Landesordnung Bayern, 1516

 

Das buech der gemeinen landpot, Landsordnüng, Satzung vnd Gebreüch

des Fürstennthumbs in Obern vnd Nidern Bairn Jm Fünftzehnhundert

vnd Sechtzehendem Jar aufgericht

[Neue Seite: Inhaltsübersicht, wie im anschließenden »Register« mit Angabe der Folio-

Zahl im folgenden Text]

Dises buech hat vier tail

Der Erst tail

hellt jnn sich etliche nützliche Landpot vnd Ordnung zu handthabung des

heiligen Reichs vnd gemainen Lanndfridens.           VI

Jmm anndern tail sindt vergriffen Gesatz vnd Ordnung ettlicher Recht,

Gewonheyt vnnd gepreüch jmm Lannd ze Bayren. XVIII

Jmm dritten tail steen ettlich syttlich Ordnung vnnd Lanndpot.     XXX

Jm vierden tail sein die Lanndpot vnd Ordnung, so zu gutter pollicej, auch

aufnemen vnnd vnndterhalltung Land vnd Leüt in gemain vnd sonnder dinst-

lichsind.          XXXIII

[Neue Seite:]

Hernach uolgt das Register über den ersten tail diss buechs, handthabung

des lanndfridens betreffennd.

Und fürs Erst:

Der königklich Landfrid zu wormbs auffgericht, darauf die nachuolgen-

den Landpot gegründt sind.

Landfrid         I

Fridpot            II

Aufhebung aller vehde          III

1     Titelseite, Übersicht und »Register« sind in beiden Ausgaben nicht in der Blatt-

zählung enthalten.

 

Die Pene der Fridprecher       III

Wann die Thäter des Fridpruchs nit offennbar, vnd des yemands verdacht

war      III

Das ain yeder dem Fridprecher anzügreyffen vnd nachzûeylen schulldig ist

Uli

Die Fridprecher nit züe hausen          Uli

Von ennthalltung der Fridprecher     Uli

Von der Ainspenigen knecht wegen IIII

Ob geystlich person wider disen f rid hanndleten    V

[Neue Seite]

Das khain verschreibung wider den Landfriden pynden mog         V

Das der Fridprecher on des beschedigten willen nit sol absoluirt werden   V

Das ain yeder den Landfriden bej pene der Acht zu hallten schulldig sey  V

aufhebung aller freyhait, so wider den Lanndfriden seyen  VI

Diser Lanndfrid sol den anndern rechten nit abpruch thun  VI

Lanndpot, Morder, Todschleger, Außtretter

Wider die Morder, Todschleger, austretter vnd annder beschediger, jr helffer,

fürschiebervndennthallter      VII

Der gemainen außtretter halb VIII

Straßrauber, Lanndfridprecher

Wie den Straßraubern vnnd anndern beschedigern vnd Lanndfridprechern

nachgeeylt vnnd die zu Recht angenomen s ollen werden   VIIII

Purgation derselben

Von Purgation vnnd enntschlahung des, der von wegen ains raubs, todslags

oder annderer übelthat vnd schedlicher sach halben in argkwan, verdacht

oder jnzycht ist           XIII

Verglayttung zu Recht

Wie die, so in argkwan vnnd verdacht sind, zu Recht sollen verglayt werden

XIIII

[Neue Seite]

Vnbekannt, Raysig, Füeßknecht

Den Raysigen vnnd Füeßknechten, die nit dienst noch versprecher haben,

Auch den Zygeünern jmm lannd zewonen vnd vmbzeziehen nit zügestatten

XIIII

 

Zygeüner

Verpot wider die Zygeüner   XV

Argkwenig leüt

Das vnbekannt vnnd argkwenig leüt, So sy in die Stett, Märckt, Tafern oder

heüser aufm land komen, der ôbrikait angesagt vnnd nit über zwen oder drey

tag beherbergt sollen werden XV

Singer, Pfeyffer, Schalckßnarren, Spilleüt, Hofirer

Lanndtpot von wegen der Sinnger, Pfeyffer, Schalckßnarren, Spillewt vnd

annderer Hofirer         XV

Starck Pettier, Stacionirer, Kermisierer, Lannstertzer

Die starckhen vnd frembden Petler, stacionierer, kermisirer, lanndstertzer

vnd annder dergleych argkwenig lewt jmm land nit zû gedullden  XVI

Gemain Petler

Wie man es mit den gemainen petlern vnd jrn kindern jmm lannd geporen

hallten sol       XVII

Rumorer

Von straff der Rumorer         XVII

Fridpot

Wie man in grossen versamblungen Frid piethen vnd berueffen sol        XVIII

[Neue Seite]

Register über den andern tail diss Buechs, darjnn sind vergriffen gesatz

vnnd Ordnung ettlicher recht, gewonhait vnd gebreüch jmm land ze

Bairen

Vbelthâter

Wie füran Vbelthäter vnnd schedlich leüt angenomen vnd gerechtuertigt

sollen werden XIX

Peinlich frag

Das füran nyemands an gnügsam anzaigen fenngklich angenomen noch

peinlich gefragt werde           XIX

Wer bey den peinlichen fragen sein sol         XIX

Vorderwein

Das die Pfleger, Richter vnd annder Ambtleüt füran die vorderkandl oder

abschidwein nit mer nemen sollen     XX

 

Syglgellt, Schreybgellt, Schergenion

Von der Pfleger siglgellt, der Gerichtschreiber schreibgellt vnd der fronpoten

vnd Schergen Ion auf dem lannd      XX

Gerichtzschreyber belonung

Mässigung der Gerichtzschreiber belonung aufm lannd, auch in stetten vnd

märckhten, da des hieuor kain Ordnung ist  XXI

[Neue Seite]

Fronpoten Ion

Der Schergen vnnd Fronpoten Ion    XXI

Hofstroe

Von geprauch vnd scharberch des hofstroes zu Münnchen vnd Landßhuet

XXII

Besyglung über Lehen

Das nun füran ain yeder lehenherr über seine lehen selbs sol sygln XXII

Gemain 2besyglnug

Von besyglung der brief zwischenn sonndern personen      XXII

Besyglung der vrfechbrief

Von besyglung der vrfechbrief          XXII

Sygler vnd Schreiber

Das khainer in ainer frembden sach schreyber vnd sygler sey         XXIII

Vmb Güllt

Vmb güllt, darumb nit brief verhannden sindt         XXIII

Vmb Vormünder

Wie füran Vormünder vnd Gerhaben zuegelassen, gegeben vnnd verordennt

sollen werden XXIII

Das die Vormünder jre Pflegkind mit derselben nägsten fründ rat vnnd willen

verheyraten mögen     XXIII

Das die Vormünder järlich rechnung thün sollen      XXIII

Das die Wittiben jrer kind Vormund sein mögen     XXIIII

1516: »besyglung«.

 

[Neue Seite]

Vmb Nütz vnd Gwer

3Jn was zeyt nach dem Lanndßrechten in Bayren füran Gwerschafft bescheen

sol vnd nütz vnd gwere ersessen wirdet       XXIIII

4Erben an die keüff steen

Wie nach dem lanndsgebrauch in bairen die Erbn an die keüff steen mögen

XXIIII

Aygenleüt

Wie es mit den aygenleüten sol gehallten werden    XXIIII

Zymmerholtz

Zymmerholtz vnd fruchtper peüm on vrsach nit abzeschlahen        5XXV

Swartzwâlld

Von gebrauch der Swartz vnd hochwälld vormm gepürg    6XXV

Vmb gemain Gründt

Wie füran die gemainen Grünndt bestannden vnnd hingelassenn sollen wer-

den      XXV

Vmb anschütt

Vmb anschütt vnd schaden der wasser         XXV

Redner, Vorsprechen

Von den Rednern vnnd Vorsprechen vnd derselben belonung       7 XXVI

JrAydJrlon

Der Redner vnd Vorsprechen ayd, den sy zû diser Ordnung schworen sollen

8 XXVI

Von der Redner vnnd Procurator belónung  9 XXVII

Von belónung der schriftlichen process vnd Termyn           10 XXVII

3          1516: »Jn was zeyt nach dem Lanndßrechten in Bayren füran Rechtliche Nütz vnnd

Gwere mag ersessen vnd erlanngt werden«.

4          1516: Dieser Artikel ist noch nicht enthalten.

5          1516: »XXIIII«.

6          1516: »XXIIII«.

7          1516: »XXV«.

8          1516: »XXV«.

9          1516: »XXVI«.

10        1516: »XXVI«.

 

[Neue Seite]

Von belonung der Mündtlichen handlung    XXVII

Von belonung der Redner über lannd           XXVII

Von Vollziehung vnnd hanndthabung nägstuerschriben gepots      XXVIII

Notarj, Stuelschreiber

Von Notarien, Stüel- vnd anndern offenn vnnd gemainen Schreibern XXVIII

Schreiberion der Supplication

Vomm Schreiberion der Supplication           ! 1XXIX

Wellich Notarj sollen züegelassen werden    12 XXIX

Supplication gen hof

13 Wie die Supplication vnnd Clag füro an die Fürsten vnd jre Vitzdomb vnnd

Rät sollen gebracht werden   XXIX

Von vnndterrichten gen Hof zugeben           14 XXX

Wie sich der fürsten hofmayster, Cantzler, Vitzdomb vnnd Räte in ausrich-

tung der Supplication hallten sollen  15 XXX

16Arm parthey

Von den Armen partheyen    XXX

Register über den dritten tail diss buechs

[Neue Seite]

Hernach uolgt der Dritt tail diss buechs, darjnn ettliche syttliche

Lanndpot vergriffen sind:

Gotzlôstrer

Von straff der Gotzlôstrer     XXXI

Züetrinncker

Verpot des Züetrinnckhens    XXXI

11        1516: »XXVIII«.

12        1516: »XXVIII«.

13        1516: »Des die supplication vnd annder dagfüran an die Fürsten vnnd Vitzthomb

vnersuecht dergerichtzobrigkaitnitgepracht sollen werden.      .      XXVIII«

14        1516: »XXVIIII«.

15        1516: »XXVIIII«.

16        1516: Dieser Artikel ist noch nicht enthalten.

 

Trunnckenhait

Von straff vnzymlicher trunckenhait XXXII

Spii

VerpotdesSpils           XXXII

Von straff der Spiler Vnd derselben ennthallter       XXXIII

Verpot der grossen Hochzeyt, Weysat vnd hochzeytmal,    Kindlmal,

Todtenbesingknuss, Kirchtag            17XXXIII

Von straff der, so vermellt pot überfaren      XXXIIII

Das wider diss gepott ze hanndln nyemanndt gestatt sol werden   XXXIIII

Wer disem pot sol vnntterworffen sein         XXXIIII

[Neue Seite]

Register über den Uierdten tail diss Buechs, darjnn ettwouil lanndpot vnd

Ordnung, so zu sonnderer guetter pollicey aufnemen, vnnd vnnderhall-

tung landt vnd leüt in gemain vnd sonder dinstlich sind     XXXIIII

Zerung

Lanndpot der Zerung halben bey den Wimen          XXXV

Gastgeben

Von wegen der Trugkhen Gastgeben            XXXV

Schennckhen aufm lannd, Tafern

Wie das schengken aufm lannde ausserhalb der Eetafern sol verpoten werden

XXXV

Das die Ambtleüt aufm land wein nit hoher, sonnder wie annder schenckhen

sollen   XXXVI

Das nyemanndt zu den Tafernen trinckhenßhalb ze geen gedrunngen werd

XXXVI

Schennckhen, Pfarrhófe

Vomm Schennckhen in den Pfarrhôfen        XXXVI

Pier

Wie das Pier Sumer vnnd Wintter auff dem lannd sol geschennckt vnd ge-

prawen werden           XXXVI

17   1516: »XXXIII« und »XXXIIIU.

 

Prewheüser

Von Neüwen vnd vngewônndlichen Prewheüsern vnd Tafernen        XXXVII

[Neue Seite]

Kirchenrechnung

Wie der kirchen guetter verwart vnnd rechnung dauon beschehen sollen amm

XXXVII

Kirchenlehen

Von der Preläten vnd annderer kirchen lehen vnd einsatz   XXXVIIII

Pfarrer tod

Wie die Pfarrhôfe vnnd Widern nach der Pfarrer tod sollen besetzt vnnd mit

der zerung gehallten werden  XXXVIIII

Klain waydwerch

Von abschreckhen, laussen, wonsässen vnd fahen der hasen vnd anndern

klainen waydwerch    XL

Pawrn hundt

Das die Pawrsleüt aufm lannd ]r hund prüglen oder anlegen sollen            XLI

Freystiffter

Von freystifft der geystlichen guetter           XLI

Freystiffter

Wie man gegen den Freystifftern sol hanndln, die über jrer herrschaft willen

die gueter besytzen wollen    XLI

Pawrsleüt abzüg

Von straff der pawrsleüt, die on wissen vnnd willen Jrer Herrschafft heymlich

von den guettera ziehen         XLII

Verleybte guetter

Von straff der pawrn, die verleibte guetter haben, vnd Jre leybrecht überfaren

oder nit hallten           XLIII

Hólltzer erschlagen

Das die Leybgedinger vnd Erbrechter bey verlierung Jrer gerechtigkait, auch

die freystiffter die hóltzer zu jrn guetern gehörig nit mer erschlahen sollen

XLIII

 

[Neue Seite]

Wayd Überschlag

Von übers chlahen der wayd XLIIII

Schefferey

Von vnzimmlichem Überschlag der scheffereyen    XLIIII

Schaf

Wieuil ain yeder Pawrßman in ainem dorff mag schaf haben          XLIIII

Zinnßkue

Wie man es füran mit den Zinßkuen sol hallten        XLIIII

Schwein

Von den Schweinen, die man nit verhûett    XLIIII

Vollen, Gstuett

Kainen gewachssen Vollen noch Stüet hinder zwayen jarn allt aus dem lannd

zu uerkauffen XLV

Gemaine wayd

Das die wayd auf den gemainen nach Osstern sollen vnuerpotten sein vnnd

offenn gehallten werden        XLV

Viech zustellen

Das die Ambtleüt nyemandt Jr viech zustellen sollen          XLV

Wüecherisch keüff

Wuecherisch vnd vnzymmlich keüff vnd Contract nit züzelassen   XLVI

Keüff auf porg

Das nyemanndt jchts auf porg hoher dann vmb par gellt geben, Noch den ge-

trayd auf der wurtzl verkauffen sol   XLVI

Fürkauff

Hernach uolgen die Lanndtpot Von wegen des Fürkauffs  XLVI

[Neue Seite]

Viechkauff

Erstlich vomm fürkauff des faisten vichs, Ochssen, Schlachrinder vnd Swein

XLVII

10

 

Fürkauff

Die allten Lanndpot mit dem viechkauf f vorm walld wieuor zehallten XLVII

Vomm fürkauff des magern viechs   XLVII

Vomiti fürkauff des wayduiechs       XLVII

Von straff des fürkauffs wider obuerschriben Ordnung      XLVII

Wellich in dem verpott des fürkhauffs sollen außgeschlossen sein XLVIII

Wie die Lanndtleüt vnnd Gasstgeben klain viech vnnd essennde pfennwert an

den heüsern vnd stallen kauffen mögen        XLVIII

Wie die Metzger das klain viech allenthalben wol khauffen mögen XLVIII

Wie allt ain Kalb oder Lamp, so man metzgen wil, sein sol XLVIII

Wie die Metzger aus den Stetten, die den fürkhauff treyben, von jren herr-

schafften sollen vrkhündt haben       XLVIII

Bschaw des fleysch

Das man khain fleysch vnbeschawt schlagen noch vermetzgen sol     XLVIIII

[Neue Seite]

Viechungellt

Ordnung des Viechungellts   XLIX

Fürkauff, Keüffel, Fragner, Hegkler

Wie die Keüffel, Fragner oder Hegkler sich mit dem fürkauff jmm land vnd an

den Grenitzen hallten s ôllen XLIX

Fürkauff auff offenn Märckhten

Vomm fürkauff in gemain auf offenn Märckhten    XLIX

Fürkauff Getraids

Vomm fürkauff des getrayds            L

Garnns, Woll

Vomm fürkauff Garns vnnd Woll     L

Gfülls, Leders

Vomm fürkauff des Gfülls vnd Leders        L

Fürkauff aus dem Lannd

Das die jnwoner den außlenndern kein war fürkauffen, noch aus dem Lannd

schickhen sollen         LI

Das die Ambtleüt nyemanndt den fürkauff erlauben sollen            LI

11

 

Leinweber, Wollwürchern, Loder

Wie die Leinweber, Wollwürcher vnnd Loder auf dem lannd jre hanndtwerch

arbaiten mögen

LI

18 Wie die obuerschriben lanndtpot, den fürkauff betreffend, so des nottürff-

tig vrsach fürfallen, zu zeyten geänndert mögen werden     LII

Färber, Thuechscherer, Sattler, Riemer, Kometmacher

Von den Färbern, Thüechscherern, Sattlern, Riemern vnnd Kometmachern

aufm lannd     LII

Stôrer

Von den Stôrern auffm lannd           19 LUI

[Neue Seite]

Gwanndschneyder auffm lannd

Das durch die, so aufm Lannd sytzen, kain tuech eilenweis soll außgeschnit-

ten werden      20 LUI

Gwerb der Ambtleüt

Das khain Ambtman wider der Stett vnnd Märckht willen bey jnen sol ge-

werb treyben   LUI

Hausirer, Lanndfarer, Cramer

Verpot wider die hausirer, lanndfarer vnnd Cramer LUI

21Müllner vnd Müllwerchs

Ordnung des Müllwerchs      22LIIII

18        1516: Dieser Artikel ist noch nicht enthalten.

19        1516: »LII«.

20        1516: »LIU.

21        1516 ist an dieser Stelle noch folgender Abschnitt enthalten:

»Vischerey

Landpot vnd Ordnung der vischereyn halb in Bayren         LIIII

Vnd Erstlich auf der Thunaw, Von Rain bis gen Passaw vnnd allen anndernfliessenn-

den wassern vnndpächen       LIIII

Dise Ordnung nit allain an der thunaw, Sonnder auf vnnd bey allen anndern flies-

sennden vischwassern, souil an yedem orth leydennlich ist, auch zuhallten           LVI

Das die ärch nit allain auf der thunaw, Sonnder aufm yne vnndjser sollen verpotten

sein      LVI

Von Mas der hochtl, kärpfl, rothuchl, pärbl vnd anderer visch        LVI

Von der Krebssen Mas          L VIII

12

 

Vnd Erstlich wie die jrrung zwischen der Müllner sollen enntschiden werden

23LIIII

Ordnung des Malwerch         24LIIII

Vmb der Müllner Ion vnd Mas, vnd das sy die leüt bey dem malen sollen las-

sen vnd jr guet vngeergert geben       25LIIII

Vmb Zarg vnd Müllauf f       26LV

Wie man die Mül bestatten sol 27LV

Wie man das Mei von der zarg schlagen soll            28LV

VommMelfall 29LV

Von beschawen des Mülwerchs vnd Mülmas           30LV

[Neue Seite]

Bschaw der Mas, Ellen, Gewicht

3 Von Beschaw vnnd Bfächtung aller Mas, Ellen vnd Gewicht     LVI

Hernach volgenn die Lanndtpot vnnd Ordnung von wegen der Eehalltenn,

Diennstknecht vnnd taglôner fürgenomen, Vnd nämlich zu Erst ain gemain

Lanndpot        32LVII

Eehallten, Knecht, Dieren, Tagloner

Der Eehallten, Ledigen knecht, Diern vnd Tagloner halb    33LVI

Ledig knecht, Ledig weibßpilld

Die Ledigen knecht vnd weibßpilld nit zu beherbergen       34LVII

Eehallten

Von straff der Eehallten, die jrn herren vnauffgesagt aus dem diennst geen 35LVII

Von straff der so obuerschribn e gepot überfaren    L VIII

Verpot vnd Ordnung wider die, so auf den gemain en wassern vischen     LIX«

22        1516: »LIX«.

23        1516: »LIX«.

24        1516: »LIX«.

25        1516: »LX«.

26        1516: »LX«.

27        1516: »LX«.

28        1516: »LX«.

29        1516: »LX«.

30        1516: »LXI«.

31        1516: » Von Beschaw der Mas, Ellen vnnd Gewicht          LXI«.

32        1516: »LXII«.

33        1516: »LXII«.

34        1516: »LXII«.

35        1516: »LXII«.

13

 

Eehallten

Jn was zeit der herr vnd eehallt aneinannder den dienst aufsagen sollen 36LVII

Von straff der Eehallten, so heymlich aus dem dienst geen 37LVIII

38Von straff der gedingten Eehallten aus dem fürstenthumb geporn, so den

paursleüten in der maystenn arbait on vrsach aus dem lannd enntlauffen LVIII

Von den Handtwerchßknechten       39LVIII

40Sün vnd Tochter

Von straff der Sün vnd Tochter, die jrn Elltern vmb Ion dienen     41LVIIII

[Neue Seite]

Taglôner, Maurer, Stainmetzen vnd jre knecht

Der Maurer, auch Stainmetzen, die rauch stainwerch arbaiten, vnd anderer

handtwercher vnd taglóner halben    42LVIIII

36        1516: »LXIII«.

37        1516: »LXIIU.

38        1516 hier: »Das die Eehallten aus dem Fürstennthomb geporen darjnn dienen sollen

LXIIII«.

39        1516: »LXIIII«.

40        1516 ist an dieser Stelle noch folgender Abschnitt enthalten:

»Eehallten besolldung

Von der dienstleüt vnd eehallten besoldung, der wir vnns mit vnnser Landtschafft

fürohin in vnnserm Fürstennthomb allso zehallten vnnd nit darüber gegeben zu-

werden veraint haben

Vnnd fürs Erst Von besolldung der Marstaller vnnd annderer Raysigen knecht LXV

Der Ray sigen vnnd annderer Knecht schlaftrünnckhalben LXV

Von besolldung der Keller vnd Koch           LXV

Von der Thorwart vnd Wächter besolldung LXVI

Von der Eehallten belonung auf dem lannd, Vnd Erstlich

Von des obristen Pawmans besolldung         LXVI

Von besolldung des mittern Pawknechts      LXVI

Von besolldung ains Fuetrers            LXVI

Von besolldung ains Menknechts      LXVII

Das die nägstuerschrien gesatz von der Pawrsleüt Eehallten allain bey den grossen

pewen stat haben        LXVII

Von belonung der Köchin     LXVII

Von Besechamben der Pawrsleüt aufm lannd          LXVII

Von besolldung der Viech[-] vnd Haußdiern           LXVII

Von belonung der kindßdiern           LXVII

Das obuerschribne gepot allein derennden der Eehallten belonung allso übermässig ist

stat sollen haben         LXVIII«.

41        1516: »LXVIII«, dann folgender Einschub:

» Von straff der Eehallten, so nit dienen wollen      LXVIII«.

42        1516: »LXVIII«.

14

 

Tagion

Jtem was ainem yeden obuermelltem werchman vnd jren knechten von

Gregorij bis auf Michaelis sambt dem essen zu taglon sol geben werden 43LX

Tagion für speiß vnd Ion       44LX

Taglon von Michaelis bis auf Gregorij sambt der Cosst       45LX

Wo sy aber vermellte zeyt die Cosst nit haben, was jne für speiß vnnd Ion

sol geben werden       46LXI

Zymmerleüt

Der zymmerleüt belonung      47LXI

Tagwercher

Der gemainen taglóner belonung halb, Alls

Deckher,

Stroschneyder,

Mißtpraitter,

Mader,

Schnidter,

Drescher,

Holltzhagker,

TaglÔner         48LXII

Wo von aliter nit souil zu Taglon war geben, sol es dabey beleiben         49LXII

Taglóner aufsteen

Von straff der taglóner, die ainem aufsteen  50LXII

Mayster

Das ain Mayster sein angenomene arbait sol vollennden      51LXIII

[Neue Seite]

Verpot des Gründt- oder beschlus- vnd fürstweins vnd annderer überflüssi-

ger belonung   52LXIII

43        1516: »LXIX«.

44        1516: »LXIX«.

45        1516: »LXX«.

46        1516: »LXX«.

47        1516: »LXX«.

48        1516: »LXX1«.

49        1516:»LXXIU.

50        1516: »LXXII«.

51        1516: »LXXII«.

52        1516: »LXXII«.

15

 

53Wie vorgeschribne pot aus vrsachenn mögen geänndert vnnd die überfarer

gestrafft sollen werden          LXIII

Eehallten bey den Schlössen

Der Pawrn knecht vnnd Diern halben, so bißher durch ettlich Pfleger vnd

Richter jnen vmb geringe belonung zu dienen oder abzukhauffen gedrungen

sind worden    54LXIII

Pötten

Das den Reytenden vnnd Füeßpotten füran glaübwirdig vnd zerugk besyglt

pottenpüchssen sollen angehenngt werden   55LXIIII

Gotzlósstrung, Zuetrinckhen

Wie all Prediger das volckh offennlich an der Canntzl ermanen sollen, sich

vor Gotzlósstrung, dem zuetrinckhen vnnd andern hieuor gesetzten sündi-

gen Sachen zu ennthallten     56LXIIII

Ambtleüt halben

Von hanndthabung diser Lanndßordnung gegen den Ambtleüten         57LXV

Lanndsässen halben

Wie es gegen den Lanndsässen, so dise Lanndpot vnd Ordnung überfarn, ge-

hallten sol werden      58LXV

[Neue Seite]

Das dise lanndtpot vnd Ordnung den Fürsten vnd lanndsässen 59in annder

weg an jren Rechten vnuergriffen sein sol    60LXVI

Das diser lanndtpot vnd Ordnung bey ainem yeden Gericht ain Libell sein

vnd behallten werden soll      61LXVI

53        1516 nur: »Von Straff der, so vorgeschribne pot überfaren LXXII«.

54        1516: »LXXIII«.

55        1516: »LXXIIII«.

56        1516: »LXXIIII«.

57        1516: »LXXV«.

58        1516: »LXXV«.

59        1516: »in annder weg« fehlt.

60        1516: »LXXVI«.

61        1516: »LXXVII«.

16

 

Das dise lanndtpot vnd Ordnung vnd in besonnder die nottürfftigistenn

Artigkl järlichen an dem lessten 62Pfingstfeirtag, Auch yetz jmm anfang, vor

der menig des volckhs sollen verlesen werden         63LXVII

Hye enndet sich das Register.

[Neue Seite, in der Zählung fol. 1:]

VOn gottes genaden wir Wilhelm vnd wir Ludwig Pfalltzgrauen bey Rein,

Hertzogen in Obern- vnd Nydern-Bairen etc. gebrueder, Regirenndt

Fürsten, thuen allermenigklich in vnnserm Lannde zu wissenn: dieweyl wir

beed gebrueder vnnser Hertzogthumb bairen vnuertailt miteinannder zu

Regirn fürgenomen haben, So wil sich hierauf gepürn, das ain Satzung,

Ordnung, vnnd Lanndtpot darjnn sey vnd gehallten werde; vnd wann aber

weylennd vnser vorfarn regirennd Fürsten, vnd in besonnder amm jüngsten

die hochgepornnen fürsten herr Albrecht, vnser lieber herr vnd vatter, auch

Herr Jörg vnnser lieber vetter, beed pfalltzgrauen bey Rein vnd hertzogen in

Obern- vnd nydern-Bairen etc. all loblicher gedechtnuss, verganngner jar in

jrn Fürstlichen regirungen yeder für sich selbs, jrn landen vnd leüten, auch

gemainem nütz zu fürdrung, vnntterhalltung vnd aufnemen, vil vnd maniger-

lay sittliche vnd rechtmässig, auch nützliche vnd ersprießliche statut, Sat-

zung, Ordnung vnd Landtpot haben außgeen lassen, die aber nach

gelegenhayt vnd gestallt der leüff ettlich zeyt here wenig gehallten vnnd zum

tail in verges s ennhait komen sind, Demnach haben wir auf mer gehallten

Landtagen mit gemainer vnnser landschaft dauon gehanndlt, vnnd alls darauf

zu nägstgehalltem lanndtag zu Jngolstatt amm viertzehennden tag des

Monats Aprilis jmm Fünfftzehenhundert vnd sechtzehendem jar gemaine

vnser landschaft ettlich aus jnen von allen Stennden deßhalben zu vnns vnd

vnnsern Räten gen München verordent, haben wir vnd vnser rate mit rate

derselben verordenten aus der landschaft sólh vnserer vorelltern alite statut,

Satzung, Ordnung vnd landpot mit vleis erwegen, die zum tail verneüert, ge-

leüttert vnd gepessert vnd dartzü noch mer neüwe vnd sondere nützliche

statut, Ordnung vnd landpot zu gemainem nütz, auch lannden vnd leüten

in vil weg nottürfftig, dinstlich vnd gut beratschlagt vnd fürgenomen vnd

offennlich in diss gedruckt büech vergreiffen lassen.

[Neue Seite, in der Zählung fol. V:]

Der Erst tail diss buechs betreffend handthabung des lanndtfridens

Nachdem der Erst tail diss Buechs auf des heiligen reychs Lanndßfriden ge-

gründet vnd gesetzt ist, damit dann menigklich imm Fürstenthumb Bayren

wissenn empfach, was der Lanndßfriden vnnd warauff er. gesetzt sey, Auch

62        1516: »weyhennächt vnd Pfingstfeyren «.

63        lßl6:»LXXVII«.

17

 

ain yeder die nachuolgennden Landtpot vnd Ordnung jmm Ersten tail diss

büechs deßt stattlicher versteen móg, So ist darauff des Lanndßfridens ain

glaubwirdig abschrifft hernach uergriffen Vnnd fürnemlich, wie der durch

Römische kayserliche Mayestat, dazemal in Königlicher wirde, auch Chür-

fürsten, Fürstenn vnnd annder Stennde des Reychs zu Wormbs auffgericht

ist.

