser Vitzdomb vnnd Räte beschehen
vnnd gehallten worden ist, Allso das maniger erstmals vnnd vnersuecht seins
Pflegers, Richters, Hofmarch- oder annderer Gerichtzherren von ainer
schlechten, gerinngschätzigen oder gar vngegrünndten Sachen wegen an
vnnsern Fürstlichen hofe Oder für vnnser Vitzdomb geloffen vnnd geclagt,
Darauß dann nit allain denselbigen clagern in vil wege mercklicher vncossten,
mue vnnd versaümnuss, Sonnder auch vnns vnnd vnnsern Räten in anndern
trefflichenn vnnd obligennden Sachen ze hanndln mermals grosse Verhinde-
rung eruolgt hat. Hyerauff haben wir vnns deßhalben mit vnnserr Lanndt-
schafft aller Stännde vndterredt vnd veraint, Ordnen vnd wollen auch, das
nun füran ain yeder 95Burger oder jnwoner in vnnsern Stetten vnd Märckten,
auch Paürs- vnd annder gemainer man in vnserm Lannde zu Bairen, der
da vermaint, beschwärt ze sein, sollich sein beschwärung oder anligen, Wo die
clag oder beschwärung nit sein ôbrigkait betrifft (oder wider sy), sonnder
annderer Sachen halben ist, Erstlich seinem geordentem Pfleger, Hofmarch-
93 1516: »Das die Supplication vnd ander clag füran an die Fürsten vnd vitzthomb
vnersuecht der gerichtzobrigkait nit gepracht sollen werden«.
94 1516: fol 29.
95 1516: Einschub »Burger oder jnwoner in vnnsern Stetten vnd Märckten, auch« fehlt
hier noch.
53
oder anndern Gerichtzherrn 96vnnd obrigkaiten fürbringen vnd anzaigen97.
Vnnd sol darauf die bemellt obrigkait dem beclagten des clagers clag vnnd
begern fürhallten, sein anntwort darauf vernemen vnnd vleiss ankern, die
parthey auf zymmlich mittl vnd wege in der guetigkait zu uertragen; Wo aber
bey denselben partheyen die guet nit erhebt werden mócht, AUßdann nach
vermóg der Lanndßerclärung vnd Lanndßordnung
[Seitentitel fol. 30:] Das XXX blat
darjnn hanndln, Oder wo es die nit betrifft, sonnßt die pilligkhait darjnn für-
nemen. Vermainte dann aynich parthej an sôlhem seiner gerichtzobrigkait
fürnemen, geschäft oder enntschid hyerüber beschwärt ze sein, 98 Allßdann
vnd nit ehe sol "der beschwärten parthey erlaubt vnd zügeben sein, vnns
vnnd vnnserr Hofräte, 100Vnnd in vnnsern Vitzdombambten vnser Vkzdomb
vnd Räte vmb hilff vnd gepürlich hanndlung zu ersuechen, 101 doch von
seiner ôbrigkait vorgeyebter Sachen ain schrifftlich anzaygen vnd vntterricht
mitpringen, vnd darjnn den armen man mit zerung, noch aynnichem vorder-
wein in vermóg hyenachgesetzter Landtpot nit beschwärn, Aber dem
Gerichtschreiber sein gepürlich schreyberlon, von der vnntterricht gen Hof
ze schreiben, wie bißhere vnabgenomen sein. Es sol auch kein Supplication
noch anndere Clag in vnnserm Fürstlichen hofe, noch in anndern vnnsern
Vitzdombambten, hinfür mer angenomen oder zuegelassen werden, Es sey
dann die ersuechung vor der gepurlichen 1026brigkait, wie ob steet, dauor
allso beschehen vnnd des ain glaübwirdig anzaygen von seiner ôbrigkait,
103wie obgemellt, für vnns oder vnnser Räte gebracht, die dann ainem yeden
von seiner ôbrigkait on sonnder beschwärung geben werden sol.
[11.36.] 104Uon vnntterrichten gen hof ze geben
Weytter, So ordnen vnnd wollen wir, das füran weder vnnser Pfleger, Richter,
Casstner, Mauttner, hofmarch- oder annder Gerichtzherren 105vnnd obrig-
96 1516: »vnnd obrigkaiten« fehlt.
97 Für die in den nächsten Sätzen folgende Schilderung der Erstinstanz steht 1516 hier
lediglich die Formulierung:... »sol, vnd souerrjme daselbst derpilligkait nit verhollf-
fen wolt werden«.
98 Ab hier wieder Übereinstimmung mit 1516.
99 1516: »jme« (anstatt »der beschwärten parthey«).
100 1516: »auch«.
101 1516: Der folgende Teil des Satzes fehlt hier noch.
102 1516: »gerichtzobrigkait«.
103 J5J6- »wie obgemellt« fehlt hier noch.
104 1516: fol. 29'.
105 1516: »vnnd ôbrigkait« fehlt hier noch.
54
kait, noch annder in vnnserm Fürstenthumb, auf nyemandts begern 106an-
derst dann in nägstem artigkl gesetzt vnd geordennt ist, ayniche vnntterricht
an vnns oder vnnsere hofräte, auch in vnnsern Vitzdombambten an vnnser
Vitzdomb vnd rate, geben noch züeschicken, Es werde dann dieselb vnntter-
richt dauor von vnns oder denselben vnnsern Regimenten begert vnd in
sonnderhait ze haben eruordert.
[Seitentitel fol. 30':] Der Ander tail
[11.37.] Wie sich der Fürsten hofmaister, Cantzler, Vitzdomb vnd Räte in
außrichtung der Supplication hallten sollen
Jtem Es sollen auch die Supplication vnnd anbringen, die allso wie obgemellt
in vnnser Cantzley geanntwurt, durch vnsern Hofmaister, Canntzler oder
annder hofräte, auch in vnnsern Vitzdombambten von vnnsern Vitzdomben,
Cantzlern vnd zugeordennten Räten, souil der yeder zeyt fueglich dabey ge-
sein mögen, aygenntlichen verhört, vnd durch sy, wie bißher vngeuärlichen
beschehen ist, mit geschafften zum fürderlichisten abgeuerttigt werden; Das
sy dann allso ze thun macht haben, doch außgenomen, was vnnser aigen guet
oder mercklich vnser obrigkait antrifft oder darjnnen wir vorhin selbs
geschafft hetten. Jn denselben Sachen sollen die Räte ausser vnnsers wissens
vnd willenns nit enndtlichen schaffen, aber sy sollen vnns allweg jrn rate vnnd
gut beduncken darjnnen anzaigen. So wollen wir allßdann darauff pilliche
geschafft thun vnd außgeen lassen, vnns auch darjnnen genädigklich vnd vn-
uerweißlich hallten.
[11.38.] 107Uon den armen partheyen
Jtem Auf das nyemanndt armüthalb Rechtlos gelassen werd, So wollen vnd
ordnen wir, Jnmassen in des heyligen Reichs Camergerichtzordnung auch
gesetzt ist, Wo yemandt so arm war, der an ligennden guettern oder varenn-
den habe oder schullden nit souil het, das er sein sach vor seiner gerichtz-
obrigkait vermocht züuerlegen, vnd darauff sein gerichtzobrigkait durch
gottes willen vmb hillff des Rechtens ersuechen würd, das allßdann dieselb
sein gerichtzobrigkait (wo sy des hieuor nit wissen het) mit sonderm vleiss
grüntlich erfarn sol, ob dieselb person dermassen mit armut beladen sey, das
sy jr sach vor gericht zû uerlegen vnnd den Schreybern, Aduocaten, Rednern
vnnd
[Seitentitel fol. 31/1:] Das XXXI blat
106 1516: Einschub »änderst dann ... ist,« fehlt hier noch.
107 Der gesamte Artikel »Von den Armen Partheyen« ist 1516 noch nicht enthalten. Das
Textende des vorhergehenden Artikels ist noch auf fol. 29', fol. 30 ist eine Leerseite.
55
andern (die sy zu außfuerung jrer gerichtzsachen nottürftig ist) jr belonung
ze geben nit vermog. Vnd wo sich dz also in erfarnng erfinndet, oder durch sy
jr armüt in Recht erwisen wirdet, So sol darnach dieselb person jrer gerichtz-
ôbrikait darzu des ainen aid swóren, Mit dem anhang, das sy auch darumben
von jrer hab vnd guet geuärlicher weise nichts vereüssert noch vergeben hab,
noch vergeben wolle. Vnnd wo sy in jrn Sachen souil behabenn oder sonnßt
künfftigklich zu pesserm vermögen vnnd narung kommen würd, das sy allß-
dann ainem yeden nach seiner gepüre bezalung vnd außrichtung thun woll
trewlich on geuärde.
Vnd welliche person nach beschehner erfarung oder beweysung dermassen
arm erfunden vnnd darauf die armüt swôrn wirdet, dem sol sein gerichtz-
obrigkait alle gerichtzacta vnd schafften on bezalung vmbsonnst geben
lassen vnd dartzü verschaffen, damit jr die bestellten Aduocaten vnd Redner
jn jrer Sachen mit redn vnd raten on ayniche belonung beystenndig vnd
hillflich seyen. Vnnd wellichem Redner oder Aduocaten solidi der armen
Sachen von seiner ôbrigkait (die sy dann, wo der mer wären, gleich vnndter sy
tailn sol) empfolhen werden, derselb Redner vnd Aduocat sol schulldig vnd
pflichtig sein, bey der pene entsetzung seins Ambts die on widerred anze-
nemen vnd bey seinem ayd getreulich darjnn zu hanndln. Vmb das aber der
wege fräuenlichs vnd müetwilligs vmbtreibens, so die armen zu zeyten aus
Vertröstung jrer armüt fürnemen, fürkommen werd, sol ain yede gerichtz-
ôbrigkait macht haben, Wo bey den armen (von dene sôliches wie uor steet
begert) sólicher fräuenlicher müetwill vnpillichs vmbtreibens erfunden
würdet, Vnd dieselben armen den cossten nit zu bezaln hetten, allßdann nach
gelegenhait der person vnd grosse der verhanndlung dieselb arm person
dartzü herttigklich amm leyb ze straffen.
108 [fol. 31/2':]
Der dritt tail
Hernach uolgt der drittail diss Buechs, Darjnn ettliche sytliche Lanndpot
vergriffen sind.
[Seitentitel fol. 31/3:] 109Das XXXI. blat
[ULI.] Von straff der Gotzlessterer
ALls hieuor zu verganngen Reychßtägen bey grossen Penen zu uerpiethen
geordennt ist, das die Gotzlestrung vnnd das Swôrn bey dem namen Gottes,
108 Fol. 31/1' und 31/2 sind in der Ausgabe 1520 Leerseiten.
109 Durch die Mehrfachzählung als »fol. XXXI« stimmt ab hier in der Ausgabe 1520 die
Blattzählung trotz der Einschübe wieder mit der Ausgabe 1516 überein.
56
seiner heiligen glider, der junckfrawen Marie vnnd den heiligen vermitten
werden sol, So erfindet sich doch offenlich, das sich solhe Gotzlesstrung
vnnd Sworn vnangesehen vorberuerter Ordnung vnd gepot bißher in vnnserm
land nit gemynndert, sonnder noch von tag zu tag schwärlichen meren thüt.
Demnach vnnd zu weytter fürkömung solher gotzlôsstrung Ordnen, setzen
vnd wollen wir hiemit ernnstlich, ob sich yemannd, was wirden, stands oder
wesenns die warn, sich vnndersteen würden, zu uerachtung gottes, der junck-
frawen Marie oder den heiligen, Eytl oder leßterwort zu geprauchen oder
vnere zu zelegen, oder seiner Gothait oder allmächtigkait mißpiettung oder
vermynndrung zu thun, Gott, der junckfrawen Marie oder seinen heiligen
flüchte, alls ob gott ain ding nit vermocht, nit gerecht wäre, oder der muter
Maria sôlhs oder annders mit jrm kind zuleget, die lieben heyligen verachtet
oder bey der marter, leyden, krafft, macht oder wunden gottes oder der-
gleichen verächtlich oder fräuenlich schwüre, die sollen, Nemlich, wo es
yemanndt vomm Adi wäre, nach erkanntnuss vnnser Räthe mit ainer gellt-
straff an ain kirchen ze geben, an den ennden da es geschieht, oder, ob die
gotzlesstrung so gar fräuenlich wäre, allßdann nach gelegenhait derselben
verschull-
[Seitentitel fol. 31/3':] Der Dritt tail
dung, vnd die andern gemainen personen mit fenngklicher ennthalltung oder
sonnst an jrem leib nach grosse vnd menig sôlhs freuenlichen vnd bedecht-
lichen swôrens oder gotzlôsstrung durch die herrschafft oder ôbrigkait des
ortts, da sich sôlhs begeben wirdet, vnnachläßlich gestrafft werden. Vnd ob
auch sôlhe gotzlôsstrung von kindern, die noch aygens guets nit hetten, ge-
hört, vnd erfunden würde, das sy jre vätter vnd elltern darumben nit straffen,
so sol allßdann die ob uermellt straff gegen denselben jren elltern, alls ob sy
die selbs verwürekt hetten, on alle verhindrung vnnd außzüg fürgenomen
werden.
[III.2.] Verpot des zuetrinckhens
Wiewol Zutrincken auf mer gehaltnen Reychßtägen auch swärlichen verpot-
ten, So ist doch seih verpot an ettlichen orthen wenig gehallten, vollzogen
oder gehandthabt worden. Dieweyl dann aus dem lasster des Zuetrinnckhens
trunckenhait, vnd aus trunckhenhait gotzlôsstrung, todschleg vnd vil annder
vnmenschliche lasster vnd übel enntsteen, Vnd sonnderlich, das sich die
zuetrinckher dardurch Jrer vernunfft berauben vnd in färlichhait jrer seele,
eeren, leibs vnd guets begeben, Hierauf so pieten wir hertzog Wilhelm vnnd
hertzog Ludwig gebrueder aus Lanndßfürstlicher ôbrigkait allen vnd yeden
vnnsern vorgenannten Ambtleüten, Lanndleüten, Vnnderthanen vnd jn-
wonern vnnsers Fürstenthumbs, Geystlichen vnd welltlichen, was wirden
oder stannds die seyen, das nun füran nyemant mer, Er sey wer er wôll, bey
vermeydung der peen vnnd straff, in ob uermelltem Artickl der gotzlôsstrung
57
halb begriffen, mer züetrinckhen oder yemanndt dartzü bewegen, raytzen
oder hallten thue, weder wenig noch vii, in khain weys, wie die erdacht oder
fürgenomen werden mócht; Sonnder,
[Seitentitel fol. 32:] Das XXXII Blat
das alle vnnsere Ambtleüt, auch Hofmarch- vnnd anndere Gerichtzherren
verfliegen vnnd mit ganntzem ernnst darob hallten, das dem allso nachge-
uollgt, die überfarer vnd verprecher diss gepots dermassen wie uor steet vn-
nachläßlich gestrafft vnd nyemanndts in sôlhem übersehen noch verschonet
werde. Alls lieb ainem yeden sey, zûuorab die vngenad gottes vnd obbe-
stympte straff vnd peen zu uermeiden, Daran thut ain yeder gegen got vnnd
der wellt ain pillich hailsamb loblich werckh vnd vnnser ernnstlich haissen
vnd maynung.
[III.3.] Von straff vnzymlicher Trunckenhait
Nachdem Trunckhenhait ain sonnder laßter ist, dardurch ainem sein ver-
nunfft enntweicht vnnd des guets halb verarmbt, auch Todschleg vnd annder
übel mermals daraus enntsteen, Darauf ordnen vnd wollen wir: welher
mensch in Trunckhenhait auf der Gassen mit of fennlicher vnzucht betretten
oder täglich damit beladen wirdet, das der durch die Schergen vnd püttlen
desselben orts von stund an in die keychen gelegt vnd nit außgelassen werd,
bis er wol nuechter wirdet. ob er auch in seiher trunckenhait ainicherlay
fräuel begieng, darumb sol er weyteer nach gestallt seiner verhanndlung ge-
strafft werden.
[III.4.] Verpot des Spills
Nachdem vngepürliche Spii durch geystliche vnd welltliche Recht verpoten
sind, vnd dann ytz die pawrschaft vnd gemain aufm lannde, in vnsern vnd
vnnser Lanndtleüt gerichten vnd Hofmarchen seßhafft, nit allain an den
heiligen nachten vnd feyrtägen, sonnder auch an den werchtägen
[Seitentitelfol. 32':] Der Dritt tail
tag vnd nacht dem spii obligen, daraus dann gotzlôsstrung, verderben vnd
vnnützlich verschwenndung der zeit, leibs, lebens, eere vnd güets eruolgt,
Darauf haben wir mit Rate vnnser Landtschaft geordennt vnd wollen, das
nun füran allennthalben in vnnserm Fürstenthumb bairen alle spii in den
winckhlen, auch an haymlichen vnnd vngewóndlichen ortten, sambt allem
vngewondlichem nachtspil hyemit ernnstlich verpotten sein sollen. Ob aber
yemanndt in vnnsern Stetten vnd Märckhten, da deßhalb vor khain besonn-
der Ordnung oder Satzung ist, Auch auf dem lannde in vnnsern Landtgerich-
ten, Hofmarchen vnd anndern Gerichten oder Tafernen spilen oder kuglen
wil, das sol ain yeder on allen falsch vnd betrug in offenn gewónndlichen
wirtßheüsern, tafernnen vnd platzen, oder sonnst bey erbern leüten offenn-
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lieh vnd zymmlicher weis, von khains besonndern gewinns, allain von kurtz-
weil wegen, vnnd zu der zeyt, so der gotzdiennst an den feyrtagen volpracht
ist, auch an khainem sampßtag ze abennds, noch anndern heyligen feyr-
nächten, vnd sonnderlich on alle gotzlôsstrung vnd schelltwort treyben,
Auch ainer auf ainen tag mit solhem spii oder kuglen über fünffzehen kreüt-
zer, oder souil werdts, nit verlieren; dartzü sol kainem auf das spii gelihen,
noch auff porg gespült, noch sôlhes von der obrigkait wider ze geben
verschaft werden, vnd in allweg dem gemainen handtwerchs- vnd pawrsman,
Jrn Eehallten vnd kinden amm werchtag ze spilen vnd ze kuglen ganntz ver-
potten sein vnd pleiben.
Es sol auch auf den kirchtägen vnd Jarmärckhten vnnsern Ambtleüten vnd
menigklich offenn platz zum Spii ze hallten vnnd darumb den Schollder ein-
zenemen oder zuuerlassen füran genntzlich vnd bey schwärer vnnser straff
verpotten sein.
[Seitentitel fol. 33:] Das XXXIII blat
[III.5.] Uon straff der Spiler vnd derselben ennthallter
Weiher oder weih aber das überfarn vnnd wider diss gepot in jrn heüsern
spilen oder ze spilen gestatten vnnd yemandt dartzu behausen, beherbergen
oder vnderschlaiff geben, Auch die, so das spii darüber treiben, sollen von jrer
obrigkait, jr yeder vmb ainen gulden reinisch gestrafft werden. Dergleich
vatter vnd müeter sollen für jre kind, wo dieselben aygenns guets nit haben,
vnd die herrschafft für jr Eehallten, wo derselben belonung so weyt nit raicht,
So sy sólh vnzymmlich spii wissenntlich gestatten oder jn jrn heüsern sy dar-
zü hallten, Alßdann angezaigte püess zu bezalen auch verwürekt haben.
Vnd ob yemand über dise gesetzte straff ob uerschriben gepot mer dann ains-
ten würde überfarn oder die püess zu geben nit vermögen, der oder dieselben
sollen durch jr obrigkait mit ainer zymmlichen leibstraff, als ainen tag, zwen
oder drey, nach des verprechers verwürekung fenngklich mit wasser vnd prot
ennthallten, Auch das gellt, so amm Spii vor jnen gefunden, zu der obrigkait
hannden genomen werden vnd derselben verfallen sein.
Doch sollen hyejnn außgenomen sein die Edlen, auch erbern vnd vermog-
lichen person, frawen vnd junckfrawen, die das spii vmb kürtzweyl willen,
zymmlicher mass oder in den Stetten auf den Trinckstuben offennlich
treiben.
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[III.6.] Uerpot der grossen hochzeyt, weysat, schanckhung, kindlmal,
kirchtäg vnd todtnbesingknuss
Nachdem in vnnserm Hertzogthümb mit den grossenn hochzeyten, wey-
saten, vereerungen, schanckungen, kirchtägen, kindlmaln vnnd der todtn
besinngknuss mercklich
[Seitentitel fol. 33':] Der Dritt tail
vnd über110flüssig zerung vnnd cosstung beschehen, daraus dem gemainen
volck nit khlain verderben eruolgt, sôlhem zufürkomen haben wir vnns mit
vnnserr Landtschafft veraint vnd enntschlossen:
[III.7.] Hochzeyt
Vnd wollen, das die grossen Hochzeit vnnd Preütleüff, überflüssigkait der
person, so darein komen oder geladen werden, Auch die nachhochzeyt, Nun
füran in Stetten, Märckhten, Hofmarchen vnnd auffm Lannde bey den wirt-
ten anzedingen oder durch ainen selbs zu hallten verpotten sein sollen, vnnd
darauf Praüt vnnd Preütgeb in jrer wirtschafft vnd hochzeyt aus jrn nägsten
fründten, oder wen sy laden wollen, zu jrm Eelichen beyligen vnnd hochzeyt-
tag auf beeden tailn müber hundert person nit laden sollen, darjnn dann nit
allain das gemain paürsuolckh, jung vnd allt, vatter, mutter, sün vnd tóchter,
sambt allen Eehallten, sonnder auch die priesterschafft, die vomm Adi vnnd
Burger, vnnd all annder, wie die genennt mögen werden, vergriffen vnnd in
kheinerlay wege darüber ze haben vergönnt noch gestatt werden sol.
[III.8.] Weysat vnd hochzeytmal
Es sol auch in sólher hochzeyt nyemandt ausserhalb vatter vnd müeter,
Schwester vnnd brueder, über fünfftzehen creützer weysen. Deßgleychen sol
man auch füran nit über fünff gewonndliche essen, vnd allain gemainen wein,
vnd kainen fisch noch krebs, auch keinen malmasir noch rainfal geben.
Es war dann, das ainer Priester, Edl oder annder Erber ansechlich person in
seiner hochzeyt hette, den mag derselb auf derselben tisch ain essen visch
oder krebs geben vngeuärlich.
[III.9.] Kindlmal
Wir wollen auch, das alle kindlmal hiemit gantz abgethan vnd verpoten sein
sollen. Weihe aber ye ains haben wolt,
110 1516: fol. 33'.
111 1516 folgt hier als Abschluss des Artikels: »... über Sechtzehen wirttleüt oder sonnsten
über zwo vnd dreyssig person nit haben. Doch sollen hierjnnen derselben wirttleüt
kinder, Sün vnd Tochter, nit gerechennt, sonnder aufgeschlossen sein.«
60
[Seitentitel fol. 34:] Das XXXIIII blat
die sol über vier frawen nit dartzü laden, auch dasselbig allain mit gemainem
wein vnnd essen, wie hieuor von den hochzeyten gesetzt ist, hallten, Doch
denselben geladen frawen sonnder vereerung oder schannckung in die kind-
pedt zu thun verpoten sein.
[III. 10.] Todten besingknuss
Jtem Zu ainer Todten besinngknuss sol ain Pawrsman über acht oder neun
person nit laden.
[III.11.] Kirchtag
Jtem Auf ainem Kirchtag soll ain Pawr über fünff gemaine essen, auch der
überfluss des weins, wie bißhere an ettlichen ortten beschehen, füran nit mer
gegeben werden.
[III.12.] Uon straff der, So 112dise gepot überfarn
113Welicher oder welich wider ob uerschribne gepot handien, die sollen durch
jr gerichtzôbrigkait nachuollgennder mass gestrafft, allso, das durch diesel-
ben verprecher von ainer yeden person, so über die vorgesetzt anzal geladen
ist oder durch die zu uil geschenckt oder gewisen wirdet, zwenundfünfftzig
pfening müncher werung sol geben werden. Dergleich sollen die wirtt, so die
überflüssigkait der 114prrson wider dise gepot an sich nemen, Auch die, so
sollich überflüssig person andingen, derselben yeder alls offt es beschicht von
ainer yeden übrigen person auch souil zû puess geben. Wo auch yemanndt ain
hochzeyt, kindlmal oder todtnbesingknuss ausserhalb ains wirts selbs hallten
vnnd die verprechung ob uermellter massen thün wird, derselb sol vmb
zwifach gellt, on alle gnad, Nämlich von ainer yeden übrigen person ainen
halben gullden reynisch ze geben gestrafft werden.
[Seitentitel fol. 34':] Der Vierd tail
[III.13.] Das wider diss gepot ze hanndlen nyemandt gestatt sol werden
Es sol auch wider diss verpot auf yemandts pethe oder ersüechen, gross hoch-
zeyt, preütleüff, kindlmal, kirchtäg oder besingknuss ze haben, von kainer
112 1516: »diss«.
113 1516 hat der ganze Artikel folgenden, deutlich kürzeren Wortlaut: » Weiher oder weih
aber diss gepot überfaren, diselben sollen durch Jr obrigkait, Nemlichen von ainer
yeden übrigen person, die sy zuuil geladen haben, auch so offt yemants das in aynich
annder weg wie obsteet überfert, vmb ainen gulden reynisch vnnächläßlich ze geben
gestrafft werden.«
114 1516: »person«.
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ôbrigkait erlaubt noch gestatt werden, bey vermeydung vnnserr schwären
straff vnd vngnad.
115 [III.14.] Wer disem pot sol vntterworffen sein
Disem obuerschribem Landtpot sollen allain das gemain volck vnd handt-
werchsleüt auf dem lande, auch in Stetten vnd Märckhten, da deßhalben
hieuor khain besonnder Ordnung ist, zu geleben verpunden, Aber die vomm
Adi dem nit vnntterworffen sein.
Hernach uolgt der Vierd tail diss puechs, darjnn ettwouil Landpot vnd
Ordnung, so zu sonderer guter pollicej, aufnemen vnd vnntterhaltung
Lannd vnd Leüt, in gemain vnd sonnder, dienstlich sind.
[Seitentitel fol 35:]Das XXXV blat
[IV. 1.] Ein gemain Lanndpot der zerung halben bey den wirtten
WJewol die zerung allennthalben in vnnserm Lannde in grosse hôherung
vnnd merung kürtzlich gewachssen ist, Deßhalben vns von gemainer vnnser
lanndschaft aller stännde mermallen klag vnd beschwärung fürpracht sind, So
wil doch aus manigerley vrsachen in vnnserm Fürstennthumb durchauß ain
mass oder Ordnung der zerung halben ze setzen nit leydlich noch füglich sein.
Demnach ist vnser ernnstlich beger vnd maynung, das in allen vnd yeden
vnnsern Stetten vnnd Märckhten, dergleych aufm Lannde, gepotten vnd bey
ainer pene den wirtten verschafft werd, füran nyemanndts mer mit vnzymm-
licher zerung oder fuetrung beschwärn, Auch ain yede Statt vnnd Marckht
nach järung des getraids oder anderer gülltiger pfennwert, auch nach ge-
legennhait ainer yeden gegenndt, ains yeden jares, zymmlich vnd leydlich
Ordnung vnd mass setzen vnnd sonnderlich, das ain yeder wirtt in Stetten,
Märckhten vnnd auf dem lannde an dem fueter über den dritten pfenning zu
gewin nit neme, Sonder die übermass, wie bißher mercklich beschehen ist,
füran vermeyden.
Wir schaffen auch hiemit in sonnderhait allen vnnd yeden vnnsern Vice-
domben, Haubtleüten, Räthen, Pflegern, Richtern vnnd allen anndern
vnnsern Ambtleüten, das sy vnuerzogenlich ob uermellte zimmliche mass
vnd Ordnung der zerung vnd fuetterung in vnserm Fürstenthumb ain yeder
bey den Tafernen seiner Gerichtzuerwalltung fürnemen
[Seitentitel fol 35':] Der Vierdt tail
vnnd die bey ainer nemlichen vnerläßlichen straff allso in ernnst vesstigklich
zu halltenn verfliegen, welhes dann die Hofmarch- vnd annder Gerichtz-
herren, so Tafernen haben, auch allso thün sollen.
115 1516: fol 34', ebenfalls mit Seitentitel »Der Vierd tail«.
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[rV.2.] Von wegen der truckhen Gastgeben
Wir wollen auch, das füran allennthalben in vnserm Fürstenthumb kain
Trugkner gastgeb aufm lannd, dardurch bißher den Stetten vnd Märckhten,
auch den rechten Eetaf ernen mit beherbergen der Fürleüt vnnd annderm ge-
mainen volckh vil nachtail vnd Schadens auf dem lannd zügefuegt ist, gestatt
soll werden, Sonnder hiemit verpotten sein, außgenomen die Saltzsämer
vnnd wagenpawrn, so nit habern, sonnder mit hew oder aufm velld oder mit
aygem füeter fuetern, auch die, so yezüzeyten in der not khain Statt, Marckht
oder Eetafern erraichen, die mögen vngeuärlichen vnd in der not auf dem
lannd wol beherbergt werden.
[IV.3.] Wie das Schennckhen aufm lannde ausserhalb der Eetafern sol ver-
potten werden
Deßgleichs sol alles Schenckhen, so yezüzeyten aufm lande durch vnnser
Ambtleüt ausserhalb der Eetafern vergönnt ist worden, nach vermôg ge-
mainer vnser landtschafft freyhait vnd derselben erclärung hie mit sonnderm
ernnst abgeschafft sein vnd füran nit mer gedulldet werden. Weiher Ambt-
man aber darüber mit aynicher erlaubung weytter hanndlet, Auch weih auf
dem lannde in vnnsern Lanndtgerichten sich sôlher newen Schennckstett
oder schennckhens hinfür geprauchen würden, Die wollen wir darumben
nach vngnaden straffen. Deß gleichen sollen es die Hof march- vnd annder
Gerichtzherren auch hallten.
[Seitentitel fol. 36:] Das XXXVI blat
[IV.4.] Das die Ambtleüt auf dem land wein nit höher, sonnder wie ander
schencken sollen
Es sol auch khain vnnser Ambtman, der Tafern von vnns hatt, aynichen wein
hoher schennckhen oder geben, dann annder neben jne, die auch Tafern
haben vnd weinschenckhen thun vngeuärlich, souerr annderst der wein in
gleycher guete in sôlhen Tafernen gefunden wirdet.
[IV.5.] Das nyemandt zu den Tafernen trinckhens halb ze geen gedrungen
werd
Es sollen auch füran die 116Geritzleüt oder yemandt annder nit mer gedrun-
gen werden, in vnnserer ambtleüt oder landsässen Tafern von zerung vnd
trinckhens wegen ze geen oder den wein von denselben ze nemen, Noch die-
selben Gerichtzleüt oder annder, so sy in annder Tafern giengen vnd daselbs
wein trunnckhen oder wein hollten, darumb nit gestrafft werden, noch des in
anndern hanndlungen gegen jrer herrschaft enntgellten, bey vermeydung
116 1516: »Gerichtzleüt«.
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hernach geschribner straff vnd pene. Deßgleychen sol es auch in den Hof-
marchen, Bestanndtafernen vnd allen anndern Schennckstetten auch gehall-
ten werden vngeuärlich.
[IV.6.] Vomm Schennckhen in den Pfarrhöfen
Nachdem sich ettlich Pfarrer in jrn pfarrhófen ze schencken, auch verdingte
mal ze hallten vnd den wein vmb das gellt ausser jrer pfarrhôfe ze geben vnd
zu uerkauffen vndersteen, das dann den Eehafften vnd schenckhen auf dem
lannde zu abpruch vnd nachtail raicht, auch wider gesatz vnd Ordnung geist-
licher recht, Jst hierauf vnser ernnstlich maynung,
[Seitentitel fol. 36':] Der Vierd tail
das sólhs den pfarrern in vnserm lannde nit gestatt werden sol, ausgenomen,
was die 117pfarrrer vnd geystlichen von aigen wein wachssen haben vnd für
sich, )r pfarrgesellen, priesterschafft vnnd haußgesynd, auch in der not den
kindlpetterin vnd kranncken leüten vnuärlich geben, das mag jne gestatt
werden. Doch geuärlicher weis von schennckhens vnd gewins wegen sollen
sy khainen wein einlegen.
[IV.7.] Wie das Pier summer vnd wintter auffm lannd sol geschennckt
geprawen werden
Jtem Wir ordnen, setzen vnnd wollen mit Rathe vnnser Lanndtschafft, das
füran allennthalben in dem Fürstennthumb Bayren auf dem lannde, auch in
vnsern Stetten vnd Märckthen, da deßhalb hieuor kain sonndere Ordnung ist,
von Michaelis bis auf Georij ain mass oder ain köpf piers über ainen pfenning
müncher werung, Vnd von sant Jörgen tag bis auff Michaelis die mass über
zwen pfenning derselben werung, vnnd derennden der köpf ist über drey
haller bey nachgesetzter Pene nicht gegeben noch außgeschennckht sol
werden. Wo auch ainer nit Mertzen, sonnder annder Pier prawen oder sonnst
haben würde, sol Er doch das kains wegs hoher, dann die mass vmb ainen
pfenning schennckhen vnd verkauffen. Wir wollen auch sonnderlichen, das
füran allenthalben in vnsern Stetten, Märckten vnnd auf dem Lannde zu
kainem Pier merer stuckh, dann allain Gersten, hopffen vnd wasser genomen
vnnd 118geprancht solle werden. Weiher aber dise vnnsere Ordnung wissennt-
lich überfaren vnd nit hallten würde, dem sol von seiner gerichtzóbrigkait
dasselbig vas pier zu straff vnnachläßlich, so offt es geschieht, genomen
werden. Jedoch wo ain Geüwirt von ainem Pierprewen in vnnsern Stetten,
Märckten oder aufm lande yezuzeyten ainen Emer piers,
117 1516 [korrekt]: »pfarrer«.
118 1516 [korrekt]: »gepraucht«.
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[Seitentitel fol. 37:]Das XXXVII Blat
zwen oder drey, kauffen vnd wider vnntter dem gemaynen Pawrsuolck
ausschenncken würde, dem selben allain, aber sonnßt nyemandts, sol die
mass oder der kopff piers vmb ainen haller hoher dann oben gesetzt ist ze
geben vnd außzeschenncken erlaubt vnnd vnuerpoten, 119Auch vns als
Landßfürsten vorbehallten sein, Wo hierjnn so mercklich beswärung aus
manngl oder theürung des getrayds fürfielen (nachdem die jargenng, auch die
gegennt vnd rifiren mit dem trayd in vnnserm Lannd vrigeleych sein) darjnn
gemainem nütz zu gutem mässigung zu thun, wie dann sólhes hernach jmm
beschluss von dem fürkhauff mit merern wortten außgedruckt vnd gesetzt
ist.
[IV.8.] Uon neüwen vnd vngewöndlichen Prewheüsern vnd Tafernen
Wir wollen auch, das die newen Preüheüser vnnd Taffern, so vor aliter nit
Prewheüser noch Eetafern gewest sein vnd den Stetten, Märckten vnd andern
Landsässen zu nachtail vnd schmelerung von neuem aufgericht sind, gar vnd
ganntz abgethan vnd füran khains wegs gestatt werden sollen.
Es war dann, das ain Prewhauss von dem Prelaten, Edlman oder Hofmarch-
herren zu nottürfft seins closters oder gesäss neüs auffgericht würde, das sol
jnen zu jrm gebrauch zuegelassen sein.
Wo auch nit Edlmans gesäss, vnnd doch Eetafern daselbs warn, die vor aliter
die Preüheüser nit gehabt, vnd dieselben preüheüser jnnerhalb zehen jarn
aufgericht warn, dieselben sollen auch abgethan vnnd hinfüran aufzurichten
nit mer gestatt werden.
[Seitentitelfol. 37':] Der Vird tail
[IV.9.] Wie der kirchen guetter verwart vnnd rechnung dauon beschehen
sollen
Alls mit der Pfarren vnnd derselben zukirchen vnd annderer Gotzheüser par-
schafften, güllten, Zinsen, gotzberat vnd guettera vaßt vnordenlich vnnd
annders dann sich gepürt gehanndelt wirdet, auch vnnser Vorfarn Regirenn-
den Fürsten Lanndpot, so sy deßhalben in verganngen jaren außgeen vnd
vesstigklich haben handthaben lassen, Ettlich zeyther deßhalben wenig voll-
tzogen sein, Allso das nit allain die Pfarrer, Zechleüt vnnd annder vnnser
vndterthan, Sonnder auch ettlich vnnser Ambtleüt von den Pfarren vnd der-
selben zuekirchen vnd anndern gotzheüsern das pargellt enntlehen, Auch die
Kirchbrobst vnd annder, die das gellt in verwalltung habenn, sólhs yezü-
zeyten selbs vnndereinannder außleihen, kaüffmanschafft damit treyben
vnnd zu jrem nütz brauchen, das auch die Zechbróbst jrs geuallens vngewis
119 1516 wird hier der Satz mit »sein« abgeschlossen, der gesamte folgende Satzteil fehlt
noch.
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guilt, gutter vnd annders kaüffen, verkaüffen vnd versetzen, darzu vnge-
schickt Pew fürnemen vnd in vil ander wege nach jrm willen mit der kirchen
guetern hanndln, dardurch den gotzheüsern mermals jr gellt vnd guet gar
verlorn, enntzogen vnd nit mer einbracht mag werden, auch on nütz ver-
schwenndt vnd außgeben wirdet, Darein vns als Landßfürsten ze sehen ge-
pürt. Demnach haben wir sambt vnser landtschaft vorbemellt vnser
vorelltern Regirenden fürsten seligen landtpot, hierüber außgangen, wider-
umb für handt genomen vnd vmb vnderhalltung vnd merung willen des gotz-
diensts dieselben lantdpot hiemit widerumb erneuert. Ordnen vnd wollen
darauf, das nun füran vnser Vitzdomb, Haubt-
[Seitentitelfol. 38:] Das XXXVIII blat
leüt, Pfleger, Renntmaister, Lanndtrichter, Casstner vnd all annder vnnser
Ambtlewt, Auch die Hofmarchherren ernnstlich daran seyen vnd all vnd yeg-
lich Zechleüt, kirchprobst vnd verwallter datzü hallten, das sy nun füran ains
yeden jars von jrem einnemen, ausgeben vnnd hanndlungen ainsten jmm jar
rechnung thun, vnnd bey weihen gotzheüsern die rechnung etlich jar bißhere
angestannden vnd die Zechleüt vnd Kirchprobst vnuerrechnet seyen, das
denselben zum fürderlichisten ain Rechentag gesetzt werde, Vnd darauf
yetzo vnnd füro järlich ainem yeden Pfarrer oder seinem Vicarj, auch vnnsern
Ambtleüten vnnd denen sólhs zu thun zuesteet, in beysein ettlicher treffe-
licher pawrßleüt, die dartzü sonnderlich erfordert sollen werden, volkomen
vnd richtige Rechnung thun, vnd was dieselben Zechleüt vnd Kirchprobst
oder vnser Ambtleüt oder yemand annder in rechnung schulldig werden, das-
selb on uerzug bezallen, Was aber von denselben schulldnern mit parm gellt
nit einpracht mag werden, allßdann von Jnen nottürfftig verpfanntung vnd
sycherhait, Es sey mit porgschafft oder verschreibungen, darumb nemen,
solh schullden in ainer gesetzten zeyt zu bezalen, Vnnd darauf dieselben
schullden, auch annder aussteend güllt vnd zinss mit allem vleis den gotz-
heüsern füro einbringen, dartzü vnnser Ambtleüt, auch hofmarch- vnd
annder Gerichtzherren verhollffen sein sollen, vnd den Zechleüten vnd
Kirchpróbsten von der gotzheüser gläubigem vnnd zinßguettern forder-
licher bezallung verhellffen.
Wir ordnen vnd wollen auch, das nun füro alles vnd yedes der gotzheüser
gellt, klainet, briefe vnd anders, so yetzo verhannden ist, auch füro geuellt,
nichts außgenomen, in rechnung gepracht werden sol, Vnd darnach an ainem
[Seitentitel fol. 38':] Der Vierd tail
liehen ennde in ain wol uerwarte Truhen gelegt vnnd an ain sycher orth ge-
setzt, daran drew Schlosser vnd zu ainem yeden schloss ain sonder Schlüssel
gemacht vnd dermassen verschlossen vnd versehen, das mit ainem Schlüssel
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an den anndern nit auffgesperrt mog werden, vnd derselben Schlüssel ainen
sol die óbrigkait, der Pfarrer den anndern, vnnd die Zechleüt oder Kirch-
próbst bey ainer yeden kirchen den dritten haben.
Es sol auch ain yede obrigkait, auch Pfarrer vnd die Zechleüt oder Kirch-
probst mit einnemen vnnd außgeben, auch nottürfftigen gepeüen, füran
samenntlich vnnd ain tail an den anndern nichts darjnn hanndlen.
Deßgleichen, was geprechen vnd mangel bey den gotzheüsern an ornäten,
kellhen, meßpuechern, Hechten oder annderm, das nicht mercklich gross
außgabenn sindt, dasselb sol auch durch Sy samentlich miteinander, doch mit
vorwissen wie sich gepürt, geschehen.
Weytter wollen wir, das füro von den Gotzheüsern in vnnserm Hertzog-
thumb khain gellt liederlich außgelihen sol werden. Wer aber füran darüber
von ainer Kirchen, er sey wer er woll, geystlich oder welltlich, jchts auß-
leihen, vnd dasselbig anlehen zu der nägsten darnach uolgenden kirchen-
rechnung nit wider einprinngen würde, dem sol on uerziehen in sein aygen
guet gegriffen vnd solher ausstannd der Kirchen dauon bezallt werden.
[Seitentitel fol 39:] Das XXXIX blat
Vnnser ernnstlich beuelh vnd mainung ist auch, das vnnser Pfleger, Richter
vnnd Ambtleüt vnnd all annder, denen die Vollziehung diss Landpots zue-
steet, vnd sonnderlich, so man die rechnung wie uorsteet ze thun pfligt, noch
yemandt annder khain sonnder zerung thun, noch jchts annders jnen zu nütz
vnnd vortail aus dem zechschrein nemen noch züeaygnen. Doch wo vnnser
Ambtlewt bey jrn heüßlichen wonungen oder in den pfarrhofen in der
nähenndt vmb sy gelegen die rechnung nit hallten mögen, Sonnder über ain
meyl wegs dartzu reyten vnd über nacht aus sein muessen, sol denselben
vnnsern Ambtleüten für tag vnnd nacht auf ain person über sechtzig oder
sybenntzig pfenning vnnser werung nit geben, Wo sy aber desselben tags
wider haym komen mögen, allßdann allain das mal für sy bezallt werden
vngeuärlich, Auch weytter vmb Jr mue khainer vererung begern, vordem,
noch nemen bey vermeydung vnnserr schwärn straff vnd vngnade.
Vnd ob sich yemanndt wider dise Ordnung vnd Gepot jchts annders furze-
nemen vnnderstuennde, das sol khains wegs gestatt, sonnder mit ernnst ver-
fuegt werden, damit dise vnnsere Ordnung vesstigklich gehallten vnnd der
gestrackhts nachganngen werde. Des wollen wir vnns zu aynem yeden mit
ganntzem ernnst verlassen. Deßgleychen sollen es die Hofmarch vnnd
annder Gerichtzherren auch hallten.
[Seitentitel fol. 39':] Der Vierd tail
[IV. 10.] Von der preläten vnd ander kirchenlehen vnnd einsatz
Jtem Wo vnnser Preläten, die vomm Adi vnd annder vnser Vnndterthan
Kirchlehen vnnd jus presentandj haben, So dieselben fellig vnnd ledig wer-
67
den, sollen vnnd wollen wir, derennden wir von Lanndßfürstlicher óbrigkayt
den einsatz ze geben haben, die possession derselben kirchenlehen dem,
so gelihenn oder dartzü presentirt wirdet, einzugeben schaffen. Dergleych
sollen es all vnnser Lanndsässen, so den einsatz ze geben haben, auch thun.
[IV. 11.] Wie die Pfarrhöfe vnd widem nach der pfarrer tod sollen besetzt
vnnd mit der zerung gehallten werden
Nachdem vnns ettlich clag fürkomen seyen, wie bißher vnser Pfleger, Richter
vnd annder Ambtleüt nach der pfarrer absterben mit einnemen vnnd jnnhall-
tung der Pfarrhôfe vnd Widem auf dem Lannd vil beschwärung mit überflüs-
siger zerung vnd annderm fürnemen vnd brauchen sollen, Jst darauf vnnser
maynung, das füran durch all vnnd yeglich vnnser Ambtleüt in khainen Pfarr-
hofe oder Widem, allda die possession 120vnnd ze geben gepüret, zu jnn-
[Seitentitelfol. 40:] Das XL blat
halltung derselben über ain person, Es wäre dann ain pfarrn so ansechlich
vnnd vermogenndt, das sy ainen, zwen oder drey Capellan hett, oder an der
Lanndt gränitzen lag, allda man sych gewallts besorgen mueßt, So mögen
zwo person, vnd doch nit darüber, darein gelegt werden.