[Seitentitel fol. 2:J Das    II    blat

[I.l.JDer königclich Lanndfrid

WJr Maximilian von gottes genaden Romischer kónig, zu allen zeyten merer

des Reichs, zu Hungern, Dalmacien, Croacien etc. Konig, Ertzhertzog zû

österreych, Hertzog zu Burgundj, zu Brabannt, zu Lothering, zu Steir, zu

Kernden, zu Crain, zu Lymburg, zu Lützelburg vnd zu Gelldern, Graue zu

Flanndern, zu Habspurg, zu Tyrol, zu Phirt, zu Kyburg, zu Arthois vnnd zu

Burgundj, Pfalltzgraue zu Hönigaw, zu Holannd, zu Seelannd, zû Namur

vnnd zu Zütphen, Marggraue des heyligen Römischen Reychs vnnd zu

Burgaw, Lanndgraue zu Elsas, Herr zu Frießlannd, auff der winndischen

marckh, zu Portenaw, zu Salins vnnd zu Mecheln etc., Embieten allen vnd

yegklichen vnnsern vnd des heyligen Reychs Chürfürsten, Fürsten, Geyst-

lichenn vnnd Welltlichen, Prelätenn, Grauen, Freyen, Herren, Rittern,

knechten, haubtleüten, vitzthomben, Vögten, Pflegern, Verwesern, Ambt-

leüten, Schultheyssen, Burgermaistern, Richtern, Räten, Burgern vnd Ge-

mainden vnd sonnst allen anndern vnnsern vnnd des heyligen reychs

vnnderthanen vnnd getrewen, in was wirden, States oder wesenns die sein,

den diser vnnser königklicher brief oder abschrift dauon zu sehen vnd zû

lesen fürkomen oder gezaigt wirdet, vnnser gnad vnnd alles gut. Alls wir

hieuor zû der höhe vnd last des heyligen römischen Reichs erwölt Vnd nun

zu regirung desselben komen sein vnd vor äugen sehen stäte onunntterlässige

anfechtung gegen der Cristenhait nun lange zeyt geûebet, dardurch vil könig-

reich vnd gewellt cristenlicher lannde in der vnglaubigen gehorsam pracht

sein, allso das sy Jr macht vnnd herrschung biß an die Grenitzen teütscher

Nacion vnd des heiligen Reychs

[Seitentitelfol. 2':J Der königclich lanndfrid

erstreckht, Darzû sich auch diser zeyt mercklich gwelt erhebt haben,

vnnserm heiligen vatter Babst vnd der römischen kirchen Stett, Landtschafft

vnnd widemgueter, auch annder des römischen reichs lanndschafft vnnd

öbrigkait gewalltigklich überzogen haben, Daraus nicht allain dem heiligen

reich, sonnder auch der ganntzen Cristenhait schwäre mynndrung, verwues-

tung vnd verlusst der seelen, Eeren vnnd wirden 64erchachssen, wo nit, mit

64   1516: »erwachssen«.

18

 

statlichem zeytlichem Rate Dagegen getrachtet vnnd zu fürdrung desselbi-

gen stathafftiger verfenngklicher Frid vnd rechte im reich aufgericht vnd in

bestenntlichem wesen erhallten vnd gehandthabt würde; darumb mit ein-

muetigem zeytigem Rat der Erwirdigen vnnd Hochgepornnen vnnser lieben

Neuen, ôheymen, Chürfürsten vnd Fürsten, geystlichen vnd welltlichen,

auch Preläten, Grauen, Freyen, Herren vnnd Stennde habenn wir durch das

heilig Reich vnd teütsche Nation ainen gmainen Friden fürgenomen, auf-

gericht, geordennt vnd gemacht, Richten auf, Ordnen vnnd machen den auch

jn vnnd mit Chrafft ditz brieffs.

[I.2.] Fridpott

Allso das von zeyt diser verkündung nyemandts, von was wirden, stannds

oder wesens der sey, den anndern beuehden, bekriegen, berauben, vahen,

überziehen, belegern, auch darzu durch sich selbs oder yemannts anndern

von seinen wegen nicht dienen, noch auch aynich Schloss, Stett, Märckht,

beuesstigung, dôrffer, hôf oder weyller absteigen, oder on des anndern willen

mit gewalltiger That fräuenlich einnemen, oder geuärlich mit prannt oder in

annder wege dermassen beschedigen sol, Auch nyemandt sôlhen thätern Rat,

hillff oder in kain ander weyse beystanndt oder fürschub thun, auch sy

wissenntlich oder geuärlich nit herbergen, behawsen, ätzen vnd trennckhen,

ennthallten oder gedullden. Sonnder wer zu dem anndern zusprechenn ver-

[Seitentitelfol. 3:J Das    III    blat

maint, der sol sólhs thün an den ennden vnd gerichten, da die sach hieuor

oder yetz in der Ordnung des Camergerichts zu außtrag verteidingt seind

oder künfftigklich werden oder ordennlich hingehören.

[1.3.] Auffhebung aller vehde

Vnd wir haben darauff all offenn vehde vnd verwarung durch das ganntz

Reich auffgehebt vnd abgethan, heben die auch hiemit auf vnd thun die ab

von Romischer konigklicher machtvolkomenhait jn vnd in krafft ditz briefs.

[I.4.] Die Peen der Fridprecher

Vnd ob yemanndt, was wirden oder stannds der oder die wären, wider der

eins oder mer, so vorgemellt jmm nächsten artigkl gesetzt ist, hanndeln oder

zu handeln vnderstunden, die sollen mit der that von Recht, zusambt ann-

dern peenen, in vnnser vnd des heyligen Reychs Acht geuallen sein, die wir

auch hiemit in vnnser vnd des heiligen reichs Acht erkennen vnd erclären.

Allso das Jr leyb vnnd guet allermenigklich erlaubt, vnd nyemandts daran

fräueln oder verhanndeln sol oder mag, auch alle verschreibung, pflicht oder

pündtnuss, jnen zusteende vnd darauf sy vordrung oder Zuspruch haben

mochten, sollen gegen den jhenen, die in verhaf ft wären, ab vnd todt, auch die

19

 

lehen, souil der überfarer der gepraucht, den lehenherrn verfallen vnd sy

derselben Lehen oder derselben tail, so lanng der Fridprecher lebt, Jm oder

anndern lehennserben züleyhen oder den seinen tail der abnützs volgen zu

lassen nit schulldig sein.

[Seitentitelfol. 3':J Der königclich lanndfrid

[I.5.] Wann die thäter des fridpruchs nit of fennbar, vnd das yemannts ver-

dacht war

Vnnd ob Chürfürsten, Fürsten, Preläten, Grauen, Herren, Ritterschafft,

Stett oder annder, in was stannds, wirden oder wesenns ein yeder sey,

geistlich oder welltlich, oder die jren, wider disen frid beschedigt würden,

vnnd die thäter nit so offennbar, sonnder yemandt der verdacht war, auch die

Clager sy des nit beweysen wollten, vnnd doch aus redlicher anzaigung in

verdacht stuenden, so sollten vnd mochten der Chürfürst, Fürst, Prélat, Graf,

Herr, Ritterschafft oder Stett, dem oder des mannen, Preläten, grafen,

herren, Ritterschafft, vnnderthanen oder verwonnten schaden geschehen

war, den oder dieselben beschreyben vnnd für sich vertagen vnd enntschulldi-

gung mit dem aide von demselben zunemen. Vnnd ob der oder die verdach-

ten sich der enntschulldigung vnd fridpruchs in aynich weg widerten oder auf

die Vertagung nit erscheinen weiten, so sollen sy der beschedigung vnd

fridpruchs schulldig gehallten, vnd afftermals gegen jnen lawt diss gepots

möge gehandelt werden; doch so sol derselb Chürfürst, Fürst, Prélat, Graf,

Herr, Ritterschafft oder Stett dem oder den selben vngeuärlich Glayt zu-

schreiben, ab bey vnd zu sôlhem tag, biß wider an jr gewarsam für sy vnnd alle

die jhenen, so sy mit jnen zu sólhem tag brächten vngeuärlich. Vnd ob man

die tagßbrief jnen nit mócht zu hannden bringen, So sol man die an zwaien

oder dreyen orten aufslagen, da sy zuversichtlich henndl vnd wesen hetten.

/Seitentitel fol. 4:] Das    Uli    blat

[I.6.] Das ein ieder dem fridprecher anzugreiffen vnd nachzeeilen schull-

dig ist

Ob auch wider disen Friden vnd vnnser gepot yemanndt beraubt, beschedigt

vnd züegriff beschehen würden, so sollen alle die jhenen, die des zu frischer

That ermannt oder sonnßt jnnen würden, mit Macht nacheylen vnd mit

vleissigem ernnst gegen sólhen beschedigern hanndeln vnnd fürnemen, alls

war es jr selbs Sachen, dieselben zuhannden zupringen.

[1.7.] Die Fridprecher nit ze hausen

Es sollen auch sôllich Thäter vnd Fridprecher nyemanndt hausen, herbergen,

ätzen, trenckhen, ennthallten, fürschub thün in seiner obrigkait, aygenthumb

vnd gepieten, sonnder dieselben annemen vnd zu jnen mit dem ernnst von

Ambtß wegen richten vnd auch auf menigklichs klag rechts vngesaumbt von

20

 

jnen hellffen, dawider sy nit schützen, schirmen oder fürtragen solle, aynich

trostung, sycherhait, freyhait oder Glayt, Wenn sy des alles ausserhalb ver-

willigen des widertails vnempfenngklich sein vnnd nit genyessen sollen in

khain weg, Wann wir in allen trostungen vnnd sycherhaiten, fürwortten vnd

glayten, von wem die gegeben werden, sôlh fridpruch wollen außgenomen

vnd darjnn nit begriffen haben.

[I.8.] Von Ennthalltung der Fridprecher

Vnd ob die Thäter vnd überfarer diss fridens enthallt, beuestigung oder sonst

dermaß fürschub oder gonst hetten, also, das stattlicher hillff vnd veldzugs

not war, auch ob yemandt in disem Lanndtfrid begriffen, von was Stanndes,

wirden oder

[Seitentitelfol. 4':] Der königclich landtfrid

wesenns der sey, geistlich oder welltlich, von yemanndt den diser landfrid nit

begreiffen würde, beuehdt, bekriegt oder sonnst beschedigt oder die thäter

vnnd beschediger hausen, ennthallten oder den hillff oder beylegung thun

würde, dasselbig sol durch die beschedigten oder auch von vnnserm Camer-

richter an vnns oder vnnser anwällde vnd die järlich versamblung der Chür-

fürsten, Fürsten vnd Stennde des Reichs pracht werden, daselbs den

bekriegten oder beschedigten vnuerzogenlich hillff vnd beystandt oder ret-

tung geschehen sol. So aber der hanndel mit Überzug oder sonst dermassen

gestallt sein würde, das der järlichen versamblung aus notturfft nit zu erpey-

ten wäre, geben wir hiemit macht vnnserm Camerrichter, von vnnsern wegen

vnns vnnd die Chürfürsten, Fürsten vnd Stennde des Reichs fürderlich an ge-

legen Malstat zu beschreyben, dahin wir vnnd sy oder vnnser vnnd jr anwälde

treffennlich komen oder mit macht schicken sollen vnd wollen, Dauon wie

obsteet zu ratschlagen vnd zu handeln; doch mag vnd sol nicht deßtmynder

vnnser Camerrichter vnnd Camergericht allzeyt auf anruffen der beschedig-

ten oder bekriegten oder auch von ambtz wegen wider die überfarer vnd

fridprecher wie Recht procediren.

[I.9.] Von der Einspenigen knecht wegen

Vnnd ails vil Raysig vnd Fueßknecht seind, die ains tails ganntz khain herr-

schafft haben, auch ettlich dienst verpflicht, darjnn sy sich wesennlich doch

nit hallten, oder die herrschafft, darauf sy sich versprechen, jr zu Recht vnd

pilligkait nit mächtig seind, sonnder in lannden jrem vortail vnd reyterey

nachreyten, Ordnen, setzen vnd wollen wir, das hinfür solh raysig vnd fueß-

knecht in dem heiligen Reich nit sól-

[Seitentitel fol. 5:] Das    V    blat

21

 

len gedulldt oder auf fennthallten werden, sonnder wo man die betretten mag,

so sollen sy angenomen, herttigklich gefragt, vnd vmb jr mißhanndlung mit

ernnst gestrafft vnd auf das wenigist Jr Hab vnd Guet angenomen, gepeütet

vnd sy mit aiden vnd pürgschaften nach nottürft verpunden werden.

[1.10.] Ob geystlich person wider disen frid hanndleten

Jtem Ob Geystlich person, des wir vnns ye nit versehen, wider disen vnnsern

friden vnd gepot hanndeln würden, so sollen Preläten, die on mittl ordenn-

lichen gerichtszwanng gegen jnen haben, sy auf ansuechen des beschedigten

vngesaumet darzu hallten, kerung vnnd wanndel der schaden zu thün, souerr

sein vermögen raicht, vnd sy herttigklich vmb die überfarung straffen. Vnnd

ob dieselbigen seümig vnnd die thäter nit gestrafft würden, so setzen wir sy

auch die thäter hiemit aus vnnser vnnd des Reychs gnad vnnd schirm, wollten

sy auch alls jrrer des fridenns in jrer widerwertigkait nit versprechen oder

verteydingen in khain wege, doch sol jnen die entschulldigung ob sy verdacht

wären, wie von den welltlichen obsteet, auch zugelassen werden.

[1.11.] Das khain verschreibung wider den Lanndfriden pinden mög

Es sol auch wider disen friden nyemant mit verschreibung, pflichten oder in

ainich ander weg verpunden sein oder werden, diezeit diss Lanndfridens,

wann wir solhes alles aus Chrafft vnser konigklichn obrigkait krafftlos vnnd

vnpyndig erkennen vnd erclärn. Doch sol dasselbig in anndern stuckhen,

puncten vnd articklen derselben verschreibungen, pflicht

[Seitentitelfol. 5':] Der königclich landtfrid

oder verpüntnuss jrer jnnhallt vnuerletzlich vnd vnschedlich sein, vnd sol

diser lanndfrid nyemandt an seiner aufrichtigen schulld verschreibung nemen

oder geben, geben oder nemen.

[1.12.] Das der Fridprecher on des beschedigten Willen nit sol absoluirt

werden

Vnd welcher oder weih allso durch verwürckung wie uor vnd nach steet in

Acht komen, die sollen auch von vns dauon nit absoluirt werden, dann mit

willen des beschedigten; der oder die prächten sich dann mit Recht daraus.

[1.13.] Das ain yeder den Lanndfriden bey peene der Acht zue hallten

schulldig sey

Vnd darauf entpfelhen wir allen vnnd yeden obgeschriben, Euch auch hiemit

aus Romischer kongklicher macht bej den ayden vnd pflichten, die jr vnns

von des Reychs wegen in sonnderhait gethan vnd bej der gehorsam Jr vns alls

Römischen kónig schulldig seyt, vnnd bey verlust aller gnaden, priuilegien

vnnd rechten, so Jr von vnns vnd dem heyligen Reich oder anndern habt,

ernnstlich vnd vesstigklich gepietend, das jr disen obgeschriben frid vnd

22

 

vnser gepot mit allen puncten, artigklen vnd jnnhallt stät vnd vesst hallten,

auch durch Ewr Fürstenthumb, Grafschafft, Herrschafft, Gepiete vnd was

yeglicher in regirung vnd beuelh hat, mit euren ambtleüten, vitzthomben,

pflegern, Verwesern, stathalltern, wie die namen haben, auch eürn vnder-

thanen zu hallten vnd zu uollziehen ernnstlich schaffet vnnd bestellet, daran

nit säumet, noch darwider trachtet oder thuet, haymlich oder offennlich, in

khain weise alle vorgemellt zusambt anndern peenen der gemainen reychs

recht, der konigklichen reformation vnd vnnser Swäre vngnade zu uer-

meyden.

[Seitentitel fol. 6:] Das    VI    blat

[1.14.] Auffhebung aller freyheit, so wider disen Lanndfride seyen

Wir setzen auch hindan alle vnd ygliche gnad, priuilegia, freyhait, herkomen,

pyndtnuss vnd pflicht, von vns oder vnnsern vorfaren amm Reich vnd

anndern hieuor ausganngen vnd verfaßt, in den vnd die in ainich weise wider

disen vnnsern friden gesein oder gethün mochten, mit was Worten, clausein,

maynungen die gesetzt oder verpflichtet wären, die wir auch aus romischer

Ko. [niglicher] Machtvolkomenhait hyemit hindan setzen, vnd wollen, das

sich nyemants, von was wirden, stannds oder wesenns der sey, wider disen

friden vnd gepot durch sôlh gnad, freyhait, herkomen oder verpündtnuss

schützen, schirmen oder verantworten sol vnd mag in khain weyse.

[1.15.] Diser Lanndfrid sol den anndern Rechten nit abpruch thun

Vnd sol diser Frid vnd gepot dem gemainen vnserm vnd des reichs recht vnd

anndern Ordnungen vnd gepoten vormals ausgangen nit abprechen, sonnder

das meren vnd auf stund yederman nach diser verkündung den zu hallten

schulldig sein. Hyebey seyen gewesen vnnser lieb andechtigen Neuen, ôhey-

men, Schwäger vnnd getrewen, Chürfürsten, Fürsten vnd Fürstenpotschafft,

Preläten, Grauen, Herren, Ritterschafft vnd der Stett senndpotten in tref-

fennlicher anzal. Mit vrkund diss briefs besygellt mit vnnserm konigklichen

anhanngenden jnnsygl. Geben in vnnser vnd des heiligen reichs Statt Wormbs

amm sybenden tag des Monats Augusti Nach Christi gepurd Viertzehen-

hundert vnd jmm Fünffundneüntzigisten, Vnnser reich des Romischen jmm

zehennden, vnd des Hungerischen jmm Sechßten jaren.

Hie enndet sich Kônigklicher Mayestat

Vnd des heyligen Reichs Landßfrid.

[Seitentitel fol. 6':]

Hernach uolgen die Lanndpot jmm Fürstennthumb Bairen, zu hanndt-

habung des Landfridens fürgenomen

[Seitentitel fol. 7:] Das    VII    blat

23

 

[1.16.] Landpot wider die Mörder, Todschleger, Ausztreter vnd ander

Beschediger, jr hellffer, Fürschieber vnd Enthallter

ALls in vnnserm Fürstenthumb vnnd Lannde zu Bairen yezuzeiten Mordt,

fürsetzlich vnd vermessennlich Todtschleg bescheen vnd entsteen, darumb

dieselben, auch sonnst in kurtzer zeyt vil muetwillig person fräuenlich vnd

über das denselben personen gepürlichs vnd lanndleüffigs Recht gegen jrn

widertailen nit versagt worden ist, Ausgetretten vnd jrn widerpartheien vnd

andern jnwonern vnsers lannds über vnd wider völlig Rechtpot mit drôlichen

vehdschrifften, angriff, prannt, notschatzung vnd in annder vnrechtlich wege

beschedigung vnd merckliche beschwärde, dardurch sy in verderben vnd

abnemen komen sind, zugefuegt, Sy auch zuzeyten damit so harrt vnd gwell-

tigklich gedrungen haben, das sy dieselben widertail vnd vnnser jnwoner, zü-

sambt jrn erlitten Cosst vnnd schaden, jnen seihen außtrettern vnnd

nottheydigern vmb jrs vnrechtmässigen fürnemens vnd Verhandlung wegen

glayt vnnd sicherhait, darnach landßhulld außpringen, sy auch dartzü jr

ettlich über das alles nach jrem willen mit jnen vmb jr vermaint sprüch vnd

vordrung, wo sy änderst zu rue haben komen wollen, wider Recht vnd des

heyligen Reichs Lanndßfriden ver-

[Seitentitelfol. 7':] Der Erst tail

ainen vnd vertragen mûessen, Das wir als Regirend landsfürsten lennger zu

gedullden, zuuorab gegen got schwärlich zu ueranntwurten ze sein, nit vn-

pillich zu hertzen genomen.

Vnnd haben darauf in betrachtung desselben vnnd zu fürdrung gemains nutz,

rechtens vnd gerechtikait, Auch vnnsern Lannden vnd leüten zu fürdrung

sôlhes auffs pesst wir mögen zu wenden vnd zufürkomen, auch gemainen

landsfriden deßtstattlicher zu beschützen vnd hanndtzehaben, bey vnns

selbs, auch vnser Landtschaft aller stennd bewegen vnd in Rate wolbedecht^

lieh nachuolgenndt Ordnung vnnd gesatz darüber fürgenomen. Setzen, ord-

nen vnnd wollen darauf, das nun füran wir für vnns selbs, on mereklich

beweglich vrsach vnd ausser vnnser treflichen rate Rat, noch kainer vnser Rat

noch Ambtman, Er sey Hofmaister, Vitzthomb, Haubtman, Renntmaister,

Lanndschreiber, Richter, noch annder vnnser Ambtleüt, Landsässen oder

vntterthan, in was stannds, wirden oder wesenns der oder die seyen, weder in

vnsern Landtgerichten, Herrschafften, Stetten, Märckten, Hofmarchen,

Dorffern, noch sonst kainem, der in vnnserm lannde ainen Mordt oder für-

sätzlichen vermessennlichen Todschlag thut, Außtritt, absag vnd vehdbrief

anschlecht oder zuschreibt, deme recht vor seins widertails geordennten

Richter, nach Ordnung vnnd gewonhait desselben Gerichts, darjnn er geses-

sen, nit versagt ist, noch seinen hellffern oder denen, so denselben Mordern,

todschlegern oder Außtrettern wissenntlich raten, sy behausen, enthallten,

fürdern, ätzen, trenckhen oder annder zu vnd fürschub thün, aynich sicher-

hait, verglaittung oder landßhuld, denn allain zû Recht, in hernach begriff em

24

 

form geben, noch den einganng noch jnwonung in vnnserm Fürstennthumb

mer ze haben, Weder aus Gab, pethe, noch aynicher annder sach, wie die er-

dacht werden mochte, haimlich noch offennlich züelassenn, gestatten, noch

verhenngen sollen bey ver-

[Seitentitelfol 8:J Das    VIII    Blat

meydung vnnser schwären vngnad vnnd straffe. Sonnder welher oder welch

allso môrdt oder fürsätzlich Todschleg thun, auch welich sich landleüffigs

Rechtens vor vns vnd vnnsern Räten nit benuegen lassen wollen, des doch

ainem yeden fürderlich, wie sych rechtlich zuthun gebürt verholffen sol

werden, vnd darüber außtretten vnnd yemannd beuehden oder durch gwallt-

sam gethaten mit Prannt, gefenngknuss, notschatzung oder in ander der-

gleich vnrechtmässig wege beschedigung thun, der oder dieselben sambt jren

wissenntlichen fürschiebern, ennthalltern vnd hellffern, bey denen sich sôlhs

kündtlich erfyndet, sollen vnsers lands zu Bayren eingang vnd einwonung jr

lebtag aus beraubt vnd verzigen sein vnd bleiben. Wir wollen auch aus Fürst-

licher obrigkait sôlhen außtrettern, beschedigern vnnd anndern dergleichen

übelthättern vnd jren hellffern, enthalltern vnd fürschiebern, die in vnnsern

vnd anndern lannden nyderzewerffen vnd zu erobern mit allem vleis nach-

stellen, vnd, so sy betretten oder auf verglayttung wie obsteet zû recht wider

in das lannd komen vnd von des entleybten fründtschaft nit angeklagt

würden, allßdann nach gestallt jrer mißhanndlung selbs anklagen, rechtuerti-

gen vnd an leyb vnnd leben straffen lassen.

Es soll auch nun hinfüran ainem yeden vnd menigklich, der sollich Mörder,

Todtschleger, Außtretter, Notteydinger vnd Beschediger, auch Jr wissennt-

lich enthallter, fürschieber oder hellffer betretten vnnd erobern khan oder

mag, mit vnd gegen jren leib vnnd guettern, die bey jnen gefunden werden, ze

hanndln frej vnd erlaubt sein vnd damit gegen nyemannd gefräuelt haben;

Sonnder deßhalben von vnns, allen vnnsern Ambtleüten vnd von menigklich

vns vnntterworffen, vngestrafft vnd vnangezogen sein vnd bleiben.

[Seitentitel fol. 8':] Der Erst tail

Dartzu sol auch nun füran ains yeden Mörders vnnd fürsätzlichen tod-

schlegers, auch Außtretters vnd beschedigers, deßgleichs jrer wissenntlichen

Ratgeber, fürschieber, ennthallter vnd hellffer, weib vnd kind, oder annder Jr

nägstgesyppt fründt, wo sy die in vnnserm Fürstenthumb vnnd lannde haben

vnd verlassen, souerr sy warlichen vnd glaubwirdig zu jnen erfyndet, das sy

denselben jren männern, vättern oder gesyppten fründten hillff, rate oder

beystand beweysen, durch vnnser vnd annder Ambtleüt, herrschafften oder

verwallter derselben der ennden, wo sy wonen, aus vnnserm lannd geschafft,

vertriben vnnd darjnnen lennger noch weyter nit gedulldet oder mer einge-

lassen werden.

25

 

[1.17.] Der gemainen Austretter halb

Nachdem auch auf gehallten Reychßtägen zu Trier vnnd Coin von wegen der

gemainen Außtretter nachuolgennd gesatz vnd Ordnung fürgenomen, So ist

hierauf vnd in sonderlicher bedennckung, das solh außtretten in vnserm

Fürstenthumb Bayren täglichs ye lennger ye mer mermals von gar geringer

vnd liederlicher Verursachung willen beschicht, Vnnser ernnstlich hayssen

vnnd maynung, das füran von allen vnnd yeglichen vnnsern vnntterthanen,

was wirden oder stannds die seyen, sôlicher des Reichs Verordnung vnd

gesatz gelebt, die vollzogen vnd von nyemanndt bey vhnser schwären straff

vnd vngnad dawider gehanndelt noch gethan werden sol. Vnd lawt sóllich des

Reichs Ordnung vnd gesatz allso:

Nachdem sich manigualltigklich begibt, das ettlich leychtuertig vnndterthan

vmb verschulldt Sachen von Jrer herrschafft abtretten vnnd reynnig werden,

dem Rechten zu empfliehen, oder sich sonst vnzymlicher weiß wider jre herr-

schafft

[Seitentitel fol. 9:J Das    VIIII    blat

oder nachpern enpärn, vnnd vnwillens befleyssen, jre herrschafft oder dersel-

ben vnntterthanen bedroen vnd vmb jre vermaint vordrung nit ordennlich

pillich Recht nemen wollen, haben wir demselben zu begegnen geordennt

vnd gesetzt, das hinfüro nyemandts dieselben wissenntlichen enthallten,

hausen, herbergen oder glayten, sonnder es die ôbrigkait, darunntter sich

sôlh außgetretten hiellten, So sy sólh 65dore vernemen oder verstennd, die-

selben zu pflichten annemen vnd dartzu hallten, sich ordennlichs rechtens

vor jrn herrschafften benûegen ze lassen vnnd thätlich hanndlung zu uer-

meyden, dartzu jne auch jr herrschafften nottürfftig glayt für gewallt zu

Recht geben, Auch fürderlichs gepürlichs rechtens gestatten vnd verhellffen

sol. weih ôbrigkait aber hiewider yemanndts ennthiellt, verglayttet oder nit,

wie obsteet, zu pflichten anneme, so sy des ermannt würde, die sollen mit-

sambt dem, den sy allso ennthallten oder verglayt haben, für ainen Frid-

precher gehallten vnd gegen jnen wie ainem Fridprecher zu Acht vnnd

anndern Penen procedirt vnnd fürgenomen werden.

[Seitentitel fol. 9':J Der Erst tail

[1.18.] wie den straszraubern vnd andern beschedigern vnd landfrid-

prechern nachgeeylt vnnd die zu recht angenomen sollen werden

Nachdem wir aus Fürstlicher ôbrigkait, auch aus erforderung der pilligkait

vnnd rechtens vnnserr Hertzogthomb zu befriden vnd die weg vnd strassen

in vnserm lannde vor straßraubern vnd beschedigern zu uerhuetten schulldig

65   1516: »droe«.

26

 

sind, haben wir hierauf nach sonnder vleissiger vorbetrachtung vnd mit Rathe

vnnser Lanndtschafft wider die straßrauber vnd beschediger, dieweyl sich

dieselben sonnderlich yetz ettlich zeyt here an den Lanndgrenitzen, auch

anndern orten dy leüt zu berauben vnd zu beschedigen vnnderstannden

haben, nachuolgennde Ordnung fürgenomen.

Vnd nemlich fürs Erst Setzen vnd wollen wir mit ganntzem ernnst, das nye-

mand in vnserm Fürstenthomb bairen, Er sey hochs oder nyder 66ssannds,

reych oder armm, die wissenntlichen straßrauber oder annder beschediger,

außtretter vnd verprecher des heiligen Reichs Lanndßfridens weder haymlich

noch offennlich ennthallten, ätzen, trencken, noch aynichen fürschub thûn

sol. Weiher aber solhs thät vnd zu jme kundtlich vnnd wissenntlich erfunden

würde, der sol nach vngnaden an leyb vnd guet vnd alls ain lanndfridprecher

darumb gestrafft werden.

Wo auch vnnser Hofmayster, Vitzthomb, Statehalltter, Haubtleüt, Räthe,

Pfleger, Richter, Casstner, Vorstmaister, Mautner, Zollner oder annder

vnnser ambtleüt sôlh straßrauber vnd beschedjger in jrn ambten, Gerichten

oder

[Seitentitel fol. 10:] Das    X    Blat

gepiethen erfaren vnd der gwar werden, sollen sy den wie hernach uolgt nach-

stellen vnd die bej vermeydung vnnserr schwären straff vnd vngnad nit

gewarnen noch schieben, auch die eroberten oder nydergeworffen kains wegs

betägen noch ledig lassen, sonder fenngklich zu Recht annemen vnd in die

gericht, darjnn sy betretten vnd angenomen sind, fueren vnd in guter be-

warung vnd fenngknuss daselbs behallten lassen, Auch on vnser alls Landß-

fürsten wissen vnd willen khains wegs außlassenn, noch in rinnge vnbewarte

fenngknuss legen, sonnder wol uerwarn, vnns vnnd in den Vitzthombambten

vnnser Vitzthomb, Haubtman oder Räte solhs on verzug berichten vnd

weiters beuelhs darauf gewartten, Auch ainem yeden zu vnd gegen denselben

thätern strenngs Rechtenns gestatten vnnd fürderlich ergeen lassen.