Es sollen auch dieselben hinein verordennten Person bey vermeydung vnnser
schwären vnerläßlichen straff vnd vngnad vnd sonnderlich, wo es vnser
Ambtleüt ainer war, bey entsetzung seins Ambts, von des abgestorbens
priesters gelassner farnuss, wie vnns dann bißher an ettlichen ortten besehe-
nen ze sein angezaigt ist, nichts nemen noch 121außtagen, Sonnder sich an der
zerung, die jnen auf ain person vnnd pferdt tag vnd nacht, Nemlich sybentzig
pfenning vnnser werung, vnd nit mer gegeben sol werden, benugen lassen.
Weiher aber hyewider thun oder hanndlen vnd vnns dasselb wissen gemacht
würde, den wollen wir wie ob steet schwärlich straffenn Vnnd, so er vnnser
Ambtman ist, on uerziehen seines Ambts enntsetzen. Auch sol in allweg das
außgetragen vnnd genomen guet den Erben oder wem es zuesteet on schaden
wider gegeben werden. Sôlhes sollen auch all annder vnnser Lanndtsässen,
Vnntterthan vnd jnwoner ze Bayren, So die possession wie ob steet ze geben
haben, für sich selbs hallten vnnd durch die Jren dermassen auch allso zu ge-
schehen ganntzes vleis vnnd mit ernnst verfliegen.
120 1516 noch [sinngemäß korrekt]: »vns«.
121 1516 noch [sinngemäß korrekt]: »außtragen«.
68
[Seitentitel fol. 40':] Der Vierd tail
[IV.12.] Von abschreckhen, laussen, wonsässen vnnd vahen der hasen vnd
anderm clainen waidwerch
Alls wir zu mermaln glaublich bericht sind, wie sich ettlich vomm Adi, auch
Burger vnnd sonnderlich vil aus vnnsern Ambtleüten, Richtern, Vberreytern,
Schergen vnd anndern, auch handtwerch vnd gemain pawrsman über vnnser
deßhalben hieuor außganngen gepot allenthalben in vnnserm Lannd
vnndtersteen, bey nächtlicher weyl die Hasen mit dem abschreckhen, laussen
vnd wonsässen, auch sonnsten an ettlichen ortten mit Hürdt vnd Täugken,
auch jnn schnueren vnd kegeln die menig auffzefahen. Dieweyl aber sólhs nit
allain wider die waidmanschaft ist, sonnder vnns dardurch mit verjagung
vnnsers willdprets, auch in ander wege vnleidenlicher nachtail zugefuegt
wirdet, So ist hierauf mit rate vnnserr Lanndtschafft vnser ernnstlich beuelh,
will vnd maynung, das füran nyemandts, Er sey edl oder vnedl, hochs oder
nyders stannds, in vnserm fürstenthomb die Hasen mit abschreckhen, laus-
sen, wonsässen, mit hürdt, täugken oder in schnuern, noch in kegeln vahen
sol, sonder hyemit allermenigklich genntzlich vnnd gar verpotten sein vnnd
pleiben, außgenomen 122wormm Behaimer walld, auch vormm gepürg vnd
auf allen anndern lannd Grenitzen, allda khain hatz gehallten mag werden.
Deßgleichen sol auch fürbas nyemanndt, Edl oder vnedl, die Hasen in gros-
sen oder tieffen schneen mer vahen, Sonnder menigklichen auch verpotten
sein vnd pleyben. Weiher aber hierüber betretten würde, er sey wer er wóll,
dem sollen seine netz vnd zeug, des dann ain yeder, was stands der
[Seitentitel fol. 41:] Das XLI blat
ist, Es sey in den Lanndtgerichten oder Hofmarchen, allso zu thün machtt
haben sol, genomen vnnd nit wider geben, auch darzu von seiner gerichtz-
óbrikait des orts es geschieht nach gelegennhait des verprechens gestrafft
werden.
Jtem Es sol auch hiemit sonnderm ernnst allen Burgern, die nit aus den
Stetten von geschlächten sein, wie dann die Lanndßerclärung vermag, Sambt
allem annderm gemainen volckh vnnd sonnderlich aller pawrschafft die
Hasen vnnd Fuchs ze schiessen oder sonnsten in was weg das geschehen
mocht, auch fliegenndt willdpret mit den Netzen, Peren vnd schulten ze
fahen in vnnserm Lannd gentzlichen vnnd gar verpotten sein vnnd pleiben.
Weiher aber sólhs überfert, so offt er das thut, der sol von seiner gerichtz-
óbrigkait des orts es geschieht zûsambt nemung der Netz, garn vnd zeügs
vmb ainn gulden reynisch gestrafft werden.
122 1516: »vormm«.
69
Wo aber ainer vnangesehen sôlher straff mer dann ainssten verprechen
würde, der sol allßdann ettlich tag mit fenngklicher ennthalltung gestrafft
werden.
[IV.13.] Das die pawrsleüt aufm land jr hund prüglen oder anlegen sollen
Alls vnns der Pawrnhund halben, wie derselben an ettlichen ortten in
vnnserm Fürstennthumb gar vil sein sollen, Ciagen vnd beswärung fürpracht
sind, ordnen vnd wollen wir, das füran khain Pawer, Hûeber, Solldner, noch
annder jrs gleichen in vnnserm Lannd über ainen Hundt
[Seitentitel fol. 4V:] Der Vierd tail
haben noch hallten. Er sol auch den bey dem tag anlegen oder tag vnnd nacht
prügl anhenngen oder sonnsten verwarn, auff das derselb hunndt nit gen
holltz zû uerjagung vnnsers willdprets oder annderer orth zu schaden lauffen
môg; doch wo ainem armen mann das willdprät bey tag oder nacht in seine
vellder zu schaden gen würde, So mag das ain yeder mit seinem vnd seiner
nachpawren hunden wol daraus jagen. Es mag auch ain yeder Pawrsman zu
uerwarung seiner herberg seinen hundt bey der nacht, wo er nit geprügelt ist,
ablassen. Auch wollen wir hierjnnen sonderlich die gegennd, allda die armen
lewt Jr vihe vor den Pern vnd Wolff en behuetten mûessen, vnd die Schwaigen,
scheffereyen vnd ainód, auch annder huetter nit begriffen, sonnder aufge-
schlossen haben. Vnnd welher Pawrsman ditz vnnser gepot geuärlicher weis
übertretten vnnd allso wie ob steet nit hallten würde, der soll durch sein Ge-
richtzôbrigkait, so offt er sólhs überfert, vmb acht pfenning swartzer münnss
vnser Lanndßwerung vnnachläßlich gestrafft werden.
[IV. 14.] Von freystifft der geistlichen gueter
Jtem die geystlichen mögen auf jrn guettera Jre freystifft, wo sy die haben,
vnuerhindert thün wie von aliter.
[IV.15.] Wie man gegen den freystifftern sol hanndln, die über jrer herr-
schafft willen die gueter besitzen
Alls vnnser Lanndsässen von allen Stennden sich beklagt haben, so sy jrer
nottürfft nach Jre hófe vnd andere guetter auf dem lannd verstifften, das jnen
von den pawrsleüten, die sy allso darab stifften, vil dranngs vnd muetwillens
be-
fSeitentitel fol. 42:] Das XLII blat
wisen werde, Auch dieselben abgestifften pawrsleüt nit allain gegen jr herr-
schafft, sonnder auch den jhenen, die an jrer stat auffgestifft werden, sich
drolich vnnd in annder wege vasst vngeschickt hallten sollen vnd über der
herrschafft willen die guetter nit räumen wollen, dardurch sy dann den Mayr,
so die herrschafft darauf zu stifften vorhat, bezwinngen, jren gönnst vnd
70
willen, wo er annderst zu dem güet komen vnd dasselbig mit rue vnd on sorg
besytzen wil, von jnen zu erkauffen, das vns in vnserm Fürstenthumb zu
gedullden kains wegs gelegen noch gemaint. Sonnder ist darauf vnnser
ernnstlich geschafft, will vnd maynung, wo dieselben pawrsleüt nun füran in
vnnserm lanndt angezaigt, gefunnden oder betretten werden, das sy von
stund an durch vnser Pfleger, Richter, auch Hofmarch- vnd ander Gerichtz-
herren fenngklichen auf jr der Pawrn selbs aygne Cosstung angenomen
vnnd zu verschreybung, porgschafft vnnd gnügsamer Versicherung vnnd zû
absteeung des guets gehallten, auch dartzü nach gelegenhait jrs Vermögens
gepürlich gestrafft. Wo aber ainer khain porgschafft gehaben mocht, dem sol
on mittl vnnser Lanndt verpotten werden.
[IV. 16.] Uon straff der Pawrsleüt, die on wissen vnd willen jrer herrschaft
heymlich von den guettern ziehen
Jtem Wir wollen auch: welher Pawr füran in vnserm Fürstenthumb, alls etlich
zeyt here beschehen, heimlich on wissen vnd willen seiner herrschaft mit
weib vnd kinden, auch seinem vihe vnd haußrat, von ainem guet zeucht, vnd
von seiner herrschafft kain vrkünd ains erbern abschid oder vrlaübung für-
zeweysen hat, das denselbigen sambt jrer
[Seitentitel fol. 42':] Der Vierd tail
farnuss bey vnnsern Stetten, Märckhten vnd Lanndgerichten, auch an
allen andern orten, allda er also hinkompt, khains wegs 123durchzeziehen
oder nyderzethun vergönnt noch gestatt, sonnder daselbst auf sein aygne
cosstung aufgehallten vnnd gehanndthabt sol werden, bis sólhs dem Gründt-
herren, dauon er allso abtrinnig ist worden, zu wissen gethan, das dann für-
derlich beschehen sol, Vnd darauf sein beschwärde vnnd maynung seins
abzugs vernomen werden, Ob er auch seiner herrschafft jchts ze thun schull-
dig belib oder aynichen nachtail oder schaden zugefûegt het. sôlhs sol er jr on
uerziehen bezallen, widerkern vnd abthun vnnd durch die gerichtzobrigkait
des ortts, er allso wie ob steet betretten wirdet, dartzu gehallten, auch nach
gelegenhait seines verprechenns gestrafft. Souerr er auch leyb oder Erbrecht
oder anndere gerechtigkait auf demselben guet gehebt hett, die sol er damit
genntzlichen vnd gar verworcht vnd verloren haben. Wo auch ain herrschafft
begern würd, das derselb Pawr wider auff sein güet sollt ziehen, das sol allß-
dann durch obberuerte gerichtzobrigkait on verzüg verschafft werden.
Wo aber ain Pawr allain mit seiner person haymlichen on wissenn vnnd willen
von ainem güet ziehen würde, dem sol allßdann sein leben lanng vnnserr
Land ze Bayren genntzlichen vnd gar verpoten sein vnnd bleiben. Wo auch
ainer darüber in vnnserm Fürstenthumb gefunden vnd betretten wirdet, der
sol, wie sich dann in sólhem gepürt, ernnstlich gestrafft werden.
123 1516: »durchziehen«.
71
[Seitentitel fol. 43:] Das XLIII blat
[IV. 17.] Von straff der Pawrn, die verleybte guetter haben, vnnd jr leyb-
gedinngrecht überfaren oder nit hallten
Alls den Gründtherren von Jrn pawrßleüten, die auf den guttern leybrecht
haben, vil mercklich beschwärung begegnen, Nemlich das dieselben leyb-
gedinger zu zeyten die guetter nach lawt jrer leybgedinngbriefe nit hallten,
Sonnder die heüser, stadi, stall vnd anndere zymmer zergeen vnd zerfallen
lassen, die äcker vnd wißmad nit wol anpawen noch tunngen, die vännt auf
den gründten verkauffen, auch mit erschlahung vnnd verswenndung der zu
gehörigen hôlltzer vnnd in annder mer wege dermassen hanndelnn, das sy die
guetter dardurch zu mercklicher abnemung vnnd erôdunng bringen vnnd
darüber den gründtherren das Recht piethen sollen. Dieweyl aber sólhe
rechtpot jmm gründt nichtig, vnd aus muetwilligkait, auch zu uerlenngerung
der Sachen beschehen, damit sy mittler zeyt die guetter deßter mer der
Herrschafft zu nachtail eroden mögen, So ordnen vnnd wollen wir hierauf
mit Rate vnnser Lanndtschaft, wo solhs füran aynichem gründtherren in
vnnserm Fürstenthumb von seinem leybgedinger begegnen würde, das allß-
dann auf desselben gründtherren ersuechen ain yeder vnser Pfleger, Richter
oder Hofmarchherr des ortts, da das Guet ligt, ainen tag in Monats frist sol
fürnemen, bayden partheyenn verkünden vnnd von Ambtz wegen drey
person, der Sachen vnuerwonnt, vngeuärlich dartzu verordnen, die solh guet
ze dorf vnd ze felld nach nottürfft besychten. vnd wo sich bey denselben
erfyndet, das der leybgedinger seinem grüntheren ze nachtail vnd schaden
wie ob steet vnd allso annders, weder jme sein leybgedinngbriefe züegeben,
mit dem Guet gehanndlt hett, So sol allßdann derselb vnser pfleger, richter
[Seitentitelfol 43':] Der Vierd tail
oder hofmarchherr dem gründtherren sein guet von demselben leibgedinger
ledig vnd frey erkennen, sprechen vnd schaffen, Nemlichen dess abzetretten
vnd auf liechtmessen nächst darnach komendt ze rawmen mit dalassung guts
bericht vnd anderm, wie sich yedes orts gepüret vnd der geprauch ist, auch
denselben leybgedinger, souerr er das ye allso in der guet nit thün würde, mit
fenngklicher annemung dartzu hallten vnd den gründtherren, auch die drey
obgemellten besichtiger, vor jme in allweg genugsamlichen versichern.
[IV. 18.] Das die leibgedinger vnd erbrechter bey verlierung Jrer gerechtig-
kait, Auch die freistiffter, die hölltzer zu Jrn guettern gehörig nit mer er-
schlahen sollen
Jtem Es sol auch füran kain freystiffter, leibgedinger oder der Erbgerechtig-
kait hat, auf aynichem guet kain holltz, es sey zu zymmern, zeynen, prennen
oder anndern Sachen, über sein vnd des guets zymlich nottürfft mer abschla-
hen, noch hingeben von dem guet, ausserhalb seins gründtherren wissen vnd
willen vnd sonnderlichen, das jme sein herrschafft dasselbig holtz, wieuil er
72
abschlahen sol, daruor aygentlichen außgezaigt habe. Weiher das überfaren
vnnd nit hallten würde, der sol sein leybgedinng oder erbgerechtigkayt des
guets, dartzu das erschlagen holtz gehört, verwürckht vnd verloren haben,
Auch des on weytter rechtuertigung enntsetzt werden.
Dergleych sol der freystiffter darumb auch entsetzt werden vnnd dartzu sei-
nem Stifftherren den schaden, so er jme mit verwuesstung oder abschlahen
solichs holltz gethan hatt, nach der nachtpern oder óbrigkait mässigung zu
widerkern schulldig sein.
[Seitentitel fol. 44:] Das XLIIII blat
[IV. 19.] Von überschlagen der waid
Verrer wollen wir, das durch kainen jnwoner vnsers Fürstenthumbs merer
viech auf die gemain wayde geschlagen werd, dann derselbig über wintter von
seinem guet fuern môg oder in sein hauss schlagen wil. Es het dann ainer
besonndere aygne wayde, die sol jme zu uerlassen oder annder wayduiehe zû
jme ze nemen oder in ander wege nach seiner nottürfft vnd gfallen zu ge-
prauchen vnuerwôrt sein vnd beleiben. Wo aber ain gemain von yemanndt ob
uermellter massen beswäret, überslagen vnd deßhalben zû clag komen würde,
So sol allßdann Jr gerichtzobrigkait dieselbig beswärde abzeschaffen schull-
dig sein. Es hett dann ain guet nach seiner grosse vnnd gelegennhait nit aygen
hawet oder wißmadt, sonnder mueßte zu seiner nottürfft, die der nachtpar-
schafft wissenntlich war, wißmadt besteen, die sollen in disem pot nit ver-
griffen sein.
[IV.20.] Von vnzimlichem Überschlag der schäfferein
Jtem Von wegen der schäfereyn ist vnser mainung, ainen yeden bey seinem
allten herkomen vnnd geprauch mit den schäffereyn beleiben zu lassen wie
ain yeder solhes in gewer herpracht hat, doch sol nyemanndts die vmbsässen
wider die pilligkait übertreiben oder in ander weg mit dem Überschlag
beschwärn noch beschedigen. Es sollen auch die Neuen schäffereyn vnnd
annder zuetrib, so auf jrn 123agrüdten nit beleiben mögen, sonnder auf ander
leüt treiben muessen, souil der in nagst uerschinen zwaintzig jarn aufkomen
sindt, von menigklich abgestellt werden.
[IV.21.] Wieuil ein yeder Pawrsman in ainem dorff mag schaf haben
Wo aber die Pawrn füran schaf haben wollen, das doch khainem, dann allain
auff seins guets Gründt vnnd denen,
[Seitentitel fol. 44':] Der Vierdt tail
die es vor aliter jmm geprauch herpracht hetten, gestatt werden, darjnn sol
man dise mass hallten: Nemlich das ain hofe vierundzwaintzig, ain hüeb
: »gründten«.
73
zwelffe vnnd ain lehner oder sólldner, der zu pawen hat, achte, Aber die solld-
ner, die nit ze pawen haben, viere vnd nit mer haben mögen; welher aber das
überfarn würde, dem sollen dieselben schaf durch sein gerichtzóbrigkait zu
straff vnnachläßlich genomen werden.
[IV.22.] wie man es füran mit den zinszkuen soll halten
Vnd alls vnns sonnderlich furpracht ist, wie bißher an ettlichen ortten in
vnnserm Fürstenthumb die armen leüt mit den zinßkuen in vil weg hoch be-
schwärt werden, Demnach ordnen vnnd wollen wir, das füran von ainer
bstandkue ain jar nit über sechtzig münchner pfenning vnd kain traid zu zinss
gegeben, auch durch yemand kain kue aus dem güet, darein er sy allso weytter
vmb zinss lassenn wil, gekaufft, sonnder sol oder mag die von anndern orthen
in das guet stellen. Es sol auch füran auff kainen strickh, wie bißhere be-
schehen ist, jchts mer an stat ainer kue gelihen werden; welher aber der ains
überfarn vnd dem wie ob steet nit nachkomen, das wissenntlich sein würde,
der sol, so offt er sôlhes überfert, durch sein gerichtzóbrigkait vmb einen
gulden reinisch vnnachläßlich gestrafft werden.
[FV.23.] Von den Sweinen, die man nit verhuet
Wir ordnen vnd schaffen auch hiemit allen vnsern pflegern, richtern vnd
ambtleüten, das ain yeder in seinem ambt hinfüran den vaissten vnd magern
swein, die an die waid lauffen vnd nit verhuettet werden, von sant Gerdrauten
tag, der ist der sybenzehennd jmm Mertzen, bis auf sand Martins tag Ring an-
henngen lassen, damit die armen leüt desster bas Schadens vertragen beleiben.
Solhs sollen die hofmarchherren bey den jrn zu geschehen auch verfegen;
welhs swein
[Seitentitel fol. 45:] Das XLV blat
aber darüber nach sólher zeit on Ring gefunden, so offt das betretten wirdet,
dauon sol vnnachläßlich vier pfenning zu straff genomen vnd einpracht
werden.
[IV.24.] Kainen gewachssn volln noch stuett hinder zwain jam allt aus
dem lannd zu uerkauffen
Nachdem wir gleüblich bericht sein, wie ettlich person allennthalben in
vnserm Fürstenthomb vnd sonderlich vmb ärdingen, mospurg, landßhuet,
labertal, vilßtal, Rottal, ysertal, thunawgew, kalbachtal, yssengew, jmm
zaynach vnnd vormm gepürg, auch anndern ortten von den pawrn die ge-
wachßnen volln vnd stüetten in den stallen gar Jungk vnd die menig aufkauf-
fen vnd aus dem land jrem vortail nach verfuern vnd verschicken sollen,
deßhalben dann in vnserm Fürstenthomb Bayren nit mer souil guter vnd
gewachßner landtpferd wie vor aliter ze kauffen gefunden noch erzogen
74
werden, Hierauf ordnen, wollen vnd gepieten wir mit rate vnser landtschaft,
das füran nyemandt mer, hochs oder nyder stannds, aynichen gewachßnen
volln noch stüetten hinder zwain jarn allt an den stallen aufzekauffen oder zu
bestellen, in maynung dieselben allßdann aus vnnserm fürstenthomb wie ob
steet ze fuern oder ze schickhen, nit mer, weder in obangezaigten noch
andern orten vnsers Fürstenthombs, gestatt sol werden. Weiher aber über
diss vnser gepot obuermellter massen aynich gewachßen volln oder stuetten
aufkauffen vnd damit betretten würde, dem sollen sy durch die gerichtz-
óbrigkait desselbigen orts er betretten wirdet genomen vnd auch der verkauf-
fer, so offt er verpricht, allweg vmb souil gellts der kauf beschicht gestraft
werden.
Doch so mag ain landtman von dem andern die obuermelten vollen vnd
stuetten weytter in seinem hauß oder annderhalb jme selbs ziehen ze lassen
wol khauffen. Es sollen auch in obgedachtem Artickl die klainen vnnd ge-
mainen pawrn-volln vnd -stuetten nit begriffen, sonder ausgeslossen sein.
[Seitentitel fol. 45':] Der Vierd tail
Vnd dieweyl wir auch wissen tragen, das vor jarn bey vnsern clôsstern, alls
sonnderlich zu Tegernsee, Nydern- vnnd Obern-Alltach, Rayttenpuech,
Fürstenfelld, Wîndperg, Ossterhofen, Allerspach, Fürstenzell, Beüren, Eetal
vnd Staingaden, auch anndern mer ortten in vnserm landt vil hübscher vnnd
gewachssner pferdt erzogen sind worden,
So ist demnach vnd in bedennckhung des gemainen nütz an dieselbigen ob-
gemellten, auch all annder vnnser preläten vnnser gar genädig beger vnd bite,
das sy füran Jr gstûett förderlich dermassen bestellen vnnd wider hallten
wollen, auf das sy bey jnen wider hübsche vnd gewachßne lanndtross wie vor
aliter ziehen vnd haben mögen; weihe pferdt wir auch von jnen vmbsonsten
nit begern, noch solhs vnnsern Ambtleüten vnd dienern kainswegs gestatten,
sonder wo wir sólher pferdt, ains oder mer, für vnns oder vnnser diener not-
türftig werden, die wollen wir jnen allßdann genädigklichen bezallen lassen,
Auch sonnderlich solhes gegen den Preläten, die disem vnnserm begern ge-
horsame volltziehung thun, mit gnaden zû erkennen vnuergessen beleiben.
[IV.25.] Das die waid auf den gemainen nach Osstern sollen vnuerpotten
sein vnnd offenn gehallten werden
Es sollen vnnser vnd vnnserer landtsässen Schergen füran den Armen leüten
nit verpietten noch woren, nach Osstern auf die gemain ze treyben, auf das
den Armen leüten jr waid vnd besueche nit genomen werden.