Damit aber dieselben Rauber vnd ander beschediger dest ee zu fenngknuss

vnd straff gebracht vnnd angenomen mögen werden, haben wir mit Rate

vnnserr Landtschaft nachuolgennde Ordnung fürgenomen. Allso das wir nun

füran an vnnsern lanndgrenitzen vnd anndern mer orthen jmm Lannd, wo es

vns für nütz vnd not ansehen wirdet, vnser hofgesind, diener vnd ambtleüt

wollen auf den strassen halltn vnd straiffen lassen vnd deßhalben sonnder

straiffennd Rot verordnen vnd yeder rote sonder Ordnung, wie sy es mit dem

straiffen halten sollen, vnd dartzu des vnnser offenn brief geben mit ernnst-

licher beger, wo dieselben vnnser straiffennd Rot, es seyen von vnserm hof-

66   1516: »stannds«.

27

 

gesynd, dienern oder Ambtleüten, mit denselben vnnsern offenn briefen

oder derselben glaubwirdigen abschrifften zû vnnsern Slossen, Stetten,

Märckhten, Landtgerichten, Dôrffern, oder vnser Landtleüt Slossen, Sitzen,

Hofmarchen oder Gerichten, auch zu vnnsern Clôstern komen, dieselben jrn

halben 67vnuerhinhert hin vnd wider straiffen ze lassen.

[Seitentitelfol. 10':] Der Erst tail

Wir schaffen auch in sonnderhait mit vnsern Vitzthomben, Haubtleüten,

Statthalltern, Räten, Pflegern, Landtrichtern, Casstnerri, Mautnern, Zollnern

vnnd allen anndern vnnsern Ambtleüten vnd dienern in Stetten, Märckhten

vnd aufm lannd, in was stannd die seyen, wann dieselben vnser straiffennd

Rot, ambtleüt oder ander vnnser diener mit vnnsern offenn briefen yemannt

zu euch schickhen vnd euch vmb hillff, zûesatz oder besterckung jnen zu ross

oder fueß zu thûn oder den straßraubern vnd anndern beschedigern neben

jnen nachzeeylen ersuchen werden, das jr sôlhs auf Jr ersuchen on Widerrede

jmm fueßstapffenn thun vnnd darjnn kains wegs seümig sein, sonnder mit-

sambt jnen, so sy ainen Rauber oder beschediger erfaren, dem nachkomen

vnd eylen wurden, dieselben zu betreten vnd zû Recht anzenemen vnd zu

handthaben ewrs Vermögens verhellffen wollet.

Wo auch ainer oder mer vnnserr ambtleüt sôlh straßrauber vnd beschediger

für sich selbs in seinem Ambt oder gepieth erfarn würd, sol er von stund an

mit seiner rüsstung vnd vnsern vnntterthanen, souil jne dartzü notbedunckht

auf sein, denselben nacheilen, die strassen, prügken, vrfar, hôlltzer vnd vn-

gewondlich wege, wie hernach uolgt, besetzen, auch den nägsten anstossenn-

den vnnsern ambtleüten vnd dienern in der gegend, vnd in besonnder der ort,

dahin die rauber oder beschediger jr flucht hinnemen mochten, zu sôlher eyl

erfordern vnnd allso ainer dem anndern getrewlich nachuolgen vnd eylen

hellffen bis zu hanndthabung sölher thäter, ob sy die betretten mögen, vnd

darjnn kain mue, arbait noch vleis sparn, noch aynich geuärde suchen bey

vermeydung vnser swären straff vnd vngnad.

Vnnser genädig beger ist auch an all vnnser Grauen, herren, Ritter vnd

knecht, auch an die Burger vnd jnwoner vnn-

[Seitentitelfol. 11:] Das    XL    blat

serer Stett vnd Märckht vnnd all annder vnnser Lanndsässen, auch vnnserr

Preläten vnd geystlichen Richter, das sy für sich selbs vnd durch jre Burger,

Hofmarchsleüt vnd vnntterthan in solichem nacheylen vermellten vnsern

strayffennden Roten vnnd Ambtleüten auf derselben ersuechen wie uor steet

auch gutwillig hillff, zuesatz vnnd besterckhung thuen vnd die Rauber vnd

67   1516: »vnuerhindert«.

28

 

Beschediger zu Recht hallten vnd hanndthaben hellffen, wie dann ain yeder

nach Satzung gôttlichs vnnd des heyligen Reychs rechtens vnnd lanndfridens

auch zu beschützung vnnd befridung seines vatterlannds schulldig ist.

Wo auch vnnser straiffend rot, diener vnd ambtleüt ainen oder mer rauber

oder annder beschediger erfaren vnnd den wie uorsteet nachkomen vnd

nacheylen würden, sollen sy yemandt aus jnen oder ander glaubwirdig

person, wo sy die vnntterwegen ankörnen würden, aine oder mer, die jne dann

darjnn bey vermeydung vnnser straff willige gehorsam erzaigen vnd jrem

beuelh Vollziehung thün vnd des nit widern sollen, zu den nägsten vnnsern

ambtleüten, pflegern, Richtern, Stetten oder Märckhten schickhen, Jnen die

sach verkhünden lassen;

Auch wo sy durch oder für die dórffer, weyler oder ainod allso in sólhem

nacheylen ziehen, den ambtleüten, schergen vnd ambtknechten, auch den

Vierern, haubt- vnd obleüten vnd anndern vnnsern vnntterthanen vnd jn-

wonern derselben ennde ansagen lassen, damit sy jn vnd vmb die dôrffer auf-

sehen, die schranckpaum, bey den dorffern auch die strassen, hôlltzer,

prückhen, fürt, steyg vnd wege besetzen vnnd fürlauffen, ob yemanndt vn-

bekannter, der verdechtlich wäre, zu ross oder fuess wolt durchkomen oder

hernach durchzüge oder auf vngewondlichen wegen durch sy betretten oder

gesehen würde, denselben aufhallten vnnd zu jrer gerichtsobrigkait bringen.

[Seitentitelfol. Il':] Der Erst tail

Vnd so vnnser straiffennd Rot vnd ambtleüt also züsamen stossenn oder

vnnser Ambtleüt ainer für sich selbs aynichs Raubs oder beschedigung gwar

werden vnd wie uorsteet nacheylen, wo sy dann für nott ansieht, mögen sy

allßdann die glogken vnd sturmm anschlahen lassen, vnd darnach durch

vnnser vnnderthan Vierer, Haubt- vnd Obleüt, oder schergen, so man die

gehaben mag, oder annder bekenntlich vnnd glaubwirdig person gepieten

lassen, bey anndern kirchen in der nähendt daselbst vmb vnd der ennden sy es

für nott ansieht auch anzeschlahen.

Doch sol man an kainem orth die glogken vnd sturmm leyten, dann do man

des Raubs, beschedigung oder nacheylens erjnnert vnd wie uorstet anze-

schlahen gepoten wirdet.

Wo man auch des bey vnnsern Slossen erfarung vnd wissen empfächt, Sollen

allßdann ettlich Püchssennschüss aus vnnsern Slossen gethan werden, damit

das gschray allenthalben in der gegennt, darjnn die Rauber oder beschediger

sein sollen, erôffennt vnd denselben deßtbas mit gutter Ordnung nachgeeylt

môg werden.

Es sollen auch vnnser straiffennd Rot oder Ambtleüt, die allso nacheylen,

allßdann on verzug fürschickhen zu vnnsern landgrenitzen, vrfaren,

prugkhen, steygen vnnd haymlichen wegen, der ennden.die Rauber jres ver-

nemens durchkhomen mûessen oder enntrinnen mochten, vnd allso densel-

ben fürpiegen.

29

 

Vnnd in welliches vnnsers Ambtmans oder Landsässenns gepieth sôllich

gschray, Es sey durch verkhünden oder mit dem anschlahen oder püchssen-

schiessen, vorberuerter massen kombt, Sopalld sy das vernemen vnnd hören,

sollen Sy die prügken, vrfar, fürt vnd steyg, auch die allt weg vnnd hôlltzer,

souil möglich ist, auch besetzen, vnnd ain yeder Ambt-

[Seitentitelfol. 12:] Das    XII    blat

man mit ettlichen seinen Gerichtsleüten vnnser straiffenden Rot oder Ambt-

leüten, so jmm nacheylen sind, gstracks zuziehen vnd beschaid von den-

selben empfahen vnd also vnnser Ambtleüt für sich selbs vnd vnnser Burger

in vnsern Stetten vnd Märckhten, auch vnnser Gerichtsleüt auffm lannd nach

haissen jrer ôbrigkait, mit ernnst vnd vleis in sôllichem nacheylen aneinann-

der fürschub vnd hillff thun, Vnnd in besonnder vnnser Ambtleüt vnd Raysig

ainer auf des anndern begern, So sy mued beritten sind, mit gerueten rossen

vnd knechten aneinannder fürsetzen vnnd nit abstellen noch nachlassen, bis

solanng die Rauber oder Beschediger erfaren, betretten vnnd zu Recht ange-

nomen, oder in annder wege die nottürft, souil möglich ist, darjnn gehandelt

werden môg vnd sich daran nichts verhinndern lassen.

Vnd damit diser Ordnung deßt stattlicher Vollziehung beschehen mog, So

haben wir mit den hochgepornnen Fürsten, vnnsern lieben vettern vnnd

s Wägern herren Ludwigen Chürfürsten vnd herren Fridrichen pfalltzgrauen

bej Rein vnnd Hertzogen in Bayren, gebruedern, auch jrer lieb Vitzthomben

zu Amberg vnd Neümarckht, Dergleich mit vermelltem hertzog Fridrichen

alls Vormünder seiner jungen vettern, vnd seiner lieb Statthalltern vnd Räten

zu Neüburg deßhalb ain sonnder früntlich aynung vnd verstandt gemacht,

Jn massen vnnser vorelltern in dergleichen fällen verschiner jar auch gethan

haben.

Wir wollen vnd gepieten auch, das vnnser Ambtleüt vnd Landsässen in ainem

yeden Gericht all vnnottürfftig strassen, holltz vnnd allt weg nun füran ver-

graben vnnd vermachen vnd die Fürt, Steyg vnd haimlichen weg verschlagen,

Darzu bey den Prügken vnd Vrfaren vleissig Ordnung vnd aufsehen bestellen

lassen, Damit sonnderlich an den vrfaren nyemanndt argkweniger vnd ver-

dechtlicher, zuuorab

[Seitentitel fol. 12':] Der Erst tail

bey nächtlicher weyl nyemannt vnbekannter übergefuert, noch über die auf-

gezogen prugken gelassen werde, dardurch die Rauber vnnd Beschediger

deßt weniger abwegs von den strassen sich haymlich bey der nacht in dem

Lannd verstossen oder daraus enntweichen mögen.

Vnd damit sôlchs dest bas verhûett môg werden, So sollen die Prugken über

die schifreychen wasser mit schlegthôren fürsehen vnd bey der nacht aufge-

30

 

zogen vnd versperrt, dergleich die Vrfar bey der nacht auch eingeschlossen

werden.

Jtem so yemannd in vnnserm Fürstenthumb auff den wegen vnd strassen

hindan von den Stetten, Märckten oder Gerichten beraubt wirdet, vnd die

leüt auf dem veld oder yemannd annder sólhs sehen oder vermercken würde,

oder der beraubt sôlhs den leüten anprächt vnd sich des beclagt, So sollen

derselben leüt ainer oder mer mit dem beraubten ze stunnd an zu dem nägs-

ten Gericht, Oder, wo das zu verr wäre, zu dem nägsten dorff lauffen, geen

oder reyten vnd sólhs den Ambtleüten, Vierern, Haubt- vnd obleüten oder

jrn Verwesern desselben dorffs oder fleckhens, souil der verhannden, an-

prinngen. Darnach sollen dieselben yemanndts glaubwirdigen aus jne mit-

sampt dem beraubten zu vnsern Pflegern, Richtern vnd Ambtleüten

derselben ennde amm nägsten gesessen, vnd in besonder des orts jrs ver-

mainens die rauber oder beschediger durchziehen muessenn, eylenndt

schicken, jnen die that verkünden vnnd dartzu für sich selbs sôlhs anndern

jrn nachparn auch ze wissenn thun, Jn vnnd vmb die dôrffer zu den schran-

nekpaumen ettlich stellen, dergleych zu den Prugkhen, Vrfarn, Steygen vnd

Strassen schicken, damit nyemandts argkweniger durchkomen môg, doch

dazwischen nit anschlahen, bis auf jrer ôbrigkait oder vnnser straiffennden

Rot oder Ambtleüt, so nacheylen, verrern beuelh wie obsteet.

[Seitentitel fol. 13:] Das    XIII    blat

Wo aber der beraubt vnd beschedigt sein beschedigung nit klaget, noch an-

brächt, noch anbringen wolt oder dôrfft, sopald dann sollich berauben oder

beschedigung an vnser pfleger vnd amptleüt lannget, oder sy des durch

yemannd annder erjnnert oder für sich selbs gewar werden, sollen sy nichtz

weniger wie uorstet auf sein vnnd nacheylen vnnd, souil in möglich ist, sich

der that halb an dem beschedigten aigenntlich auch erkunden.

Jtem dise Ordnung des nacheylens soll nit allain wider die Rauber vnd Be-

schediger alls vorstet, sonnder auch wider die Notzwinger, morder, lannd-

fridbrecher vnd die, so sich vnndersteen, yemand jmm land zu beuehden, zu

bekriegen vnd gwallt zuzefuegen, oder aus oder durch das Lannd fenngklich

ze füren, oder in gelübde vnd fengknuss auff widerStellung ze dringen, für-

genomen sein, vnd allso gegen denselben mit dem nacheilen allermass wie

wider die Rauber gehanndelt werden.

Vnnd zu hanndthabung vnd Vollziehung diser vnnser Ordnung, so ist aus er-

fordrung der notturfft vnnser ernnstlich beuelh vnd mainung, das all vnd

yegklich vnser Vitzthomb, Hawbtleüt, Pfleger, Richter, Cassner, Mauttner

vnnd annder vnnser Ambtleüt, dinstleüt vnd vnnderthan jre anzall knecht

vnnd pferd, so jnen nach vermog jrer bestanndtbriefe zû haben aufferlegt

sind, Nun füran allweg in gutter rüsstung hallten vnd jnnhallt diser vorge-

schribner Ordnung mit sonnderm vleis vnnd ernnst getrewlich hanndlen,

31

 

auch jrn raysigen knechten, So sy dye bestellen vnd aufnemen, die allso zu

uollziehen, vnd die Rauber vnd beschediger zu recht anzenemen vnnd

hanndthaben ze hellffen, in jren pflichten sonnderlichen einpinden. Weiher

Ambtman merers oder minnders stannds, kainen ausgenomen, nach verkün-

dung diser Ordnung sólhs nit thün vnd darjnn lässig vnnd seümig

[Seitentitelfol. 13':] Der Erst tail

erfunden würde, der sol in vnnser alls Landßfürstens vngenad geuallen sein,

wollen auch denselben darumb seines ambts enntsetzen. Darnach wolle sich

ain yeder vnser Ambtman wissen ze richten.

Doch wo sich begab, das vnnser Ambtleüt, Diener vnnd Vnnderthan ainer

aus Eehaffter wissenntlicher not in aigner person nit môcht nacheylen, so sol

doch derselb nichtz weniger sein knecht vnd rüsstung schickhen vnd sich

diser vermellter Ordnung gemäss hallten.

Vnd damit in dem nacheylen dest mer vleis gepraucht werde, sol denen, so die

rauber, beschediger vnd lanndfridprecher nyderwerffen vnd zu rechtlicher

fenngknuss bringen, derselben aygen, hab vnd güet, so bey jnen gefunden

wirdet, an vnser vnd menigklichs von vnsern wegen verhindrung nachuolgen

vnnd beleiben. Was sy aber geraubts vnnd verstolens guets bey jnen vinden,

das soll dem beraubten oder beschedigten wie Recht ist wider zugestellt

werden.

[1.19.] Von Purgation vnd enntschlahung des, der von wegen ains raubs,

Todschlags oder anderer übelthat vnd schedlicher sach halben in argkwan,

verdacht oder jnzicht ist

Wir wollen vnd gepieten auch hiemit in ernnst, das füran die, so ainichs tod-

slags oder annderer übelthat oder beschedigung halb in argkwan, verdacht

oder jnzicht sein, in vnnserm Fürstenthumb nit mer so liederlich zu der

purgation vnd entslahung jrer jnzicht, wie ettlich zeyther bescheen ist, sollen

gelassen werden, sonder wo sich ainer derselben zu thûn erpieten wirdet, sol

er durch vns vnd vnser hofräte, vnd in vnsern Vitzthombambten durch

vnnser Vitzthomb

[Seitentitelfol. 14:] Das    XIIII    blat

vnd Räte in hernach uerschribem formm verglayt werden. Es war dann ain so

gethan leychtuertig person, derhalben man besorgte, das sy sólher purgation

vnd entslahung der jnzicht nit nachkomen môcht, So sol demselben kain

glayt geben werden, Er thue dann nach erkanntnuss vnd mässigung vnnserr

hofräte vnd in den Vitzthombambten vnser Vitzthomb vnd rate sicherhait

vnd porgschaft, sólher purgation nachzekomen wie Recht ist, vnd darumb nit

ze weychen. Wo aber die selb person sólich sycherhait vnd porgschafft nit

thun noch gehaben mócht, So sol sy von stund an angenomen vnd bis zu

32

 

enndtlicher volpringung sôlher jrer purgation in ainer Stuben oder anderswo

wol verwart behallten werden.

Es sol auch füran kainer mer zu purgirn zugelassen werden, der wissenntlich

ainer that oder beschedigung schulldig ist.

[1.20.] Wie die, so in argkwan vnd verdacht sind, zu Recht sollen verglayt

werden

Es sollen füran in vnnsern vnd anndern Gerichten vnnsers Fürstenthumbs

Bairen den, so Maleficisch henndel auff in haben, oder die derhalben in ver-

dacht, argkwan oder jnzicht seyen, khain annder glayt dann zum Rechten

vnnd in nach uerschribem formm geben werden. Allso, das wir oder an vnser

stat vnnser Vitzthomb, Haubtleüt, Statthallter, Räte oder die dauon sôlh

glayt von ôbrigkait wegen zu geben gepürt, Bekennen, das wir oder Sy dem

N von wegen der jnzicht, der Er vnschulldig ze sein vermaint vnd deßhalben

gegen menigklich das Recht ze leyden erpüttig ist, Auf sein vnderthenig

ersuechen sycherhait vnnd glayt zu Recht, für gwallt vnd vnrecht gegeben

werden, für den N vnd alle die jhenen, so obuermellter Sachen halben zu

jme clag

[Seitentitelfol. 14':] Der Erst tail

ze stellen vorhaben mochten, vnd dartzu in gemain fürmenigklich, der wir

oder Sy zu Recht mächtig sindt vnnd der ennden wir oder sy zu glaiten haben,

doch der gestallt, das der vermellt verdacht N solich glayt dem Richter, in

des gerichtzwanng die that besehenen, vnd vor den er sich der jnzicht zu

enntschlahen schulldig ist, ansage, vnnd von demselben Richter ainen Recht-

tag, so Er nagst Gericht hellt, erlang vnd außbring, auch der oder die der

Sachen halb zu jme ze klagen vermainen, oder die von jme sôlh jnzicht auß-

geben haben, zu sólhem Rechttag erfordern vnd verkünden lassen, vnd allß-

dann gegen denselben vnd menigklich, wer jne darumb werd anklagen, das

Recht erstee vnnd sein vnschulld außfuere wie Recht ist, darnach wollen sich

all Ambtlewt vnd menigklich ze richten vnnd sôlh glayth an dem N ze

hallten wissen.

[1.21.] Den Raisygen vnd Fueßknechten, die nit dienst noch Versprecher

haben, Auch den zygeynern Jmm land ze wonen vnd vmbzeziehen nit zu

gestatten

Alls in des heiligen Reychs Lanndßfriden vnd Ordnung, vnd darauf von

vnnsern Vorfaren von wegen der Raisigen vnd füeßknecht, die nit dienst vnd

Versprecher haben, Auch der Zygeyner halben nachuolgenndt mainung vnd

gepot in zwayen Artigkln vergriffen, Jst demnach vnser. ernnstlich haissen

vnnd wollen mit Rathe vnnser Lanndschafft, das menigklich in vnserm

Fürstenthumb in laut vnd nach vermôg derselben gegen den Raysigen vnd

fueßknechten, die nit dienst noch Versprecher haben vnd sich verdechtlich

33

 

hallten vnd jrs wesenns vnd hanndlung nyemandt wissen hat, mit erjnndrung

des Lanndfridens ernnstlich hanndl, Deßgleich den Zygeynern, die dann den

Armen leüten aufm

[Seitentitel fol. 15:] Das    XV    Blat

lannde vil zwangs thün vnd schaden zuefuegen, in vnserm Fürstenthumb nit

mer hin vnd wider ze ziehen gestatt werde. Jnmassen dann deßhalben ver-

ganngner jar dergleych Lanndpot in hernach uerschribem formm außgann-

gen sindt,

Nemlichen:

Nachdem vil Raysyg vnnd füeßknecht seyen, der ains tails gar khain herr-

schafft haben, auch ettlich mit diennsten verpflicht, darjnn sy sich doch

wesennlich nit hallten, oder die herrschafft, darauf sy sich versprechen, jr zu

recht nit mächtig, sonnder jmm lannd jrem vortail vnd reytterey nachreyten,

Ordnen, setzen vnd wollen wir, das hinfüro sólh Raysig vnd füeßknecht nit

mer gedulldet oder aufennthallten, sonder wo die in vnserm lannde betretten,

sollen sy fenngklich angenomen, herttigklich gefragt vnd vmb jr mißhand-

lung ernnstlich gestrafft, vnd aufs wenigist Jr hab vnd guet genomen, auch

mit ayde vnnd pürgschaft nach nottürfft verpunden werden.

[1.22.] Verpot wider die zygeyner

Nachdem man auch ain lautter anzaygen hat, das die Zygeyner Erfarer,

Speher vnd kundtschaffter der Cristenhait seyen, hyerauf sollen sy sich aus

vnnsern lannden thun, sich der eüssern vnd darjnn nit mer vinden lassen.

Wo sy aber weytter darjnn betretten vnd yemands mit der that gegen jnen ze

hanndln fürnemen würde, der sol gegen vns vnnd seiner obrigkait oder herr-

schafft daran nit gefräuellt oder vnrechts gethan haben.

[Seitentitel fol. 1Ï:] Der Erst tail

[1.23.] Das vnbekannt vnd argkwenig leüt, so sy in die Stett, Merckt,

Tafern oder heüser aufm lannd komen, der Obrigkeit angesagt vnd nit über

zwen oder drey tag beherbergt sollen werden

Weytter Ordnen vnd wollen wir, das in vnsern Stetten vnd Märckhten, auch

in vnnsern Lanndgerichten all vnnd yeglich vnnser Ambtleüt vnd Landsäs-

sen, die gerichtsverwalltung, Tafern vnd Schennckstat haben, verfugen vnd

bestellen, das nyemandt vnbekannter vnnd argkweniger zu Ross oder fuess in

Stetten, Märckhten, Gerichten, Tafern vnnd anndern heüsern aufm Lannd

weder haymlich noch of fennlich über nacht beherbergt, Es werde dann sôlhs

durch den, der 68denseben Gast beherbergt, der obrigkait oder dem Ambt-

68   1516: »denselben«.

34

 

man desselben ortts ze wissen gethan, vnnd gelegenhait desselben Gassts

wargenomen vnd souil möglich ist erkhundet. Vnnd wo geuärlichait gespürt

oder erfunden wirdet, Allßdann gegen demselben gasst mit fengklicher an-

nemung oder in annder gepürlich wege, nach gestallt des Verdachts oder

argkwenigkait, die nottürfft fürgenomen vnd gehandlt. Es sol auch ain sôlh

vnbekannt oder verdechtlich person über ain nacht, zwo oder drey an ainem

orth ausserhalb redlicher vrsach nit 69gedudllt werden.

[1.24.] Lanndpot von wegen der Singer, pfeiffer, schalchßnaren, spilleüt

vnnd anderer hofirer

Vnns ist zu mermalen angelanngt, wie gemaine vnser landschafft aller

Stenndt durch die Singer, Pfeiffer, Lautenschlaher, Geyger, Sprecher,

Schalckßnarren vnd annder

[Seitentitel fol. 16:] Das    XVI    blat

spilleüt vnd hoffirer in jrn heüsern, auch in den herbergen vilfelltigklich vnd

täglich überlauffen, dardurch sy nit allain zû uergebnen Cossten gepracht,

sonnder merers vnrats vnd übels mit einlegung fewrs, auch verräterey vnd in

vil ander wege bey solichen leychtuertigen leüten besorgen muessen. Das

vnns aber in vnnserm Fürstenthumb allso lennger zu gedullden khains wegs

gemainet, Sonnder es ist darauff mit Rathe vnnser Lanndtschaft vnnser

beuelh vnd maynung, das solichen vorberuerten vnd allen anndern der-

gleychen Spilleüten vnd Hofirern füran genntzlich verpotten sein sol, das sy

weder Prelaten, die vomm Adi, burger, noch yemanndt anndern Geystlichs

noch Welltlichs stanndts, weder in den Clostern, Slossen, Sitzen, noch

anndern jren wonungen, auch weder jnn Wirtzheusern oder Tafernen, Es sey

auf jarmärckhten, hochzeyten, kirchtägen, in stetten, märckhten oder aufm

lannde, mer sollen überlauffen noch beladen, Es würde dann derselben

Spilleüt oder Hofirer ainer darumb sonnderlich ersucht oder bestellt. Wo

auch ain Wirdt, es sey in Stetten, Märckhten oder aufm lannde, aynichen

solichen Spilman oder Hofirer in seinem hawss hierüber wissenntlich ennt-

hallten vnd hofirn würde lassen, Derselbig Wirdt sol von seiner gerichtz-

ôbrigkait des orts, allß offt es geschieht, vmb ain pfund pfenning vnnser

münss vnnachläßlich gestrafft werden. Auch ain yeder wirdt denselben, so sy

bey jme hofirn wollen, diss vnnser gepott eröffnen vnd zu erkennen geben

vnnd guetlich abweysen. Wo aber einer darüber eindringen vnd ye hofirn

wolt, dem sol on uerziehen sein instrument, damit er zu hofirn vermaint, ge-

nomen, vnd dartzû aus dem hauss gestossen vnd wegk gejagt werden. Auch

souerr ainer darüber aufruerig oder drolich ze sein vermerekht würde, der sol

69   1516: »gedult«.

35

 

von der gerichtzóbrigkhait des orts es geschieht mit fenngklicher annemung

vermögt werden, damit er frid hallt vnnd gebe, vnnd on gute nottürfftige Ver-

sicherung nit außgelassen werden.

[Seitentitelfol. 16':] Der Erst tail

[1.25.] Die starekhen vnd frembden Pettier, Stationirer, kermisirer, lannd-

stertzer vnd ander dergleich argkwenig leüt jmm lannd nit zu gedullden

Vnd alls in des heiligen Reichs Ordnung weyter (nit on sonder mereklich vnd

nottürfftig betrachtung, auch durch weilennd vnnsèr vorfarn) fürgenomen

vnd gepoten ist, das die stareken petler, stationirer, kermisirer, landstertzer

vnd ander verdechdich muessiggeend person in den Stetten, Märckten, Tafer-

nen vnd allen anndern fleckhen vnd heüsern lennger nit dann ainsten über

nacht beherbergt vnd allain auf den gewónndlichen strassen jnen der durch-

gang gestatt werden sol, das aber bißher in vnserm Hertzogthumb nit gnug-

samlich gehallten, sonnder jnen in allerley gestallt freyer durchzug vnd das

hausirn vnnd pettln auf den offenn jarmärekten vnd vor den kirchen vnuer-

wórt hin vnd wider gestatt vnd nit souil aufsehens, wie sich wol gebürt, auf sy

gehallten worden. Vnd aber sólhs in erwegung der swären leüff, vnd in be-

sonnder, das ettliche jar her an vil orten jn vnd neben vnnserm Fürstenthumb

mereklich vnd gross prunst beschehen, darjnn die vermellten person vaßt

verdacht vnnd verargkwonnt werden. Demnach haben wir vns mit vnnser

Landschaft deßhalben vnnderredt, Ordnen vnd gepieten hierauf mit gantzem

ernst, wo nun füran die stareken petler, stationirer, kermisirer, landstertzer

vnd ander dergleich vnbekannt person, in geystlicher oder welltlicher

bekhlaidung, bey vngewônndlichen oder vmbschwaiffennden wegen gesehen

werden, sich verdechtlich oder mer dann ain nacht in vnnserm lannd, in stet-

ten oder märckten, gerichten, tafernen, hofmarchen oder andern fleckhen

enthallten vnd allso pettlen vmbgeen, Allßdann dieselben ze stund an

fenngklich anzenemen vnd zu besuchen, ob jehts weiters, das argkwan auf jm

tregt,

[Seitentitel fol. 17:] Das    XVII    blat

bey jne gefunden werde, Auch Jr verdechtlich hanndlung allßdann an die

obrigkait, der die Gerichtsverwalltung züsteet, on verzug lanngen zu lassen,

vnd denselben gefanngen dieweil in verwarung behallten bis auf weyttern der

obrigkait beuelh.

Wo auch solh verdechtlich person in den Hofmarchen betretten oder erfarn

werden, sollen die Hofmarchherren solh fenngklich annemung, besuechung

vnnd erfarung des Verdachts allßdann auch thün, Vnnd souerr Maleficisch

Sachen bey jne gefunden werden, dasselbig vnnsern Lanndrichtern verkün-

den, die allßdann von lanndgerichts wegen an den Hofmarchherren begern

36

 

sollen, sólhe person nach hofmarchs Recht vnd gebrauch, auch jnnhallt ge-

mainer Lanndschafft erclärten freyhait in das Lanndgericht zu anntwurten.

[1.26.] Wie man es mit den gemainen Pettlern vnd jrn kinden in dem lannd

geporn hallten sol

Dieweyl aus obgemellten vrsachen vnnd anndern vnzymlichen leychtuerti-

gen Sachen sich vil leüt des pettlen vnndtersteen, ordnen vnd wollen wir, das

nyemanndt in vnnserm Fürstenthumb, Stetten vnnd Märckhten vnnd auf

dem Lande zu pettln gestatt werde, der nit mit wissenlicher swacheit oder

geprechen seins leibs beladen oder zu arbaiten geschickt vnd allso pettlens

vnd allmusens nit nottürfftig ist.

Es sollen auch der Pettier kinder zeytlich, so sy Jr prot zu uerdienen ge-

schickht sein, an ainem yeden ennde, Nemlich auf dem lannd vnnser Ambt-

leüt ain yeder in seinem ambt, vnd in den Hofmarchen die Hofmarchherren

derselben Hofmarch, vnd in den Stetten vnd Märckhten ain Burgermayster

vnd Rathe derselben ennde von den petlern oder

[Seitentitel fol 17':] Der Erst tail

pettlerin genomen, zu handtwerchen oder sonnßt zymlichen diennsten oder

pawrßarbait geweyst vnd dartzu gehallten werden, damit sy nit allso für vnd

für dem petti anhangen.

Man sol auch hinfür khainen pettier mer pettlen lassen, Er hab dann des

glaubwirdig vrkhünd von seiner herrschafft; Jst er vnnder vnns, von vnnsern

Pflegern; Jst er aber vnntter ainem Prelaten, Edlman, Statt oder Marckth, das

er von denselben auch ain sólhe vrkhund hab. Weihe vrkund von desselben

obrigkait ausserhalb gnügsamer vnd gründtlicher besichtigung vnd erfarung

nit gegeben sol werden. Wo aber der Pettier die hat, allßdann mag er jmm

Lanndtgericht, oder der Statt oder Marckht darauß Er geporen oder erzogen

ist, vnnd sonnßt weytter nit pettlen. Es sol auch in sonnderhait füran gar

kainem auslennder, auch den jnwonern, die nit wie ob steet von jrer herr-

schafft zaichen haben, in vnnserm Hertzogthomb Bayren bey schwärer straff

zû pettln mer gestatt, sonnder daraus gepotten werden.

[1.27.] Von Straff der Rumorer

Nachdem vnns zu mermaln anbracht ist, wie sich allenthalben in vnnserm

Fürstenthomb, vnnd sonnderlich auff dem lannde, auf hochzeyten, jar-

märckhten, kirchtägen vnd bey den tänntzen, die dann durch den gemainen

Bawrßman, vnd, alls vnns anlanngt, an ettlichen orthen mit Püchssen, Ärmst,

lanngen Spiessenn, Helmparten, Wurffhagken, pleykugelen, hiernheüblen,

puchhandtschuch, pantzerstrichen vnd andern vnzimlichen worn vnd har-

nasch zetragen in grosser menig besucht werden, vii Rumor vnd gefecht,

auch dadurch zu Zeiten todschleg, swär leibschäden vnd ander vnrat entsteen,

37

 

Darauf ordnen vnd wollen wir hiemit in ernst, das nun füran auf allen vnd

yeden hochzeiten, jarmärckten, kirch-

f Seiten titel fol. 18:] Das    XVIII    blat

tagen vnd tänntzen allen pawrsleüte obuermellt vnd annder dergleich vnzym-

lich wór vnnd harnasch ze tragen verpotten sein sollen. Wo sy aber hierüber

damit auf sôlhen versamblungen werden betretten, so sollen jnen dieselbigen

vnzymlichen wore vnnd harnasch durch die herrschafft des orts es beschicht

zu straff genomen werden.

[1.28] Wie man in grossen versamblungen Frid pietten vnd berieffen sol

Auch haben wir vnns mit vnnser Landtschafft weyter veraint, Ordnen vnd

wollen, das füran auf allen hochzeyten, jarmärckhten, kirchtägen vnd tännt-

zen vnd bey allen andern versamblungen des volcks durch vnnser, auch der

hofmarch vnnd annder gerichtzherren Ambtleüten von erst, Nemlich allß-

pald der gotzdiennst volpracht ist, mit gantzem ernnst frid ze hallten gepot-

ten werde, Auch des zu ainem anzaigen von stund an ain fenlein offennlich

aufsteckhen, dabey ain yeder, ob er gleich erstlich bey dem berueffenn des

Fridpots nit war gewest, den Frid erkennen, vnd sich deßhalben der vn-

wissennhait nit enntschulldigen möge; desselb fenlein sol auch allßlanng

dieselben kirchtäg, jarmärckt, hochzeyt oder tänntz wem steckhen beleiben.

Darauf dann allso ain yeder vnd menigklich sein aufsehen haben vnnd

kheinerley fräuel weder mit schlahen, werffen oder ayniche andere gewallt-

samen that brauchen noch ueben sol. Weiher oder weihe aber darüber nit Frid

hallten, sonnder solh fridpott verachten vnd aynicherley fräuel darüber be-

geen würden, der oder dieselben sollen nach gestallt jrer Verhandlung von der

herrschafft des orts, do die Rumor geschieht, ernnstlich wie sich in sôlhem

wol gebürt 70gastrafft werden.

Hye enndet sich der Erst tail diss Buechs.

[fol. 18':]

Hernach uolgt der Ander tail diss buechs, darjnn sind vergriffen Gesatz

vnd Ordnung ettlicher recht, gewonheit vnd gebreüch jmm lannd ze

Bairen

[Seitentitel fol. 19:] Das    XIX    blat

70   1516: »gestrafft«.

38

 

[ILI.] Wie füran übelthäter vnd schedlich leüt angenomen vnnd gerecht-

uerttigt sollen werden

ALls wir bericht sind, das auff die rechtuertigung der schedlichen leüt Etwo

uil swär vnnd vnnütz Cosstung vnd zerung geen vnnd geschehen, Dardurch

dann dieselben beschediger bißhere yezüzeiten dest weniger gerechtuerttigt

vnnd zu jrer gepürlichen straff bracht sein, Sollichs zufürkommen, so ordnen

vnd wollen wir hyemit, dz durch vnser Pfleger vnd Richter in jrn Ambten

vnd gepieten nyemanndts genôtt sol werden, ainen schedlichen man zu

rechtuerttigen. Sonnder wir alls Lanndßfürsten wollen alls gnädig beschützer

vnd beschirmer vnser lannde vnd leüt solich Maleficisch rechtuerttigung

(vnangesehen, das der brauch in ettlichen Gerichten bißhere annderst geweßt

ist) aus Landßfürstlicher obrigkait auf vnser selbs Costung thün vnnd sollich

rechtuerttigung füran allso bey allen vnnsern Ambtleüten zu geschehen ver-

fuegen. Wo auch yemanndt ainen schedlichen man aus freyem willen recht-

uerttigen wolt oderyemanndt ze fahen frümbt, der sol dem Ambtman dessel-

ben orts für die Atzung ain wochen drey schilling pfenning Müncher vnnser

lanndßwerung vnd nicht mer zu geben schulldig sein.

[Seitentitel fol 19':] Der Ander tail

[H.2.] Das füran nyemandts on gnugsam anzaygen fenngklich angeno-

men, noch peynlich gefragt werde

Wir wollen auch vnd ist vnnser ernnstlich maynung, das füran nyemandt aus-

ser offner oder wissenntlicher warer that oder offenns wesenns, gemainen

rueffs oder gnügsamer jndicia vnnd anzaigung durch vnnser Ambtleüt oder

yemandts anndern in vnnserm lanndt angenomen, noch on vnnsern oder

vnnser hofräte oder vnnser Vitzthomb vnd rate besondern beuelh peinlich

gefragt werden sol, bey vermeydung vnnser swären straff vnd vngnad. Es

wäre dann sach, das ain that oder beschedigung so offennlich vnd vnwider-

sprechlich vor äugen, allso das sich an demselben thäter nit zu uergreiffen

sonder zu besorgen wäre, das durch die verlenngerung, gen Hofe zu

schicken, yemanndt gewarnnet oder ichts versaumbt würde, So mögen

vnnser Pfleger vnnd Richter die frag nach gelegennhait vnnd gestallt der

Sachen fürderlich zugeschehen verfliegen, vnd sólhs allßdann on uerziehen

an vnns vnd vnnser hofräte, vnnd in vnnsern vitzthombambten an vnnser

Vitzthomb vnd Räte gelanngen lassen.

[H.3.] Wer bey den peynlichen fragen sein sol

Wo man ainen schedlichen man, auf des anclagers begern oder von obrigkait

wegen, als obstet fragen wil, so sollen allweg der Pfleger oder Richter, mit-

sambt etlichen rechtsytzern auffm land, vnd wo es in ainer Statt vnd marckt

ist, ettlich vomm Rate, der zum wenigisten zwen sein sollen, Auch Gericht-

schreiber vnd Schergen desselben gerichtz dabej sein, auch solh frag, wo es nit

39

 

in ainer Statt oder Panmarckt ist, an dem ennde besehenen, daran oder dabey

der

[Seitentitel fol. 20:] Das    XX    Blat

Pfleger, Richter, Gerichtschreiber vnd die Ambtleüt jr gewónndlich wonung

haben, vnd jnen, noch yemanndt anndern, darumb kainerley mal noch ander

besonder belonung zu geben schulldig sein.

[H.4.] Das die Pfleger, Richter vnd annder Ambtleüt füran die vorder-

kandl oder abschidwein nit mer nemen sollen

Wiewol vnnsern Pflegern, Richtern, Casstnern vnd andern Ambtleüten

mermals verpotten ist, das Sy von den partheyen, so sy die zu uerhór für sy

beschaiden, kain vorder viertl wein alls sys nennen, noch ainich annder

zerung darumb nemen sollen, So sind vns doch hierüber von den Armen

leüten aufm lannd klag fürkomen, das sôlhem verpot wenig bißher gelebt sey,

Vnd jr etlich diser zeit nit allain von der vordrung die vorderkandl, sonder

auch abschidwein begern vnd nemen, vnd dannoch die Sachen vnd jrrung

zwischen den partheyen zûzeyten gôetlich nit verhören vnd noch vil mynn-

der in der guetigkait richten, sonder aufschieben, vnd allso mit vleis mer tag

darjnn machen, dardurch vil vnnützer zerung, Cosstung vnnd vorderwein

den partheyen über die henndl lauffen vnd dannoch vnuertragen beleiben.

Man nenne auch sôlhen wein yetz nymmer vorderwein, sonder täding vnd

Eeruiertl, das vns nit vnpillich befrembdt. Vnd seyen demnach mit vnserr

Lanndschafft zu Rat worden, ordnen vnd setzen darauffvesstigklich, das nun

füran kain vnnser Ambtman noch derselben vntterambtleüt vnd verwonnten

von aynicher vordrung, abschids oder Vertrags wegen, kainen vorder- noch

abschidwein, Eer- noch teydings viertl mer nemen, noch anstat desselben

aynnich schannckung, noch jehts annders, wie das erdacht oder genennt mag

werden, darumb eruordern noch begern, oder

[Seitentitel fol. 20':] Der Ander tail.

darumb aynich verhöre oder vordrung geuärlich erlenngern vnd aufschieben

sollen. Es würde dann ain sach guetlich durch sy vertragen, sol yede parthey

dem Pfleger, Richter oder Casstner, der die sach vertregt, zehen pfenning

müncher werung zu uertrincken geben, Aber sonnst weyter yemannts jehts

schulldig sein. Weiher vnnser Ambtman aber sólhs überfarn vnd sich des

wissenlich zu jme erfinden würd, der sol alls ain verprecher der Erclärten

landßfreyhait gestrafft vnd in vnnser vngnad geuallen sein.

Dergleich sollen es vnnser Lanndsässen in jrn Hofmarchen vnnd Gerichten

bey vermeydung obuerschribner Pene auch vesstigklich hallten.

40

 

[H.5.] Von der Pfleger syglgellt, der Gerichtschreiber schreibgellt vnd der

Fronpoten vnd schergen Ion auf dem lannd

Alls vns vnd vnnsern Räten von vnsern vnntterthanen mermals klag für-

komen sind, wie vnnser Pfleger, Richter vnd Gerichtschreiber mit dem sygl-

vnd schreibgellt, auch die fronpotn mit jrm Ion die leüt in sonderhait aufm

land übernemen vnd beswären, Demnach haben wir mit Rathe vnnser Lannd-

schafft jnen hernachuerschribne mass gesetzt.

Vnnd nemlich so sollen vnnser Pfleger vnnd Richter aufm lannd füran über

hernach angezaygte anzal gellts zu syglgellt nit eruordern noch nemen:

Von ainem Vrtl oder Gerichtzbrief Vier schilling pfenning.

Von eym Geding gen hof zu uerschliessen zwen schilling pfenning.

Von ainer Appellation an das Kayserlich Camergericht ain pfund pfenning.

[Seitentitel fol. 21:] 71Das    XXI    blat

Von ainem Ganntbrief, wo die haubtsach vntter zwaintzig pfund pfenning ist,

ain halb pfund pfenning.

Jst aber die haubtsach über zwaintzig pfund pfenning, ain pfund pfenning.

Von verttigung ains khauffs, 72ainer übergab oder vrkünd ainer Eelichen

gepürd, so vor gericht beschicht, ain halb pfund pfenning.

So sich yemant ainer jnzycht enntschlecht vnd des ainen gerichtzbrief

nymbt, dauon ain pfund pfenning.

Von ainem Compaßbrief vierundzwaintzig pfenning.

Von ainem yeden zeugen, rechtlich zu uerhórn, acht pfening.

73 Vnd von anndern gemainen briefen, alls Sprüchen, keüffen, heyraten, quit-

tungen vnnd dergleichen briefen, Souerr die sach fünfftzig pfund pfenning

oder darüber betrifft, ain halb pfund pfenning. Vnd wo ain sach nit fünfftzig

pfund erraicht, zwenunddreyssig pfenning vnd nit mer bej schwärer vnser

straff zu besigln geben noch genomen werden.

[H.6.] Hienach uolgt Mässigung der Gerichtschreiber belonung auffm

lanndt, auch jn Stetten vnd märckten, da deß hieuor khain Ordnung ist

So der Richter ainem durch ain schrifft zum rechten verkünden läßt, dem

Gerichtschreiber vomm verkündbrief ze schreiben, zehen pfenning.

Von ainer Clag, in das Gerichtpuech einzeschreyben, vier pfenning.

Von ainem Vrtlbrief sechtzig pfenning. Es wäre dann der gerichtzhanndl

so müedsam vnd lanng, allßdann sol der Richter, wieuil man dem Gericht-

schreiber darumb geben sol, zu massigen macht haben.

71        1516: ebenfalls fol. 21, jedoch falsche Seitenzählung »Das   XXII   blaul

72        1516: »ainer übergab ...[bis]... gepürd,« fehlt.

73        1516: Der ganze Absatz lautet lediglich: »Vnd von anndern gemainen briefen,

Sprüchen, keüffen, heyraten, quitbriefen vnd dergleichen zu sigln XXXII. pfening«.

41

 

[Seitentitel fol 21':] Der Ander tail

Von ainer appellation vnnd Geding, gen hof zu uerfertigen, darein die parthey

jr red vnd widerred in schrifften verschliessen, zwenunddreyssig pfenning.

74 Wo er aber den Gerichtzhanndl des gedings nach lengs schreibt, sechtzig

pfenning.

Es wäre dann die hanndlung so lanng vnd mûedsam, sol es abermals bey

mässigung des Richters steen.

Von ainer Appellation, in das Kayserlich Camergericht zu uerferttigen, sol

die mässigung steen bey dem Richter vnd Rechtsprechern, oder vomm

gantzen plat, da die zeil vnd wort nit geuärlich zu weyt von einander geschri-

ben sein, zu schreiberlon acht pfenning.

Von ainem Compaßbrief zwaintzig pfenning.

Von ainem gemainen sprüch-, heyrat-, kauff-, schulld- oder dergleychen

briefen xxxij pfenning, oder biß in den xlij, doch darüber nit. Es wäre dann

der brief so lanng, sol es bey des richters oder der sprüchleüt mässigung

bsteen.

Von ainem schuld- oder quittbrief auf papir xxij pfening. Es wäre dann sôlli-

cher brief so lanng, sol es wie uor steet gemässigt werden.

Von ainem yedem zeugen zu uerhorn vnd sein sag auffzeschreiben, sechs

pfenning.

Vnd von abschrifft der zeugen sag sol nach mässigung des Commissaris oder

Richters genomen werden.

Von ainer porgschafft, in Gerichtzpuech ze schreiben, ye von ainem porgen

drey pfenning.

[U.7.] Der Fronpoten vnd Schergen Ion

Von ainer guetlichen vordrung oder ainem fürpot zu Recht vier pfenning.

[Seitentitelfol. 22:] Das    XXII.    blat

Vnd dartzû, so es über lannd ist, von ainer meyl hin vnd wider acht pfenning.

So er ainen pfenndt, zu pfennterlon zwelff pfening vnd dartzu, wo es über

lannd ist, von der meyl wie oben.

So er ainen fenngklich annympt, hinein zwelff pfenning vnd vomm heraus

lassen auch zwelff pfenning.

Von ainem gefanngen ain gantze wochen für die Atzung drey schilling

pfenning, thüt ain tag dreytzehen pfenning.

Doch sollen die pfenning durchaus jmm land nach Bayrischer vnd oberlenn-

discher münss vnser landswerung vnd an keinem orth nach regenspurgern

gerechent werden.

74   1516: fol. 2V.

42

 

Auch dise gepot nit allain vnser pfleger, Richter, Gerichtschreiber vnd Ambt-

leüt, sonder vnser landsässen vnd jre Ambtleüt in den Hofmarchen auch

pynnden vnnd dermassen hallten.

[H.8.] Uon gebrauch vnd scharwerch des Hofstroes zu München vnd

Lanndßhuet

Jtem von wegen des stroes, so gen München vnd landshüet zu vnsern hofen

gefuert wirdet, Jst vnnser maynung, wo in vnnserm namen des Stroes zu

fuern begert wirdet, vnnd vor daselbst khain annder scharwerch, dann allain

mit dem stro beschehen ist, da sol sôlh stro nochmals genomen, gefuert vnnd

khain annder scharwerch begert werden. Wo aber das stro vormals genomen

vnnd dartzu die scharwerch auch beschehen warn, so sol es fürter auch allso

gehallten werden.

[Seitentitel fol. 22':] Der Ander tail

[H.9.] Das Nun füran ain yeder Lehenherr über seine lehen selbs sol syglen

Nachdem sich nach vermóg vnd geprauch der lehenrecht gepürt, das all ver-

schreibung vnd handlung über die lehengueter mit der lehenherren hannd

vnd besiglung auffgericht vnd bekrefftigt sollen werden, Das aber bißhere zu

vilmalen nit beschehen ist, dardurch vns vnd vnsern lanndsässen, so lehen

haben, vnnsere vnd jre lehen mermals verschwigen vnd verlorn sind worden,

Demnach haben wir mit Rate vnser landschafft fürgenomen, ordnen vnd

setzen: So füran ain lehenman seine lehengueter verkauffen, verpfennden,

versetzen, übergeben oder in annder wege veränndern oder ainen zinss oder

jchts annders darauß verschreiben wil, das derselb lehenman sôlichs mit

wissenn vnd bewilligung seins lehenherrns handln vnd die brief vnd ver-

schreibung mit desselben seines lehenherrns oder dem er es beuilcht jnnsygl

auffrichten vnd verttigen sol bey verwürckung des lehens, das der lehenherr,

wo solhs wie uor steet nit beschicht, Darumb zu straff, wie recht ist, beklagen

vnd einziehen mag.

[11.10.] Uon besyglung der brief zwischen sonndern personen

Jtem Was sonnder personen miteinander zûthun gewinnen, in keüffen,

teydingen oder anndern Sachen, die vorm Pfleger oder Richter des Lanndt-

gerichts, darein die Sachen gehorn, nit beschehen, die mag ain yeder erber

man, der sygl hat, wol sygln, on jrrung des Pflegers oder Richters, doch vns

an vnnsern óbrigkaiten vnuergriffen. Was aber Sachen vor einem Pfleger,

Richter oder Casstner gehandlt werden oder sein Ambt beruern, die sol vnser

Pfleger, Casstner oder Richter vor andern syglen.

[ILI 1.] Uon besyglung der Vrfechdbrief

Jtem Es sollen füran vnser pfleger oder Richter kain vrfechd, so ain gefangner

in jrn Gerichten vnd vor jnen über

43

 

[Seitentitel fol. 23:] Das    XXIII    blat

sich gibt, sygln, sonnder durch annder syglmässig Person ferttigen lassenn.

Vnnd allso sollen es die Hofmarchherren vnd Jr Richter auch hallten.

[11.12.] Das khainer in ainer frembden sach Schreiber vnnd sygler sey

Deßgleichen ist vnnser mainung, das füran nyemandt mer in vnserm lannd,

Er sey vnser oder annder Richter, Gerichtschreiber, noch yemand, ausserhalb

seiner aygen Sachen kaynen briefe, den ainer selbs schreibt, dartzu sygln sol,

sonnder die besyglung allßdann durch ainen andern beschehen lassen.

[11.13.] Vmb güllt, darumb nit brief verhannden sind

Jtem Ob yemannds ainer Güllt, darumb er nit brief vnnd jnsygl hat, in

wissennlichem jnnhaben war, Demselben sol nach dem lanndßgebrauch zu

gelassen sein vnd durch vnnser Richter, Ambtleüt, auch Hofmarchherren ge-

statt werden, darumb ze pfennden, dartzu jme auch die Ambtleüt desselben

Gerichts, herrschafft vnd hofmarch auf sein ersuchen hillflich sein sollen.

Doch dem gegentail das recht in der haubtsach fürgesetzt sein vngeuärlich.

[11.14.] Wie füran Vormünder vnd Gerhaben zugelassen, gegeben vnd ver-

ordent sollen werden

Jtem der Gerhaben vnd Vormundschafft halben ist vnser maynung, das es

füran allennthalben in vnnserm Fürstenthumb damit allso gehallten werden

sol. Wo der vatter in seinem leben seinen kinden in crafft ains testaments oder

letsten willens Gerhaben oder Vormünder geordennt hat, das dieselben

Gerhaben oder Vormünder zu sollher Gerhab vnd Vormündschaft on jrrung

sollen gelassen werden.

[Seitentitel fol. 23':] Der Ander tail

Wo aber der vatter den khinden nit Vormünder setzt, So sol die obrigkait,

dem die khind von gerichtz wegen vnntterworffen sind, die nägsten fründt

von vatter vnnd muetter, so dartzu geschickht sein, verordnen, der khainer

sich sólher Vormündschaf ft anzenemen enntschulldigen mag, Er hab dann

fünff oder mer Eeliche khind, oder sey dauor mit so schwärn Vormündschaff-

ten beladen, Derhalben er dauon pillich enntladen werden mag.

Wo aber vnntter der fründtschafft nit teüglich person gefunden oder den

waysen beschwärlich oder schedlich vermerckt würden, So sollen jnen

annder nützlich vnnd teüglich zu Vormündern geben, damit die kind vnd

waysen desterbas vor schaden vnd verderben verhuett werden.

44

 

[11.15.] Das die Vormünder jre pflegkind mit derselben nägsten fründt rat

vnd willen verheyraten mögen

Wir lassen auch zu, das die Vormünder jre pflegkind, doch nit annders, dann

mit jrer nägsten fründt rat vnnd willen verheyraten mögen, Souerr dieselben

fründt darjnn nit jrn aygen nütz vnnd vortail suechen, Auch die kind an zym-

lichen vnd nützlichen heyraten nit vnndersteen zu uerhindern. Dergleichen

sollen es die Preläten, vomm Adi vnd stett vnd Märcht in jren gerichtzobrig-

kaiten auch thün.

[11.16.] Das die Vormünder iärlich rechnung thun sollen

Es sollen auch die Gerhaben vnd Vormünder, So es die ôbrigkait oder die

fründ für nütz vnnd not ansieht, alle jar jrs einnemens vnd außgebens der

ôbrigkait desselben orts oder allain den nägsten fründten mit wissen der

obrigkait wie sich gepürt rechnung thun.

[Seitentitel fol 24:] Das    XXIIII    blat

[11.17.] Das die wittiben jrer kind Vormund sein mögen

Wir wollen vnd gepieten auch sonnderlich, souerr füran ein wittib nach

absterben jrs haußwirts jren wittibstuel nit verrückhen, sonnder sich der

erberkait vnnd frümbkait gern bey jrn kindern denselben zu nütz vnd gut

enthallten wolt vnd deßhalb dauor 75kain besonndere Ordnung durch jren

Eeüogt auff gericht wäre, das sy allßdann vnuerhindert menigklichs, allßlanng

sy jrn wittibstandt nit verkret, noch den kinden schedlich ze sein vermerekht

wirdet, dabey gelassen sol werden.

[11.18.] In was zeyt nach dem lanndsrechten jn Bairen 76füran Gwerschafft

beschehen sol vnd nütz vnd gwer ersessen wirdet

Wir setzen vnd ordnen mit Rate vnnser Lanndstchafft: wer dem anndern sein

guet ze khauffen gibt, Es sey aygen oder lehen, der sol des füran sein Gwer

sein vnd jme das vertagen vnd veitretten mit dem rechten ob es ansprach

würde. Nämlich für die jmm Lannd drey jar vnd für die ausser lannds sechs

jar, alls des lands Recht ist77, vnd damit hat der khaüffer gegen menigklich

sein Nütz vnnd Gwer ersessen, wo auch allßdann yemandt hernach käme,

der zu den verkaufften guettern rechtlich sprüch oder vorderung ze haben

vermainet, demselben sol der verkaüffer vnd nit der kaüffer ze antworten

schulldig sein wie recht ist.

75        1516: »kain besonder vertrag aufgericht war«.

76        1516: »füran rechtliche nütz vnd gwere mag ersessen vnd erlanngt werden«.

77        1516: Absatz endet hier.

45

 

78[II. 19.] Wie nach dem landsgepraüch in Bairen die Erben an die keüff

steen mögen

Wer aygen guet hat vnnd das verkaüffen wil, der sol es die nägsten Erben vnd

fründt anpieten, Vnnd souerr sy

[Seitentitel fol 24':] Der Ander tail

sich des kaüffs vnd bezallung miteinander derselbigen zeit vertragen mögen,

so sol es darbey beleiben, konnten sy sich aber sollichs kaüffs vnd der

Summa, auch der bezalung, nit verainen, dardurch der kaüff desselben mais

zerschlagen vnd nit fürgengig würde, alßdann mag der verkaüffer sein aygen

guet ainem anndern vnd frembden wol anpieten, der jm in der ersten bis in die

vierdten syppt nit gefründt ist, doch dieselb vierdt syppt hyemit eingeschlos-

sen sein.

Vnd wo sich allßdann der verkaüffer mit demselben frembden ainer kaüff-

summa veraint oder das guet kaüfflich zugestellt hat vnd sich darnach die

erben oder fründt in obuermellter sipptsal (darjnn allweg die nägsten in dem

grad oder sipptschafft auf jr ersuechen vorgeen sollen) bemellte abgeredte,

verainte oder empfangne kaüffsumma dem verkaüffer allermass wie der

frembd zu bezallen erpeüt; Alßdann sollen dieselben erben oder freündt an

den kaüff zuesteen in jar vnd tag wie von aliter jmm gepraüch herkommen ist

züegelassen werden. Doch das die erben, so den kaüff annemen, sôlichen

kaüff jne selbs vnd nyemandt annderm zu nütz oder geuallen annemen. Es

sollen auch der kaüffer vnnd verkaüffer in disem vali, er sey fründt oder

frembd, wo es in Recht begert wirdet, ainen ayd schworn vnd sonnderlich das

sy darjnn keinen heymlichen verstandt, pact oder geuärde praüchen wollen.

[11.20.] Wie es mit den aygenleüten sol gehallten werden

Alls vns von vnnser Lanndtschafft der aygenleüt halb ettlich beschwärung

vnd mißbreüch, die derhalben durch vnser Ambtleüt fürgenomen sollen

werden, anpracht sind, ist vnser maynung, das füran dieselben beswärung vnd

mißbreüch abgethan Vnd nämlichen also gehallten sollen werden, das ain

yede leybaygne person allain jrm leibherren gepürlich leibgelt gebe. Vnd wo

ain Eeuolck, man vnd weib bayde leibaygen sind, so jr ains stirbt, sol alßdann

das lebendig von dem gestorben, wie bißhere an etlichen ortten,

[Seitentitel fol. 25:] Das    XXV    blat

alls wir 79bericht, beschehen sein sol, nichts ze geben schuldig sein. Doch sol

es sonnßten mit den todtfällen wie von aliter herkommen, auch mit der

taylung der aygenleüt, nach vermôg der Lanndßerclärung gehallten werden.

78        1516: Dieser Artikel ist noch nicht enthalten.

79        1516: fol. 24\

46

 

Wo auch ainer, der nit leibaygen ist, auf ain guet zeucht, darauf vor ain aygen-

man gesessen wäre, sol er darumben nit aygen, sonnder frey sein.

[11.21.] Zymmerholtz vnd fruchtper Pawm on vrsach nit abzeschlahen

Weitter so wollen wir: Deßgleichen sollen bey Vermeidung vnser straff all

annder Gründtherren in vnserm Fürstenthomb verfuegen vnnd darob sein,

damit in allweg die guten zymmerhôlltzer, auch annder geschlacht holltz nit

vnnützlich noch überflüssig, wie bißher an ettlichen ortten, als wir bericht

sein, vmb ain gering gellt bescheen, abgeschlagen, verkaufft vnd ver-

schwenndt werden. Auch sonnderlich sollen die Willden ópffel- vnnd Pier-

paüm, dieweyl sy fruchtper sind, Nämlichen nach gelegenhait ainer yeden

gegenndt, on sonder nottürfftig vrsach nit abgehawen werden. Weiher aber

das überfarn würde, der sol von seiner gerichtzôbrigkait vmb ainen gulden

reinisch gestrafft werden.

[11.22.] Uon geprauch der Swartz- vnd Hochwälld vormm gepürg

Wo die Swartz- vnd Hochwällde in vnnserm Fürstenthomb zu dem wasser

oder pächen nit gepracht mögen werden, auch den hoffenlichen pergkwer-

cken in vnserm lannde nit gelegen noch diennstlich sindt, haben wir vnnser

landschaft, die es betrifft, zugelassen, das sich die gründherren sôlher jrer

wällde jrer gelegennhait vnnd nottürfft nach jmm Lannde ze Bairen vnuer-

hindert wol gepraüchen mögen.