[IV.26.] Das die Ambtleüt nyemannd Jr viech zuestellen sollen
Es sollen auch vnser ambtleüt aufm lannd füran nyemand aynich viech mer
zuschlagen, sonnder sôlhs jnen hiemit abge-
75
[Seitentitel fol 46:] Das XLVI blat
schafft vnd verpoten sein. Weiher es aber nit hallten vnnd dawider wie ob
steet hanndlen würde, denselben wollen wir mit enntsetzung seines Ambts
oder nach gestallt seiner verwürckung in annder wege ernnstlich straffen
lassen, vnnd sólhs sollen die Hofmarch- vnd annder Gerichtzherren bey jrn
ambtleüten dermassen auch zu geschehen verfliegen.
[IV.27.] Wuecherisch vnd vnzymlich keüff vnd contract nit zuzelassen
Nachdem vns angepracht ist, das ettlich person in vnnserm Fürstenthomb ze
Bayren wuecherisch, geuärlich vnd vnzymlich Contract, die von der heiligen
Cristenlichen kirchen sindt verpotten vnd vnnsern lannd vnnd leüten zu
mercklichem verderben raichen, ueben vnd treyben sollen, Darab wir dann
nit vnpillichen mißfallen tragen, Setzen, ordnen vnd wollen darauf hyemit
sonnderm ernnst, wo füran yemanndt in vnnserm Lannd betretten oder mit
gründt der warhayt erfaren oder angezaigt wirdet, der wuecherisch hänndl
treybt vnnd gellt von gellt, alls von zehen guidein ainen, nympt vnd darauf
außleycht, oder sich sonnsten annderer geuärlichen pact oder contract ge-
prauchen, derselben gellt vnd annders, damit sy allso wuecherisch vnd ge-
uärlich hänndl treyben, sol jrer gerichtzôbrigkait, der ennden es geschieht, zu
straff verfallen sein, auch dartzu nach gelegenhait der person vnd jrs ver-
prechens ettlich tag fenngklch ennthallten vnd on genugsam Versicherung nit
außgelassen werden. Beuelhen vnd schaffen auch allen vnd yeglichen vnnsern
Vitzdomben, Pflegern, Richtern vnnd anndern vnnsern Ambtleüten ze
Bayren, wann sölh wucherisch vnd vnzymlich oder geuärlich Pact, Contract
vnd hanndlungen für sy pracht werden, das sy dieselben für vnwirdig, crafft-
los vnd vnpyndig erkennen, auch kain voltziehung darauff thun.
[Seitentitel fol 46':] Der Vierd tail
[IV.28.] Das nyemand ichts auf porg höher dann vmb par gellt geben, noch
den getrayd auf der wurtzl verkauffen sol
Alls vns gleüblichen angezaigt ist, wie in vnserm Fürstenthomb in sonderhait
der getraidt, auch annder pfennwert mermalls auf porg vil hoher dann vmb
par gellt, dardurch der gemain pawrsman zû mercklichem nachtail gedrun-
gen, verkauft werde, Darauf ist vnnser maynung, das füran weder getraid
noch andere pfennwert nit hoher auf porg dann vmb par gellt gegeben vnd ge-
kauft, das auch der traid auf der wurtzen oder velld kainswegs mer verkauft
werde.
Weiher aber sólhs überfaren vnd nit hallten würde, der sol allmal, Nemlichen
ain yeder kaufer vnnd verkaufer, durch sein gerichtzôbrigkait vmb halben
werdt, souil des gekaufften guets ist, gestraft werden.
76
[IV.29.] Hernach uolgen die Lanndpot von wegen des fürkauffs
Nachdem die hochgepornnen Fürsten herr Albrecht vnser lieber vater vnd
herr Georg vnser lieber vetter, bed pfalltzgrauen bey Rhein, hertzogen in
Obern vnd Nydern bayren löblicher gedechtnuss, in jrer Lanndßfürstlichen
regirung verganngner jar ettwouil Landtpot von wegen des fürkaufs aller
pfennwert vnd handthierung nach gelegenheit vnd gestallt der leüf in mani-
cherlay weyse haben außgeen lassen, vnd wann aber bede Fürstenthomb nun
zusam komen vnd zu ewigen Zeiten ain ainig hertzogthomb sein vnd pleiben
sol, Deßhalben sich gepürt, das nun füro darjnnen zu fürdrung gemains nütz
ain Ordnung vnd gesatz sey vnd gehallten werde, Demnach haben wir mit
Rate vnser landtschaft auf die vilfelltigen Ciagen, so vnns von wegen des
[Seitentitel fol. 47:] Das XLVII blat
fürkauffs jmm landt täglichen fürkomen sind, mit zeytigem Rate vnd sonn-
derer vorbetrachtung darjnn ain Ordnung vnd landtpot beschlossen wie her-
nach uolget.
[IV.30.] Erstlich vomm fürkauff des vaissten viechs, Ochssen, Schlach-
rinder vnd Swein
Wollen vnd ordnen wir, das kain Gasst, Landtman, Jnwoner, noch yemands
annder das vaisst viech, Ochssen, Schiachrinder oder vaisst Saw vnd ander
schlachuiech an den stallen kauffen noch verkauffen. Sonder man sol das zu
den offenn wochen- vnnd jarmärckhten bringen vnnd da gekauft vnd ver-
kaufft werden, außgenomen die Metzgker in vnsern Stetten vnd Märckten,
auch aufm Lannde, souil sy des in vnserm lannde zu pannckh offennlich
slahen vnd vermetzgken, den sol das kauffen an den stallen nit verpotten sein,
doch was sy solhs viechs zu stund an nit vermetzgken, sonnder in die wayd
slagen, das sy das weyter nit verkauffen noch auß dem Landt vertreiben.
Aber auf offenn wochen- vnd jarmärckhten sol menigklich dem Gasst,
Lanndtman vnd Jnwoner das vaisst viech wie uor steet ze kauffen vnd zu uer-
kauffen erlaubt sein.
[IV.31.] Die allten Landtpot mit dem viechkauff vorm walld wie uor zu
hallten
Doch sollen die Ordnung, so hieuor von wegen des viechkauffs vormm wallde
gemacht vnnd bißhere gehallten worden sindt, mit disem landtpot nit ab-
genomen sein, sonnder wie von aliter volltzogen werden.
[IV.32.] Von fürkauff des magern viechs
Jtem das mager viech mag ain yeder gasst oder landtman zwischen vnnser
lieben frawen liechtmessen vnnd sant Jörgen tag an den Ställen oder auf
offenn Märckhten wol
77
[Seitentitel fol. 47':] Der Vierd tail
kauffen, doch das derselb kauffer sôlh viech, wo er das verrer nit vertreibt,
selbs wayden vnnd nit wider an den stall verdinng.
Aber nach sant Jörgen tag biß auf liechtmessen sol der gas st vnd landtman
kain mager viech mer an den stallen, sonder allain an offenn wochen- vnd jar-
märckhten kauffen.
[IV.33.] Vomm fürkauff des wayduiechs
Wo auch ain landtman viech kaufft vnd das in die wayd schlecht, in maynung
das weitter zu uerkauffen oder aus dem lannd ze treiben vnd hinzegeben,
der oder dieselben sollen kain fleysch zu panckh schlahen vnd hingeben,
noch sôlhs durch yemanndts anndern von jren wegen thun lassen, auch das
wayduiech änderst nit kauffen, dann wie hieuor von denen, die das handt-
werch der Metzger nit arbaiten, geordennt ist.
Wer auch wayduiech hat in vnserm landt, derselb sol nach des heyligen creütz
erhohung tag kainerlay viech in vnserm landt weder auf den Märckhten, noch
an den stallen kauffen, das ainer vnndter das wayduiech stossen vnnd damit
verkauffen vnd vertreyben wollt.
[IV.34.] Von straff des fürkauffs wider ob uerschriben Ordnung
Vnd wer diss gepot mit dem vaissten vnnd magern viechkauff überfert vnd
damit betretten wirdet, derselb sol vns, vnd in den herrschaften vnd hof-
marchen den gerichtzherren, von ainem yeden haubt ain pfund pfening
swartzer münss vnnser lanndswerung zu puss verfallen sein, darjnn der ain
halb tail, so in vnsern Fürstlichen gerichten vnd óbrigkaiten verwürckht
wirdet, vnns, vnnd der annder halb tail vnnserm pfleger oder richter, in des
gepieth sôlh überfarung beschehen ist, veruolgen sol, vnnd dem Schergen
vomm haubt
[Seitentitel fol 48:] Das XLVIII blat
zwenunddreyssig pfenning. Aber die pûss, so in den Herrschafften vnd Hof-
marchen wie ob uermellt verprochen werden, die sol denselben gerichtz-
herren gar vnnd allain volgen vnd zuesteen, doch ob uermellter massen
genomen werden.
[IV.35.] Wellich in dem verpot des fürkauffs süllen außgeschlossen sein
Außgenomen: wo ain Prélat, Edlman, Burger oder landtsäss vaisst oder
mager viech zu 124nattürfft seins haußhabens bedürfftig ist, das mag derselb
an den stallen wol kauffen, doch allso, das er dasselb weytter aus vnnserm
lannde nit verkauff, auch solhs nyemannts annderm zu lieb noch von bethe
124 1516:»nottürft«.
78
wegen bestell oder aus dem lannde schickh, Sonder jme allain zu seiner hauß-
halltung verprauch. Es ware dann, das ainem über sein haußhalltung jchts
überblib oder selbs ertzogen oder erkaufft hett, solidi viech mag derselb an
den stallen jnn oder ausser lannds wol verkauffen. Es sol auch denen, so dechl
oder agkerram haben, das viech zu kauffen, Auch darauf vnnd wider darab
nach Jrer gelegennhait zu treyben vnuerpotten sein.
[IV.36.] Wie die Lanndleüt vnd Gasstgeben ciain viech vnd essende pfenn-
wert an den heusern vnnd stallen kauffen mögen
Jtem kellber, schaf, lember vnd klains viech, auch huener, ayr, käs, schmalltz,
obs vnd anndere essennde pfennwert mag ain yeder Lanndtman, Auch offenn
wirtt vnnd gasstgeben jmm lanndt seßhafft, an den heüsern vnd stallen oder
auf offenn wochen- vnnd jarmärckhten, souil ainem in sein hauss zu uerzeren
not thut, wol khauffen, aber khainen fürkauff damit treyben.
[Seitentitelfol. 48':] Der Vierd tail
[IV.37.] Wie die Metzger das klain viech allenthalben wol kauffen mögen
Es mögen auch die Metzger, die das hanndtwerch arbaiten, schaf, lember,
kelber vnd schwein an den stallen vnd wo sy es bekomen mögen vnuerhindert
kauffen. Doch das sy sólhes alles zu pannckh schlagen vnnd weytter aus dem
lannd nit vertreyben.
[IV.38.] Wie allt ain kalb oder lamb, so man vermetzgken wil, sein sol
Es sol auch nyemand kain kalb noch lamb auf die panckh zu uermetzgken
kauffen noch verkauffen bey verlierung desselben kalbs oder lambs, Es sey
dann dreyer wochen volligklich allt.
[IV39.J wie die metzgker aus den Stetten, die den fürkauff treyben, von
Jrn herrschafften sollen vrkund haben
Wo auch die Metzgker aus den Stetten in vnnserm Fürstennthumb an den
stallen allso den hauffen bestellen vnd kauffen, in maynung vnnd willen, das
in der Statt, daraus sy seyen, zu uermetzgken, So sollen allßdann dieselbenn
Metzgker von vnns, auch der Statt, des offenn vrkündt vnnd anzaigen haben
vnnd fürprinngen, das sy sólh viech zum schlegl treyben vnd vermetzgken
vnd annderswo aus dem lanndt nit verkauffen wollen.
[Seitentitel fol. 49:] Das XLVIIII blat
[IV.40.] Das man khain fleysch vnbeschawt schlagen noch vermetzgken
sol
Alls aus verprauchung des vnzeytigen, schadhafften vnd vnrainen viechs
nachtail vnnd krannckhaiten zû besorgen sind, Demnach haben wir mit Rate
vnnser Landtschafft geordennt, Setzen vnd wollen, das füran in allen vnsern
79
Stetten 125vnd Märckhten vnnd auf dem Lannde khain viech zu uermetzgken
noch in annder wege hinzugeben oder zu uerkochen geschlagen sol werden,
Es sey dann dauor durch die verordennten geschworen bschawer, die vnnser
Stett vnd Märckht aus jnen zum fürderlichisten darzu erwolen vnd verordnen
sollen, Deßgleichen auf dem lande in vnnsern Lanndtgerichten durch die
Vierer ains yeden dorffs lebenndig, auch so es geschlagen ist, nach aller not-
turfft wie sich gepürt bschawt vnd gerecht erfunden. Weiher aber hierüber
ainicherlaj viech vnbeschawt schlagen, vermetzgken oder zu uerkochen hin-
geben würde, dem sol es durch sein gerichtzobrigkait genomen oder vmb
souil gellts, so es werdt gewest, gestrafft werden, vnd sólhes sollen all Hof-
marchherren in jrn Hofmarchen auch also zu geschehen mit ernnst ver-
fûegen.
[IV.41.] Ordnung des Viechüngellts
Wir sein auch bericht worden, wie die vnnsern jmm Oberlannd mit dem
Vichungellt beswärt werden. Jst vnnser maynung: was die armen leüt zu jrm
geprauch zu melckh oder zu jrm menât oder zu uermetzgken in jre heüser
kauffen, das dauon khain vngellt sol genomen werden. Was sy aber kauffen
vnd in dem lannd wider verkaüffen oder aus dem lannd ze treiben kauffen,
dauon sol der gewônndlich vngellt, wo vnd wie derselbig vor aliter gegeben
ist, noch geben werden.
[Seitentitelfol. 49':] Der Vierd tail
[IV.42.] Wie die keüffel, fragner oder hegkler sich mit dem fürkaüff jmm
Lannd vnd an den Grenitzen hallten sollen
Jtem Die offenn Keüffel, Fragner oder Hegkler, die in vnnsern Stetten vnnd
Panmärckhten, auch aufm Lannd angesessen sind, mögen huener, ayr, käs,
schmaltz, obs vnnd annder dergleychen essennde pfennwert an den heüsern
vnd offenn wochen- vnd jarmärckten wol khauffen, doch allso, das sy solhe
pfennwert, die sy an den heüsern khauffen, weytter aus vnnserm Lannde nit
tragen noch verfuern, Sonnder zu vnnsern Stetten vnd Märckhten bringen
vnd darjnn an offem Marckt oder in jrn laden wie sich gepürt fayl haben vnd
verkaüffen; Außgeschlossen die, so auf den landgränitzen sytzen oder an die
Reichstett stossenn, den sollen jre pfennwert, die sy selbs in jrn heüsern über-
komen oder erzogen haben, aus dem Lannd zû uerkhaüffenn vnuerpotten
sein, Vnnd hierauf aynicher Fürkhaüffer weder in Stetten, Märckhten, noch
aufm Land annder gstallt nit, dann wie uor steet, gedulldet werden.
[IV.43.] Uomm fürkaüff in gemain auf offenn Märckhten
Was aber ain Gasst oder Lanndtman an freyen offenn wochen- vnd jar-
märckhten jmm Land kaüfft, das sol ainem yeden gestatt werden, derselb
125 1516: fehlt.
80
mag auch sólhs weytter jnn oder aus dem Lannd wol vertreyben vnnd ver-
khaüffen, doch sol nyemandt, weder durch sich selbs noch annder, mit den
leüten, vor vnd ehe dieselben jr viech vnd pfennwert zu den offenn wochen-
vnd jarmärckhten bringen, kainen khaüff noch abred vnnder oder vor den
thoren, jn
[Seitentitel fol. 50:] Das L blat
jren noch anndern 126heüsern oder auf dem velld darumb machen, noch
sólhes vnnderwegen thün oder bestellen, Sonnder alles viech vnd pfennwert
frey, vnbestellt, vnuerleykhaüfft zu den offenn vnd faylen wochen- vnd jar-
märckhten bringen lassen vnd darjnn khain geuärde brauchen. Weiher aber
sólhs überfarn würde, der sol nach vngnaden vnd gelegennhait seins ver-
prechens ain yeder von seiner ôbrigkait gestrafft werden.
[IV.44.] Uomm fürkhaüff des getrayds
Es sol auch hyemit sonnderlich aller fürkhaüff des getrayds, wie er namen
hat, in vnnserm Fürstennthumb Bayren etc. — ausgenomen auf offenn jar-
oder wochenmärckten - verpotten sein vnd bleiben, doch sollen hierjnnen
vnser Preläten, die vomm Adi vnd die Burger, auch die grossen Pfarrhófe mit
jrem trayde, dasselbig nach jrer gelegennhait vnd wem sy wollen zu uer-
khaüffen, sambt allen offenn Wirtten vnd Gasstgeben das Fuetter vnnd ann-
ders zu jrer nottürfft ze khaüffen nit begriffenn, sonnder außgeslossen sein.
Weiher aber hyerüber aynicherlej traid in vnnserm Lannd mer fürkhaüffen
würde, dem sol dasselbig durch die gerichtzôbrigkait, der enden es geschieht,
ze straff genomen, auch dartzu der verkhaüffer nach gelegennhait seins ver-
prechenns gepürlich gestrafft werden.
[IV.45.] Uomm fürkhaüff Garns vnd woll
Nachdem die Leinweber, Loder vnd Wollwürchen, in vnnsern Stetten vnd
Märckhten jmm Ober- vnnd Nyderland ze Bayren seßhafft, sich beclagen
von fürkaüffs wegen des Garns, auch der Woll, das sich die außlennder,
[Seitentitel fol. 50':] Der Vierd tail
auch Wollwürcher vnnd Leinweber auf dem lannde, in den heüsern ze
127kaüffen vnndersteen, das den Leinwebern, Lodern vnd Wollwürchern in
vnnserm Fürstenthümb, besonnder in den Stetten vnnd Märckhten, zu uer-
derben vnd mereklicher verhindrung jrs handtwerchs raicht vnd kombt.
Vnnd wann aber weylennd vnnser vorfarn regierennd Fürsten loblicher ge-
dechtnuss deßhalben geordennt vnnd gepoten haben, das auf dem lannde
126 1516: fol. 50.
127 1516: fol. 50'.
81
vnnd geü nyemanndt das Garn noch Woll aufkaüffen sol, Sonnder was ain
yeder Garnns oder Woll zu uerkaüffen hab, das er sólhs zu den gewónnd-
lichen wochen- vnd jarmärckten bringen vnd allßdann dem gasst vnd Landt-
man daselbst Garn vnd Woll zu seiner nottürfft ze khaüffen vnnd zu
uerkhaüffen erlaubt sein sol, Hierauf wollen wir, das es bey derselben vnnser
vorelltern Ordnung vnd gepot nun füro auch beleih vnd dermassen gehallten
werde.
[IV.46.] Uomm fürkhaüff des Gefülls vnd Leders
Vnd alls auch sonderlich in vnnserm Lannd der fürkaüff des Gefülls vnd
Leders, so ausserhalb der offenn wochen- vnd jarmärckt beschicht, über-
handt genomen hat, Ordnen vnnd setzen wir hyemit, das füran sólhs bey
vnnser schwären vnerläßlichen straff verpoten sein vnd nit mer ze treyben
von nyemants gestatt werden sol. außgenomen was die Kürßner, Lederer,
Riemer oder annder handtwerchsleüt zu jrer hanndtwerchßarbait, Deß-
gleychen die Preläten, vomm Adi oder Burger in jrn heüsern zû uerbraüchen
nottürfftig werden, das sol jnen auf dem land, doch zymmlicher mass ze
kaüffen erlaubt vnnd vnuerpoten sein.
[Seitentitel fol 51:] Das LI blat
[IV47.] Das die jnwoner den außlenndern khain war fürkhaüffen noch
aus dem lannd schicken sollen
Wir wollen vnd gepiethen auch sonnderlich, das füran durch yemannd in
vnnserm Fürstennthumb, Er sey Edel oder vnedl, hochs oder nyders stands,
kainem außlender (wie ettlich zeyt here vnnsern vnnderthanen vnnd jn-
wonern ze Bayren zu mercklichem nachtail geschehen ist) weder viech,
schmaltz, jnnßlüt, schmer, flachs, Leder, noch anndere pfennwert, wie die ge-
nannt oder gehaissen seyen, in kainen weg mer bestellt, aufgekaufft oder gellt
darauf fürgeben sol werden. Weiher aber ditz vnnser gepot in ainem oder
mer obuermellten artigkln übertretten, das allso nit hallten vnd sich sólhs
wissenntlich zu jme erfinden würde, dem sol sólh gekhaufft guet durch sein
gerichtzóbrigkait genomen, Vnd wo dasselbig guet nit mer mócht betretten
noch erobert, so sol allßdann derselbig überfarer nach gelegennhait seins ver-
prechens in annder wege mit ernnst gestrafft werden.
[IV.48.] Das die Ambtleüt nyemandt den fürkaüff erlauben sollen
Wir gepiethen auch in ganntzem ernnst allen vnnd yeden vnnsern Ambt-
leüten, was stannds die seyen, vnd wollen, das jr nun füran kainem Gasst noch
Landtman den fürkhaüff wider jnnhallt vnnd außweysung ob uerschribner
Lanndtpot in ainem oder mer Sachen ze treyben vnnd zû gepraüchen in
aynich weis vergönnet, züelasset, noch gestattet, wie bißhere an ettlichen ort-
82
ten dem gemainen nütz zu mercklichem nachtail vnnd schaden geschehen ist.
des
[Seitentitel fol. 5V:] Der Vierd tail
wollen wir vnns 128bey vermeydung vnnser swären straff, vngnade vnnd ennt-
setzung ewrer ämbter zu euch allen vnd ewr yedem genntzlich versehen vnd
verlassen.
Dergleych sol es durch vnnser lanndsässen in jrn Gerichten vnd Hofmarchen
auch gehallten werden.
[IV.49.] Wie die Leinweber, wollwürchen vnd Loder aufm lannd jre handt-
werch arbaiten mögen
Es mag ain yeder Lanndtman vnnd jnwoner sein Leinwerch vnd Woll ainen
yeden Weber, Loder oder wollwürchen auf dem geü sytzennd vmb den Ion
wol würchen vnd arbaiten lassen. Dergleych mögen dieselben weber, loder
vnd wollwürchen auf dem lannd jnen selbs, in jre heüser, die nottürfft auch
wol machen, vnnd dieselb jr arbait vnnd aygen gewürcht anndern jrn nach-
pärn in der nähendt vmb sy sytzennd zu derselben vnd jrer haußgesinnd not-
türfft wol verkaüffen. Aber nachdem in manigerley weg falsch vnnd betrüg
damit gebraucht mag werden, So sollen dieselben Leinweber, Wollwürchen
vnd Loder khainen fürkhaüff damit treyben, noch offennlich fayl haben, Es
sey dann derselb in vnnsern Stetten vnd Märckhten jmm handtwerch vnd
zünfft zuegelassen, vnd lass sein arbait nach derselben Statt oder Marckts
gewonnhait beschawen vnd bezaichen. Weih aber diss gepot überfarn vnd nit
hallten würden, die sollen jre Garn, Tüech oder Loden verworcht vnd, so es in
vnnsern Lanndtgerichten beschähe, vnns, vnnd in den Hofmarchen dem
Hofmarchherren zu puess 129verfallen sein, vnnd dartzü durch das hanndt-
werch gestrafft werden,
[Seitentitel fol. 52:] Das LII blat
doch das solhe des hanndtwerchs straff über zwenunddreyssig müncher
pfenning nit sey.