[Seitentitel fol. 25':] Der Ander tail

80[II.23.] Wie füran die gemainen Grund bestanden vnd hingelassen sollen

werden

Alls vnns durch vnnser Landtschafft aller stennde über vnnser Pfleger, Rich-

ter, Casstner, Vorster vnd annder Ambtleüt von verwilligung, auffahung vnd

hinlassung wegen der gemainen Gründt beschwärlich klagen fürtragen vnd

angezaigt sindt, Allso ordnen vnd wollen wir darauff, das füran khain vnnser

Pfleger, Richter, Casstner, Vorster, Landtsäss, noch yemandt annder mer in

vnnserm Lannd ze Bayren weder in Dorffern noch annderßwo aynichen ge-

mainen Gründt auffahen, hinlassen oder sôlhs yemandt ze thun bewilligen

oder gestatten sol, Es beschech dann mit der Gründtherren vnd gemain

desselben ortts, so tail daran haben, sonnderm zuegeben, wissen vnd willen.

Doch sollen hiejnnen zu yeder zeit die maysten vnnd trefflichisten Gründt-

herren vor äugen gehabt, vnd, wohin sy ]r bewilligung thuen, angesehen

werden. Was auch allso von gemainen Gründten vmb zinss hingelassen

wirdet, dasselbig zinßgellt sol durch die Gründtherrschafft vnnd gemain

80   1516: fol. 25.

47

 

samentlichen nach jrm geuallen weytter zu gemainem nütz angelegt oder wol

uerwart behallten werden.

[11.24.] Umb anschürt vnd schaden der wasser

Jtem Wo ain fliessend wasser yemand durch ainen ganntzen wasen prient,

vnueränndert des wasens vnnd würtzen, das sol dem vnschedlich sein, des der

poden gewesen ist vnd jme mit dem aygenthumb bleyben. Wo aber das wasser

yemanndt in grießweyse gibt vnd anschütt, sôlhs sol dem es geben vnd ange-

schütt hat, züsteen.

[Seitentitel fol. 26:]81Das    XXVI    blat

[11.25.] Uon den Rednern vnd Vorsprechen vnd derselben belonung

Nachdem vnns von allen Stännden aus vnser lanndtschafft der Redner vnnd

Vorsprechen halben Clag fürkommen sind, wie die partheyen durch Sy mit

abnemung überflüssiger vnd vnzymlicher belonung vast bedranngt, dardurch

dann vnnsere vnndterthan allso wider die pilligkhait beschwärt, vnd yezu-

zeyten ain Armer seines vnuermogenß halben ain gerechte gute sach nit

anzefahenn oder außzüfueren vermag, vnnd allso gedrungen wirdet, die

beiigen ze lassen. Dieweyl vnns dann alls Landßfürsten zu fürkommung

sólher mereklichen beswärung nottürfftigklichen darein zesehen gepüret,

auch zu thun schulldig, genaigt vnd willig sein, So haben wir darauff mit

vnnser Landtschafft dauon nachuolgender mass geratschlagt:

Ordnen, setzen vnd wollen darauf, das all Redner vnnd Vorsprechen, so vor

vns, vnserm Hofmaister, Marschalh, Vkztdomben, Räten vnd andern

vnnsern Regimenten vnnd Hofgerichten vnnsers Fürstenthombs Bayren ze

hanndlen vnndersteen, ains erbern wesenns vnd verstenndig sein, Auch

hyenach uolgenden ayde 82vnns vnnd vnnsern Hofgerichten vnd andern

globen vnd swórn sollen.

[11.26.] Der Redner vnd Vorsprechen ayd, den sy zu diser Ordnung swören

sollen

Jr werdet zu gott ainen ayd schwórn, das ]r den durchleüchtigen hochgeporn-

nen Fürsten vnnd herren, herren Wilhelmen vnd herren Ludwigen, gebrue-

dern, Phallntzgrauen bey Rhein, Hertzogenn in Obern vnnd Nydern Bayren

etc. vnnsern genädigen herren, vnd an jrer Fürstlichen gnaden stat dem Vitz-

thomb, Regiment oder Gericht zû N. gewertig 83vnd gehorsam sein, der

partheien Sachen,

81        1516: fol 25'.

82        1516: »vnns vnnd obgemellten vnnsern Gerichten globen ...«.

83        1516: fol. 26.

48

 

[Seitentitel fol. 26':] Der Ander tail

die jr ze hanndlen annemet, mit gantzen vnd rechten treuen mainen vnd

dieselbig sach nach ewr pessten verstentnuss Ewr parthej zu gut mit vleiss

fürbringen vnd darjnnen khainerlay falsch oder vnrecht gepraüchen, oder

geuärlich schüb oder außzüg zu uerlengerung der Sachen suchn, noch sôlichs

die partheyen zu thûn vndterweysen wollet, auch haymlichait vnd behellff,

so jr von den partheyen empfahet, oder die jr von jne selbs mercket, Ewrn

partheyn zu schaden, nyemanndts offennbaren, erberkait in ewrn für-

pringungen gebrauchen vnd vor lessterung bej straff nach ermässigung

vnnser Räte, Regimennt vnd Hofgericht euch ennthallten, Auch mit den

partheyen kainerlay fürgeding oder fürwort machen, tail von der Sachen, der

jr jmm Rechten Redner seydt, zu haben oder zu gewartten, Darzu was euch

jnnhallt hyenach uolgender Ordnung für eür belonung ze geben gepürt,

benuegen lassenn, die partheyen nit weytter anfordern, hoher beswärn, noch

aynich sonnder geding deßhalben mit jnen durch euch selbs noch yemanndt

andern nit machen noch zu thûn gestatten, in kain weis, das jr euch auch der

Sachen, so jr angenomen habt, on redlich vrsach vnnd des Rechten erlaubung

nit enntschlahet, allen vnd yeden puncten vnnd artigklen, so euch yetzo

vorgelesenn sein, nit allain hye vor disem vnnserm Hof gericht, Sonnder auch

vor allen anndern vnnsern gerichten vnd Ambtleüten vnsers Fürstenthumbs

Bairen, vor weihen jr dann allso reden vnd hanndlen werdet, getreulich ge-

leben vnnd genntzlich nachkommen wollet, Doch in dem allen nit annderst,

sonnder so wol lannden vnnd leüten diss Fürstenthombs zu jrn freyhaiten,

auch jüngst zû Jngolstatt auffgerichtet Erclärang als zu vnnser obgenannten

gnädigen herren, der Fürsten Recht vnnd gerechtigkait zu handien. Alles ge-

trewlich vnd vngeuärlich.

fSeitentitel fol 27:]84Das    XXVII    blat

[11.27.] Uon der Redner vnd Procurator belonung

Weitter Setzen, Ordnen vnd wollen wir hie mit ernnst, das nun füran von

allen vnd yeglichen vnnserer Hofgericht vnd regiment geswornen rednern

vnd procuratoren diser nachuolgender Ordnung vnd Satzung jrer belonung

halb gelebt, die vollzogen vnd von khainem bey vermeydung vnserer swärn

straff vnd nachgeschribner pene dawider gethan oder gehanndlt werde.

[11.28.] Uon belonung der schrifftlichen Process vnd Termyn

Nemlichen fürs erst, So ist vnnser ernnstlich maynung, das durch vnnser vnd

vnnsers Fürstenthumbs vnnderthan vnd jnnwoner, geystlichs vnd welltlichs

stannds,   die vermógenlich  seyen,   den  geswornnen  Procuratorn vnnd

84   1516: fol 26'.

49

 

Rednern in allen schrifftlichen processen, der Sachen sy allain Redner oder

Anwälld sind, von ainem Termyn zu hallten, das ist von ainer taglaystung,

über sybentzig pfenning, vnd von dem Armen gemainen pawrßman nit über

zwenunnddreissig pfenning vnnser münss in Obern bairen gegebenn, auch

von khainem derselben Procurator oder Redner bey nachgesetzter vnerläß-

lichenn straff darüber mer geuordert noch genomen werden sol.

Wo aber ain Redner in ainer Sachen nit allain Procurator und Redner, sonnder

dartzu Aduocat, das ist ratgeb vnd vergreyffer der sach, samenntlichen sein

würde, So ordnen vnd setzen wir hiemit, das demselben Procurator von

vnnsern vermógennlichen Landtleüten vnd vnndterthanen auf die sach, alls

offt er darjnnen ain schrifften der nottürfft nach machet vnd ainen Termyn

wie ob steet hellt, über ainen gullden, vnnd von dem gemainen pawrßman

über ainen halben gul85den reynisch nit gegeben werden sol.

[Seitentitel fol. 27':] Der Ander tail

So aber die sach )r enndtschaf f t gar erraicht hat vnd der Procurator vnnd Red-

ner vermainen würd, ain merers dann ob steet verdiennt ze haben, So sollen

allßdann vnnser Hofräte vnd in vnsern Vitzdombambten vnser Vitzdomb

vnd Räte, auch an anndern ortten vnser Richter vnd Rechtsprecher, vmb

dieselbig belonung on all außzüg enndtlich zuerkennen vnd die nach jrm

gutbeduncken vnd nach gelegenhait desselben Redners gehabter mue zu

massigen macht haben.

[11.29.] Uon belonung der Mündtlichen hanndlung

Verrer wollen wir, das füran von allen mündtlichen fürbringen vnd hanndlun-

gen, die durch die obgedachten geschwornnen Redner vor vnns, vnnsern

Hofräten, auch in vnnsern Regimenten vor Vitzdomb vnnd Räten86 in guet-

lichen verhorn oder jmm Rechten beschehen, von vnsern vermôglichen

Lanndtleüten vnd vnderthanen durch dieselbigen Redner 87auff ain tag-

satzung solanng die weret über ainen gulden, vnnd von dem gemainen bawrs-

man über ainen halben gulden reynisch bey vermeydung nachuolgennder

straff nit eruordert, noch genomen sol werden. Es wäre dann sach, das ain

hanndlung so gross vnnd so gar vil mue mit schreiben, reden, ratschlegen

oder annderm bedorfft, darjnnen sol allermassenn wie ob steet die mässigung

bey der obrigkait desselben ortts vngewaigert besteen vnnd bleiben. 88Aber

in den Lanndtgerichten, Hofmarchen, auch Stetten vnnd Märckten sol es bey

der gewonndlichen vnd geordennten belonung bleiben wie vor aliter.

85        1516: fol 27.

86        IS 16 hier noch eingefügt: »oder anderswo in vnnserm Fürstenthomb«.

87        1516: der erläuternde Einschub »aujfain tagsatzung solanng die weret« fehlt hier

noch.

88        1516: Der ganze letzte Satz dieses Abschnitts fehlt hier noch.

50

 

[11.30.] Uon belonung der redner über lannd

Vnnd alls wir auch in sonnderhayt bericht werden, wie das bißher vnnser

Lanndsässen vnd vnnderthanen von den Procuratoren vnd rednern, so sy

dieselbigen yezûzeiten

[Seitentitel fol 28:] Das    XXVIII    blat

jrer nottürfft nach über Lanndt gefuert vnd gebraucht haben, nit 89allain mit

überflüssiger belonung, sonnder auch mercklicher grossen zerung beschwärt

sein worden, darein vnns dann alls Lanndßfürsten wie ob steet nit vnpillichen

ze sehen gepüret, Ordnen, setzen vnnd wollen wir darauf hie mit ernnst, das

füran khainem Procurator oder Redner, der von vnnsern vnnderthanen vnd

jnwonern vnnsers Hertzogthümbs Bayren über lanndt gebraucht wirdet,

über obbestymmbte sein gepürliche belonung merer dann allain von ainer

meil wegs (die von desselben Procurators vnd Redners heüßlicher wonung

oder dem ort, er außgefuert, an die stat, da er gepraucht wirdet vnd nit wider

haymwertz gerechet) ainn schilling Müncher pfenning vnnser münss, Auch

tag vnnd nacht für zerung ain halber gulden reynisch gegeben sol werden.

Welches auch all vnnser geschworn Procurator vnd Redner allso zubenuegen

annemen vnnd weytter darüber von khainer parthey jchts begern noch er-

fordern sollen.

[11.31.] Uon Vollziehung vnd hanndthabung negstuerschriben gepots

Damit auch ob diser vnser Ordnung vnd nottürfftigern fürnemen allenthalben

in vnnserm Fürstenthümb bairen mit ernnst môg gehallten, dieselb vollzogen

vnd gehandthabt werden, So ist vnnser ernnstlich haissen vnd maynung, das

zum fürderlichisten durch vnnser Hofrichter vnnd Räte, auch in vnnsern

Regimennten durch vnnser Vîtzdomb vnd Räte, All vnd yeglich Redner

sollen erfordert vnd jnen dise Ordnung fürgehallten vnd on uerziehen hyeuor

geschribne aydßpflicht darzü zuthün 90auferlegt werden. Weiher sich aber

desselbigen setzen vnd das wie ob steet zu hallten nit annemen wolten oder

hinnach in übernemung der belonnung oder annderm wider dise

[Seitentitel fol. 28':] Der Ander tail

Ordnung, das sich kündtlich erfünde, hanndlen vnnd thün würde, der sol sein

leben lanng in vnnserm Fürstenthümb Bayren vor vnns, allen vnnsern

Regimenten vnnd Gerichten zu procurirn, zû reden oder zu handien durch

vns, noch yemanndt anndern nit mer zuegelassen werden.

89        1516: fol. 2T.

90        1516: »aufgelegt«.

51

 

9IWo auch yemanndt annder in vnnserm Fürstenthümb wider sólhe Ordnung

in ainem oder mer artigklen ze handien vnndersteen würde, den oder diesel-

ben, so wir des gleüblich bericht werden, wollen wir darumben nach gestallt

seins verprechenns mit vngenaden straffen lassenn, auch solhs in vnnsern

Regimennten vnnsern Vkzdomben vnd Räten dermassen zu thün ernnstlich

hyemit beuolhen haben. Darnach wiss sich menigklich zu richten vnnd vor

schaden zu uerhuetten.

Doch sollen in diser vnnser Ordnung die Doctor, so vnns zu diser vnnser Ord-

nung nit geschworen haben, auch die außlenndischen Redner vnnd Vor-

sprechen, so yezuzeyten vor vnns, vnnsern Regimenten vnd Gerichten

gepraücht werden, nit begriffen, sonnder außgeschlossen sein.

[11.32.] Uon Notarien, Stuel- vnd anndern offenn vnd gemainen

Schreibern

Vnnd alls vnns anlanngt, wie das nit allain der gemain man, sonnder auch all

jnwoner vnd vnndterthan vnsers Fürstenthumbs von den Notarien, Stuel-

vnd anndern Schreibern in Stetten vnd Märckten etwas hoch in jrer belonung

aller briefe vnnd schrifften übernomen vnnd beschwärt sollen werden, Dem-

nach beuelhen vnnd schaffen wir hyemit allen vnd yeden Burgermaistern vnd

Räten vnnser Stett vnnd Märckht, das sy in sólhem bey jnen sonnderlich

nottürfftige vnd gute mass vnnd Ordnung bey ainer nemlichen peen vnd

straff, dardurch obberuerte beswärung abgestellt, on uerziehen fürnemen

vnd setzen, des wollen wir vns allso zu geschehen gentzlich verlassen.

[Seitentitel fol. 29:] Das    XXVIIII    Blat

[11.33.] Uon Schreiberion der Supplication

Jtem Es sol auch füran in vnnsern Stetten, Märckten vnd auf dem lanndt von

ainer gemainen Supplication, die zu gleycher vnd formlicher mass auf ainen

pogen papir (darjnnen doch kainer bey nachgeordennter straff geuärlichait

brauchen sol) geschriben mag werden, über sechs kreützer 92nit geben. Wo

aber ain Supplication kürtzer vnd weniger schrifften alls yetz gemellt het, So

sol allßdann die belonung auch gemynndert werden; yedoch wo ain supplica-

tion ain merere lenng, dann obsteet, zehaben die nottürfft erayschen, oder

sonnßt ainen mercklichen vnd treffenlichen hanndl, darjnnen ain Schreiber

merern vleiss vnnd auffsehen haben mueßt, antreffen würde, dauon sol jm

nach gelegennhait seins verdiennens, mue vnnd arbeyt zymmlicher mass be-

lonung beschehen. Weiher aber hierüber yemanndt wissenntlich übernemen

oder beschwärn, das offenlich sein würde, dem sol durch sein gerichtzobrig-

kait, des orts es geschieht, das schreibambt ain jar lanng nydergelegt vnd kain

91        1516: fol. 28.

92        1516: fol. 28'.

52

 

supplication noch aynichen andern briefe dasselb jar vmb gellt ze schreiben

gestatt werden.

[11.34.] Welich Notari sollen zugelassen werden

Jtem Wir wollen auch, das füran in vnnserm Fürstenthümb kain Notarj mit

braüchung seins Ambts mer züegelassen noch gedulldet werde, Er sey dann

von Bäbstlicher heyligkait oder Romischer Kayserlicher Mayestat wie sich

gepürt züegelassen vnnd bestättigt, Weihs auch ain yeder Notarj durch

fürweysung seins glaübwirdigen instrumennts beypringen sol. Wo sich aber

hierüber aynicher in vnnserm Lanndt aines Notariatambts zu gebrauchen

(der nit wie ob steet zugelassen vnd bestättigt wäre) vnndersteen würde,

der sol deßhalben von seiner gerichtzobrigkait nach vngenaden gestrafft

werden.

[Seitentitel fol 29':] Der Ander tail

[11.35.] 93 Wie die supplication vnd clag füran an die Fürsten vnd jre vitz-

domb vnd Rate sollen gebracht werden

Nachdem ettlich zeythere durch all vnnser jnwoner vnd vnndterthan vnnd

sonnderlich den gemainen Paürsman vnnsers Fürstennthümbs Bayren ain

grosse vnordnung vnnd 94mercklicher mißprauch mit den vilfelltigen vnd

täglichen supplicirn, anbringen vnnd clagen für vnns vnnd vnnserr Hofräte,

auch in vnnsern Vkzdombambten für vnnser Vitzdomb vnnd Räte beschehen

vnnd gehallten worden ist, Allso das maniger erstmals vnnd vnersuecht seins

Pflegers, Richters, Hofmarch- oder annderer Gerichtzherren von ainer

schlechten, gerinngschätzigen oder gar vngegrünndten Sachen wegen an

vnnsern Fürstlichen hofe Oder für vnnser Vitzdomb geloffen vnnd geclagt,

Darauß dann nit allain denselbigen clagern in vil wege mercklicher vncossten,

mue vnnd versaümnuss, Sonnder auch vnns vnnd vnnsern Räten in anndern

trefflichenn vnnd obligennden Sachen ze hanndln mermals grosse Verhinde-

rung eruolgt hat. Hyerauff haben wir vnns deßhalben mit vnnserr Lanndt-

schafft aller Stännde vndterredt vnd veraint, Ordnen vnd wollen auch, das

nun füran ain yeder 95Burger oder jnwoner in vnnsern Stetten vnd Märckten,

auch Paürs- vnd annder gemainer man in vnserm Lannde zu Bairen, der

da vermaint, beschwärt ze sein, sollich sein beschwärung oder anligen, Wo die

clag oder beschwärung nit sein ôbrigkait betrifft (oder wider sy), sonnder

annderer Sachen halben ist, Erstlich seinem geordentem Pfleger, Hofmarch-

93        1516: »Das die Supplication vnd ander clag füran an die Fürsten vnd vitzthomb

vnersuecht der gerichtzobrigkait nit gepracht sollen werden«.

94        1516: fol 29.

95        1516: Einschub »Burger oder jnwoner in vnnsern Stetten vnd Märckten, auch« fehlt

hier noch.

53

 

oder anndern Gerichtzherrn 96vnnd obrigkaiten fürbringen vnd anzaigen97.

Vnnd sol darauf die bemellt obrigkait dem beclagten des clagers clag vnnd

begern fürhallten, sein anntwort darauf vernemen vnnd vleiss ankern, die

parthey auf zymmlich mittl vnd wege in der guetigkait zu uertragen; Wo aber

bey denselben partheyen die guet nit erhebt werden mócht, AUßdann nach

vermóg der Lanndßerclärung vnd Lanndßordnung

[Seitentitel fol. 30:] Das    XXX    blat

darjnn hanndln, Oder wo es die nit betrifft, sonnßt die pilligkhait darjnn für-

nemen. Vermainte dann aynich parthej an sôlhem seiner gerichtzobrigkait

fürnemen, geschäft oder enntschid hyerüber beschwärt ze sein, 98 Allßdann

vnd nit ehe sol "der beschwärten parthey erlaubt vnd zügeben sein, vnns

vnnd vnnserr Hofräte, 100Vnnd in vnnsern Vitzdombambten vnser Vkzdomb

vnd Räte vmb hilff vnd gepürlich hanndlung zu ersuechen, 101 doch von

seiner ôbrigkait vorgeyebter Sachen ain schrifftlich anzaygen vnd vntterricht

mitpringen, vnd darjnn den armen man mit zerung, noch aynnichem vorder-

wein in vermóg hyenachgesetzter Landtpot nit beschwärn, Aber dem

Gerichtschreiber sein gepürlich schreyberlon, von der vnntterricht gen Hof

ze schreiben, wie bißhere vnabgenomen sein. Es sol auch kein Supplication

noch anndere Clag in vnnserm Fürstlichen hofe, noch in anndern vnnsern

Vitzdombambten, hinfür mer angenomen oder zuegelassen werden, Es sey

dann die ersuechung vor der gepurlichen 1026brigkait, wie ob steet, dauor

allso beschehen vnnd des ain glaübwirdig anzaygen von seiner ôbrigkait,

103wie obgemellt, für vnns oder vnnser Räte gebracht, die dann ainem yeden

von seiner ôbrigkait on sonnder beschwärung geben werden sol.

[11.36.] 104Uon vnntterrichten gen hof ze geben

Weytter, So ordnen vnnd wollen wir, das füran weder vnnser Pfleger, Richter,

Casstner, Mauttner, hofmarch- oder annder Gerichtzherren 105vnnd obrig-

96        1516: »vnnd obrigkaiten« fehlt.

97        Für die in den nächsten Sätzen folgende Schilderung der Erstinstanz steht 1516 hier

lediglich die Formulierung:... »sol, vnd souerrjme daselbst derpilligkait nit verhollf-

fen wolt werden«.

98        Ab hier wieder Übereinstimmung mit 1516.

99        1516: »jme« (anstatt »der beschwärten parthey«).

100      1516: »auch«.

101      1516: Der folgende Teil des Satzes fehlt hier noch.

102      1516: »gerichtzobrigkait«.

103      J5J6- »wie obgemellt« fehlt hier noch.

104      1516: fol. 29'.

105      1516: »vnnd ôbrigkait« fehlt hier noch.

54

 

kait, noch annder in vnnserm Fürstenthumb, auf nyemandts begern 106an-

derst dann in nägstem artigkl gesetzt vnd geordennt ist, ayniche vnntterricht

an vnns oder vnnsere hofräte, auch in vnnsern Vitzdombambten an vnnser

Vitzdomb vnd rate, geben noch züeschicken, Es werde dann dieselb vnntter-

richt dauor von vnns oder denselben vnnsern Regimenten begert vnd in

sonnderhait ze haben eruordert.

[Seitentitel fol. 30':] Der Ander tail

[11.37.] Wie sich der Fürsten hofmaister, Cantzler, Vitzdomb vnd Räte in

außrichtung der Supplication hallten sollen

Jtem Es sollen auch die Supplication vnnd anbringen, die allso wie obgemellt

in vnnser Cantzley geanntwurt, durch vnsern Hofmaister, Canntzler oder

annder hofräte, auch in vnnsern Vitzdombambten von vnnsern Vitzdomben,

Cantzlern vnd zugeordennten Räten, souil der yeder zeyt fueglich dabey ge-

sein mögen, aygenntlichen verhört, vnd durch sy, wie bißher vngeuärlichen

beschehen ist, mit geschafften zum fürderlichisten abgeuerttigt werden; Das

sy dann allso ze thun macht haben, doch außgenomen, was vnnser aigen guet

oder mercklich vnser obrigkait antrifft oder darjnnen wir vorhin selbs

geschafft hetten. Jn denselben Sachen sollen die Räte ausser vnnsers wissens

vnd willenns nit enndtlichen schaffen, aber sy sollen vnns allweg jrn rate vnnd

gut beduncken darjnnen anzaigen. So wollen wir allßdann darauff pilliche

geschafft thun vnd außgeen lassen, vnns auch darjnnen genädigklich vnd vn-

uerweißlich hallten.

[11.38.] 107Uon den armen partheyen

Jtem Auf das nyemanndt armüthalb Rechtlos gelassen werd, So wollen vnd

ordnen wir, Jnmassen in des heyligen Reichs Camergerichtzordnung auch

gesetzt ist, Wo yemandt so arm war, der an ligennden guettern oder varenn-

den habe oder schullden nit souil het, das er sein sach vor seiner gerichtz-

obrigkait vermocht züuerlegen, vnd darauff sein gerichtzobrigkait durch

gottes willen vmb hillff des Rechtens ersuechen würd, das allßdann dieselb

sein gerichtzobrigkait (wo sy des hieuor nit wissen het) mit sonderm vleiss

grüntlich erfarn sol, ob dieselb person dermassen mit armut beladen sey, das

sy jr sach vor gericht zû uerlegen vnnd den Schreybern, Aduocaten, Rednern

vnnd

[Seitentitel fol. 31/1:] Das    XXXI    blat

106      1516: Einschub »änderst dann ... ist,« fehlt hier noch.

107      Der gesamte Artikel »Von den Armen Partheyen« ist 1516 noch nicht enthalten. Das

Textende des vorhergehenden Artikels ist noch auf fol. 29', fol. 30 ist eine Leerseite.

55

 

andern (die sy zu außfuerung jrer gerichtzsachen nottürftig ist) jr belonung

ze geben nit vermog. Vnd wo sich dz also in erfarnng erfinndet, oder durch sy

jr armüt in Recht erwisen wirdet, So sol darnach dieselb person jrer gerichtz-

ôbrikait darzu des ainen aid swóren, Mit dem anhang, das sy auch darumben

von jrer hab vnd guet geuärlicher weise nichts vereüssert noch vergeben hab,

noch vergeben wolle. Vnnd wo sy in jrn Sachen souil behabenn oder sonnßt

künfftigklich zu pesserm vermögen vnnd narung kommen würd, das sy allß-

dann ainem yeden nach seiner gepüre bezalung vnd außrichtung thun woll

trewlich on geuärde.

Vnd welliche person nach beschehner erfarung oder beweysung dermassen

arm erfunden vnnd darauf die armüt swôrn wirdet, dem sol sein gerichtz-

obrigkait alle gerichtzacta vnd schafften on bezalung vmbsonnst geben

lassen vnd dartzü verschaffen, damit jr die bestellten Aduocaten vnd Redner

jn jrer Sachen mit redn vnd raten on ayniche belonung beystenndig vnd

hillflich seyen. Vnnd wellichem Redner oder Aduocaten solidi der armen

Sachen von seiner ôbrigkait (die sy dann, wo der mer wären, gleich vnndter sy

tailn sol) empfolhen werden, derselb Redner vnd Aduocat sol schulldig vnd

pflichtig sein, bey der pene entsetzung seins Ambts die on widerred anze-

nemen vnd bey seinem ayd getreulich darjnn zu hanndln. Vmb das aber der

wege fräuenlichs vnd müetwilligs vmbtreibens, so die armen zu zeyten aus

Vertröstung jrer armüt fürnemen, fürkommen werd, sol ain yede gerichtz-

ôbrigkait macht haben, Wo bey den armen (von dene sôliches wie uor steet

begert) sólicher fräuenlicher müetwill vnpillichs vmbtreibens erfunden

würdet, Vnd dieselben armen den cossten nit zu bezaln hetten, allßdann nach

gelegenhait der person vnd grosse der verhanndlung dieselb arm person

dartzü herttigklich amm leyb ze straffen.

108 [fol. 31/2':]

Der dritt tail

Hernach uolgt der drittail diss Buechs, Darjnn ettliche sytliche Lanndpot

vergriffen sind.

[Seitentitel fol. 31/3:] 109Das    XXXI. blat

[ULI.] Von straff der Gotzlessterer

ALls hieuor zu verganngen Reychßtägen bey grossen Penen zu uerpiethen

geordennt ist, das die Gotzlestrung vnnd das Swôrn bey dem namen Gottes,

108      Fol. 31/1' und 31/2 sind in der Ausgabe 1520 Leerseiten.

109      Durch die Mehrfachzählung als »fol. XXXI« stimmt ab hier in der Ausgabe 1520 die

Blattzählung trotz der Einschübe wieder mit der Ausgabe 1516 überein.

56

 

seiner heiligen glider, der junckfrawen Marie vnnd den heiligen vermitten

werden sol, So erfindet sich doch offenlich, das sich solhe Gotzlesstrung

vnnd Sworn vnangesehen vorberuerter Ordnung vnd gepot bißher in vnnserm

land nit gemynndert, sonnder noch von tag zu tag schwärlichen meren thüt.

Demnach vnnd zu weytter fürkömung solher gotzlôsstrung Ordnen, setzen

vnd wollen wir hiemit ernnstlich, ob sich yemannd, was wirden, stands oder

wesenns die warn, sich vnndersteen würden, zu uerachtung gottes, der junck-

frawen Marie oder den heiligen, Eytl oder leßterwort zu geprauchen oder

vnere zu zelegen, oder seiner Gothait oder allmächtigkait mißpiettung oder

vermynndrung zu thun, Gott, der junckfrawen Marie oder seinen heiligen

flüchte, alls ob gott ain ding nit vermocht, nit gerecht wäre, oder der muter

Maria sôlhs oder annders mit jrm kind zuleget, die lieben heyligen verachtet

oder bey der marter, leyden, krafft, macht oder wunden gottes oder der-

gleichen verächtlich oder fräuenlich schwüre, die sollen, Nemlich, wo es

yemanndt vomm Adi wäre, nach erkanntnuss vnnser Räthe mit ainer gellt-

straff an ain kirchen ze geben, an den ennden da es geschieht, oder, ob die

gotzlesstrung so gar fräuenlich wäre, allßdann nach gelegenhait derselben

verschull-

[Seitentitel fol. 31/3':] Der Dritt tail

dung, vnd die andern gemainen personen mit fenngklicher ennthalltung oder

sonnst an jrem leib nach grosse vnd menig sôlhs freuenlichen vnd bedecht-

lichen swôrens oder gotzlôsstrung durch die herrschafft oder ôbrigkait des

ortts, da sich sôlhs begeben wirdet, vnnachläßlich gestrafft werden. Vnd ob

auch sôlhe gotzlôsstrung von kindern, die noch aygens guets nit hetten, ge-

hört, vnd erfunden würde, das sy jre vätter vnd elltern darumben nit straffen,

so sol allßdann die ob uermellt straff gegen denselben jren elltern, alls ob sy

die selbs verwürekt hetten, on alle verhindrung vnnd außzüg fürgenomen

werden.

[III.2.] Verpot des zuetrinckhens

Wiewol Zutrincken auf mer gehaltnen Reychßtägen auch swärlichen verpot-

ten, So ist doch seih verpot an ettlichen orthen wenig gehallten, vollzogen

oder gehandthabt worden. Dieweyl dann aus dem lasster des Zuetrinnckhens

trunckenhait, vnd aus trunckhenhait gotzlôsstrung, todschleg vnd vil annder

vnmenschliche lasster vnd übel enntsteen, Vnd sonnderlich, das sich die

zuetrinckher dardurch Jrer vernunfft berauben vnd in färlichhait jrer seele,

eeren, leibs vnd guets begeben, Hierauf so pieten wir hertzog Wilhelm vnnd

hertzog Ludwig gebrueder aus Lanndßfürstlicher ôbrigkait allen vnd yeden

vnnsern vorgenannten Ambtleüten, Lanndleüten, Vnnderthanen vnd jn-

wonern vnnsers Fürstenthumbs, Geystlichen vnd welltlichen, was wirden

oder stannds die seyen, das nun füran nyemant mer, Er sey wer er wôll, bey

vermeydung der peen vnnd straff, in ob uermelltem Artickl der gotzlôsstrung

57

 

halb begriffen, mer züetrinckhen oder yemanndt dartzü bewegen, raytzen

oder hallten thue, weder wenig noch vii, in khain weys, wie die erdacht oder

fürgenomen werden mócht; Sonnder,

[Seitentitel fol. 32:] Das    XXXII    Blat

das alle vnnsere Ambtleüt, auch Hofmarch- vnnd anndere Gerichtzherren

verfliegen vnnd mit ganntzem ernnst darob hallten, das dem allso nachge-

uollgt, die überfarer vnd verprecher diss gepots dermassen wie uor steet vn-

nachläßlich gestrafft vnd nyemanndts in sôlhem übersehen noch verschonet

werde. Alls lieb ainem yeden sey, zûuorab die vngenad gottes vnd obbe-

stympte straff vnd peen zu uermeiden, Daran thut ain yeder gegen got vnnd

der wellt ain pillich hailsamb loblich werckh vnd vnnser ernnstlich haissen

vnd maynung.

[III.3.] Von straff vnzymlicher Trunckenhait

Nachdem Trunckhenhait ain sonnder laßter ist, dardurch ainem sein ver-

nunfft enntweicht vnnd des guets halb verarmbt, auch Todschleg vnd annder

übel mermals daraus enntsteen, Darauf ordnen vnd wollen wir: welher

mensch in Trunckhenhait auf der Gassen mit of fennlicher vnzucht betretten

oder täglich damit beladen wirdet, das der durch die Schergen vnd püttlen

desselben orts von stund an in die keychen gelegt vnd nit außgelassen werd,

bis er wol nuechter wirdet. ob er auch in seiher trunckenhait ainicherlay

fräuel begieng, darumb sol er weyteer nach gestallt seiner verhanndlung ge-

strafft werden.

[III.4.] Verpot des Spills

Nachdem vngepürliche Spii durch geystliche vnd welltliche Recht verpoten

sind, vnd dann ytz die pawrschaft vnd gemain aufm lannde, in vnsern vnd

vnnser Lanndtleüt gerichten vnd Hofmarchen seßhafft, nit allain an den

heiligen nachten vnd feyrtägen, sonnder auch an den werchtägen

[Seitentitelfol. 32':] Der Dritt tail

tag vnd nacht dem spii obligen, daraus dann gotzlôsstrung, verderben vnd

vnnützlich verschwenndung der zeit, leibs, lebens, eere vnd güets eruolgt,

Darauf haben wir mit Rate vnnser Landtschaft geordennt vnd wollen, das

nun füran allennthalben in vnnserm Fürstenthumb bairen alle spii in den

winckhlen, auch an haymlichen vnnd vngewóndlichen ortten, sambt allem

vngewondlichem nachtspil hyemit ernnstlich verpotten sein sollen. Ob aber

yemanndt in vnnsern Stetten vnd Märckhten, da deßhalb vor khain besonn-

der Ordnung oder Satzung ist, Auch auf dem lannde in vnnsern Landtgerich-

ten, Hofmarchen vnd anndern Gerichten oder Tafernen spilen oder kuglen

wil, das sol ain yeder on allen falsch vnd betrug in offenn gewónndlichen

wirtßheüsern, tafernnen vnd platzen, oder sonnst bey erbern leüten offenn-

58

 

lieh vnd zymmlicher weis, von khains besonndern gewinns, allain von kurtz-

weil wegen, vnnd zu der zeyt, so der gotzdiennst an den feyrtagen volpracht

ist, auch an khainem sampßtag ze abennds, noch anndern heyligen feyr-

nächten, vnd sonnderlich on alle gotzlôsstrung vnd schelltwort treyben,

Auch ainer auf ainen tag mit solhem spii oder kuglen über fünffzehen kreüt-

zer, oder souil werdts, nit verlieren; dartzü sol kainem auf das spii gelihen,

noch auff porg gespült, noch sôlhes von der obrigkait wider ze geben

verschaft werden, vnd in allweg dem gemainen handtwerchs- vnd pawrsman,

Jrn Eehallten vnd kinden amm werchtag ze spilen vnd ze kuglen ganntz ver-

potten sein vnd pleiben.

Es sol auch auf den kirchtägen vnd Jarmärckhten vnnsern Ambtleüten vnd

menigklich offenn platz zum Spii ze hallten vnnd darumb den Schollder ein-

zenemen oder zuuerlassen füran genntzlich vnd bey schwärer vnnser straff

verpotten sein.

[Seitentitel fol. 33:] Das    XXXIII    blat

[III.5.] Uon straff der Spiler vnd derselben ennthallter

Weiher oder weih aber das überfarn vnnd wider diss gepot in jrn heüsern

spilen oder ze spilen gestatten vnnd yemandt dartzu behausen, beherbergen

oder vnderschlaiff geben, Auch die, so das spii darüber treiben, sollen von jrer

obrigkait, jr yeder vmb ainen gulden reinisch gestrafft werden. Dergleich

vatter vnd müeter sollen für jre kind, wo dieselben aygenns guets nit haben,

vnd die herrschafft für jr Eehallten, wo derselben belonung so weyt nit raicht,

So sy sólh vnzymmlich spii wissenntlich gestatten oder jn jrn heüsern sy dar-

zü hallten, Alßdann angezaigte püess zu bezalen auch verwürekt haben.

Vnd ob yemand über dise gesetzte straff ob uerschriben gepot mer dann ains-

ten würde überfarn oder die püess zu geben nit vermögen, der oder dieselben

sollen durch jr obrigkait mit ainer zymmlichen leibstraff, als ainen tag, zwen

oder drey, nach des verprechers verwürekung fenngklich mit wasser vnd prot

ennthallten, Auch das gellt, so amm Spii vor jnen gefunden, zu der obrigkait

hannden genomen werden vnd derselben verfallen sein.

Doch sollen hyejnn außgenomen sein die Edlen, auch erbern vnd vermog-

lichen person, frawen vnd junckfrawen, die das spii vmb kürtzweyl willen,

zymmlicher mass oder in den Stetten auf den Trinckstuben offennlich

treiben.

59

 

[III.6.] Uerpot der grossen hochzeyt, weysat, schanckhung, kindlmal,

kirchtäg vnd todtnbesingknuss

Nachdem in vnnserm Hertzogthümb mit den grossenn hochzeyten, wey-

saten, vereerungen, schanckungen, kirchtägen, kindlmaln vnnd der todtn

besinngknuss mercklich

[Seitentitel fol. 33':] Der Dritt tail

vnd über110flüssig zerung vnnd cosstung beschehen, daraus dem gemainen

volck nit khlain verderben eruolgt, sôlhem zufürkomen haben wir vnns mit

vnnserr Landtschafft veraint vnd enntschlossen:

[III.7.] Hochzeyt

Vnd wollen, das die grossen Hochzeit vnnd Preütleüff, überflüssigkait der

person, so darein komen oder geladen werden, Auch die nachhochzeyt, Nun

füran in Stetten, Märckhten, Hofmarchen vnnd auffm Lannde bey den wirt-

ten anzedingen oder durch ainen selbs zu hallten verpotten sein sollen, vnnd

darauf Praüt vnnd Preütgeb in jrer wirtschafft vnd hochzeyt aus jrn nägsten

fründten, oder wen sy laden wollen, zu jrm Eelichen beyligen vnnd hochzeyt-

tag auf beeden tailn müber hundert person nit laden sollen, darjnn dann nit

allain das gemain paürsuolckh, jung vnd allt, vatter, mutter, sün vnd tóchter,

sambt allen Eehallten, sonnder auch die priesterschafft, die vomm Adi vnnd

Burger, vnnd all annder, wie die genennt mögen werden, vergriffen vnnd in

kheinerlay wege darüber ze haben vergönnt noch gestatt werden sol.

[III.8.] Weysat vnd hochzeytmal

Es sol auch in sólher hochzeyt nyemandt ausserhalb vatter vnd müeter,

Schwester vnnd brueder, über fünfftzehen creützer weysen. Deßgleychen sol

man auch füran nit über fünff gewonndliche essen, vnd allain gemainen wein,

vnd kainen fisch noch krebs, auch keinen malmasir noch rainfal geben.

Es war dann, das ainer Priester, Edl oder annder Erber ansechlich person in

seiner hochzeyt hette, den mag derselb auf derselben tisch ain essen visch

oder krebs geben vngeuärlich.

[III.9.] Kindlmal

Wir wollen auch, das alle kindlmal hiemit gantz abgethan vnd verpoten sein

sollen. Weihe aber ye ains haben wolt,

110      1516: fol. 33'.

111      1516 folgt hier als Abschluss des Artikels: »... über Sechtzehen wirttleüt oder sonnsten

über zwo vnd dreyssig person nit haben. Doch sollen hierjnnen derselben wirttleüt

kinder, Sün vnd Tochter, nit gerechennt, sonnder aufgeschlossen sein.«

60

 

[Seitentitel fol. 34:] Das    XXXIIII    blat

die sol über vier frawen nit dartzü laden, auch dasselbig allain mit gemainem

wein vnnd essen, wie hieuor von den hochzeyten gesetzt ist, hallten, Doch

denselben geladen frawen sonnder vereerung oder schannckung in die kind-

pedt zu thun verpoten sein.

[III. 10.] Todten besingknuss

Jtem Zu ainer Todten besinngknuss sol ain Pawrsman über acht oder neun

person nit laden.

[III.11.] Kirchtag

Jtem Auf ainem Kirchtag soll ain Pawr über fünff gemaine essen, auch der

überfluss des weins, wie bißhere an ettlichen ortten beschehen, füran nit mer

gegeben werden.

[III.12.] Uon straff der, So 112dise gepot überfarn

113Welicher oder welich wider ob uerschribne gepot handien, die sollen durch

jr gerichtzôbrigkait nachuollgennder mass gestrafft, allso, das durch diesel-

ben verprecher von ainer yeden person, so über die vorgesetzt anzal geladen

ist oder durch die zu uil geschenckt oder gewisen wirdet, zwenundfünfftzig

pfening müncher werung sol geben werden. Dergleich sollen die wirtt, so die

überflüssigkait der 114prrson wider dise gepot an sich nemen, Auch die, so

sollich überflüssig person andingen, derselben yeder alls offt es beschicht von

ainer yeden übrigen person auch souil zû puess geben. Wo auch yemanndt ain

hochzeyt, kindlmal oder todtnbesingknuss ausserhalb ains wirts selbs hallten

vnnd die verprechung ob uermellter massen thün wird, derselb sol vmb

zwifach gellt, on alle gnad, Nämlich von ainer yeden übrigen person ainen

halben gullden reynisch ze geben gestrafft werden.

[Seitentitel fol. 34':] Der Vierd tail

[III.13.] Das wider diss gepot ze hanndlen nyemandt gestatt sol werden

Es sol auch wider diss verpot auf yemandts pethe oder ersüechen, gross hoch-

zeyt, preütleüff, kindlmal, kirchtäg oder besingknuss ze haben, von kainer

112      1516: »diss«.

113      1516 hat der ganze Artikel folgenden, deutlich kürzeren Wortlaut: » Weiher oder weih

aber diss gepot überfaren, diselben sollen durch Jr obrigkait, Nemlichen von ainer

yeden übrigen person, die sy zuuil geladen haben, auch so offt yemants das in aynich

annder weg wie obsteet überfert, vmb ainen gulden reynisch vnnächläßlich ze geben

gestrafft werden.«

114      1516: »person«.

61

 

ôbrigkait erlaubt noch gestatt werden, bey vermeydung vnnserr schwären

straff vnd vngnad.

115 [III.14.] Wer disem pot sol vntterworffen sein

Disem obuerschribem Landtpot sollen allain das gemain volck vnd handt-

werchsleüt auf dem lande, auch in Stetten vnd Märckhten, da deßhalben

hieuor khain besonnder Ordnung ist, zu geleben verpunden, Aber die vomm

Adi dem nit vnntterworffen sein.

Hernach uolgt der Vierd tail diss puechs, darjnn ettwouil Landpot vnd

Ordnung, so zu sonderer guter pollicej, aufnemen vnd vnntterhaltung

Lannd vnd Leüt, in gemain vnd sonnder, dienstlich sind.

[Seitentitel fol 35:]Das    XXXV    blat

[IV. 1.] Ein gemain Lanndpot der zerung halben bey den wirtten

WJewol die zerung allennthalben in vnnserm Lannde in grosse hôherung

vnnd merung kürtzlich gewachssen ist, Deßhalben vns von gemainer vnnser

lanndschaft aller stännde mermallen klag vnd beschwärung fürpracht sind, So

wil doch aus manigerley vrsachen in vnnserm Fürstennthumb durchauß ain

mass oder Ordnung der zerung halben ze setzen nit leydlich noch füglich sein.

Demnach ist vnser ernnstlich beger vnd maynung, das in allen vnd yeden

vnnsern Stetten vnnd Märckhten, dergleych aufm Lannde, gepotten vnd bey

ainer pene den wirtten verschafft werd, füran nyemanndts mer mit vnzymm-

licher zerung oder fuetrung beschwärn, Auch ain yede Statt vnnd Marckht

nach järung des getraids oder anderer gülltiger pfennwert, auch nach ge-

legennhait ainer yeden gegenndt, ains yeden jares, zymmlich vnd leydlich

Ordnung vnd mass setzen vnnd sonnderlich, das ain yeder wirtt in Stetten,

Märckhten vnnd auf dem lannde an dem fueter über den dritten pfenning zu

gewin nit neme, Sonder die übermass, wie bißher mercklich beschehen ist,

füran vermeyden.

Wir schaffen auch hiemit in sonnderhait allen vnnd yeden vnnsern Vice-

domben, Haubtleüten, Räthen, Pflegern, Richtern vnnd allen anndern

vnnsern Ambtleüten, das sy vnuerzogenlich ob uermellte zimmliche mass

vnd Ordnung der zerung vnd fuetterung in vnserm Fürstenthumb ain yeder

bey den Tafernen seiner Gerichtzuerwalltung fürnemen

[Seitentitel fol 35':] Der Vierdt tail

vnnd die bey ainer nemlichen vnerläßlichen straff allso in ernnst vesstigklich

zu halltenn verfliegen, welhes dann die Hofmarch- vnd annder Gerichtz-

herren, so Tafernen haben, auch allso thün sollen.

115 1516: fol 34', ebenfalls mit Seitentitel »Der Vierd tail«.

62

 

[rV.2.] Von wegen der truckhen Gastgeben

Wir wollen auch, das füran allennthalben in vnserm Fürstenthumb kain

Trugkner gastgeb aufm lannd, dardurch bißher den Stetten vnd Märckhten,

auch den rechten Eetaf ernen mit beherbergen der Fürleüt vnnd annderm ge-

mainen volckh vil nachtail vnd Schadens auf dem lannd zügefuegt ist, gestatt

soll werden, Sonnder hiemit verpotten sein, außgenomen die Saltzsämer

vnnd wagenpawrn, so nit habern, sonnder mit hew oder aufm velld oder mit

aygem füeter fuetern, auch die, so yezüzeyten in der not khain Statt, Marckht

oder Eetafern erraichen, die mögen vngeuärlichen vnd in der not auf dem

lannd wol beherbergt werden.

[IV.3.] Wie das Schennckhen aufm lannde ausserhalb der Eetafern sol ver-

potten werden

Deßgleichs sol alles Schenckhen, so yezüzeyten aufm lande durch vnnser

Ambtleüt ausserhalb der Eetafern vergönnt ist worden, nach vermôg ge-

mainer vnser landtschafft freyhait vnd derselben erclärung hie mit sonnderm

ernnst abgeschafft sein vnd füran nit mer gedulldet werden. Weiher Ambt-

man aber darüber mit aynicher erlaubung weytter hanndlet, Auch weih auf

dem lannde in vnnsern Lanndtgerichten sich sôlher newen Schennckstett

oder schennckhens hinfür geprauchen würden, Die wollen wir darumben

nach vngnaden straffen. Deß gleichen sollen es die Hof march- vnd annder

Gerichtzherren auch hallten.

[Seitentitel fol. 36:] Das    XXXVI    blat

[IV.4.] Das die Ambtleüt auf dem land wein nit höher, sonnder wie ander

schencken sollen

Es sol auch khain vnnser Ambtman, der Tafern von vnns hatt, aynichen wein

hoher schennckhen oder geben, dann annder neben jne, die auch Tafern

haben vnd weinschenckhen thun vngeuärlich, souerr annderst der wein in

gleycher guete in sôlhen Tafernen gefunden wirdet.

[IV.5.] Das nyemandt zu den Tafernen trinckhens halb ze geen gedrungen

werd

Es sollen auch füran die 116Geritzleüt oder yemandt annder nit mer gedrun-

gen werden, in vnnserer ambtleüt oder landsässen Tafern von zerung vnd

trinckhens wegen ze geen oder den wein von denselben ze nemen, Noch die-

selben Gerichtzleüt oder annder, so sy in annder Tafern giengen vnd daselbs

wein trunnckhen oder wein hollten, darumb nit gestrafft werden, noch des in

anndern hanndlungen gegen jrer herrschaft enntgellten, bey vermeydung

116 1516: »Gerichtzleüt«.

63

 

hernach geschribner straff vnd pene. Deßgleychen sol es auch in den Hof-

marchen, Bestanndtafernen vnd allen anndern Schennckstetten auch gehall-

ten werden vngeuärlich.

[IV.6.] Vomm Schennckhen in den Pfarrhöfen

Nachdem sich ettlich Pfarrer in jrn pfarrhófen ze schencken, auch verdingte

mal ze hallten vnd den wein vmb das gellt ausser jrer pfarrhôfe ze geben vnd

zu uerkauffen vndersteen, das dann den Eehafften vnd schenckhen auf dem

lannde zu abpruch vnd nachtail raicht, auch wider gesatz vnd Ordnung geist-

licher recht, Jst hierauf vnser ernnstlich maynung,

[Seitentitel fol. 36':] Der Vierd tail

das sólhs den pfarrern in vnserm lannde nit gestatt werden sol, ausgenomen,

was die 117pfarrrer vnd geystlichen von aigen wein wachssen haben vnd für

sich, )r pfarrgesellen, priesterschafft vnnd haußgesynd, auch in der not den

kindlpetterin vnd kranncken leüten vnuärlich geben, das mag jne gestatt

werden. Doch geuärlicher weis von schennckhens vnd gewins wegen sollen

sy khainen wein einlegen.

[IV.7.] Wie das Pier summer vnd wintter auffm lannd sol geschennckt

geprawen werden

Jtem Wir ordnen, setzen vnnd wollen mit Rathe vnnser Lanndtschafft, das

füran allennthalben in dem Fürstennthumb Bayren auf dem lannde, auch in

vnsern Stetten vnd Märckthen, da deßhalb hieuor kain sonndere Ordnung ist,

von Michaelis bis auf Georij ain mass oder ain köpf piers über ainen pfenning

müncher werung, Vnd von sant Jörgen tag bis auff Michaelis die mass über

zwen pfenning derselben werung, vnnd derennden der köpf ist über drey

haller bey nachgesetzter Pene nicht gegeben noch außgeschennckht sol

werden. Wo auch ainer nit Mertzen, sonnder annder Pier prawen oder sonnst

haben würde, sol Er doch das kains wegs hoher, dann die mass vmb ainen

pfenning schennckhen vnd verkauffen. Wir wollen auch sonnderlichen, das

füran allenthalben in vnsern Stetten, Märckten vnnd auf dem Lannde zu

kainem Pier merer stuckh, dann allain Gersten, hopffen vnd wasser genomen

vnnd 118geprancht solle werden. Weiher aber dise vnnsere Ordnung wissennt-

lich überfaren vnd nit hallten würde, dem sol von seiner gerichtzóbrigkait

dasselbig vas pier zu straff vnnachläßlich, so offt es geschieht, genomen

werden. Jedoch wo ain Geüwirt von ainem Pierprewen in vnnsern Stetten,

Märckten oder aufm lande yezuzeyten ainen Emer piers,

117      1516 [korrekt]: »pfarrer«.

118      1516 [korrekt]: »gepraucht«.

64

 

[Seitentitel fol. 37:]Das    XXXVII    Blat

zwen oder drey, kauffen vnd wider vnntter dem gemaynen Pawrsuolck

ausschenncken würde, dem selben allain, aber sonnßt nyemandts, sol die

mass oder der kopff piers vmb ainen haller hoher dann oben gesetzt ist ze

geben vnd außzeschenncken erlaubt vnnd vnuerpoten, 119Auch vns als

Landßfürsten vorbehallten sein, Wo hierjnn so mercklich beswärung aus

manngl oder theürung des getrayds fürfielen (nachdem die jargenng, auch die

gegennt vnd rifiren mit dem trayd in vnnserm Lannd vrigeleych sein) darjnn

gemainem nütz zu gutem mässigung zu thun, wie dann sólhes hernach jmm

beschluss von dem fürkhauff mit merern wortten außgedruckt vnd gesetzt

ist.

[IV.8.] Uon neüwen vnd vngewöndlichen Prewheüsern vnd Tafernen

Wir wollen auch, das die newen Preüheüser vnnd Taffern, so vor aliter nit

Prewheüser noch Eetafern gewest sein vnd den Stetten, Märckten vnd andern

Landsässen zu nachtail vnd schmelerung von neuem aufgericht sind, gar vnd

ganntz abgethan vnd füran khains wegs gestatt werden sollen.

Es war dann, das ain Prewhauss von dem Prelaten, Edlman oder Hofmarch-

herren zu nottürfft seins closters oder gesäss neüs auffgericht würde, das sol

jnen zu jrm gebrauch zuegelassen sein.

Wo auch nit Edlmans gesäss, vnnd doch Eetafern daselbs warn, die vor aliter

die Preüheüser nit gehabt, vnd dieselben preüheüser jnnerhalb zehen jarn

aufgericht warn, dieselben sollen auch abgethan vnnd hinfüran aufzurichten

nit mer gestatt werden.

[Seitentitelfol. 37':] Der Vird tail

[IV.9.] Wie der kirchen guetter verwart vnnd rechnung dauon beschehen

sollen

Alls mit der Pfarren vnnd derselben zukirchen vnd annderer Gotzheüser par-

schafften, güllten, Zinsen, gotzberat vnd guettera vaßt vnordenlich vnnd

annders dann sich gepürt gehanndelt wirdet, auch vnnser Vorfarn Regirenn-

den Fürsten Lanndpot, so sy deßhalben in verganngen jaren außgeen vnd

vesstigklich haben handthaben lassen, Ettlich zeyther deßhalben wenig voll-

tzogen sein, Allso das nit allain die Pfarrer, Zechleüt vnnd annder vnnser

vndterthan, Sonnder auch ettlich vnnser Ambtleüt von den Pfarren vnd der-

selben zuekirchen vnd anndern gotzheüsern das pargellt enntlehen, Auch die

Kirchbrobst vnd annder, die das gellt in verwalltung habenn, sólhs yezü-

zeyten selbs vnndereinannder außleihen, kaüffmanschafft damit treyben

vnnd zu jrem nütz brauchen, das auch die Zechbróbst jrs geuallens vngewis

119 1516 wird hier der Satz mit »sein« abgeschlossen, der gesamte folgende Satzteil fehlt

noch.

65

 

guilt, gutter vnd annders kaüffen, verkaüffen vnd versetzen, darzu vnge-

schickt Pew fürnemen vnd in vil ander wege nach jrm willen mit der kirchen

guetern hanndln, dardurch den gotzheüsern mermals jr gellt vnd guet gar

verlorn, enntzogen vnd nit mer einbracht mag werden, auch on nütz ver-

schwenndt vnd außgeben wirdet, Darein vns als Landßfürsten ze sehen ge-

pürt. Demnach haben wir sambt vnser landtschaft vorbemellt vnser

vorelltern Regirenden fürsten seligen landtpot, hierüber außgangen, wider-

umb für handt genomen vnd vmb vnderhalltung vnd merung willen des gotz-

diensts dieselben lantdpot hiemit widerumb erneuert. Ordnen vnd wollen

darauf, das nun füran vnser Vitzdomb, Haubt-

[Seitentitelfol. 38:] Das    XXXVIII    blat

leüt, Pfleger, Renntmaister, Lanndtrichter, Casstner vnd all annder vnnser

Ambtlewt, Auch die Hofmarchherren ernnstlich daran seyen vnd all vnd yeg-

lich Zechleüt, kirchprobst vnd verwallter datzü hallten, das sy nun füran ains

yeden jars von jrem einnemen, ausgeben vnnd hanndlungen ainsten jmm jar

rechnung thun, vnnd bey weihen gotzheüsern die rechnung etlich jar bißhere

angestannden vnd die Zechleüt vnd Kirchprobst vnuerrechnet seyen, das

denselben zum fürderlichisten ain Rechentag gesetzt werde, Vnd darauf

yetzo vnnd füro järlich ainem yeden Pfarrer oder seinem Vicarj, auch vnnsern

Ambtleüten vnnd denen sólhs zu thun zuesteet, in beysein ettlicher treffe-

licher pawrßleüt, die dartzü sonnderlich erfordert sollen werden, volkomen

vnd richtige Rechnung thun, vnd was dieselben Zechleüt vnd Kirchprobst

oder vnser Ambtleüt oder yemand annder in rechnung schulldig werden, das-

selb on uerzug bezallen, Was aber von denselben schulldnern mit parm gellt

nit einpracht mag werden, allßdann von Jnen nottürfftig verpfanntung vnd

sycherhait, Es sey mit porgschafft oder verschreibungen, darumb nemen,

solh schullden in ainer gesetzten zeyt zu bezalen, Vnnd darauf dieselben

schullden, auch annder aussteend güllt vnd zinss mit allem vleis den gotz-

heüsern füro einbringen, dartzü vnnser Ambtleüt, auch hofmarch- vnd

annder Gerichtzherren verhollffen sein sollen, vnd den Zechleüten vnd

Kirchpróbsten von der gotzheüser gläubigem vnnd zinßguettern forder-

licher bezallung verhellffen.

Wir ordnen vnd wollen auch, das nun füro alles vnd yedes der gotzheüser

gellt, klainet, briefe vnd anders, so yetzo verhannden ist, auch füro geuellt,

nichts außgenomen, in rechnung gepracht werden sol, Vnd darnach an ainem

[Seitentitel fol. 38':] Der Vierd tail

liehen ennde in ain wol uerwarte Truhen gelegt vnnd an ain sycher orth ge-

setzt, daran drew Schlosser vnd zu ainem yeden schloss ain sonder Schlüssel

gemacht vnd dermassen verschlossen vnd versehen, das mit ainem Schlüssel

66

 

an den anndern nit auffgesperrt mog werden, vnd derselben Schlüssel ainen

sol die óbrigkait, der Pfarrer den anndern, vnnd die Zechleüt oder Kirch-

próbst bey ainer yeden kirchen den dritten haben.

Es sol auch ain yede obrigkait, auch Pfarrer vnd die Zechleüt oder Kirch-

probst mit einnemen vnnd außgeben, auch nottürfftigen gepeüen, füran

samenntlich vnnd ain tail an den anndern nichts darjnn hanndlen.

Deßgleichen, was geprechen vnd mangel bey den gotzheüsern an ornäten,

kellhen, meßpuechern, Hechten oder annderm, das nicht mercklich gross

außgabenn sindt, dasselb sol auch durch Sy samentlich miteinander, doch mit

vorwissen wie sich gepürt, geschehen.

Weytter wollen wir, das füro von den Gotzheüsern in vnnserm Hertzog-

thumb khain gellt liederlich außgelihen sol werden. Wer aber füran darüber

von ainer Kirchen, er sey wer er woll, geystlich oder welltlich, jchts auß-

leihen, vnd dasselbig anlehen zu der nägsten darnach uolgenden kirchen-

rechnung nit wider einprinngen würde, dem sol on uerziehen in sein aygen

guet gegriffen vnd solher ausstannd der Kirchen dauon bezallt werden.