[IV.50.] 130Wie die obuerschriben Lanndtpot, den fürkauff betreffend, so
des nottürfftig vrsach fürfallen, zu zeyten geenndert mögen werden
Ob aber sôllichs fürkauffs, des grossen vnd klainen, vaissten vnd magern viechs
sambt dem getrayd vnd aller annder pfennwart, auch pierschennckhens
halb, in besonnder an den Grenitzen so mercklich beschwärung fürfieln,
128 1516: fol 51'.
129 1516: fol. 52.
130 Der gesamte folgende Artikel ist 1516 noch nicht enthalten.
83
daraus gemainem nütz nachtail vnd schad, das offenlich wäre, eruollgte, wie
dann die zeyt vnd jargenng, auch die gegent vnd Rifirn von wegen der an-
stossennden lannd vngleich sind, darjnn sollen vnnd wollen wir alls Lanndß-
fürstenn sambt vnnsern treflichen Räten (Nachdem vnnser lanndschafft,
noch jr verordennte, nit täglich bey sôllichen beschwärlichen klagen sein
mögen) selbs yederzeyt, dem gemainem nütz zu fürdrung vnd güttem, gnädi-
ge vnd zymliche millterung vnnd mässigung thûn. Wo aber aus sonnderlicher
beswärung die nottürfft erfordern würde, obberuerts fürkhauffs halb ainen
oder mer artigkl zu ueränndern, gar abzethün oder von newem ze machen,
daran gemayner vnnser Lanndschafft allen stännden gelegen wäre, sólhs
wollen wir yederzeyt mit Rat vnser Lanndschafft oder derselben verordenn-
ten thün. Es sollen auch sonnderlich die Hôdl vnd Lanndtpaurn jmm für-
khaüff des getrayds zu fürdrung gemains lannds nütz nit begriffen, sonnder
hyemit von gegenladung wegen des Salltz wie von aliter ze khaüffen auß-
geschlossen sein.
[Seitentitel fol. 52':J Der Vierd tail
[IV.51.] Uon den Färbern, Tuechscherern, Satlern, Riemern vnd Commet-
machern aufm lannd
Wir ordnen vnnd wollen auch, das die Färber, so wullen tüech färben, auch
Tuechscherer, Lederer, Satler, Riemer oder annder dergleychen hanndt-
werchßlewt in vnnsern Stetten vnd Märckhten heüßlichen sytzen vnd wo-
nen, doch das die Stett vnd Märckhe bey denselben jrn handtwerchern durch
gut vnd nottürfftig sätz vnnd Ordnung darob seyen, damit sy die aufm lannd
mit der belonung nit beschwären noch übernemen vnnd gerechte gute arbait
machen.
Wo aber Tuechscherer, Ledrer, Satler, Riemer oder dergleych handtwerchs-
leüt in Märckhten oder Gerichten auf dem lannd sytzen vnnd jre hanndt-
werch daselbs arbaiten wollen, die sollen handtwerchs genos sein, vnnd solich
jr gemachte arbait, wo sy die auf den offen märckten wie uor steet vertreyben
wollen, Souil zu beschawen gepürt, zû vnnsern Stetten jne amm nägsten
gelegen, da geschworn beschaw seyen, bringen, die auch denselben durch die
verordennten beschawer nach handtwerchs gewonheyt getreulich beschawt
werden. Aber vnbeschawt sollen sy aus jrer werchstat nichts 131für neüwes
verkaüffen noch neüwe arbait machen, dann mit der Ordnung vnnd mass in
nägstem artigkl begriffen.
[Seitentitel fol. 53:] Das LUI blat
Doch mögen sich die Ferber, so allain schwartze leinwadt vnd dergleychen
färben, auch die kometflicker, so dem armen paürßman offt zu gutten statten
131 1516: fol 52'.
84
komen, vorberuerter massen mit jrm färben vnnd flickwerch auf dem Lannde
wol vnd vnuerjrrt vnnderhallten.
[IV.52.] Uon den Störern 132auf dem lannd
Es sol auch den Storern, so flickhwerch treyben vnnd haußsässig sind, ob
gleych derselben ainer jmm handtwerch nit zugelassen war, dannoch gestatt
werden, den armen leüten vnd jnwonern des lannds jre klaider, sätl, Comet
vnd annders zu pessern vnd zu flickhen; aber neüwe arbait zu machen vnd
fayl ze haben sol denselben, dieweyl sy jmm hanntwerch nicht zûegelassen
noch haüssässig sind, wie uor steet verpotten sein.
[IV.53.] Das durch die, so aufm lannd sytzen, khain tuech eilenweis sol
außgeschnitten werden
Nachdem etlich zeyt here das wullen gewandt in vnserm Fürstenthümb
durch die vnndterthan vnd jnwoner, auf dem lannd vnd in vnnsern, auch ann-
dern gerichten vnnd Hofmarchen gesessen, auch durch die gesst ausserhalb
der offenn jarmärckt eilenweis verkhaüfft vnd außgeschnitten ist worden, da-
raus vnnsern Stetten vnd Märckten, als sy vns bericht haben, mercklicher
nachtail entsteet; vnd wann aber solhs nyemandt pillicher dann den Burgern
jnn stetten vnd Märckten zuesteet vnd gepürt, So haben wir vnns deßhalben
mit vnnser landtschafft vnderredt, vnd ist dar133auf vnnser ernnstliche
maynung, das füro auf dem land allain durch vnnser burger aus den Stetten
vnd Märckten, aber sonnst durch nyemandt anndern das wullen gewandt aus-
geschnitten vnd an der elln verkauft werden sol,
[Seitentitelfol. 53':] Der Vierd tail
Hindan gesetzt vnnd außgeschlossen, was auf offenn jarmärckhten be-
schicht. Weiher aber solhs wissenntlich überfarn vnnd damit betretten würd,
Er sey ain Gasst oder jnwoner aufm lannd, dem oder denselben sollen durch
jr gerichtzobrikait an dem ortt es geschieht sölhe jre tuecher zu straff ge-
nomen werden.
[IV.54.] Das khain Ambtman wider der Stett vnnd Märckht willen bey
jnen sol gewerb treyben
Wir wollen auch vnnsern Ambtleüten in vnsern Stetten vnd Märckhten nit
gestatten, aynich Burgerlich hänndl oder gewerb wider der Stett vnd Märckht
willen neben jnen mer ze treiben, 134Es wäre dann aus alltem gepraüch
annderst herkomen.
132 1516: »aufm«.
133 1516: fol. 53.
134 Der letzte Satzteil fehlt 1516 noch.
85
[IV.55.] Uerpot wider die hausirer, Lanndtfarer vnd Cramer
Nachdem etwouil Lanndtfarer vnd Crämer mit allerley pfennwert, Crämerey
vnd Specerey in vnserm Lannde vmbziehen, die jre pfennwert auf dem
rugken vnnd von hauss ze hauss tragen, die man hausirer nennet, vnd darun-
der vns vil Sopheyer ze sein angezaigt werden, die jre kauffmanschafft
sonnderlich zu den dorffern vnd ainóden bringen vnd jrs geuallens die armen
leüt mit falschem gewürtz vnnd anndern pfennwerten, auch eilen, mas vnnd
gewicht manigualtigklich betriegen, auch in abwesen vnd on 135wissen der
pawrsleüt vnd gemainen mans mit derselben weibern heymlich vmb
schmaltz, käs, flachs vnd anndere gemeine pfennwert hanndthieren, dar-
durch die jarmärckt vnd wochenmärckt auf dem lannd vnnd in den Stetten
[Seitentitel fol. 54:] Das LIIII blat
vnd Märckten, Auch die Cramer, Tuchschneyder, Tuchmacher, Loder,
Parchannter vnd Leinweber vnd annder handtwercher an jrn gewerben ver-
hindert vnd vnnser Zoll vnd Meüt geschmelert werden. Darauf schaffen vnnd
gepieten wir ernnstlich vnd wollen, das nun füro denselben Cramern vnd
Landtfarern das hausirn nit mer gestadt, Sonnder jnen ernnstlich gepotten
werd, das sy bey verlierung jrer Crämerey vnnd pfennwerten die gewonnd-
lichen wochen- vnnd jarmärckht nach aines yeden ortts gebrauch vnd Ord-
nung, auch hochzeit vnd kirchtäg, doch mit vorwissen vnnd willen der
herrschafft desselben orts damit besuechen vnd offennlich jr war vnnd
pfennwert fayl haben. Weiher oder weih aber in zwayen Monaten nach erôff-
nung des Lanndtpots solhes nit hallten, das verachten vnd darüber betreten,
den sollen jre pfennwert genomen werden. Doch wollen wir hierjnnen die
Schotten, auch annder, die mit guter vnnd gerechter war, Nemlichen 136golld,
sylber, samat vnd seyden die Clósster vnd Edlmanssitz besuechen, nit begrif-
fen, sonnder hyemit außgeschlossen haben.
137Hernach uolgen etlich Ordnung des Mülwerchs
[IV.56.] Und Erstlich. Wie die jrrung zwischen der Mülner sollen ennt-
schiden werden
Jtem So zwen Mülner vmb jr wasser oder mülgepeü, ain obrer vnd ain nyde-
rer, oder jr mer miteinannder jrren, den sol man fünf Mülner zueschaff en, die
weder tail noch
135 1516: fol. 53'.
136 1516: »gellt«.
137 1516 sind an dieser Stelle (fol. 54—fol. 59) im Text noch die »Lanndpot vnd Ordnung
der vischereyen halb« enthalten. Aufgrund des Umfangs dieser Fischordnung, die 1520
völlig weggelassen wurde, würde eine Wiedergabe hier im Anmerkungsteil lediglich die
Edition des Textes von 1520 verzerren, sie folgt deshalb in einem eigenen Anhang.
Der Text der Mühlordnung beginnt 1516 auf fol. 59'.
86
[Seitentitel fol. 54':] Der Vîerd tail
gemain daran haben, on geuärde, vnd die bey dem wasser, darumb sy kriegen,
nit gesessen seyen, vnnd darauf denselben fünff Müllnern gepieten vnnd sy
dartzu nótten, das sy schworen, das sy nach bayder tail fürgab dieselben
parthey vmb den krieg miteinannder berichten wollen, on geuärde. Es sollen
auch bayd tail sólhs zu gnûegen haben vnd annemen. Vnd ob die fünff zu
krieg würden, wo dann der merer tail hinfeilt, damit sol es gericht sein, vnd
wem allso brüch geschieht, der gibt dem Richter zwen vnd sybentzig
pfenning.
[IV.57] Ordnung des Malwerchs
Nachdem auch in dem Mallwerch durch manigerley geuärlicheyt die jnwoner
vnd arm leüt vnnsers Fürstennthumbs vilf elligklich betrogen vnnd beschwärt
werden; demnach haben wir nach vleyssiger erfarung vnd pfächtung der
Sachen vnnser vorfarn seligen hernach geschribne Ordnung vnd gesatz für
hannd genomen vnd wollen, das nun die füran vesstigklich gehalltenn sollen
werden wie hernach uolgt.
[IV.58.]138 Umb der Müllner Ion vnd Mas, vnd dz sy die leüt beymm malen
sollen lassen vnd jr guet vngeergert geben
Es sol ain yegklicher Müllner oder Müilknecht nit mer zu Ion haben noch
nemen dann den dreyssigisten metzen, vnd als offt er das überfert, sol er dem
Richter desselben ortts zu püess geben zway pfund pfenning.
Auch sol ain yegklicher Müllner in seiner Müll ain mäßlein haben, der dreys-
sig an ainen metzen geen, darumb das den armmen, die wenig haben vnd in
die müll pringen, alls
[Seitentitel fol. 55:] Das LV blat
recht geschehen mog alls den reichen. Sy sollen auch füran khain mei mer
nemen, alls sy ehemallen gethan haben, sonnder das khorn nemen.
Es mag auch ain yeder bey seinem getrayd ze mallen selbs sein oder
yemanndts von seinen wegen dabey ze sein verordnen oder schickhen, daran
sollen die Müllner ainen yeden vnuerhindert lassen.
Dartzu ist vnser ernnstliche maynung, daz ain yeder müllner, dem oder den,
so jme jr getraid ze mallen geanntwurt haben, das mei, so daraus gemallen ist,
vngeergert vnnd vngefellscht wider anntwurten sol, bey vermeydunng
schwärer straff an leyb vnnd guet an yedem ennde von der herrschafft, der das
ze thun zuesteet, wo sich sólhs zu ainem warlichen erfyndet.
138 1516: fol 60.
87
[IV.59.] 139 Umb Zarg vnnd Müllaüff
Auch sollen all Müll in laüff geen, dann von den flodermüllen grosser schad
enntsteet. Es sollen auch die leüff nit weytter sein, dann das ain vngeuärlichs
neues strenngs syllsail dazwischen geen mög. Auch sol in yedem Gericht der
syllsail ains sein.
[IV.60.] Wie man die Mül bestatten sol
Auch sol ain yeglicher Müllner, wenn er die Müll auffhebt durch pillenns
willen, oder durch welcherley nottürfft das sey, wann er die stain auffhebt
vnnd den lauff wider nyder gelegt hat, so sol er die müll mit sein selbs getrayd
bemallen, allso das der lauff vol werd.
[Seitentitel fol. 55':] Der Vierd tail
[IV.61.] Wie man das mei von der zarg schlagen sol
Es mag ain yegklicher, so er sein mei von der steyg tregt oder ab dem lauff
köret, aussen an die zarg mit ainem pyller schlagen, oder mit kerwisch oder
was er in der handt hat, vnd was in dem lauff pleibt, das ist des Müllners.
[IV.62.] Uomm Melfall
Es sol ain yegklicher Müllner ob der stayg weder tägken, hürdt, noch pretter,
noch nichts haben, da das meli auffallen mog.
[IV.63.] 140 Uon beschaw des Müllwerchs vnd müllmas
Es sol ain yegklicher vnnser Richter in seinem Gericht aynest jmm jar nach
der geschwornnen Müllner oder wassergrafen, oder, wo der ennden dieselben
nit gesworn sind, nach der vmbsässen rate, vier oder sechs, das zymmerleüt,
Burger oder Pawrn sein, Auch annder erber leüt zu jme nemen, vnd alles
müllmas, dartzu die hieuor geschoben gesatz in den Lanndtgerichten, aber
khainer Hofmarch, besichten vnnd beschawen, wo sy die allso vngefärlich
vinden. Vnnd wellichem Müllner allso brüch geschieht, vnd ains oder mer ob
uerschribner gesatz überfarn het, So oft sich das erfindet vnd er des über-
wunden wirdet, alls offt ist er von ainem yeden überfarn dem gericht, darjnn
er gesessen ist, schulldig zway pfund pfenning.
[Seitentitel fol. 56:] Das LVI blat
[IV.64.] Uon beschaw vnnd pfächtung aller Mas, Ellen vnd Gewicht
Dergleych sol ain yeglicher vnnser Richter ainest jmm jar nach zwayer oder
dreyer geswornner Burger rat in den Lanndgerichten - aber kainer Hofmarch
— beschawen vnd pfächten alles Gewicht, Ellen vnd Mas, vnd bey wellichem
139 1516: fol. 60'.
140 1516: fol. 61.
er das vngerecht fyndt, derselb ist dem Gericht, darjnn er gesessen ist, zu
puess verfallen Sechtzig vnnd drew pfund pfenning.
141Es sollen auch die Hofmarchherren in jren Hofmarchen ainesten jmm jar
die geschwornnen Müllner oder Wassergrafen, der ortten man die jmm
brauch hat, das müllwerch vnd müllmas auch bschawen lassen vnnd darob
sein, das die ob uerschriben gesatz vesstigklich gehallten werden.
An welichem orth aber kain geschwornner Müllner oder Wassergraf wäre, so
mögen vnnser Lanndtrichter, deßgleych ain yeder Hofmarchherr, wol annder
Erber vnd verstenndig person jrs geüallens zu sôlher bschaw verordnen.
Dergleych sollen die Hofmarchherren in jrn Hofmarchen ainesten jmm jar
bey den Wirtten, Cramern, Metzgern vnnd anndern derselben Mas, Ellen vnd
Gewicht, wo sy die aus den Stetten vnd Panmärckten, auch für sich selbs
haben, darauff auch beschawen vnd pfächten, darjnn jne dann die straff wie
uor steet zuesteen sol.
Es wäre dann, das ain Müllner, Wirtt, Cramer, Metzgker oder ander, so mit
Mas, Ellen vnd Gewicht vmbgeen, in ainer hofmarch so offt verpräch oder so
geuärlicher fallsch vnd betrüg bej jm gefunden würd, das man
[Seitentitelfol. 56':] Der Vierd tail
denselben darumb amm leyb straffen mócht. Alßdann sol vns vnnser
Lanndßfürstlich obrigkayt gegen denselben fürgesetzt sein, wie Recht ist.
142 Hienach uolgen die Landpot vnd Ordnung von wegen der Eehallten,
dienstknecht vnd taglöner fürgenomen. Vnd nemlich zu erst ain gemain
landtpot:
[IV.65.] Der Eehallten, Ledigen knecht, Diernn vnd taglöner halb
Nachdem die Taglöner, Eehallten, Dienner vnd Dienerin vmb zymmlichen
lidlon vnd besolldung wie vor Zeiten nit mer mögen überkhomen werden,
sonnder die jnwoner vnnsers Hertzogthumbs Bairen ettlich zeyt here über
die gewonndlich belonung merckliche hoherung vnnd staygerung leyden,
deßhalben sôlhm zuefürkomen verschiner jar weylennd vnnser lieber herr
vnd vatter loblicher gedechtnuss auf gemainer Landtschafft anbringen vnd
begem ain Landtpot ausgeen lassen, das aber bißher wenig gehallten worden,
daraus gemainem nütz, auch vnnsern lannden vnd leüten in vil weg schad
vnnd nachtail enntsteet. Demnach haben wir mit Rate vnnser Lanndtschafft
darjnn nachuolgend Ordnung vnd mass hinfüro allennthalben in vnnserm
Fürstenthumb zu hallten fürgenomen, Ordnen vnd wollen hyerauf mit gant-
zem ernst, das nun füran allen vnd yeden ledigen knechten, diennern vnd
diennerin, die jrer leyb halben zu diennen geschickt vnd vermôgennlich, vnnd
141 1516: fol 61'.
142 1516: fol. 62.
89
heüßlich nit angesessenn sindt, noch von jrem aygen güet oder sonnderer
handthierung souil narung nit haben, dauon sy 143sich selbs stattlich noren
vnnd
[Seitentitel fol 57:] Das LVII Blat
ennthallten mögen, denselben allen vnnd yeden - bey vermeydung ainer
leybstraff, gegen jnen vnablässigklich fürzünemen - ernnstlich gepotten
werden sol, das sy füran das tagwerch vmb Ion nit mer arbaiten sollen, auch
solhs zu arbaiten jnen nit mer gestatt werden. Außgeriomen jmm mad vnnd
schnidt sol denselben zuegelassen werden, den vnnsern jmm lanndt, wo sy
sôlher arbait an sy begern, für die außlennder ze arbaiten, doch vmb zymm-
lich belonung, wie hernach gesetzt ist, vnd nit lennger, dann dieselb arbait des
mads vnd schnidts vnfärlich weret.
[IV.66.] Die ledigen knecht vnd weibspilld nit zu beherbergen
Es sollen auch dieselben ledigen knecht, diern vnd weibspilld, die, wie ob
steet, nit diennen wollen, von nyemandts in vnnserm Fürstenthumb weder
behausst noch beherbergt, noch jne durch vnnser dienner oder Ambtleüt
vergönnt werden, vergebens vnd on diennst in den wingkln vnd herbergen ze
wonen vnnd sich allso vomm diennen zu ziehen vnd zu ennthallten.
[IV.67.] Uon straff der Eehallten, die jrn herren vnaufgesagt aus dem
dienst geen
Auch wellher Eehallt, knecht, dienner oder diennerin seiner herrschaft über
das er von jr gedingt vnd verhäfftelt, vor der zeyt, die er jr zu diennen ver-
pflicht ist, on gnugsam vrsach den diennst wider aufsagt oder aus seinem
dienst
[Seitentitel fol. 57':] 144Der Vierd tail
geen oder wegelauffen würde on willen vnd wissen seiner herrschafft, da-
rumb die obrigkait derselben gegenndt oder Gerichts, darunndter sy gehôrn,
nit erkennt, das derselb Eehallt des pillich vrsach hett, auch derselb Eehallt
sich mit seiner herrschaft in den nägsten dreyen tagen, nachdem er aus dem
diennst ganngen ist, nit vertregt, So sol allßdann derselb Eehallt durch die ge-
richtzôbrigkait, des orts es geschieht, dartzu gehallten werden, damit er lawt
seiner Verpflichtung seiner herrschafft die gedingten zeyt mit trewen vólligk-
lichen außdiene, oder aber nach erkanntnuss der obrigkait derselben seiner
herrschafft, was sy des vnfärlich schaden empfächt, denselben schaden wider-
143 1516: fol. 6T.
144 1516: fol. 63.
90
lege, oder ainen anndern Eehallten an sein stat, geschickt vnnd taügenntlich
vnnd der herrschafft annemlich, stelle. Wo aber derselb eehalt sôlhs auch nit
thün vnd darüber entweychen oder anderswo diennen würde, Sol jne die
gerichtzôbrigkayt, wo er betretten wirdet, mit fenngklicher annemung vnnd
annderer pillicher straff vnd peen nach gestallt desselben Eehallten verschull-
dung dartzü hallten, damit er der ains wie uor steet thue, vnnd dieweyl
nyemanndts annderm ze diennen gestatten, bis solanng er von dem ersten
diennst volligklich enntledigt, auch mit der gerichtzöbrigkait der straff hal-
ben abkomen ist.