[Seitentitel fol 39:] Das    XXXIX    blat

Vnnser ernnstlich beuelh vnd mainung ist auch, das vnnser Pfleger, Richter

vnnd Ambtleüt vnnd all annder, denen die Vollziehung diss Landpots zue-

steet, vnd sonnderlich, so man die rechnung wie uorsteet ze thun pfligt, noch

yemandt annder khain sonnder zerung thun, noch jchts annders jnen zu nütz

vnnd vortail aus dem zechschrein nemen noch züeaygnen. Doch wo vnnser

Ambtlewt bey jrn heüßlichen wonungen oder in den pfarrhofen in der

nähenndt vmb sy gelegen die rechnung nit hallten mögen, Sonnder über ain

meyl wegs dartzu reyten vnd über nacht aus sein muessen, sol denselben

vnnsern Ambtleüten für tag vnnd nacht auf ain person über sechtzig oder

sybenntzig pfenning vnnser werung nit geben, Wo sy aber desselben tags

wider haym komen mögen, allßdann allain das mal für sy bezallt werden

vngeuärlich, Auch weytter vmb Jr mue khainer vererung begern, vordem,

noch nemen bey vermeydung vnnserr schwärn straff vnd vngnade.

Vnd ob sich yemanndt wider dise Ordnung vnd Gepot jchts annders furze-

nemen vnnderstuennde, das sol khains wegs gestatt, sonnder mit ernnst ver-

fuegt werden, damit dise vnnsere Ordnung vesstigklich gehallten vnnd der

gestrackhts nachganngen werde. Des wollen wir vnns zu aynem yeden mit

ganntzem ernnst verlassen. Deßgleychen sollen es die Hofmarch vnnd

annder Gerichtzherren auch hallten.

[Seitentitel fol. 39':] Der Vierd tail

[IV. 10.] Von der preläten vnd ander kirchenlehen vnnd einsatz

Jtem Wo vnnser Preläten, die vomm Adi vnd annder vnser Vnndterthan

Kirchlehen vnnd jus presentandj haben, So dieselben fellig vnnd ledig wer-

67

 

den, sollen vnnd wollen wir, derennden wir von Lanndßfürstlicher óbrigkayt

den einsatz ze geben haben, die possession derselben kirchenlehen dem,

so gelihenn oder dartzü presentirt wirdet, einzugeben schaffen. Dergleych

sollen es all vnnser Lanndsässen, so den einsatz ze geben haben, auch thun.

[IV. 11.] Wie die Pfarrhöfe vnd widem nach der pfarrer tod sollen besetzt

vnnd mit der zerung gehallten werden

Nachdem vnns ettlich clag fürkomen seyen, wie bißher vnser Pfleger, Richter

vnd annder Ambtleüt nach der pfarrer absterben mit einnemen vnnd jnnhall-

tung der Pfarrhôfe vnd Widem auf dem Lannd vil beschwärung mit überflüs-

siger zerung vnd annderm fürnemen vnd brauchen sollen, Jst darauf vnnser

maynung, das füran durch all vnnd yeglich vnnser Ambtleüt in khainen Pfarr-

hofe oder Widem, allda die possession 120vnnd ze geben gepüret, zu jnn-

[Seitentitelfol. 40:] Das    XL    blat

halltung derselben über ain person, Es wäre dann ain pfarrn so ansechlich

vnnd vermogenndt, das sy ainen, zwen oder drey Capellan hett, oder an der

Lanndt gränitzen lag, allda man sych gewallts besorgen mueßt, So mögen

zwo person, vnd doch nit darüber, darein gelegt werden.

Es sollen auch dieselben hinein verordennten Person bey vermeydung vnnser

schwären vnerläßlichen straff vnd vngnad vnd sonnderlich, wo es vnser

Ambtleüt ainer war, bey entsetzung seins Ambts, von des abgestorbens

priesters gelassner farnuss, wie vnns dann bißher an ettlichen ortten besehe-

nen ze sein angezaigt ist, nichts nemen noch 121außtagen, Sonnder sich an der

zerung, die jnen auf ain person vnnd pferdt tag vnd nacht, Nemlich sybentzig

pfenning vnnser werung, vnd nit mer gegeben sol werden, benugen lassen.

Weiher aber hyewider thun oder hanndlen vnd vnns dasselb wissen gemacht

würde, den wollen wir wie ob steet schwärlich straffenn Vnnd, so er vnnser

Ambtman ist, on uerziehen seines Ambts enntsetzen. Auch sol in allweg das

außgetragen vnnd genomen guet den Erben oder wem es zuesteet on schaden

wider gegeben werden. Sôlhes sollen auch all annder vnnser Lanndtsässen,

Vnntterthan vnd jnwoner ze Bayren, So die possession wie ob steet ze geben

haben, für sich selbs hallten vnnd durch die Jren dermassen auch allso zu ge-

schehen ganntzes vleis vnnd mit ernnst verfliegen.

120      1516 noch [sinngemäß korrekt]: »vns«.

121      1516 noch [sinngemäß korrekt]: »außtragen«.

68

 

[Seitentitel fol. 40':] Der Vierd tail

[IV.12.] Von abschreckhen, laussen, wonsässen vnnd vahen der hasen vnd

anderm clainen waidwerch

Alls wir zu mermaln glaublich bericht sind, wie sich ettlich vomm Adi, auch

Burger vnnd sonnderlich vil aus vnnsern Ambtleüten, Richtern, Vberreytern,

Schergen vnd anndern, auch handtwerch vnd gemain pawrsman über vnnser

deßhalben hieuor außganngen gepot allenthalben in vnnserm Lannd

vnndtersteen, bey nächtlicher weyl die Hasen mit dem abschreckhen, laussen

vnd wonsässen, auch sonnsten an ettlichen ortten mit Hürdt vnd Täugken,

auch jnn schnueren vnd kegeln die menig auffzefahen. Dieweyl aber sólhs nit

allain wider die waidmanschaft ist, sonnder vnns dardurch mit verjagung

vnnsers willdprets, auch in ander wege vnleidenlicher nachtail zugefuegt

wirdet, So ist hierauf mit rate vnnserr Lanndtschafft vnser ernnstlich beuelh,

will vnd maynung, das füran nyemandts, Er sey edl oder vnedl, hochs oder

nyders stannds, in vnserm fürstenthomb die Hasen mit abschreckhen, laus-

sen, wonsässen, mit hürdt, täugken oder in schnuern, noch in kegeln vahen

sol, sonder hyemit allermenigklich genntzlich vnnd gar verpotten sein vnnd

pleiben, außgenomen 122wormm Behaimer walld, auch vormm gepürg vnd

auf allen anndern lannd Grenitzen, allda khain hatz gehallten mag werden.

Deßgleichen sol auch fürbas nyemanndt, Edl oder vnedl, die Hasen in gros-

sen oder tieffen schneen mer vahen, Sonnder menigklichen auch verpotten

sein vnd pleyben. Weiher aber hierüber betretten würde, er sey wer er wóll,

dem sollen seine netz vnd zeug, des dann ain yeder, was stands der

[Seitentitel fol. 41:] Das    XLI    blat

ist, Es sey in den Lanndtgerichten oder Hofmarchen, allso zu thün machtt

haben sol, genomen vnnd nit wider geben, auch darzu von seiner gerichtz-

óbrikait des orts es geschieht nach gelegennhait des verprechens gestrafft

werden.

Jtem Es sol auch hiemit sonnderm ernnst allen Burgern, die nit aus den

Stetten von geschlächten sein, wie dann die Lanndßerclärung vermag, Sambt

allem annderm gemainen volckh vnnd sonnderlich aller pawrschafft die

Hasen vnnd Fuchs ze schiessen oder sonnsten in was weg das geschehen

mocht, auch fliegenndt willdpret mit den Netzen, Peren vnd schulten ze

fahen in vnnserm Lannd gentzlichen vnnd gar verpotten sein vnnd pleiben.

Weiher aber sólhs überfert, so offt er das thut, der sol von seiner gerichtz-

óbrigkait des orts es geschieht zûsambt nemung der Netz, garn vnd zeügs

vmb ainn gulden reynisch gestrafft werden.

122 1516: »vormm«.

69

 

Wo aber ainer vnangesehen sôlher straff mer dann ainssten verprechen

würde, der sol allßdann ettlich tag mit fenngklicher ennthalltung gestrafft

werden.

[IV.13.] Das die pawrsleüt aufm land jr hund prüglen oder anlegen sollen

Alls vnns der Pawrnhund halben, wie derselben an ettlichen ortten in

vnnserm Fürstennthumb gar vil sein sollen, Ciagen vnd beswärung fürpracht

sind, ordnen vnd wollen wir, das füran khain Pawer, Hûeber, Solldner, noch

annder jrs gleichen in vnnserm Lannd über ainen Hundt

[Seitentitel fol. 4V:] Der Vierd tail

haben noch hallten. Er sol auch den bey dem tag anlegen oder tag vnnd nacht

prügl anhenngen oder sonnsten verwarn, auff das derselb hunndt nit gen

holltz zû uerjagung vnnsers willdprets oder annderer orth zu schaden lauffen

môg; doch wo ainem armen mann das willdprät bey tag oder nacht in seine

vellder zu schaden gen würde, So mag das ain yeder mit seinem vnd seiner

nachpawren hunden wol daraus jagen. Es mag auch ain yeder Pawrsman zu

uerwarung seiner herberg seinen hundt bey der nacht, wo er nit geprügelt ist,

ablassen. Auch wollen wir hierjnnen sonderlich die gegennd, allda die armen

lewt Jr vihe vor den Pern vnd Wolff en behuetten mûessen, vnd die Schwaigen,

scheffereyen vnd ainód, auch annder huetter nit begriffen, sonnder aufge-

schlossen haben. Vnnd welher Pawrsman ditz vnnser gepot geuärlicher weis

übertretten vnnd allso wie ob steet nit hallten würde, der soll durch sein Ge-

richtzôbrigkait, so offt er sólhs überfert, vmb acht pfenning swartzer münnss

vnser Lanndßwerung vnnachläßlich gestrafft werden.

[IV. 14.] Von freystifft der geistlichen gueter

Jtem die geystlichen mögen auf jrn guettera Jre freystifft, wo sy die haben,

vnuerhindert thün wie von aliter.

[IV.15.] Wie man gegen den freystifftern sol hanndln, die über jrer herr-

schafft willen die gueter besitzen

Alls vnnser Lanndsässen von allen Stennden sich beklagt haben, so sy jrer

nottürfft nach Jre hófe vnd andere guetter auf dem lannd verstifften, das jnen

von den pawrsleüten, die sy allso darab stifften, vil dranngs vnd muetwillens

be-

fSeitentitel fol. 42:] Das    XLII    blat

wisen werde, Auch dieselben abgestifften pawrsleüt nit allain gegen jr herr-

schafft, sonnder auch den jhenen, die an jrer stat auffgestifft werden, sich

drolich vnnd in annder wege vasst vngeschickt hallten sollen vnd über der

herrschafft willen die guetter nit räumen wollen, dardurch sy dann den Mayr,

so die herrschafft darauf zu stifften vorhat, bezwinngen, jren gönnst vnd

70

 

willen, wo er annderst zu dem güet komen vnd dasselbig mit rue vnd on sorg

besytzen wil, von jnen zu erkauffen, das vns in vnserm Fürstenthumb zu

gedullden kains wegs gelegen noch gemaint. Sonnder ist darauf vnnser

ernnstlich geschafft, will vnd maynung, wo dieselben pawrsleüt nun füran in

vnnserm lanndt angezaigt, gefunnden oder betretten werden, das sy von

stund an durch vnser Pfleger, Richter, auch Hofmarch- vnd ander Gerichtz-

herren fenngklichen auf jr der Pawrn selbs aygne Cosstung angenomen

vnnd zu verschreybung, porgschafft vnnd gnügsamer Versicherung vnnd zû

absteeung des guets gehallten, auch dartzü nach gelegenhait jrs Vermögens

gepürlich gestrafft. Wo aber ainer khain porgschafft gehaben mocht, dem sol

on mittl vnnser Lanndt verpotten werden.

[IV. 16.] Uon straff der Pawrsleüt, die on wissen vnd willen jrer herrschaft

heymlich von den guettern ziehen

Jtem Wir wollen auch: welher Pawr füran in vnserm Fürstenthumb, alls etlich

zeyt here beschehen, heimlich on wissen vnd willen seiner herrschaft mit

weib vnd kinden, auch seinem vihe vnd haußrat, von ainem guet zeucht, vnd

von seiner herrschafft kain vrkünd ains erbern abschid oder vrlaübung für-

zeweysen hat, das denselbigen sambt jrer

[Seitentitel fol. 42':] Der Vierd tail

farnuss bey vnnsern Stetten, Märckhten vnd Lanndgerichten, auch an

allen andern orten, allda er also hinkompt, khains wegs 123durchzeziehen

oder nyderzethun vergönnt noch gestatt, sonnder daselbst auf sein aygne

cosstung aufgehallten vnnd gehanndthabt sol werden, bis sólhs dem Gründt-

herren, dauon er allso abtrinnig ist worden, zu wissen gethan, das dann für-

derlich beschehen sol, Vnd darauf sein beschwärde vnnd maynung seins

abzugs vernomen werden, Ob er auch seiner herrschafft jchts ze thun schull-

dig belib oder aynichen nachtail oder schaden zugefûegt het. sôlhs sol er jr on

uerziehen bezallen, widerkern vnd abthun vnnd durch die gerichtzobrigkait

des ortts, er allso wie ob steet betretten wirdet, dartzu gehallten, auch nach

gelegenhait seines verprechenns gestrafft. Souerr er auch leyb oder Erbrecht

oder anndere gerechtigkait auf demselben guet gehebt hett, die sol er damit

genntzlichen vnd gar verworcht vnd verloren haben. Wo auch ain herrschafft

begern würd, das derselb Pawr wider auff sein güet sollt ziehen, das sol allß-

dann durch obberuerte gerichtzobrigkait on verzüg verschafft werden.

Wo aber ain Pawr allain mit seiner person haymlichen on wissenn vnnd willen

von ainem güet ziehen würde, dem sol allßdann sein leben lanng vnnserr

Land ze Bayren genntzlichen vnd gar verpoten sein vnnd bleiben. Wo auch

ainer darüber in vnnserm Fürstenthumb gefunden vnd betretten wirdet, der

sol, wie sich dann in sólhem gepürt, ernnstlich gestrafft werden.

123 1516: »durchziehen«.

71

 

[Seitentitel fol. 43:] Das    XLIII    blat

[IV. 17.] Von straff der Pawrn, die verleybte guetter haben, vnnd jr leyb-

gedinngrecht überfaren oder nit hallten

Alls den Gründtherren von Jrn pawrßleüten, die auf den guttern leybrecht

haben, vil mercklich beschwärung begegnen, Nemlich das dieselben leyb-

gedinger zu zeyten die guetter nach lawt jrer leybgedinngbriefe nit hallten,

Sonnder die heüser, stadi, stall vnd anndere zymmer zergeen vnd zerfallen

lassen, die äcker vnd wißmad nit wol anpawen noch tunngen, die vännt auf

den gründten verkauffen, auch mit erschlahung vnnd verswenndung der zu

gehörigen hôlltzer vnnd in annder mer wege dermassen hanndelnn, das sy die

guetter dardurch zu mercklicher abnemung vnnd erôdunng bringen vnnd

darüber den gründtherren das Recht piethen sollen. Dieweyl aber sólhe

rechtpot jmm gründt nichtig, vnd aus muetwilligkait, auch zu uerlenngerung

der Sachen beschehen, damit sy mittler zeyt die guetter deßter mer der

Herrschafft zu nachtail eroden mögen, So ordnen vnnd wollen wir hierauf

mit Rate vnnser Lanndtschaft, wo solhs füran aynichem gründtherren in

vnnserm Fürstenthumb von seinem leybgedinger begegnen würde, das allß-

dann auf desselben gründtherren ersuechen ain yeder vnser Pfleger, Richter

oder Hofmarchherr des ortts, da das Guet ligt, ainen tag in Monats frist sol

fürnemen, bayden partheyenn verkünden vnnd von Ambtz wegen drey

person, der Sachen vnuerwonnt, vngeuärlich dartzu verordnen, die solh guet

ze dorf vnd ze felld nach nottürfft besychten. vnd wo sich bey denselben

erfyndet, das der leybgedinger seinem grüntheren ze nachtail vnd schaden

wie ob steet vnd allso annders, weder jme sein leybgedinngbriefe züegeben,

mit dem Guet gehanndlt hett, So sol allßdann derselb vnser pfleger, richter

[Seitentitelfol 43':] Der Vierd tail

oder hofmarchherr dem gründtherren sein guet von demselben leibgedinger

ledig vnd frey erkennen, sprechen vnd schaffen, Nemlichen dess abzetretten

vnd auf liechtmessen nächst darnach komendt ze rawmen mit dalassung guts

bericht vnd anderm, wie sich yedes orts gepüret vnd der geprauch ist, auch

denselben leybgedinger, souerr er das ye allso in der guet nit thün würde, mit

fenngklicher annemung dartzu hallten vnd den gründtherren, auch die drey

obgemellten besichtiger, vor jme in allweg genugsamlichen versichern.

[IV. 18.] Das die leibgedinger vnd erbrechter bey verlierung Jrer gerechtig-

kait, Auch die freistiffter, die hölltzer zu Jrn guettern gehörig nit mer er-

schlahen sollen

Jtem Es sol auch füran kain freystiffter, leibgedinger oder der Erbgerechtig-

kait hat, auf aynichem guet kain holltz, es sey zu zymmern, zeynen, prennen

oder anndern Sachen, über sein vnd des guets zymlich nottürfft mer abschla-

hen, noch hingeben von dem guet, ausserhalb seins gründtherren wissen vnd

willen vnd sonnderlichen, das jme sein herrschafft dasselbig holtz, wieuil er

72

 

abschlahen sol, daruor aygentlichen außgezaigt habe. Weiher das überfaren

vnnd nit hallten würde, der sol sein leybgedinng oder erbgerechtigkayt des

guets, dartzu das erschlagen holtz gehört, verwürckht vnd verloren haben,

Auch des on weytter rechtuertigung enntsetzt werden.

Dergleych sol der freystiffter darumb auch entsetzt werden vnnd dartzu sei-

nem Stifftherren den schaden, so er jme mit verwuesstung oder abschlahen

solichs holltz gethan hatt, nach der nachtpern oder óbrigkait mässigung zu

widerkern schulldig sein.

[Seitentitel fol. 44:] Das    XLIIII    blat

[IV. 19.] Von überschlagen der waid

Verrer wollen wir, das durch kainen jnwoner vnsers Fürstenthumbs merer

viech auf die gemain wayde geschlagen werd, dann derselbig über wintter von

seinem guet fuern môg oder in sein hauss schlagen wil. Es het dann ainer

besonndere aygne wayde, die sol jme zu uerlassen oder annder wayduiehe zû

jme ze nemen oder in ander wege nach seiner nottürfft vnd gfallen zu ge-

prauchen vnuerwôrt sein vnd beleiben. Wo aber ain gemain von yemanndt ob

uermellter massen beswäret, überslagen vnd deßhalben zû clag komen würde,

So sol allßdann Jr gerichtzobrigkait dieselbig beswärde abzeschaffen schull-

dig sein. Es hett dann ain guet nach seiner grosse vnnd gelegennhait nit aygen

hawet oder wißmadt, sonnder mueßte zu seiner nottürfft, die der nachtpar-

schafft wissenntlich war, wißmadt besteen, die sollen in disem pot nit ver-

griffen sein.

[IV.20.] Von vnzimlichem Überschlag der schäfferein

Jtem Von wegen der schäfereyn ist vnser mainung, ainen yeden bey seinem

allten herkomen vnnd geprauch mit den schäffereyn beleiben zu lassen wie

ain yeder solhes in gewer herpracht hat, doch sol nyemanndts die vmbsässen

wider die pilligkait übertreiben oder in ander weg mit dem Überschlag

beschwärn noch beschedigen. Es sollen auch die Neuen schäffereyn vnnd

annder zuetrib, so auf jrn 123agrüdten nit beleiben mögen, sonnder auf ander

leüt treiben muessen, souil der in nagst uerschinen zwaintzig jarn aufkomen

sindt, von menigklich abgestellt werden.

[IV.21.] Wieuil ein yeder Pawrsman in ainem dorff mag schaf haben

Wo aber die Pawrn füran schaf haben wollen, das doch khainem, dann allain

auff seins guets Gründt vnnd denen,

[Seitentitel fol. 44':] Der Vierdt tail

die es vor aliter jmm geprauch herpracht hetten, gestatt werden, darjnn sol

man dise mass hallten: Nemlich das ain hofe vierundzwaintzig, ain hüeb

: »gründten«.

73

 

zwelffe vnnd ain lehner oder sólldner, der zu pawen hat, achte, Aber die solld-

ner, die nit ze pawen haben, viere vnd nit mer haben mögen; welher aber das

überfarn würde, dem sollen dieselben schaf durch sein gerichtzóbrigkait zu

straff vnnachläßlich genomen werden.

[IV.22.] wie man es füran mit den zinszkuen soll halten

Vnd alls vnns sonnderlich furpracht ist, wie bißher an ettlichen ortten in

vnnserm Fürstenthumb die armen leüt mit den zinßkuen in vil weg hoch be-

schwärt werden, Demnach ordnen vnnd wollen wir, das füran von ainer

bstandkue ain jar nit über sechtzig münchner pfenning vnd kain traid zu zinss

gegeben, auch durch yemand kain kue aus dem güet, darein er sy allso weytter

vmb zinss lassenn wil, gekaufft, sonnder sol oder mag die von anndern orthen

in das guet stellen. Es sol auch füran auff kainen strickh, wie bißhere be-

schehen ist, jchts mer an stat ainer kue gelihen werden; welher aber der ains

überfarn vnd dem wie ob steet nit nachkomen, das wissenntlich sein würde,

der sol, so offt er sôlhes überfert, durch sein gerichtzóbrigkait vmb einen

gulden reinisch vnnachläßlich gestrafft werden.

[FV.23.] Von den Sweinen, die man nit verhuet

Wir ordnen vnd schaffen auch hiemit allen vnsern pflegern, richtern vnd

ambtleüten, das ain yeder in seinem ambt hinfüran den vaissten vnd magern

swein, die an die waid lauffen vnd nit verhuettet werden, von sant Gerdrauten

tag, der ist der sybenzehennd jmm Mertzen, bis auf sand Martins tag Ring an-

henngen lassen, damit die armen leüt desster bas Schadens vertragen beleiben.

Solhs sollen die hofmarchherren bey den jrn zu geschehen auch verfegen;

welhs swein

[Seitentitel fol. 45:] Das    XLV    blat

aber darüber nach sólher zeit on Ring gefunden, so offt das betretten wirdet,

dauon sol vnnachläßlich vier pfenning zu straff genomen vnd einpracht

werden.

[IV.24.] Kainen gewachssn volln noch stuett hinder zwain jam allt aus

dem lannd zu uerkauffen

Nachdem wir gleüblich bericht sein, wie ettlich person allennthalben in

vnserm Fürstenthomb vnd sonderlich vmb ärdingen, mospurg, landßhuet,

labertal, vilßtal, Rottal, ysertal, thunawgew, kalbachtal, yssengew, jmm

zaynach vnnd vormm gepürg, auch anndern ortten von den pawrn die ge-

wachßnen volln vnd stüetten in den stallen gar Jungk vnd die menig aufkauf-

fen vnd aus dem land jrem vortail nach verfuern vnd verschicken sollen,

deßhalben dann in vnserm Fürstenthomb Bayren nit mer souil guter vnd

gewachßner landtpferd wie vor aliter ze kauffen gefunden noch erzogen

74

 

werden, Hierauf ordnen, wollen vnd gepieten wir mit rate vnser landtschaft,

das füran nyemandt mer, hochs oder nyder stannds, aynichen gewachßnen

volln noch stüetten hinder zwain jarn allt an den stallen aufzekauffen oder zu

bestellen, in maynung dieselben allßdann aus vnnserm fürstenthomb wie ob

steet ze fuern oder ze schickhen, nit mer, weder in obangezaigten noch

andern orten vnsers Fürstenthombs, gestatt sol werden. Weiher aber über

diss vnser gepot obuermellter massen aynich gewachßen volln oder stuetten

aufkauffen vnd damit betretten würde, dem sollen sy durch die gerichtz-

óbrigkait desselbigen orts er betretten wirdet genomen vnd auch der verkauf-

fer, so offt er verpricht, allweg vmb souil gellts der kauf beschicht gestraft

werden.

Doch so mag ain landtman von dem andern die obuermelten vollen vnd

stuetten weytter in seinem hauß oder annderhalb jme selbs ziehen ze lassen

wol khauffen. Es sollen auch in obgedachtem Artickl die klainen vnnd ge-

mainen pawrn-volln vnd -stuetten nit begriffen, sonder ausgeslossen sein.

[Seitentitel fol. 45':] Der Vierd tail

Vnd dieweyl wir auch wissen tragen, das vor jarn bey vnsern clôsstern, alls

sonnderlich zu Tegernsee, Nydern- vnnd Obern-Alltach, Rayttenpuech,

Fürstenfelld, Wîndperg, Ossterhofen, Allerspach, Fürstenzell, Beüren, Eetal

vnd Staingaden, auch anndern mer ortten in vnserm landt vil hübscher vnnd

gewachssner pferdt erzogen sind worden,

So ist demnach vnd in bedennckhung des gemainen nütz an dieselbigen ob-

gemellten, auch all annder vnnser preläten vnnser gar genädig beger vnd bite,

das sy füran Jr gstûett förderlich dermassen bestellen vnnd wider hallten

wollen, auf das sy bey jnen wider hübsche vnd gewachßne lanndtross wie vor

aliter ziehen vnd haben mögen; weihe pferdt wir auch von jnen vmbsonsten

nit begern, noch solhs vnnsern Ambtleüten vnd dienern kainswegs gestatten,

sonder wo wir sólher pferdt, ains oder mer, für vnns oder vnnser diener not-

türftig werden, die wollen wir jnen allßdann genädigklichen bezallen lassen,

Auch sonnderlich solhes gegen den Preläten, die disem vnnserm begern ge-

horsame volltziehung thun, mit gnaden zû erkennen vnuergessen beleiben.

[IV.25.] Das die waid auf den gemainen nach Osstern sollen vnuerpotten

sein vnnd offenn gehallten werden

Es sollen vnnser vnd vnnserer landtsässen Schergen füran den Armen leüten

nit verpietten noch woren, nach Osstern auf die gemain ze treyben, auf das

den Armen leüten jr waid vnd besueche nit genomen werden.

[IV.26.] Das die Ambtleüt nyemannd Jr viech zuestellen sollen

Es sollen auch vnser ambtleüt aufm lannd füran nyemand aynich viech mer

zuschlagen, sonnder sôlhs jnen hiemit abge-

75

 

[Seitentitel fol 46:] Das    XLVI    blat

schafft vnd verpoten sein. Weiher es aber nit hallten vnnd dawider wie ob

steet hanndlen würde, denselben wollen wir mit enntsetzung seines Ambts

oder nach gestallt seiner verwürckung in annder wege ernnstlich straffen

lassen, vnnd sólhs sollen die Hofmarch- vnd annder Gerichtzherren bey jrn

ambtleüten dermassen auch zu geschehen verfliegen.

[IV.27.] Wuecherisch vnd vnzymlich keüff vnd contract nit zuzelassen

Nachdem vns angepracht ist, das ettlich person in vnnserm Fürstenthomb ze

Bayren wuecherisch, geuärlich vnd vnzymlich Contract, die von der heiligen

Cristenlichen kirchen sindt verpotten vnd vnnsern lannd vnnd leüten zu

mercklichem verderben raichen, ueben vnd treyben sollen, Darab wir dann

nit vnpillichen mißfallen tragen, Setzen, ordnen vnd wollen darauf hyemit

sonnderm ernnst, wo füran yemanndt in vnnserm Lannd betretten oder mit

gründt der warhayt erfaren oder angezaigt wirdet, der wuecherisch hänndl

treybt vnnd gellt von gellt, alls von zehen guidein ainen, nympt vnd darauf

außleycht, oder sich sonnsten annderer geuärlichen pact oder contract ge-

prauchen, derselben gellt vnd annders, damit sy allso wuecherisch vnd ge-

uärlich hänndl treyben, sol jrer gerichtzôbrigkait, der ennden es geschieht, zu

straff verfallen sein, auch dartzu nach gelegenhait der person vnd jrs ver-

prechens ettlich tag fenngklch ennthallten vnd on genugsam Versicherung nit

außgelassen werden. Beuelhen vnd schaffen auch allen vnd yeglichen vnnsern

Vitzdomben, Pflegern, Richtern vnnd anndern vnnsern Ambtleüten ze

Bayren, wann sölh wucherisch vnd vnzymlich oder geuärlich Pact, Contract

vnd hanndlungen für sy pracht werden, das sy dieselben für vnwirdig, crafft-

los vnd vnpyndig erkennen, auch kain voltziehung darauff thun.

[Seitentitel fol 46':] Der Vierd tail

[IV.28.] Das nyemand ichts auf porg höher dann vmb par gellt geben, noch

den getrayd auf der wurtzl verkauffen sol

Alls vns gleüblichen angezaigt ist, wie in vnserm Fürstenthomb in sonderhait

der getraidt, auch annder pfennwert mermalls auf porg vil hoher dann vmb

par gellt, dardurch der gemain pawrsman zû mercklichem nachtail gedrun-

gen, verkauft werde, Darauf ist vnnser maynung, das füran weder getraid

noch andere pfennwert nit hoher auf porg dann vmb par gellt gegeben vnd ge-

kauft, das auch der traid auf der wurtzen oder velld kainswegs mer verkauft

werde.

Weiher aber sólhs überfaren vnd nit hallten würde, der sol allmal, Nemlichen

ain yeder kaufer vnnd verkaufer, durch sein gerichtzôbrigkait vmb halben

werdt, souil des gekaufften guets ist, gestraft werden.