[IV.68.] 145 In was zeyt der herr vnd eehallt aneinannder den diennst auf-
sagen sollen
Vnd alls sich bißher in vnnserm Fürstenthümb zwischen der herrschafft vnd
jren diennern vnd diennerin aus vnzeytlicher aufsagung der diennst vil vn-
willenns begeben hat, Demnach ordnen vnd wollen wir, das füran in seinem
nachuollgennde vnnderschidliche mass vnnd zeyt gehallten werde, allso, das
ain yede herrschafft seinem ee-
[Seitentitelfol. 58:] Das LVIII blat
hallten sechs wochen, vnd die eehallten jrer herrschafft acht wochen vnfärlich
vor außganng des jares oder der gedinngten zeyt den diennst, sich darnach
wisse zu richten, abkonnden sol. Wo aber sôlhe aufsagung dermassen wie ob
gemellt nit geschieht, So soll allßdann die Herrschafft den Eehallten zu be-
hallten, vnd enntgegen der eehallt der herrschafft weytter ze diennen schull-
dig vnnd pflichtig sein.
[IV.69.] Uon straff der Eehallten, so heymlich aus dem dinst geen
Wo auch ain Eehallt seiner Herrschafft on redlich vrsachen heymlich aus dem
diennst in ain annder Gericht gienng, So sol allßdann der Pfleger, Richter,
Hofmarch- vnnd annder Gerichtzherren desselben orts auf der herrschafft
ersuechen denselben Eehallten widerumb in den dienst schaffen, Oder aber
nach gelegennhait seiner vngehorsam vnd verprechenns ettlich tag auf sein
des eehallten selbs Cosstung fenngklich ennthallten vnd ausserhalb gepür-
licher Versicherung nit ledig lassen.
145 1516: fol 63'.
91
[IV.70.] 146Uon straff der gedingten Eehallten aus dem Fürstenthomb
geporn, so den pawrsleüten in der mayssten arbait on vrsach außm land
entlauffen
Vnd nachdem vnns täglich anlanngt, wie sich 147der paurßleüt gedingt Eehall-
ten aus vnnserm Fürstenthümb geporn, so sy in der arbait sindt vnd zu der
zeyt man jr amm mayssten bedarff, mermalls in anndere lannd verlauffen,
[Seitentitel fol. 58':] Der Vierd tail
Jst darauf vnnser ernnstlich maynung, das füran derselben Eehallt khainer, Er
sey Jungk oder allt, manns- oder weybßpilld, von aynichs diennst wegen, in
besonnder zur zeyt jr herrschafft in jrer mayssten arbait sind vnnd jr bedürf-
fen, 148aus vnnserm lannd vnnd Fürstennthümb mer ziehen sol, 149Es het
dann derselb Eehallt deßhalb ain sonnder geding gemacht, Auch ausgenomen
die ledigen handtwerchsgesellen, die dann wie von aliter herkommen zu
merer erfarung jrer arbait allenthalben jmm heiligen Reich vmbziehen. Wo
sich aber ausserhalb sólher handtwerchsgesellen yemannd aus dem pawrs-
uolck vorberuerter massen über ditz vnnser verpot aus vnnserm lannd ze
ziehen vnndtersteen vnnd sôlhs wissenntlich würde, So haben wir vnns mit
vnnser Landtschafft vnntterredt vnd veraint, das denselben Eehallten allß-
dann vnnser Fürstennthümb drew jar lanng darein nit ze komen, noch darjnn
ayniche wonung ze süechen oder ze haben verpoten sein sol.
Wo aber derselben ainer über kürtz oder lanng wider in vnnser lanndt komen
vnd darjnnen betretten würde, der sol nach gelegennhait seines weglauffenns
in aynem Thürn, Keychen oder sonnsten in ander wege ernnstlich gestrafft
werden. Wie wir dann hyemit allen vnnd yeden vnnsern 150Pflegern, Rich-
tern, Casstnern vnnd allen anndern vnnsern Ambtleüten, auch gemainer
vnnser Lanndtschafft von allen stännden, ob sôlhm mit ernnst vnd vleissigem
aufsehen ze hallten beuelhen vnd schaffen.
[IV.71.] Uon den handtwerchßknechten
Alls sich die handtwerchßknecht in vnnsern Stetten vnd Märckten zu zeyten
vnndersteen, aus aygnen fürnemen vnd mûetwillen gemainklich all in ainem
handtwerch auf-
146 1516: fol. 64. Die folgende Überschrift lautet 1516 lediglich: »Das die eehallten aus
dem Fürstenthomb geporn darjnn dienen sollen.«
147 Die folgenden vier Worte lauten 1516: »die Eehallten der Pawrsleüt«.
148 1516: Das Wort »mer« ist hier zu Beginn - anstatt wie 1520 am Ende - des Satzteils
platziert.
149 Der folgende Einschub von elf Wörtern (letztes Wort: »Auch«) ist 1516 noch nicht
enthalten.
150 1516: fol. 64'.
92
[Seitentitel fol. 59:] Das LIX blat
züsteen, in maynung, jren maystern weytter nit ze arbaiten, Es werd dann in
dem, das sy fürnemen, dauor nach jrem begern gehanndlt, vnnd vermainen
allso, on der obrigkait erlauben in den Sachen jr selbs Richter ze sein, deß-
halben zu digkermals in den handtwerchen zwischen jne vil jrrung vnnd ver-
saümnuss der handtwerchsarbait ersteen, Demnach so ist vnnser maynung,
das vnnser Ambtleüt, auch Burgermayster vnd Rate vnnserr Stett vnd
Märckt, sôlhes füran nit mer gestatten, sonnder die handtwerchsknecht oder
annder, die des bey den anndern anfennger vnd yeber sein, nach gestallt jrer
verschulldnuss straffen vnd mit den anndern handtwerchßknechten ver-
schaffen, jren maystern wie uor weiter zu arbaiten. Weihe aber sôlhes nit thün
vnd darjnn widersässig sein wollten, dieselben sollen allßdann in vnnserm
Lannd fürter kain glayt haben noch jnen jr handtwerch an anndern ortten
vnsers lannds zu arbaiten zuegelassen werden.
151Es sol auch hinfüro kain handtwerchßknecht seinem maister on gegründt
vrsachen 152vnnd wider handtwerchs gewonheit aufsteen, Deßgleichen auch
khain handtwerchßman dem anndern on willen vnd wissen der herrschafft dz
handtwerch nyderlegen. Weiher aber sôlhs übertreten vnnd nit hallten würde,
der sol von seiner obrigkait nach gestallt des verprechenns auch gestrafft
werden.
[IV.72.] 153Uon straff der Sün vnd Töchter, die jrn elltern vmb Ion diennen
Ob sich auch begeben würde, alls vns dann des mermals klag furkomen sein,
das vnnder dem pawrsuolck die sün vnd tôchter jrn vättern vnd muettern,
154der sy recht natürlich noterben sind, annderst nit, dann vmb die belônung,
so denselben Sünen oder Töchtern von anndern oder frembden mocht geben
werden, diennen weiten, Jst vnnser maynung, 155das jnen jr vatter vnnd
mûetter sôlliche
[Seitentitel fol. 59':] Der Vierd tail
belonung ze geben nit schulldig sein sollen, vnd sôlhs auf jr beger vnnd klag
von jrer gerichtzôbrigkayt abgeschafft vnnd jnen ze dienen zwingen vnnd
151 1516: fol. 65.
152 Anstatt der folgenden vier Worte steht hier 1516 noch: »vnnd sonnderlich on erlaub-
nuss der herrschafft desselben orts mer«.
153 An dieser Stelle im Text sind 1516 noch vierzehn Artikel über die Besoldung der
Dienstleute und Ehalten enthalten (fol. 65 Mitte-fol. 69 Mitte), die aufgrund ihres
Umfangs ebenso wie die oben erwähnte Fischordnung separat im Anhang wieder-
gegeben werden.
154 Die folgenden sechs Worte sind 1516 noch nicht enthalten.
155 Der restliche Artikel lautet 1516 lediglich: »wo jnen jr vatter vnd mutter solhe be-
lonung geben, das jnen dieselben belonung künfftigklich an jrn heyratguettem vnnd
erbschafften gegen jrn geschwisstergeten abgezogen vnd aufgebebt sollen werden.«
93
hallten, Auch dieselben belonung (wo es die Sün vnnd Tochter darüber erfor-
dern oder heymlich einnemen) künfftiklich an jrn heyrat-guettern vnnd erb-
schafften gegen jrn geschwisstergeten abgezogen vnd aufgehebt werden.156
[IV. 73.] Der Maurer, auch Stainmetzen, die rauch stainwerch arbaiten, vnd
annderer handtwercher vnnd taglöner halben
Dieweyl wir gleüblichen bericht sind, wie all vnser vnnderthan vnnd jnwoner
vnnsers Fürstenthumbs Bayren durch die Maurer, Stainmetzen, zymmerleüt
vnnd dergleych handtwercher vnd taglöner mit überflüssiger belónung auch
in ander wege wider allten gebrauch mercklichen vnd hoch beschwärt
werden, Weihes vns dermassen zu gedullden khains wegs gelegen ist, Dem-
nach haben wir mit vnnser Lanndtschafft daruon geratschlagt, das füran in
vnnserm Hertzogthümb, auf dem lannd, auch in vnnsern Stetten vnd Märck-
ten, da, vor in sôlhm khain besonnder Ordnung noch Satzung ist, Nachuoll-
gende mass vnd Ordnung jrer belonung vnd annderßhalben hernach begriffen
gestracks gehallten vnnd von nyemanndt bey vnser schwärn geordennten
straff dawider gethan noch gehanndelt werden sol.
157Vnd nemlichen, so sollen die obgemellten vnnd all annder handtwerchs-
leüt vnd taglöner, wo sy auf dem land von sant Grégorien tag bis auf sant
Michaelßtag arbayten, mit anfanng der Sonnen an derselbigen jrer arbait sein
vnnd mit dem vnndterganng dauon zu dem nachtessenn geen.
[Seitentitel fol. 60:] Das LX blat
[IV.74.] Item Was ainem yeden obuermelltem werchman von Gregorij bis
auf Michaelis sambt dem essen zu taglon sol geben werden
Ainem Mayster zwenundzwaintzig pfenning.
Dem Perlir achtzehen pfenning.
Ainem guten vnd geschickhten gesellen, der kain Lernjünger ist, sybenzehen
pfenning.
Ainem tauglichen Lernjünger acht pfenning.
Doch sol ain mayster vnndter acht bstandnen redlichen gesellen nit mer dann
ainen lernjünger haben.
Ainem Mertterkocher zehen pfenning.
Ainem stain- oder Merttertrager vnd allen anndern dergleychen arbaitern
syben pfenning.
156 Der 1516 an dieser Stelle noch enthaltene Artikel über die Bestrafung der Ehalten
(fol. 68-68') gehört inhaltlich zu den oben erwähnten Bestimmungen über die Besol-
dung der Ehalten von 1516 und wird mit diesen separat im Anhang wiedergegeben.
Die folgende Bestimmung beginnt 1516 auf fol. 68'.
157 1516: fol. 69.
94
Vnd wo aber die Maurer auf hohen dächern oder thürnen arbaiten, sol ainem
yeden mays ter vnnd kriecht täglich zwen pfenning mer, dann hyeoben ge-
setzt ist, zu Ion geben werden.
158 Vnd zu sólher jrer belonung sol jnen die gewondlich cosst, Nämlichen des
morgens zu gepürlicher zeyt ain suppen, Zu mittag das mal, Zu abenndt das
prot vnd zû nachts, so sy von der arbeit geen, das nachtessen, doch weder pier
noch wein gegeben werden, vnnd zu volpringung sólhs essens sol jnen Näm-
lichen zu der suppen ain halbe, zu dem mittag ain ganntze vnd zu dem abend-
prot auch ain halbe stund vnd nicht lennger zu feyrn zuegelassen noch
erlaubt sein.
[Seitentitel fol 60':] Der Vierd tail
[IV.75.] Tagion für speis vnnd Ion
Wo aber den vermellten handtwerchsleüten vnnd taglonern die obberuerten
zeyt vnd taglenng kain speis wirdet geben, so sol jnen für speis vnd Ion wie
hernach uolgt vnd auch nit mer gegeben werden:
Ainem Mayster zwenunddreyssig pfenning.
Ainem Perlir dreyssig pfenning.
Ainem taügennlichen gesellen achtundzwaintzig pfenning.
Ainem Lern jünger sechtzehen pfenning.
Ainem Mertterkocher zwaintzig pfenning.
Ainem Stain- oder Merttertrager vnd dergleychen taglonern aindlef pfen-
ning.
[IV.76.] 159 Tagion von Michaelis bis auf Gregorij sambt der cosst
Aber nach sant Michaelß tag bis auf sant Grégorien tag sollen die obgedach-
ten handtwerchsleüt vnd taglôner mit dem tagliecht an die arbait vnnd
mit der Sonnen nyderganng wider dauon geen, jnen auch sôlhe zeyt nach-
uolgennde belonung vnd nit darüber gegeben werden:
[Seitentitel fol 61:] Das LXI blat
Einem Mayster sybentzehen pfenning.
Dem Perlir fünfftzehen pfenning.
Einem taügennlichen Gesellen viertzehen pfenning.
Einem Lernjünger zehen pfenning.
Einem Mertterkocher syben pfenning.
Einem stain- oder merttertrager vnd dergleychen taglonern fünff pfenning.
Vnd zu sólher belonung sol jne gewonndliche Cosst, yedoch kain abenntprot
gegeben werden, vnd die morgensuppen sollen sy bey dem liecht vnd nemlich
ehe vnd sy an die arbait geen essenn.
158 1516: fol 69'.
159 1516: fol. 70.
95
[IV.77.] 16° Wo sy aber vermellte zeyt die Cosst nit haben, sol man jn für
speis vnd Ion geben, Nemlich
Einem Mayster sechßundzwaintzig pfenning.
Dem Perlir fünffundzwaintzig pfenning.
Einem Gesellen vierundzwaintzig pfenning.
Einem Mertterkocher achtzehen pfenning.
Einem stain- oder merttertrager vnd dergleychen taglonern zehen pfenning.
[Seitentitel fol. 61':] Der Vierd tail
[[IV.78.] Hernach uolgt der Zymmerleüt belonung
Jtem Einem Zymmerman, der ain guter synnreicher Maister vnd zu der arbait
teügennlich vnnd geschickht ist, dem sol von sant Grégorien tag bis auf sant
161Michaelß ain tag zu Ion zwaintzig pfenning,
Ob er aber allain in der gemainen Pawrsarbait Mayster war, nit über syben-
zehen pfenning gegeben werden.
Einem guten geschickten knecht, der sonnderlich wol arbaiten kan, vier-
zehen pfenning.
Einem gemainen zymmerknecht zwelff pfenning.
Einem Lernjunger acht pfenning.
Aber nach Michaelis bis auf Gregorij sol yetz uermellten zymmerleüten jr
yedem ain tag zwen pfenning mynnder, dann hyeuor gesetzt ist, geben
werden.
162 Vnnd zu sôllher jrer belonung sol jnen die gewónndlich cosst, doch weder
pier noch wein, allermassen wie hie oben von den Maurern vnnd Stainmetzen
gesetzt ist, gegeben werden.
Wo man jne aber nit zu essen gibt, sol jne allßdann für speis vnd Ion geben
werden, Nemlichen
Einem guten Mayster achtundzwaintzig pfenning.
Einem guten gesellen vierundzwaintzig pfenning.
Einem gemainen zymmerknecht zwaintzig pfenning.
Einem Lernjünger sechtzehen pfenning.
[Seitentitel fol. 62:] Das LXII blat
Jtem in allen andern puncten vnd artigklen sol es mit sôlhen zymmerleüten
wie hieuor von den Maurern vnnd Stainmetzen anzaigt ist auch gehallten
werden.
160 1516: fol. 70'.
161 1516: »Michaelßtag«
162 1516: fol. 71.
96
[IV.79.] Der gemainen taglôner belônung halb, Alls
Decker, Stroschneyder, Mißtpraitter, Mader, Schnitter, Drescher, Holltz-
hacker:
Jtem ainem Decker mit Stroe oder legschindtlen, sol züsambt gewônnd-
lichem essen von sant Grégorien tag bis auf Michaelis ain tag zwelff pfenning
vnnser münss gegeben werden.
163 Jtem einem der mit schiferstain deckt fünffzehen pfenning.
Jtem Dergleychen ainem Stroschneyder ainen sôlhen tag acht pfenning.
Einem Misstuasser oder Praytter sechs pfenning.
Einem Mader von einem tagwerch zu mäen zwelff pfenning
Einem Schnitter, der starck vnd geschickt ist, zehen pfening, Aber ainem, der
nit so vermôgenlich war, acht pfenning.
Einem Getraydsetzer jnn städln acht pfenning.
Einem vermógenlichen vnd guten Trescher, der zu wintterzeyten drew stroe
vor tags vnnd drew bey der nacht trischt, syben pfenning. Wil er aber mit des
tags liecht zu vnd von dem treschen geen, fünff pfenning.
[Seitentitel fol. 62':] Der Vierd tail
Allen gemainen tagwerchern sol von sant Grégorien tag bis auf Michaelis ein
tag sechs pfening gegeben werden,
Aber nach sant Michaels tag bis auf Gregorij nit über fünff pfenning ze
geben.
Jtem Es sol auch allennthalben in vnnserm Lannd füran von ainer klaffter
holltz zu hagken zwelff pfenning vnd nit mer gegeben werden.
Aber an weihen ortten die holltzhagker nach der klaffter oder mas jren be-
stymmbten Ion haben, dabey sol es noch beleiben.
[IV.80.] 164 Wo von aliter nit souil zu taglon war geben, sol es dabey be-
leiben
An weihen ortten in vnnserm Fürstennthumb in obbestymbten Ionen mynn-
derung ze geben herpracht ist, da sol mit ob uerschriben Lanndpoten
solichem gebrauch ganntz nichts benomen sein, sonnder bey demselben Ion
vnangesehen diser vnnser Ordnung füran auch beleiben vnnd gehallten
werden.
Es sol auch dise Ordnung vnnsern Preläten, denen vomm Adi vnd Burgern
165jnn Stetten vnd Märckten an jrn hergebrachten gebreüchen 166vnd sätzen
gegen jrn vnderthanen vnd andern on nachtail vnd genntzlich vnuergriffen
sein.
163 1516: fol. 71'.
164 1516: fol. 72.
165 Die folgenden vier Worte fehlen 1516.
166 Die folgenden zwei Worte fehlen 1516.
97
[IV.81.] Uon straff der taglöner, die ainem aufsteen
Wo die taglôner, handtwerchsleüt oder arbaiter hyeuor benennt all oder jr ett-
lich ainer Herrschafft on redlich vnd gnugsamen vrsachen von ainer arbait
aufsteen würden, So ist vnnser maynung, das allßdann dieselben, wo es
handtwerchßgesellen sein, weytter in vnnserm Lannd
[Seitentitel fol. 63:] Das LXIII blat
zu kainer arbait mer gefürdert oder zuegelassen, Sonder jr yeder, dergleych Jr
mayster, wo sy des vrsacher oder hellfer warn, nach gelegenhait jrer ver-
schulldung durch die gerichtzôbrigkait desselbenn orts sy betretten gestrafft
werden sollen.
jTV.82.] Das ain mayster sein angenomene arbait sol vollenden
Wo sich auch ain maister ainer arbait oder gepeüs vndersteet vnd annympt,
das sol er zum ennde, wie sich gepürt, volfurn, wo er aber dz nit that vnd dem
pawherren ainicher manngl, schad oder nachtail daraus enntstuend, das
167wissenntlich wäre, denselben schaden sol jme der bemellt mayster on alle
außzüg, bey klain vnd gross, widerkeren vnd abthun, dartzü dann ainem
yeden vnnser vnnd annder gerichtzôbrigkait fürderlich verhellffen sollen.
[IV83.] Uerpot des gründt- oder beschlus- vnd fürstenweins vnd anderer
überflüssiger belönung
Man sol kainem mayster noch perlir über hyeuor gesetzte jr belönung für jr
khunst oder maysterschafft füran jchts besonnders mer ze geben schulldig
sein, Auch in des Pawherren gutem vnd freyem willen steen, ob er ainichen
grünt-, beschluss- oder fürstwein oder jchts darfür geben wóll oder nit.
Es sol auch der Pawherr den obuermelten handtwerchsleüten vnd taglônern,
die jme wie uor steet arbaiten vnd nit über ain meyl wegs haym haben, amm
feyrtag die cosst ze geben nit schulldig sein.
Jtem man sol auch allen obgemellten vnd anndern handtwerchsleüten vnd
taglonern in jrer arbait nach gelegen-
[Seitentitel fol. 63':] Der Vierd tail
hait der zeyt vnd yeder gegennt zu essenn, aber in all weg weder pier noch
wein geben.
167 1516: fol. 7T.
98
[rV.84.] Wie vorgeschribne pot aus vrsachen mögen geänndert, vnd die
überfarer gestrafft sollen werden
168Doch wo von wegen der vorberuerten tagloner, Zymmerleüt, Maurer vnd
arbaiter ye eins jars so groß vnd sonnder beswärung fürfielen, wie dann die
zeyt vnd jargeng, auch die gegennt vnd rifiren von wegen der anstossennden
lannde vngleych sind, Auch aus mangi der leüt, Sterbens, kriegs, vngewitters,
teürung oder anderer vnfäll, auch wolfayl halben die nottürfft erfordern
würd, Jn ainem oder mer angezaigten artigklen zu zeyten ob uerschribne
belonung annderer gstallt ze setzen oder ze massigen, dess sol allßdann die
gerichtzobrigkait des orts, da es not thüt, mit rate der Burgerschafft, Pawrs-
leüt, Vierer, Obleüt oder Haubtleüt daselbs zu thün macht haben.169 Wo aber
hierüber die vermellten tagloner, zymmerleüt, maurer vnnd arbaiter dawider
vnd über jrer gerichtzobrigkait mässigung ain merers zu haben begern vnd
darauf besteen, oder sich sonnsten in ainem oder mer artigkln wissenntlich
diser vnnser Ordnung nit gemäs hallten würden, dieselben arbaiter sollen allß-
dann in vnnserm Fürstennthümb zû aynicherley arbait nit mer züegelassen,
Sonnder jnen forderlichen nach solhem jrem verprechen, so ehest man es
gewar wirdet, drew jar lanng aus vnnserm Lannd gepotten vnnd solhe zeyt
nymmer darein ze komen gestatt werden.170
168 Der gesamte folgende Absatz ist 1516 erst ganz am Ende dieses Artikels platziert, mit
den beiden folgenden Abweichungen: Anstatt der Aufzählung von Taglöbnern,
Zimmerleuten, Maurern und Arbeitern heißt es 1516 »Eehallten, Arbaiter, Schnitter
vnd tagloner«. Außerdem folgt am Ende der Zusatz: »doch in allweg die schnitgarb ze
geben durchaus jmm Lannd vmb khainerlay vrsach willen züegelassen werden.«
169 Anstatt der beiden nächsten Zeilen lautet der Text 1516: »Wo aber yemannd in
vnnserm Fürstennthomb were, der oder die wären, sich vnndtersteen würden, wider
dise vnnsere Ordnung obberuerten hanndtwerchslewten oder tagloennern mer, dann
oben gesetzt ist, zu geben, die sollen [fol. 73] wie hernach uolgt in straff geuallen sein,
wo auch hierüber die arbaiter ain merers zu haben begern ...«.
170 1516 jst frier noch folgender Absatz enthalten, der 1520 ersatzlos weggelassen wurde:
»Selbes sollen auch all vnnser Lanndtleüt, Geystlichs vnnd welltlichs stannds, Näm-
lichen ain yeder bey der Verpflichtung, damit er vnns alls seinen Landßfürsten ver-
wonnt ist, getrewlichen vnnd vngeuärlichen ze hallten schulldig sein, Auch ain yeder
bey seinen gerichts vnnderthanen mit aufsetzung ainer vnerläßlichen peen vnd straff
verfuegen vnnd darob sein, das dise vnnser Ordnung vnzerprochen gehallten vnnd all-
so durchaus von menigklich in vnnserm Fürstennthomb vollzogen werde. Des wollen
wir vnns zu ainem yeglichen bey vermeydung vnnser vngnade hyemit genntzlichen
versehen vnd verlassen.« Im Anschluss daran folgt 1516 dann noch die 1520 als erster
Absatz vorangestellte Passage. Vgl. dazu Anmerkung oben.
99
[rV.85.] 171Der paurnknecht vnd diern halben, so bißher durch ettlìch
Pfleger vnd Richter jnen vmb geringe belonung zu dienen oder abzukaüf-
fen gedrungen sind worden
Wiewol bißher in vnnserm Fürstennthumb an ettlichen ortten durch vnnser
Pfleger vnd Richter die knecht vnd
[Seitentitel fol. 64:] Das LXIIII blat
diern jrer gerichtzobrigkait vnntterworffen, jnen vmb ainen gerinngen Ion
bey vnnsern Schlössen vnd Hofpeüen zu diennen, oder, so sy der zu jren
diennsten nit nottürfftig gewest, dannocht mit jnen deßhalben abzekomen
vnd zu uertragen gedrungen sein, wollen wir doch sólhes füran nyemandt
mer gestatten, sonnder gemainer vnnser lanndtschafft zu gnaden hyemit
ernnstlich abgeschafft haben.
Wo auch vnnser Ambtleüt ainer oder mer fürohin die Armen leüt deßhalben
anziehen oder, wie ob steet, vnpillichen beschwären, das vns gleüblich anzaigt
würde, dieselbigen wollen wir allßdann mit enntsetzung jrer ämbter, oder
nach gelegennhait jrs verprechens in annder wege gepürlich straffen; doch
sollen solh diennstknecht vnnd diern gemellten vnnsern Ambtleüten bey
vnnsern Slossen vnnd Hofpeüen vmb den gewônndlichen vnnsern hieuor
gesetzten Ion vor anndern zu diennen schulldig sein.
[IV.86.] 172Das den reytenden vnd fueßpoten füran glaübwirdig vnd
zerügk besigellt pottenpüchssen sollen angehenngt werden
Alls den Reyttennden vnnd Fueßpotten, die nit von den Fürsten oder ann-
dern glaübwirdig 173püchssen haben, durch auslennder vnd jnwoner, merers
vnd mynders stands, yezuzeyten frembd, auch bayrisch vnd anderer herr-
schaft erkenntlich pottenpüchssen mit wappen vnd zaichen, die denen solich
potten schickhen, gar nit züsteen, angehenngt werden, dardurch, wo man
jchts args oder verdechtlichs jmm land wil ausspehen oder erfarn, solichs
durch sólich poten in guter gstallt beschehen vnd allso dieselben hin vnd
durch das lannd Bayren komen. Demnach, sôlhs zûfurkomen, haben wir vns
mit vnser Landschafft deßhalben vnderredt vnnd wollen, das nun füran ain
yeder vnnser Landsäss, geystlichs vnd welltlichs stannds, auch vnnser Vkz-
domb, Haubtleüt, Pfleger, Renntmayster, Richter vnd ander vnser Ambtleüt
merers vnd mynders stands,
171 1516: fol. 73'.
172 1516: fol. 74.
173
1516: fol. 74.
1516 hier noch eingefügt: »syIhren«
100
[Seitentitel fol. 64':] Der Vierd tail
dartzu in vnsern Stetten vnd Märckten die Burgermaister, Camerer vnd Rate,
auch derselben Burger, sambt vnd sonnder in vnnser Fürstenthümb kainen
poten mit aynicher frembden pottenpüchssen ausschickhen, Sonder dem-
selben potten174, wo sy jne ye mit ainer pottenpüchssen wollen schicken, die-
selbig mit jrem selbs wappen bezaichent anhenngen. Wo aber füran frembd175
potten in vnnsern Stetten vnd Märckten vnd aufm lannde mit 176vnbekannten
vnd verdechtlichen pottenpüchssen betretten werden, dieselben sollen alls
argkwenig aufgehallten vnd vngerechtuerttigt nit durchgelassen, sonnder
gegen denselben, wie hieuor von den vnbekannten, argkwenigen leüten
vergriffen ist, gehanndellt werden; des wollen wir vns der nottürfft nach zu
ainem yeden versehen.
[IV.87.] Wie all prediger das volck offennlich an der Canntzel ermanen
sollen, sich vor der gotzlösstrung, dem zutrincken vnd annderm hieuor
gesetzten sündigen Sachen zu ennthallten
Vnd damit ob uerschriben vnser fürnemen allennthalb in vnnserm Fürsten-
thümb dem gemainen volckh fürderlich erôffent vnd sy sich deßter mer
wissen zû uerhuetten, So ist hierauf an all vnd yeglich priester vnnd ordenns-
leüt, die auf offenn Canntzln das wort gottes in vnnserm Lannd predigen,
vnser gar genädig beger vnd pitte, sy wollen alle hieuor gesetzte sittliche
gepot, vnd in sonderhait die verpot der gotzlösstrung, zuetrinckhens,
trunckhnhait vnd annder dergleichen pôs vnd sündig Sachen zu uermeiden,
dem gemainen volck in jrn predigen vleissigklichen anzaygen, sy ermanen
vnnd einpillden, wie der allmächtig gott vnnser haylannd damit so großlich
belaidigt, seine göttliche, auch der heiligen Christenlichen kirchen gepot
mercklich veracht,
[Seitentitel fol. 65:] Das LXV blat
vnd dardurch leib, gesundt, vernufft, eere vnd guet verschwendt vnd zu
uorderist die seele in ewige verdamnuss 177gesetzt werd, wie dann ain yegk-
licher prediger solhes aus der gottlichen vnd heyligen, auch andern glaub-
wirdigen schrifften in vil wege gründtlichenn mag anzaygen, auff das sich ain
yeder von solhen übeln, sündigen vnd schedlichen hänndlen leibs vnnd
174 1516 lautet ab hier der letzte Teil des Satzes: »... anhenngen ain püchssen, die des, der
jne ausschickht, oder seiner obrigkait vnnd mit derselben jnsygl oderpetschafft zerugk
besyglt oder bezaichnet sey.«
175 1516 hier eingefügt: »vnd vnbekannt«.
176 1516 lautet der folgende Satzteil: »pottenpüchssen, die vorberuertermassen zerugk nit
besygelt [fol. 74'] oder verpedtschafft sind, betretten werden,...«.
177 1516: fol. 75.
101
der seele abzeziehen vnnd vor denselbigen zu enthallten desst ee verursacht
werde. Daran beweyßt vnns ain yeder prediger sonnders gefallenn, mit gna-
den gegen jnen zu erkennen.
[IV.88.] Uon hanndthabung diser Lanndsordnung gegen den Ambtleüten
Damit aber solher vnnserer Lanndsordnung in vnnserm Fürstenthümb ge-
strackhs nachgegangen, dieselb vollzogen vnd mit ernnst gehandthabt werde,
So wollen vnd gepieten wir darauf in ganntzem ernnst, das all vnd yeglich
vnser Hofmaister, Marschalh, Vîtzdomb, haubtman, Canntzler, Räte,
Pfleger, Renntmaister, Jägermaister, Lanndtrichter, Casstner, Mauttner, Zoll-
ner, Canntzley- vnd Renntschreiber, Gegenschreiber, Vorster, Vberreiter,
Vngellter vnd all annder Ambtleüt, auch ambtsdiener, die mit verwalltung
vnsers Lands Regiment vmbgeen, bey der pflicht, die sy zu der erclärten
Lanndßfreyhait gethan haben, dise Lanndpot, Satzung vnd Ordnung der-
massen mit ernnst auch hallten vnd dawider nit thün, noch jren vnnderambt-
leüten vnnd diennern dawider zu thun wissennlich 178nit gestatten. Weiher
oder weih vnser Ambtleüt aber in ainem oder mer Artigkien wissenntlich
vnnd 179gefärlicher weyse hierüber hanndln oder zu thun gestatten würden,
wo dann sólhs sich bej denselben wissentlich vnd vnwidersprechlich erfyndet
oder gegen denselben, mit der mass vnd Ordnung in gemainer Landschaft
erclärten freyhait gesetzt, vor vnnsern geordennten Räten außfyndig
[Seitentitelfol. 65':] Der Vierd tail
wirdet, den oder dieselben sollen in die pene, in der landßerclärung gesetzt,
gefallen sein vnnd allermassenn wie die verprecher der Lanndßfreyhait ge-
strafft vnnd jrer ämbter von stund an, zu was zeyten das jmm jar bschicht,
von vns enntsetzt werden. Vnd ob denselben Ambtleüten sólhe ämbter jr
leben lanng oder auf jar verschriben wären, so sollen sy doch sólh jr verschrei-
bung in disem fall dawider nit fürtragen.
[IV.89.] Wie es gegen den Landsässen, so dise Lanndpot vnd Ordnung
überfarn, gehallten soll werden
Vnnd wann aber vnnsern Lanndsässen von allen stännden nichts mynnder
wie vnnsern Ambtleüten, wo sy dise Lanndpot, Ordnung vnnd Satzung nit
hiellten, pillich auch pene, damit es geleych zugee, aufgelegt wirdet, Dem-
nach so haben wir vns mit gemainer vnnser Landschafft veraint vnd ennt-
schlossen, das all vnnser Landleüt, geystlich vnnd welltlich, hochs oder nyder
stannds, die in allen puncten vnd artigklen, bey der pflicht, damit vns ain
yeder alls seinem 180Landßfürsten vnnd Erbherren verwonnt ist, zu geleben,
178 »nit« fehlt 1516.
179 1516: fol. 75'.
180 1516: fol. 76.
102
der nachzekomen vnd dieselbig trewlichen vnd vngeuärlichen ze hallten,
auch bey seinen vnndterthanen allso mit ernnst zu geschehen verfuegenn
schulldig vnnd pflichtig sein sollen, wie wir vns dann sólhs hiemit in bedenn-
ckung ains yeden Eere vnnd Erberkait zû geschehen versehen vnd verlassen
wollen.
Wellicher oder wellich aber das wissennlich vnd geuärlicher weyse überfarn
vnd sich sôlhs vor vnser oder vnsern hofräten, oder in vnnsern Vitzdom-
ambten vor vnsern Vitzdomben vnd Räten, in verhör oder durch glaübwirdig
zeügknuss aygenntlich vnnd mit der mass, wie in erclärung der Lanndß-
freyhait von den Ambtleüten gesetzt ist, erfinden vnd beypracht würd, oder
sonnst offennwar vnd wissentlich war, desselben hanndlung, So wider dise
vnser Landsordnung beschehen ist, sol abgeschaft
[Seitentitelfol. 66:] Das LXVI blat
vnnd nach vermog derselben Lanndsordnung durch ine gehallten werden,
Auch er nichtz mynnder der gegenparthey, so das klagte, jr Cosstung, so auf
verhôrung vnnd erfarung der Sachen ganngen war, durch denselben vnnsern
Lanndsässen nach vnnser oder vnnser Räte mässigung, dabey es auch vnge-
waygert beleiben sol, fürderlich abgethan, auch sôlhs zu uollziehen dartzü
gehallten werden.
Wellicher aber mer dann ainsten, vnnd allso zum anndern oder dritten mal
hiewider handlet, die vorgeschoben landpot vnd Ordnung für sich selbs oder
gegen anndern also wissenntlich vnnd geuärlicher weyse nit hiellt, derselb sol
dartzû nach gestallt vnnd grosse der übertrettung aines yeden 181Artigkls
vnnachläßlich nach erkanntnuss vnnserer Räte, so Lanndtleüt vnnd vomm
Adi sein, vmb ain gellt gestrafft, vnd dasselb gellt sol allßdann nach des
verprechers gefallen vnd anzaygen an ain kirchen oder annder ort vmb gotz
willen geben werden.
[IV.90.] Das dise Lanndpot vnd Ordnung den Fürsten vnd Landsässen in
ander wege an jrn rechten vnuergriffen sein
Doch sollen vorgeschribne Landpot, Satzung vnd Ordnung alle samentlich
vnd sonnderlich vns, vnnsern Erben vnd nachkomen, in ander wege an
vnnsern Fürstlichen obrigkaiten, auch gemainer vnnser Landschafft, geist-
lichen vnd welltlichen, Edln vnd vnedln, Stetten vnnd Märckhten, an jren
freyhaiten, 182allten herbrachten gebreüchen, brief en, declarationen, Rechten
vnnd Gerechtigkaiten, auch an dem Landpüech in obern bairen vnuergriffen,
vnuerpfenndt, vnenntgolten vnd on allen schaden sein,
181 1516: fol. 76'.
182 Die folgenden drei Worte sind 1516 noch nicht enthalten.
103
[Seitentitel fol. 66':] Der Vierd tail
Auch in dem allen vnd yedem vnnsern Erben vnd nachkomen Regirennden
Fürsten vorbehallten sein, mit Rate vnnser Lanndtschafft oder 183derselben
verordennten vnnd vnnserer Räte nach gelegennhait vnnd erforderung der
hänndl küfftigklich noch mer anndere vnd neüwe lanndpot vnnd Ordnung
fürzenemen, dartzu die vb uerschriben aus beweglichen vnd nottürfftigen
vrsachen zu erclärn, ze leüttern, ze pessern, ze mern oder zu ueränndern, wie
dann sólhs vnnsers Hertzogthumbs vnnd gemains lannds nütz vnd pilliche
nottürfft yetz vnd 184füran erfordern wirdet.
Wo auch in vorgeschriben vnd künfftigen Lanndpoten, Satzungen vnd Ord-
nungen aynich jrrung oder vngleicher verstandt enntstûennde, So sollen wir,
vnnser Hofmayster vnd Hofräte, vnd in den Vitzdombambten vnnser Vitz-
domb, Statthallter vnd Räte, 185wie dann hieuor des fürkaüffs halb auch in
ainem Artigkl gesetzt vnnd geordennt ist, zymmlich einsehung vnnd mill-
terung ze thun macht haben on geuärde.
[IV.91.] Das diser Lanndpot vnd Ordnung bey ainem yeden Gericht ain
Libell sein vnd behallten werden sol
Vnnd damit menigklich in vnnserm Fürstennthomb der ob uerschriben
Lanndpot, Satzung vnnd Ordnung aygenntlich bericht empfach, vnnd ain
yeder die zu hallten vnd zu uollziehen wisse, So haben wir vnd vnser lannd-
schafft die in Libell weyse mit allem vleis in disen drückh bringen vnd offenn-
lich außgeen lassenn, Auch in yedes vnnser Lanndgericht ain Libell gelegt
vnnd zu vrkhünd hyemit vnndter vnserm Secrete besygellt geben, die kain
vnnser Ambtman in seinem abzüg wegfueren, Sonnder bej dem Gericht zu
ewiger gedechtnuss beleiben lassen sol, damit sy darein sehen vnd derselben
deßt stattlicher zu geleben wissen.
[Seitentitel fol. 67:] Das LXVII blat
[IV.92.] 186Das dise Lanndpot vnd Ordnung, jn besonnder die nottürffti-
gisten Artigkl, järlichen an dem lessten187 pfingstfeyrtag, Auch yetz jmm
anfanng vor der menig des volckhs sollen verlesen werden
Wir gepieten auch darauf allen vnd yeden vnsern Pflegern, Richtern vnnd
Ambtleüten, so gerichts verwalltung haben, Soliche vnnsere Lanndpot,
183 1516 anstatt der folgenden fünf Worte: »vnnserer tre fliehen Lanndtleüt vnnd Räthe«.
184 1516: fol. 77.
185 1516 lautet der folgende letzte Teil des Satzes: »darumb enntschidvnd erclärungze ge-
ben macht haben on geuärde.«
186 1516: fol. 77\
187 1516: »weihnecht vnd pfingstfeyrn«.
104
Satzung vnnd Ordnung ains yeden jars wie die erclärten lanndßfreyhait 188an
dem lessten Pfingstfeyrtag, vnd yetz jmm anfanng, So man negst Recht hellt
vor den Gerichten vnd schrannen ewrer Ambt, auch in den Stetten vnnd
Märckten, Dergleych in den Hofmarchen, of fennlich vor menig des volckhs
aufs weriigist die nottürfftigisten Artigkl, damit der menigklich wissenn
empfach, of fennlich verlesen vnd hören ze lassen, zu dem allen wollen wir
vnns in ganntzem ernnst verlassen. Geschehen vnd beschlossen zu Jngolstatt
an sannt Jörgen tag des jars, alls man zelet von Christi vnnsers lieben herren
gepurde, Fünffzehenhundert vnd jmm Sechzehendem jar.189
Als aber nach yetz uerschribem Datum, Jn erster aufrichtung diser Landß-
ordnung nachuolgend ettlich jrrung vnd mißuerstandt fürgefallen sein,
Haben wir obgenannt Landßfürsten vnd gemaine vnser Landtschaft ainem
verordenntem ausschus aus allen stennden vnser landschafft Ettlich vnnser
Räte zuegeordennt, vnd denselben macht vnd gwallt geben, von solhen ein-
gefallnen jrrungen ze ratslagen, darauf sy dann gemainem nütz vnd lande zu
gutem ettliche Landpot, jn derselben ersten aufgerichten landßordnung
vergriffen, diser zeyt gar aufgehebt, Auch derselben ains tails geänndert, ge-
meret vnd gepessert, die wir darnach in diss Libell von neuem zu drückhen
beuolhen haben zu München an montag nach dem sonntag Judica in der
vassten jmm Fünffzehenhundert vnd zwaintzigistem jare.
Anhang: Edition der nur 1516 enthaltenen Abschnitte
Umfangreichere Textabschnitte im 4. Teil der Landesordnung von 1516, die
1520 nicht mehr enthalten sind [zur Betonung dieses Sachverhalts wurden diese
Artikel mit dem Zusatz »nur 1516:« durchnummeriert. Alle Folio-Angaben
beziehen sich auf die Ausgabe von 1516!]:
1. Fischordnung
[Seitentitel fol. 54:]
»Das LIIII Blat
Hienach uolgen nottürfftige Lanndpot vnd Ordnung der vischereyen halb
jn Bayrn.
188 1516 anstatt der folgenden vier Worte: »zu zwayn main, Nämlich an dem lessten
weyhnachtagvnndpfingst feym tagen«.
189 Ende des Textes von 1516.
105
[nur 1516: 1.] Vnd Erstlich Auff der Thunaw von Rain bis gen Passaw,
auch auff allen anndern fliessennden wassern vnnd pachen.
Wiewol in verschinen jarn weylend der hochgeporn fürst, vnnser lieber Herr
vnnd vatter hertzog Albrecht in Bayren loblicher gedechtnuss in seiner, auch
weylennd vnnsers lieben vetters hertzog Jorgens fürstlichen Regirung, mit
verwilligung aller annder anstossennden Fürsten vnnd herren von wegen der
vischereyen auff der Thunaw vnd anndern orthen, wie damit gehanndlt
werden sol, ain Ordnung haben außgeen lassen, Jst doch sólh Ordnung ettlich
zeyt here nicht mer gehallten worden, daraus dann dem vischwerch gross ver-
odung eruolgt, Deßhalben wir mit des hochgepornen Fürsten vnnsers lieben
vetters Hertzog Fridrichs von Bayren etc. Vormünders Statthalitern vnnd
Räthen zû Newburg durch vnnser gesandt potschafft souil gehandk, das sy
jnen sólh Ordnung, souil die gemellten hertzog fridrichs obrigkait beruert,
dermassen widerumb auffzerichten vnnd zu uernewen auch haben geuallen
lassen. Vnnd wann aber sólh Ordnung gemainem nütz vnd vnserm Fürsten-
thomb, Lannden vnd leüten zu gutem vnd fürdrung raicht, Demnach haben
wir mit Rate vnnser Lanndtschafft sólh Ordnung mit merung ettlicher
Artigkl nachuolgender massen zu uernewen fürgenomen, Ordnen, setzen
vnd wollen hier-
[Seitentitel fol. 54':] Der Vierd tail
auf, das in allen vnnsern Ambten des wasserstrams an der Thunaw von Rain
aus bis hinab gen Passaw offennlich beruefft, verkündet vnd gepoten werde,
das all Vischer vnd jnwoner derselben ambt, die dann in der Thunaw gerech-
tigkait ze vischen haben, hernach geschriben Artickl mit dem vischen auf der
Thunaw nun füro vesstigklich hallten, bey vermeydung hernach begriffner
straff vnd pene, darob all vnnser Ambtleüt, Pfleger vnnd Richter, die Ge-
richtsverwalltung haben vnnd denen die Vischer von obrigkait wegen vndter-
worffen sein, mit allem ernnst hallten. Wo aber vnser ambtleüt sólh Ordnung
vnd gepot auch nit volziehen noch handthaben würden, sollen allßdann vnser
Vitzthomb oder Renntmayster, wo sy des gewar oder gleüblich erjnnert
würden, darüber sy dann sonnder kundtschafft machen vnd bestellen sollen,
den oder dieselben ze stund an zu jnen eruordern vnnd dieselben in vnnser
handt, sich darumb für vnnser person ze stellen, mit gelübden verstrickhen,
auch vnns Jr Verhandlung zuschreiben, dartzu wollen wir vnns genntzlichen
verlassen.
Fürnemlich So sollen die Arch in der Thunaw all hin vnd abgethan werden,
Nachdem sy der Thunaw vasst schedlich sein; vnd ain yeder Vischer, der ärch
gehebt hat, sol sich fürbas des vischen betragen alls annder vischer auf der
Thunnaw.
Jtem Man sol auch die Legscheffel vnnd die verpundten oder verdeckhten
reyssen nit mer legen.
106
Jtem Die holltzreyssen, man leg die an das Lanndt oder an die Sennckl, so
sollen sy nymmer geködert werden.
[Seitentitel fol. 55:] Das LV Blat
Jtem Gleyderkôrb sollen in all weg verpoten sein, aber gleider oder Schweiber
mag man zu sant Bartlmeßtag einlegen vnd bis auf sant Jörgen tag ligen lassen
vnd nit lennger, darnach sol man die an das gestatt legen.
Jtem Zawnscherren sollen nit lennger dann von Liechtmessen bis auf sant
Jörgen tag gepraucht werden.
Jtem Alle, die mit Peren außgeen, sollen Peren tragen, die das liecht haben alls
das prüttl anzaigt.
Jtem Es sol fürbas nyemanndt mit aynicherlay zeug noch Anngl mer auf
der Thûnnaw noch auf den wassern, die von der Thunaw zueganng haben,
vischen, noch in denselben zuegeenden wassern nit mer fürsetzen, auß-
genomen die Fron- vnd gemainen Vischer, die verdingte wasser an denselben
wassern haben, doch sollen dieselben Vischer dannoch in aller Jrer arbait das
prüttl hallten. Aber in den gemaynen wassern darjnn mag man vischen, wer
da wil, doch das dieselben das prüttl auch hallten vnd wie uorsteet nynndert
fürsetzen.
Jtem Es sol auch das Schratten gearbait werden Von Osstern bis auf sant
Laurentzen tag vnd darnach nymmer, dann das auch ain erodung vnnd ver-
jagen aller visch in der Thunaw pringt.
Jtem Weiher vischer in seinem geordennten wasser täwpelen wolt, der mag es
wol thun, doch das er khain kôder darein leg, bey vermeydung obuermellter
puss.
[Seitentitel fol. 55':] Der Vierd tail
Jtem Das Gschirr, daran man die flinnderl henngt, sollen auch verpotten sein,
dann das ain neüwung vnnd auff der Thunaw vor nit gepraucht ist.
Jtem Es sol auch khain vischer geräuter pürd mer legen, auch kain wadt
haben, da man die pruet mit hebt, dann die pruet damit vasst verderbt wirdet.
Jtem Es sol auch allen Fron- vnd gemainen vischern vnd allen anndern
verpotten sein, das sy khain hechtl, kärpfl, rothûechl noch pärbl vahen,
einsetzen noch verkhauffen, Es haben dann dieselben visch mit kopff vnnd
schwantz die lenng des hernach angezaigten mas.
Jtem Es sollen auch die dickhen garn ganntz verpoten sein vnnd khains an das
annder mer gepunnden werden, wann das ain grosse verôdung an den vischen
pringt, aber die lawbenwat mag man wol prauchen; doch nit annders dann zu
den lawben, aber zu kainem anndern visch, Er hab dann das mas.
Jtem Es sol auch fürbas dem gemainen mann in der thunnaw ze scherren nit
mer gestatt werden, wann sy die pruet vnnd Sänngl der Pärbl nit erkennen,
vnd ist deßhalb ain grosse ôdung damit daran geschehen. Aber die vischer
107
mögen wol scherren, doch das jr kainer die sänngl, pärbl, noch behemische
sänngl bey vermeydung hernach gemellten puss vahen.
[Seitentitel fol. 56:]Das LVI Blat
[nur 1516: 2.] Dise obuerschribne Ordnung nit allain an der Thunaw,
sonnder auff vnnd bey allen anndern fliessennden vischwassern, souil an
yedem orth leidenlich ist, auch zu hallten
Wir ordnen vnd setzen auch, das auf allen wassern, die von der Thunaw jrn
zueganng haben, das mas gehallten werde, das die vischer wie obsteet auf der
thunaw hallten muessen.
Dieweyl auch etlich zeyt here allso nit allain auf vnd bey den vischwassern der
Thunaw, Sonnder in vnd bey anndern wasserstramen vnd vischwassern
vnnsers Fürstenthombs Bayren grosse vnordnung vnd merckliche ôdung der
fisch dem gemainen nutz zu schaden vnd noch täglichen für vnd für ge-
praucht wirdet, Vnd wir aber der zeit in sôlhs nach gelegennhait vnd gstallt
yeder ortt vnd gegennt allennthalben, wie sich der nottürfft nach wolgepüret,
khain stattlich einsehung thun mögen, so ist mit Rate vnnser lanndschaft
vnnser ernnstlicher will vnd maynung, das obberuerte Ordnung nit allain auf
vnd bey den vischwassern der thunaw, Sonnder auch auf allen anndern flies-
sennden vischwassern in vnnserm lannd, souil sich an ainem yeden ort der
wasser dem gemainen nütz zu gut fueglich leyden mag, nachgegegangen vnd
bey vermeydung vnnser straff volziehung gethan werde.
[Seitentitelfol. 56':] Der Vierd tail
[nur 1516: 3.] Das die arch nit allain auf der Thunaw, sonder aufm jn vnd
yser sollen verpoten sein.
Jtem Wir ordnen vnnd gepiethen auch in sonnderhait, das allso nit allain all
ärchen in der Thunaw, sonder auch auff dem yn, yser vnd allen anndern
wasserstramen vnd vischwassern in vnnserm lannd hin vnd abgethan vnnd
füran durch yemanndt khaine mer eingelegt, noch bey nachgesetzter vnnser
straff zu thun gestatt werden sol.
[nur 1516: 4.] Von mas der höchtl, kärpfl, rothuechl vnd pärbl.
Vnd dieweyl oben in ainem Artigkl gesetzt vnd geordennt ist, das man füran
auf der Thunaw vnd anndern wassern, so jren zueganng darein haben, kain
höchtl, kärpfl, rothuchl noch pärbl vahen sol, dasselb hat» dann mit köpf vnd
swantz die lennge des rechten mas, So bedennckhen wir doch, das sólhs nit
allain daselbst, sonnder auf allen andern wassern dermassen ze hallten die
nottürfft vnnd der gemain nutz eruordert. Demnach, vnnd auff das vnnder-
reden, so wir in solhm mit vnnser lanndtschafft gethan haben, Setzen vnnd
wollen wir hye mit ernnst, das füran obgedachtem artickl mit halltung der
lenng des hienach uerzaichneten mas von allen vnd yegklichen vnnsern vnd
vnnsers Fürstenthombs vnndterthanen vnnd jnwonern ze Bayren auff den
108
wasserstramen vnnd allen anndern gemainen vnnd aygnen vischwassern vnnd
pächen in vnnserm Lannd gelegen gelebt vnd allso gstrackhts nachkomen
werden sol.
[Seitentitel fol. 57/1:] Das LVII Blat
Deßgleichen sol das Mas der anndern hernach uerzaychenten visch allennt-
halben jmm Lannd auch gehallten werden;
[nur 1516: 5.] Krebssen mas
Vnd füran nyemanndts in vnnserm Fürstenthomb, Er sey hochs oder nyders
stannds, weder in gemainen noch aygen wassern oder pächen, wie die genannt
oder gehaissen werden, aynich krebssen vahenn oder ze thün gestatten, Er
hab dann das aufgesatzt Mas mit hals vnd körpl on die schär hernach ver-
zaichennt, ausgenomen die rechten stainkrebssen sollen in disem verpot nit
vergriffen sein.
[nur 1516: 6.] Von der äschen, Verhen vnd prütlmas.
Es sol auch das hernach angezaigt äschen-, verhen- vnnd prütlmas allain stat
haben vnd gehallten werden auf den schifreychen vnd grossen fliessennden
wassern. Aber in den anndern klainen wassern, auch in den stainpächen, alls
sonnderlich vor dem wald vnd gepyrg, darjnn sich die gewachssen äsch vnd
verhen nit ennthallten oder nit wachssen mögen, auch da man den grossen
vischzeüg nit praucht, die sollen in disem gepot auch nit vergriffen sein.
[fol. 57/V: ganzseitige hochformatige Fisch-Abbildung mit der Beschriftung]
Allten Mas
[Anschließend sind ohne Zählung drei Blatt im Doppelfolio-Format einge-
heftet, die durch Faltung dem Buchblock eingepasst sind und jeweils auf Vor-
der- und Rückseite querformatige Fisch-Abbildungen zeigen,
fol. 57/2 mit der Beschriftung]
Prächssen Maß
[fol. 57/2' mit der Beschriftung]
kerpfen mas
[fol. 57/3 mit der Beschriftung]
huechen Mas
109
Pärbel Mas
[fol. 57/3' mit der Beschriftung]
Schied mas
Hechten mas
[fol. 57/4 mit der Beschriftung]
Nörffling Masz
[fol. 57/4' mit der Beschriftung]
Förhen Mas
Äschen mas
[fol. 58 ohne Folio-Angabe, darauf zwei querformatige Abbildungen eines Krebses sowie
eines Stöckchens (?) mit der Beschriftung]
Krebssen mas
prutl mas
[Seitentitelfol. 58':] Der Vierd tail
[nur 1516: 7.] Von straff der, so obuerschribne gepot überfarn.
Jtem welher, er sey vischer oder yemannd annder, das hieuor gesetzt mas
überfert, der sol von yedem visch geben zwelf pfenning zu wanndl. Wer aber
der anndern obgeschriben Artigkl ainen oder mer überfert, das sich warlich
erfyndet, der sol seiner gerichtzobrigkait des ortts, so offt es geschieht, ainen
gulden reynisch ze straff geben.
Vnd damit dise vnnser Ordnung desster stattlicher móg gehanndthabt wer-
den, So ist vnnser beuelh vnd maynung, das all vnnser Vitzthomb, Haubtleüt,
Pfleger, Renntmaister, Richter, Hofmarch vnnd annder gerichtzherren, auch
Stett vnd Märckht, weihen dann die handthabung diss lanndtpots an yedem
orth züesteet vnnd beuolhenn wirdet, Sonder vischer oder annder person zu
aufsehern bestellen, die jnen geloben oder schwórn, auf solh vnnser Ordnung
vnd gepot vleissig aufsehen zu haben, damit die gehallten, vnnd die überfarer
yedes ortts jrer óbrigkait angesagt vnnd zu straff gebracht werden.
Wir wollen auch ernnstlich, das all vnnser Preläten, die vomm Adi vnnd
annder die vnnsern, so Vischlehen auf der Thunnaw vnd andern wasser-
stramen, auch gemaine oder aygne vischwasser in vnnserm Fürstenthomb
110
haben, dise vnsere Ordnung vnd gepot in kain weis verhindern, sonder die
allenthalben für sich selbs auch getreulich hallten, vnd mit jrn
[Seitentitel fol. 59:] Das LVIIII Blat
vischern ernstlich schaffen vnd sy dartzü vermögen, sólhem dermassen zu
geleben vnd dawider bey vermeydung vorgeschribner pene vnd straff nit ze
hanndln, alls sy dann solhes gemainem nütz, lannden vnnd leüten, auch Jnen
selbs zu gutem vnd fürdrung ze thun wol schuldig sind.
Deßgleychen wollen wir mit den Erwirdigen in gott vnd hochgepornnen
Fürsten, vnnsern lieben vettern vnd fründten, den bischofen zu Saltzburg,
Eystett, Freysingen, Regenspurg vnd Passaw hanndln lassen, damit sy sôlhe
Ordnung, souil die yedes orts jrer lieb vnd früntschafft óbrigkait beruern, der-
massen auch annemen vnnnd [!] die bey Jren vnndterthanen allso ze hallten
Ernnstlich verfuegen.
[nur 1516:8.] Verpot vnd Ordnung wider die, so auf den gemainen wassern
vischen.
Nachdem sich bißher ettlich vnnderstannden haben, die gemainen visch-
wasser, ettwo weyt von jrer haymwonung, wider die pillichait zu besuechen
vnd darjnn ze uischen, Jst Darauf vnnser maynung, das füran nyemanndt in
den gemainen vischwassern vischen, noch sich derselbigen geprauchen sol, Er
hab dann mit den nagst vmbligennden anstossern wünn, waid, trib vnd tradt.
Weiher hierüber betreten oder sólhs auf yemannd hernach erfarn wirdet, der
sol von der gerichtzôbrigkait des orts vnd alls offt es geschieht vmb sechtzig
pfenning gestrafft werden.«
[Ende des Abschnitts »Fischordnung« fol. 59 unten]
2. Besoldung der Dienstleute und Ehalten
[fol. 65]
»Vermercht Der dienstleüt vnd Eehallten besölldung, der wir vns mit
vnser landschaft veraint haben
[nur 1516: 9.] Vnd fürs erst: von besölldung der Raysigen knecht.
Nachdem vns sonnderlich der Raysigen knecht halben vil klag vnd beswä-
rung fürpracht sindt, darein vns dann in vnserm Fürstenthomb nottürfftigk-
lichen ze sehen gepürt, Setzen, ordnen vnd wollen wir darauf mit rate vnnser
lanndschaft, das ainem guten vnd wolgeschickten obristem marstaller ain jar
ze solid über sybenthalben guidein vnnd ain gantz klaid, nemlichen lindisch
hosen vnd kappen, ain parchentes wambes, ain reitrock, die olln aufs höchst
111
vmb ain halben gulden, vnnd ain zwifacher wintterrockh sambt dem macher-
lon, vnd kain merers gegeben sol werden.
Jtem Einem guten Raysigen knecht, der kain ôbrister marstaller, sonnder
desselben mitthellffer, auch mit reyten, harnasch wartten vnd in ander wege,
wie sich dann ainem raisigen knecht gepürt, zu geprauchen täugenntlich vnd
geschickt ist, dem sol ain jar nit über sechs gulden reynisch vnnd die beklai-
dung allermassen wie obsteet gegeben werden.
[Seitentitelfol. 65':] Der Vierd tail
[nur 1516:10.] Der Raysigen vnd annderer knecht Schlafftrunck halben.
Vnnd alls vnns fürpracht ist, wie ettlich zeyt here den herrschafften über jrer
Raysigen vnnd annderer knecht schlafftrunck in vnnserm Fürstennthomb
Bayren an den herbergen vil vncosstens ganngen vnd noch täglichen geen,
daraus sich dann offtermallen zuetrincken, vnd nachmallen todschleg vnd
annder vngeschickht hanndlung vnnd übel begeben haben, darein dann vnns
alls Lanndßfürstenn aus pilligkait ze sehen gepüret, Demnach haben wir mit-
sambt vnnser Lanndschafft geordennt vnd wollen, das durch all vnd yeglich
vnnsers Fürstennthombs jnwoner, so Raysig oder annder knecht haben,
denen sy schlaftrinckh geben, füran denselben jren diennern über lanndt auff
ain nacht über ain halbe mass, oder an den orten, do der köpf ist, über ainen
köpf des gemainen weins, oder souil yedem dienner durch sein herrschafft
verordennt oder geschafft wirdet, bey vnser vngnad vnd straff nit gegeben sol
werden. Wo aber ain wirtt hierüber ainem diener ausserhalb seins herren
sondern beuelhs zu schlaftrünnckh oder zu annder zeyt, tags oder nachts,
ichts merers geben würde, dasselbig sol der herr dem wirtt zu bezallen nit
schulldig sein.
[nur 1516:11.] Von besölldung der keller vnd koch.
Jtem Einem guten geschickhten vnnd täugenlichen Koch oder Keller, der wol
kochen, vnd der keilner wol pachen kan, vnnd ain gutter haußwirtt ist, dem
sol auffs höchst fünff pfund pfenning vnd ain wintterrock von gemainem
tuech gegeben werden.
[Seitentitel fol. 66:] Das LXVI blat
Ob aber ain Marstaller oder annder Raysiger knecht nit so gar täugenntlich
oder geschickht war wie obsteet, dem sol auch alls pillich mynnderung des
solids gegeben, Deßgleychen sol es mit den kellern vnnd kochen auch gehall-
ten vnd verstannden werden.
[nur 1516:12.] Von der Thorwart vnd wachter besölldung.
Jtem Einem vermóglichen vnd geschickhtem Thorwart oder Wachter jnn
Clôsstern, gemainen Slossen oder anderswo auf dem Lanndt sol ain jar
zway pfund pfenning vnnser werung oder aber zum mayssten drey gullden
112
reynisch gegeben werden. Es würde dann derselben ainer mit annder mer
arbait beladen, oder die Thorhuet vnd wacht so besorgklich oder beschwär-
lich sein, so soll die pesserung vnd merung des solids bey dem herren steen.
Hienach uolgt der Eehallten belonung auf dem laundt [!] Vnd Erstlich
[nur 1516: 13.] Von des öbrissten Pawmans besölldung
Jtem Einem gütten täugenntlichen vnd geschickten Pawman, der alle gschirr,
so zu wägen vnd pflûegen gepraucht werden, selbs kan zurichten, auch yeg-
licher zeyt zû felld vnd haus s alle arbait, wie sich dann ainem guten Pawman
gepürt vnd die nottürfft eruordert, zu uolpringen wais, dem
[Seitentitel fol. 66':] Der Vierd tail
sol ain jar, an den ortten, do das gepeü gross ist, nicht über fünff pfundt
pfenning vnnser werung, ain pfundt schmer, ain par stifel oder darfür ain halb
pfund pfenning zu solid geben werden.
Aber ainem Bawman, der mit allen Sachen züzerichten vnd ze arbaiten wie
oben steet nit allso geschickht ist, dem sol ain jar nit über vier pfundt oder
zum maissten fünff gulden reinisch, ain par fürfuess, ain pfund schmer ge-
geben werden; doch an den ortten, do der paw nit sonnder gross ist, sol ainem
sólhen geschickten pawman nach seiner geschicklichait, Vnnd nit über vier
gulden, oder zum höchsten vier pfundt pfenning gegeben werden.
[nur 1516:14.] Von besölldung des mitternpawknechts
Jtem Einem guten täugenlichen vnnd geschickhten mitterknecht sol man
über vier gulden reynisch nit geben, aber ainem gemainen mitterknecht, der
zu der arbait nit so täugenlich ist, dem sol ain jar über drew pfunndt pfenning
oder vierdthalben gulden reynisch nit geben werden.
[nur 1516:15.] Von besölldung ains Fueterers.
Jtem Einem Fûetrer, der zu derselben vnd annder arbait auch wolgeschickht
vnnd täugenlich ist, ain jar zum höchsten drew pfundt pfenning, oder aber
ainem, der allso nit geschickht vnnd arbaitsam war, ain jar nit über drey
gulden reynisch ze geben.
[Seitentitel fol. 67:] Das LXVII blat
[nur 1516:16.] Von besölldung ains Menknechts.
Jtem Einem gewachßnen Menknecht oder Pueben, der starckh vnnd zu der
arbait geschickht ist, ain jar nit über zwen gulden reynisch, àinen kyttl vnd ain
par schuech ze geben. Jst er aber nit gewachssen, sonnder schwach vnnd klain
vnnd allso zu tapffer arbait nit zu geprauchen, So sol jme ain jar nit über ain
gulden vnd ain par schuech gegeben werden.
113
[nur 1516:17.] Das die negst uerschriben gesatz von der pawrsleüt Eehall-
ten allein bey den grossen peüen stat haben.
Jetz bemellte der Pawrsleüt belonung sol allain an den ortten, do der paw
gross ist, alls bej der vomm Adi, auch Slos vnd Sitz grossn hofpeüen, Sedlen
vnd Pfarrhôfen, auch den grossn zehendt- vnd ambthôfen verstannden vnnd
daselbst gehallten werden.
[nur 1516:18.] Von belonung der köchin.
Verrer setzen vnnd ordnen wir, das füran allennthalben in vnnserm Fürsten-
thomb ainer getrewen, vleissigen vnd guten köchin, die sonnderlich vil zu
kochen hat vnd wol kochen kan, ain jar über vier gulden reynisch vnnser
münss zu Ion nit geben sol werden, dartzu ain leiner Schiair oder sechs kreüt-
zer darfür vnnd ain par schüech. Aber ainer gemainen gleychen kochin,
die mit dem kochen nit allso sonderlich wol geschickht war, oder nit vil ze
kochen het, der sol ain jar nit über drey gulden reynisch, ain leiner schlayr
vnnd ain par schuech gegeben werden.
[Seitentitelfol. 67':] Der Vierd tail
[nur 1516:19.] Von besechamben der paursleüt aufm lanndt
Vnnd nachdem wir auch bericht sindt, wie das Gemain pawrsuolck aufm
lanndt von den Besechamben mit überflüssiger belonung harrt beschwärt
werden, Jst vnnser maynung, das füran von demselben pawrsuolck kainer
Besechamben von ainer kindlpedt, so Sy dieselbig mit trewem vleis verricht
vnd wie sich gepürt genntzlich geenndet hat, über drey schilling pfenning vnd
ain par schuech gegeben sol werden.
[nur 1516: 20.] Von besölldung der viech- vnd hauszdiren
Jtem Einer viech- oder haußdiern, die gewachssn, starckh, auch zu der arbait
taugennlich vnnd geschickht ist, Sol ain jar nit über zwen gulden, oder zum
mayssten zway pfundt pfenning, vier elln herben vnd vier elln rupffen tuech,
auch ein par schuech, Aber ainer gemainen viech- oder haußdiern, die nit
sonnderlich zu der arbait geschickht ist, nit über zwelff schilling oder zwen
gulden reinisch zu jarsolld gegeben werden.
[nur 1516: 21.] Von belonung der kindszdiern.
Deßgleychen Sol ainem Kindßdiernlin über vier oder sechß schilling
pfenning vnnd ain par schuech nit gegeben werden.
[Seitentitel fol 68:] Das LXVIII blat
[nur 1516: 22.] Das obuerschribne Landtpot allein der ennden der eehall-
ten belonung allso übermässig ist, stat sollen haben
114
Doch sol hyeuor geschribne Ordnung nit an allen orthen in vnnserm
Fürstenthumb, Sonnder nur an den ennden, da den Eehallten bißhere ain
merere belonung gegeben ist, ze hallten verstannden vnd volltzogen werden.
[Der nächste Absatz über die Strafe der Söhne und Töchter, die ihren Eltern um Lohn
dienen, ist 1520 noch enthalten. Vgl. Edition 1520, fol. 59 und 59'! Der daran auf fol. 68
anschließende und im Folgenden wiedergegebene Artikel über die Strafe für mehr Sold
verlangende Ehalten, der inhaltlich zur oben aufgelisteten Tabelle über Höchstbesoldun-
gen gehört, fehlt 1520 allerdings:]
[nur 1516: 23.] Von straff der Eehallten, so vmb vorgeletzten [!] iarsolld
nit dienen wollen.
Wo sich ain Eehallt vmb yetz obangezaigte belonung ze diennen nit wolt ein-
lassen noch verdingen, vnnd deßhalb aus vnnserm lannd ziehen, oder aber
darjnnen pleiben, über das er seins vnuermogenß halb dinsts wol nottürfftig
war, vnnd nit diennen wollt, gegen dem oder denselben sol die
[Seitentitel fol. 68':] Der Vierd tail
straff, so von den Eehallten aus dem Fürstennthomb geporn, die daraus
ziehen vnnd darjnn nit diennen wollten, hyeuor gesetzt vnd geordennt ist,
hiejnn auch fürgenomen vnd ernnstlich volltzogen vnd gehallten werden.«