76

 

[IV.29.] Hernach uolgen die Lanndpot von wegen des fürkauffs

Nachdem die hochgepornnen Fürsten herr Albrecht vnser lieber vater vnd

herr Georg vnser lieber vetter, bed pfalltzgrauen bey Rhein, hertzogen in

Obern vnd Nydern bayren löblicher gedechtnuss, in jrer Lanndßfürstlichen

regirung verganngner jar ettwouil Landtpot von wegen des fürkaufs aller

pfennwert vnd handthierung nach gelegenheit vnd gestallt der leüf in mani-

cherlay weyse haben außgeen lassen, vnd wann aber bede Fürstenthomb nun

zusam komen vnd zu ewigen Zeiten ain ainig hertzogthomb sein vnd pleiben

sol, Deßhalben sich gepürt, das nun füro darjnnen zu fürdrung gemains nütz

ain Ordnung vnd gesatz sey vnd gehallten werde, Demnach haben wir mit

Rate vnser landtschaft auf die vilfelltigen Ciagen, so vnns von wegen des

[Seitentitel fol. 47:] Das    XLVII    blat

fürkauffs jmm landt täglichen fürkomen sind, mit zeytigem Rate vnd sonn-

derer vorbetrachtung darjnn ain Ordnung vnd landtpot beschlossen wie her-

nach uolget.

[IV.30.] Erstlich vomm fürkauff des vaissten viechs, Ochssen, Schlach-

rinder vnd Swein

Wollen vnd ordnen wir, das kain Gasst, Landtman, Jnwoner, noch yemands

annder das vaisst viech, Ochssen, Schiachrinder oder vaisst Saw vnd ander

schlachuiech an den stallen kauffen noch verkauffen. Sonder man sol das zu

den offenn wochen- vnnd jarmärckhten bringen vnnd da gekauft vnd ver-

kaufft werden, außgenomen die Metzgker in vnsern Stetten vnd Märckten,

auch aufm Lannde, souil sy des in vnserm lannde zu pannckh offennlich

slahen vnd vermetzgken, den sol das kauffen an den stallen nit verpotten sein,

doch was sy solhs viechs zu stund an nit vermetzgken, sonnder in die wayd

slagen, das sy das weyter nit verkauffen noch auß dem Landt vertreiben.

Aber auf offenn wochen- vnd jarmärckhten sol menigklich dem Gasst,

Lanndtman vnd Jnwoner das vaisst viech wie uor steet ze kauffen vnd zu uer-

kauffen erlaubt sein.

[IV.31.] Die allten Landtpot mit dem viechkauff vorm walld wie uor zu

hallten

Doch sollen die Ordnung, so hieuor von wegen des viechkauffs vormm wallde

gemacht vnnd bißhere gehallten worden sindt, mit disem landtpot nit ab-

genomen sein, sonnder wie von aliter volltzogen werden.

[IV.32.] Von fürkauff des magern viechs

Jtem das mager viech mag ain yeder gasst oder landtman zwischen vnnser

lieben frawen liechtmessen vnnd sant Jörgen tag an den Ställen oder auf

offenn Märckhten wol

77

 

[Seitentitel fol. 47':] Der Vierd tail

kauffen, doch das derselb kauffer sôlh viech, wo er das verrer nit vertreibt,

selbs wayden vnnd nit wider an den stall verdinng.

Aber nach sant Jörgen tag biß auf liechtmessen sol der gas st vnd landtman

kain mager viech mer an den stallen, sonder allain an offenn wochen- vnd jar-

märckhten kauffen.

[IV.33.] Vomm fürkauff des wayduiechs

Wo auch ain landtman viech kaufft vnd das in die wayd schlecht, in maynung

das weitter zu uerkauffen oder aus dem lannd ze treiben vnd hinzegeben,

der oder dieselben sollen kain fleysch zu panckh schlahen vnd hingeben,

noch sôlhs durch yemanndts anndern von jren wegen thun lassen, auch das

wayduiech änderst nit kauffen, dann wie hieuor von denen, die das handt-

werch der Metzger nit arbaiten, geordennt ist.

Wer auch wayduiech hat in vnserm landt, derselb sol nach des heyligen creütz

erhohung tag kainerlay viech in vnserm landt weder auf den Märckhten, noch

an den stallen kauffen, das ainer vnndter das wayduiech stossen vnnd damit

verkauffen vnd vertreyben wollt.

[IV.34.] Von straff des fürkauffs wider ob uerschriben Ordnung

Vnd wer diss gepot mit dem vaissten vnnd magern viechkauff überfert vnd

damit betretten wirdet, derselb sol vns, vnd in den herrschaften vnd hof-

marchen den gerichtzherren, von ainem yeden haubt ain pfund pfening

swartzer münss vnnser lanndswerung zu puss verfallen sein, darjnn der ain

halb tail, so in vnsern Fürstlichen gerichten vnd óbrigkaiten verwürckht

wirdet, vnns, vnnd der annder halb tail vnnserm pfleger oder richter, in des

gepieth sôlh überfarung beschehen ist, veruolgen sol, vnnd dem Schergen

vomm haubt

[Seitentitel fol 48:] Das    XLVIII    blat

zwenunddreyssig pfenning. Aber die pûss, so in den Herrschafften vnd Hof-

marchen wie ob uermellt verprochen werden, die sol denselben gerichtz-

herren gar vnnd allain volgen vnd zuesteen, doch ob uermellter massen

genomen werden.

[IV.35.] Wellich in dem verpot des fürkauffs süllen außgeschlossen sein

Außgenomen: wo ain Prélat, Edlman, Burger oder landtsäss vaisst oder

mager viech zu 124nattürfft seins haußhabens bedürfftig ist, das mag derselb

an den stallen wol kauffen, doch allso, das er dasselb weytter aus vnnserm

lannde nit verkauff, auch solhs nyemannts annderm zu lieb noch von bethe

124 1516:»nottürft«.

78

 

wegen bestell oder aus dem lannde schickh, Sonder jme allain zu seiner hauß-

halltung verprauch. Es ware dann, das ainem über sein haußhalltung jchts

überblib oder selbs ertzogen oder erkaufft hett, solidi viech mag derselb an

den stallen jnn oder ausser lannds wol verkauffen. Es sol auch denen, so dechl

oder agkerram haben, das viech zu kauffen, Auch darauf vnnd wider darab

nach Jrer gelegennhait zu treyben vnuerpotten sein.

[IV.36.] Wie die Lanndleüt vnd Gasstgeben ciain viech vnd essende pfenn-

wert an den heusern vnnd stallen kauffen mögen

Jtem kellber, schaf, lember vnd klains viech, auch huener, ayr, käs, schmalltz,

obs vnd anndere essennde pfennwert mag ain yeder Lanndtman, Auch offenn

wirtt vnnd gasstgeben jmm lanndt seßhafft, an den heüsern vnd stallen oder

auf offenn wochen- vnnd jarmärckhten, souil ainem in sein hauss zu uerzeren

not thut, wol khauffen, aber khainen fürkauff damit treyben.

[Seitentitelfol. 48':] Der Vierd tail

[IV.37.] Wie die Metzger das klain viech allenthalben wol kauffen mögen

Es mögen auch die Metzger, die das hanndtwerch arbaiten, schaf, lember,

kelber vnd schwein an den stallen vnd wo sy es bekomen mögen vnuerhindert

kauffen. Doch das sy sólhes alles zu pannckh schlagen vnnd weytter aus dem

lannd nit vertreyben.

[IV.38.] Wie allt ain kalb oder lamb, so man vermetzgken wil, sein sol

Es sol auch nyemand kain kalb noch lamb auf die panckh zu uermetzgken

kauffen noch verkauffen bey verlierung desselben kalbs oder lambs, Es sey

dann dreyer wochen volligklich allt.

[IV39.J wie die metzgker aus den Stetten, die den fürkauff treyben, von

Jrn herrschafften sollen vrkund haben

Wo auch die Metzgker aus den Stetten in vnnserm Fürstennthumb an den

stallen allso den hauffen bestellen vnd kauffen, in maynung vnnd willen, das

in der Statt, daraus sy seyen, zu uermetzgken, So sollen allßdann dieselbenn

Metzgker von vnns, auch der Statt, des offenn vrkündt vnnd anzaigen haben

vnnd fürprinngen, das sy sólh viech zum schlegl treyben vnd vermetzgken

vnd annderswo aus dem lanndt nit verkauffen wollen.

[Seitentitel fol. 49:] Das    XLVIIII    blat

[IV.40.] Das man khain fleysch vnbeschawt schlagen noch vermetzgken

sol

Alls aus verprauchung des vnzeytigen, schadhafften vnd vnrainen viechs

nachtail vnnd krannckhaiten zû besorgen sind, Demnach haben wir mit Rate

vnnser Landtschafft geordennt, Setzen vnd wollen, das füran in allen vnsern

79

 

Stetten 125vnd Märckhten vnnd auf dem Lannde khain viech zu uermetzgken

noch in annder wege hinzugeben oder zu uerkochen geschlagen sol werden,

Es sey dann dauor durch die verordennten geschworen bschawer, die vnnser

Stett vnd Märckht aus jnen zum fürderlichisten darzu erwolen vnd verordnen

sollen, Deßgleichen auf dem lande in vnnsern Lanndtgerichten durch die

Vierer ains yeden dorffs lebenndig, auch so es geschlagen ist, nach aller not-

turfft wie sich gepürt bschawt vnd gerecht erfunden. Weiher aber hierüber

ainicherlaj viech vnbeschawt schlagen, vermetzgken oder zu uerkochen hin-

geben würde, dem sol es durch sein gerichtzobrigkait genomen oder vmb

souil gellts, so es werdt gewest, gestrafft werden, vnd sólhes sollen all Hof-

marchherren in jrn Hofmarchen auch also zu geschehen mit ernnst ver-

fûegen.

[IV.41.] Ordnung des Viechüngellts

Wir sein auch bericht worden, wie die vnnsern jmm Oberlannd mit dem

Vichungellt beswärt werden. Jst vnnser maynung: was die armen leüt zu jrm

geprauch zu melckh oder zu jrm menât oder zu uermetzgken in jre heüser

kauffen, das dauon khain vngellt sol genomen werden. Was sy aber kauffen

vnd in dem lannd wider verkaüffen oder aus dem lannd ze treiben kauffen,

dauon sol der gewônndlich vngellt, wo vnd wie derselbig vor aliter gegeben

ist, noch geben werden.

[Seitentitelfol. 49':] Der Vierd tail

[IV.42.] Wie die keüffel, fragner oder hegkler sich mit dem fürkaüff jmm

Lannd vnd an den Grenitzen hallten sollen

Jtem Die offenn Keüffel, Fragner oder Hegkler, die in vnnsern Stetten vnnd

Panmärckhten, auch aufm Lannd angesessen sind, mögen huener, ayr, käs,

schmaltz, obs vnnd annder dergleychen essennde pfennwert an den heüsern

vnd offenn wochen- vnd jarmärckten wol khauffen, doch allso, das sy solhe

pfennwert, die sy an den heüsern khauffen, weytter aus vnnserm Lannde nit

tragen noch verfuern, Sonnder zu vnnsern Stetten vnd Märckhten bringen

vnd darjnn an offem Marckt oder in jrn laden wie sich gepürt fayl haben vnd

verkaüffen; Außgeschlossen die, so auf den landgränitzen sytzen oder an die

Reichstett stossenn, den sollen jre pfennwert, die sy selbs in jrn heüsern über-

komen oder erzogen haben, aus dem Lannd zû uerkhaüffenn vnuerpotten

sein, Vnnd hierauf aynicher Fürkhaüffer weder in Stetten, Märckhten, noch

aufm Land annder gstallt nit, dann wie uor steet, gedulldet werden.

[IV.43.] Uomm fürkaüff in gemain auf offenn Märckhten

Was aber ain Gasst oder Lanndtman an freyen offenn wochen- vnd jar-

märckhten jmm Land kaüfft, das sol ainem yeden gestatt werden, derselb

125 1516: fehlt.

80

 

mag auch sólhs weytter jnn oder aus dem Lannd wol vertreyben vnnd ver-

khaüffen, doch sol nyemandt, weder durch sich selbs noch annder, mit den

leüten, vor vnd ehe dieselben jr viech vnd pfennwert zu den offenn wochen-

vnd jarmärckhten bringen, kainen khaüff noch abred vnnder oder vor den

thoren, jn

[Seitentitel fol. 50:] Das    L    blat

jren noch anndern 126heüsern oder auf dem velld darumb machen, noch

sólhes vnnderwegen thün oder bestellen, Sonnder alles viech vnd pfennwert

frey, vnbestellt, vnuerleykhaüfft zu den offenn vnd faylen wochen- vnd jar-

märckhten bringen lassen vnd darjnn khain geuärde brauchen. Weiher aber

sólhs überfarn würde, der sol nach vngnaden vnd gelegennhait seins ver-

prechens ain yeder von seiner ôbrigkait gestrafft werden.

[IV.44.] Uomm fürkhaüff des getrayds

Es sol auch hyemit sonnderlich aller fürkhaüff des getrayds, wie er namen

hat, in vnnserm Fürstennthumb Bayren etc. — ausgenomen auf offenn jar-

oder wochenmärckten - verpotten sein vnd bleiben, doch sollen hierjnnen

vnser Preläten, die vomm Adi vnd die Burger, auch die grossen Pfarrhófe mit

jrem trayde, dasselbig nach jrer gelegennhait vnd wem sy wollen zu uer-

khaüffen, sambt allen offenn Wirtten vnd Gasstgeben das Fuetter vnnd ann-

ders zu jrer nottürfft ze khaüffen nit begriffenn, sonnder außgeslossen sein.

Weiher aber hyerüber aynicherlej traid in vnnserm Lannd mer fürkhaüffen

würde, dem sol dasselbig durch die gerichtzôbrigkait, der enden es geschieht,

ze straff genomen, auch dartzu der verkhaüffer nach gelegennhait seins ver-

prechenns gepürlich gestrafft werden.

[IV.45.] Uomm fürkhaüff Garns vnd woll

Nachdem die Leinweber, Loder vnd Wollwürchen, in vnnsern Stetten vnd

Märckhten jmm Ober- vnnd Nyderland ze Bayren seßhafft, sich beclagen

von fürkaüffs wegen des Garns, auch der Woll, das sich die außlennder,

[Seitentitel fol. 50':] Der Vierd tail

auch Wollwürcher vnnd Leinweber auf dem lannde, in den heüsern ze

127kaüffen vnndersteen, das den Leinwebern, Lodern vnd Wollwürchern in

vnnserm Fürstenthümb, besonnder in den Stetten vnnd Märckhten, zu uer-

derben vnd mereklicher verhindrung jrs handtwerchs raicht vnd kombt.

Vnnd wann aber weylennd vnnser vorfarn regierennd Fürsten loblicher ge-

dechtnuss deßhalben geordennt vnnd gepoten haben, das auf dem lannde

126      1516: fol. 50.

127      1516: fol. 50'.

81

 

vnnd geü nyemanndt das Garn noch Woll aufkaüffen sol, Sonnder was ain

yeder Garnns oder Woll zu uerkaüffen hab, das er sólhs zu den gewónnd-

lichen wochen- vnd jarmärckten bringen vnd allßdann dem gasst vnd Landt-

man daselbst Garn vnd Woll zu seiner nottürfft ze khaüffen vnnd zu

uerkhaüffen erlaubt sein sol, Hierauf wollen wir, das es bey derselben vnnser

vorelltern Ordnung vnd gepot nun füro auch beleih vnd dermassen gehallten

werde.

[IV.46.] Uomm fürkhaüff des Gefülls vnd Leders

Vnd alls auch sonderlich in vnnserm Lannd der fürkaüff des Gefülls vnd

Leders, so ausserhalb der offenn wochen- vnd jarmärckt beschicht, über-

handt genomen hat, Ordnen vnnd setzen wir hyemit, das füran sólhs bey

vnnser schwären vnerläßlichen straff verpoten sein vnd nit mer ze treyben

von nyemants gestatt werden sol. außgenomen was die Kürßner, Lederer,

Riemer oder annder handtwerchsleüt zu jrer hanndtwerchßarbait, Deß-

gleychen die Preläten, vomm Adi oder Burger in jrn heüsern zû uerbraüchen

nottürfftig werden, das sol jnen auf dem land, doch zymmlicher mass ze

kaüffen erlaubt vnnd vnuerpoten sein.

[Seitentitel fol 51:] Das    LI    blat

[IV47.] Das die jnwoner den außlenndern khain war fürkhaüffen noch

aus dem lannd schicken sollen

Wir wollen vnd gepiethen auch sonnderlich, das füran durch yemannd in

vnnserm Fürstennthumb, Er sey Edel oder vnedl, hochs oder nyders stands,

kainem außlender (wie ettlich zeyt here vnnsern vnnderthanen vnnd jn-

wonern ze Bayren zu mercklichem nachtail geschehen ist) weder viech,

schmaltz, jnnßlüt, schmer, flachs, Leder, noch anndere pfennwert, wie die ge-

nannt oder gehaissen seyen, in kainen weg mer bestellt, aufgekaufft oder gellt

darauf fürgeben sol werden. Weiher aber ditz vnnser gepot in ainem oder

mer obuermellten artigkln übertretten, das allso nit hallten vnd sich sólhs

wissenntlich zu jme erfinden würde, dem sol sólh gekhaufft guet durch sein

gerichtzóbrigkait genomen, Vnd wo dasselbig guet nit mer mócht betretten

noch erobert, so sol allßdann derselbig überfarer nach gelegennhait seins ver-

prechens in annder wege mit ernnst gestrafft werden.

[IV.48.] Das die Ambtleüt nyemandt den fürkaüff erlauben sollen

Wir gepiethen auch in ganntzem ernnst allen vnnd yeden vnnsern Ambt-

leüten, was stannds die seyen, vnd wollen, das jr nun füran kainem Gasst noch

Landtman den fürkhaüff wider jnnhallt vnnd außweysung ob uerschribner

Lanndtpot in ainem oder mer Sachen ze treyben vnnd zû gepraüchen in

aynich weis vergönnet, züelasset, noch gestattet, wie bißhere an ettlichen ort-

82

 

ten dem gemainen nütz zu mercklichem nachtail vnnd schaden geschehen ist.

des

[Seitentitel fol. 5V:] Der Vierd tail

wollen wir vnns 128bey vermeydung vnnser swären straff, vngnade vnnd ennt-

setzung ewrer ämbter zu euch allen vnd ewr yedem genntzlich versehen vnd

verlassen.

Dergleych sol es durch vnnser lanndsässen in jrn Gerichten vnd Hofmarchen

auch gehallten werden.

[IV.49.] Wie die Leinweber, wollwürchen vnd Loder aufm lannd jre handt-

werch arbaiten mögen

Es mag ain yeder Lanndtman vnnd jnwoner sein Leinwerch vnd Woll ainen

yeden Weber, Loder oder wollwürchen auf dem geü sytzennd vmb den Ion

wol würchen vnd arbaiten lassen. Dergleych mögen dieselben weber, loder

vnd wollwürchen auf dem lannd jnen selbs, in jre heüser, die nottürfft auch

wol machen, vnnd dieselb jr arbait vnnd aygen gewürcht anndern jrn nach-

pärn in der nähendt vmb sy sytzennd zu derselben vnd jrer haußgesinnd not-

türfft wol verkaüffen. Aber nachdem in manigerley weg falsch vnnd betrüg

damit gebraucht mag werden, So sollen dieselben Leinweber, Wollwürchen

vnd Loder khainen fürkhaüff damit treyben, noch offennlich fayl haben, Es

sey dann derselb in vnnsern Stetten vnd Märckhten jmm handtwerch vnd

zünfft zuegelassen, vnd lass sein arbait nach derselben Statt oder Marckts

gewonnhait beschawen vnd bezaichen. Weih aber diss gepot überfarn vnd nit

hallten würden, die sollen jre Garn, Tüech oder Loden verworcht vnd, so es in

vnnsern Lanndtgerichten beschähe, vnns, vnnd in den Hofmarchen dem

Hofmarchherren zu puess 129verfallen sein, vnnd dartzü durch das hanndt-

werch gestrafft werden,

[Seitentitel fol. 52:] Das    LII    blat

doch das solhe des hanndtwerchs straff über zwenunddreyssig müncher

pfenning nit sey.

[IV.50.] 130Wie die obuerschriben Lanndtpot, den fürkauff betreffend, so

des nottürfftig vrsach fürfallen, zu zeyten geenndert mögen werden

Ob aber sôllichs fürkauffs, des grossen vnd klainen, vaissten vnd magern viechs

sambt dem getrayd vnd aller annder pfennwart, auch pierschennckhens

halb, in besonnder an den Grenitzen so mercklich beschwärung fürfieln,

128      1516: fol 51'.

129      1516: fol. 52.

130      Der gesamte folgende Artikel ist 1516 noch nicht enthalten.

83

 

daraus gemainem nütz nachtail vnd schad, das offenlich wäre, eruollgte, wie

dann die zeyt vnd jargenng, auch die gegent vnd Rifirn von wegen der an-

stossennden lannd vngleich sind, darjnn sollen vnnd wollen wir alls Lanndß-

fürstenn sambt vnnsern treflichen Räten (Nachdem vnnser lanndschafft,

noch jr verordennte, nit täglich bey sôllichen beschwärlichen klagen sein

mögen) selbs yederzeyt, dem gemainem nütz zu fürdrung vnd güttem, gnädi-

ge vnd zymliche millterung vnnd mässigung thûn. Wo aber aus sonnderlicher

beswärung die nottürfft erfordern würde, obberuerts fürkhauffs halb ainen

oder mer artigkl zu ueränndern, gar abzethün oder von newem ze machen,

daran gemayner vnnser Lanndschafft allen stännden gelegen wäre, sólhs

wollen wir yederzeyt mit Rat vnser Lanndschafft oder derselben verordenn-

ten thün. Es sollen auch sonnderlich die Hôdl vnd Lanndtpaurn jmm für-

khaüff des getrayds zu fürdrung gemains lannds nütz nit begriffen, sonnder

hyemit von gegenladung wegen des Salltz wie von aliter ze khaüffen auß-

geschlossen sein.

[Seitentitel fol. 52':J Der Vierd tail

[IV.51.] Uon den Färbern, Tuechscherern, Satlern, Riemern vnd Commet-

machern aufm lannd

Wir ordnen vnnd wollen auch, das die Färber, so wullen tüech färben, auch

Tuechscherer, Lederer, Satler, Riemer oder annder dergleychen hanndt-

werchßlewt in vnnsern Stetten vnd Märckhten heüßlichen sytzen vnd wo-

nen, doch das die Stett vnd Märckhe bey denselben jrn handtwerchern durch

gut vnd nottürfftig sätz vnnd Ordnung darob seyen, damit sy die aufm lannd

mit der belonung nit beschwären noch übernemen vnnd gerechte gute arbait

machen.

Wo aber Tuechscherer, Ledrer, Satler, Riemer oder dergleych handtwerchs-

leüt in Märckhten oder Gerichten auf dem lannd sytzen vnnd jre hanndt-

werch daselbs arbaiten wollen, die sollen handtwerchs genos sein, vnnd solich

jr gemachte arbait, wo sy die auf den offen märckten wie uor steet vertreyben

wollen, Souil zu beschawen gepürt, zû vnnsern Stetten jne amm nägsten

gelegen, da geschworn beschaw seyen, bringen, die auch denselben durch die

verordennten beschawer nach handtwerchs gewonheyt getreulich beschawt

werden. Aber vnbeschawt sollen sy aus jrer werchstat nichts 131für neüwes

verkaüffen noch neüwe arbait machen, dann mit der Ordnung vnnd mass in

nägstem artigkl begriffen.

[Seitentitel fol. 53:] Das    LUI    blat

Doch mögen sich die Ferber, so allain schwartze leinwadt vnd dergleychen

färben, auch die kometflicker, so dem armen paürßman offt zu gutten statten

131 1516: fol 52'.

84

 

komen, vorberuerter massen mit jrm färben vnnd flickwerch auf dem Lannde

wol vnd vnuerjrrt vnnderhallten.

[IV.52.] Uon den Störern 132auf dem lannd

Es sol auch den Storern, so flickhwerch treyben vnnd haußsässig sind, ob

gleych derselben ainer jmm handtwerch nit zugelassen war, dannoch gestatt

werden, den armen leüten vnd jnwonern des lannds jre klaider, sätl, Comet

vnd annders zu pessern vnd zu flickhen; aber neüwe arbait zu machen vnd

fayl ze haben sol denselben, dieweyl sy jmm hanntwerch nicht zûegelassen

noch haüssässig sind, wie uor steet verpotten sein.

[IV.53.] Das durch die, so aufm lannd sytzen, khain tuech eilenweis sol

außgeschnitten werden

Nachdem etlich zeyt here das wullen gewandt in vnserm Fürstenthümb

durch die vnndterthan vnd jnwoner, auf dem lannd vnd in vnnsern, auch ann-

dern gerichten vnnd Hofmarchen gesessen, auch durch die gesst ausserhalb

der offenn jarmärckt eilenweis verkhaüfft vnd außgeschnitten ist worden, da-

raus vnnsern Stetten vnd Märckten, als sy vns bericht haben, mercklicher

nachtail entsteet; vnd wann aber solhs nyemandt pillicher dann den Burgern

jnn stetten vnd Märckten zuesteet vnd gepürt, So haben wir vnns deßhalben

mit vnnser landtschafft vnderredt, vnd ist dar133auf vnnser ernnstliche

maynung, das füro auf dem land allain durch vnnser burger aus den Stetten

vnd Märckten, aber sonnst durch nyemandt anndern das wullen gewandt aus-

geschnitten vnd an der elln verkauft werden sol,

[Seitentitelfol. 53':] Der Vierd tail

Hindan gesetzt vnnd außgeschlossen, was auf offenn jarmärckhten be-

schicht. Weiher aber solhs wissenntlich überfarn vnnd damit betretten würd,

Er sey ain Gasst oder jnwoner aufm lannd, dem oder denselben sollen durch

jr gerichtzobrikait an dem ortt es geschieht sölhe jre tuecher zu straff ge-

nomen werden.

[IV.54.] Das khain Ambtman wider der Stett vnnd Märckht willen bey

jnen sol gewerb treyben

Wir wollen auch vnnsern Ambtleüten in vnsern Stetten vnd Märckhten nit

gestatten, aynich Burgerlich hänndl oder gewerb wider der Stett vnd Märckht

willen neben jnen mer ze treiben, 134Es wäre dann aus alltem gepraüch

annderst herkomen.

132      1516: »aufm«.

133      1516: fol. 53.

134      Der letzte Satzteil fehlt 1516 noch.

85

 

[IV.55.] Uerpot wider die hausirer, Lanndtfarer vnd Cramer

Nachdem etwouil Lanndtfarer vnd Crämer mit allerley pfennwert, Crämerey

vnd Specerey in vnserm Lannde vmbziehen, die jre pfennwert auf dem

rugken vnnd von hauss ze hauss tragen, die man hausirer nennet, vnd darun-

der vns vil Sopheyer ze sein angezaigt werden, die jre kauffmanschafft

sonnderlich zu den dorffern vnd ainóden bringen vnd jrs geuallens die armen

leüt mit falschem gewürtz vnnd anndern pfennwerten, auch eilen, mas vnnd

gewicht manigualtigklich betriegen, auch in abwesen vnd on 135wissen der

pawrsleüt vnd gemainen mans mit derselben weibern heymlich vmb

schmaltz, käs, flachs vnd anndere gemeine pfennwert hanndthieren, dar-

durch die jarmärckt vnd wochenmärckt auf dem lannd vnnd in den Stetten

[Seitentitel fol. 54:] Das    LIIII    blat

vnd Märckten, Auch die Cramer, Tuchschneyder, Tuchmacher, Loder,

Parchannter vnd Leinweber vnd annder handtwercher an jrn gewerben ver-

hindert vnd vnnser Zoll vnd Meüt geschmelert werden. Darauf schaffen vnnd

gepieten wir ernnstlich vnd wollen, das nun füro denselben Cramern vnd

Landtfarern das hausirn nit mer gestadt, Sonnder jnen ernnstlich gepotten

werd, das sy bey verlierung jrer Crämerey vnnd pfennwerten die gewonnd-

lichen wochen- vnnd jarmärckht nach aines yeden ortts gebrauch vnd Ord-

nung, auch hochzeit vnd kirchtäg, doch mit vorwissen vnnd willen der

herrschafft desselben orts damit besuechen vnd offennlich jr war vnnd

pfennwert fayl haben. Weiher oder weih aber in zwayen Monaten nach erôff-

nung des Lanndtpots solhes nit hallten, das verachten vnd darüber betreten,

den sollen jre pfennwert genomen werden. Doch wollen wir hierjnnen die

Schotten, auch annder, die mit guter vnnd gerechter war, Nemlichen 136golld,

sylber, samat vnd seyden die Clósster vnd Edlmanssitz besuechen, nit begrif-

fen, sonnder hyemit außgeschlossen haben.

137Hernach uolgen etlich Ordnung des Mülwerchs

[IV.56.] Und Erstlich. Wie die jrrung zwischen der Mülner sollen ennt-

schiden werden

Jtem So zwen Mülner vmb jr wasser oder mülgepeü, ain obrer vnd ain nyde-

rer, oder jr mer miteinannder jrren, den sol man fünf Mülner zueschaff en, die

weder tail noch

135      1516: fol. 53'.

136      1516: »gellt«.

137      1516 sind an dieser Stelle (fol. 54—fol. 59) im Text noch die »Lanndpot vnd Ordnung

der vischereyen halb« enthalten. Aufgrund des Umfangs dieser Fischordnung, die 1520

völlig weggelassen wurde, würde eine Wiedergabe hier im Anmerkungsteil lediglich die

Edition des Textes von 1520 verzerren, sie folgt deshalb in einem eigenen Anhang.

Der Text der Mühlordnung beginnt 1516 auf fol. 59'.

86

 

[Seitentitel fol. 54':] Der Vîerd tail

gemain daran haben, on geuärde, vnd die bey dem wasser, darumb sy kriegen,

nit gesessen seyen, vnnd darauf denselben fünff Müllnern gepieten vnnd sy

dartzu nótten, das sy schworen, das sy nach bayder tail fürgab dieselben

parthey vmb den krieg miteinannder berichten wollen, on geuärde. Es sollen

auch bayd tail sólhs zu gnûegen haben vnd annemen. Vnd ob die fünff zu

krieg würden, wo dann der merer tail hinfeilt, damit sol es gericht sein, vnd

wem allso brüch geschieht, der gibt dem Richter zwen vnd sybentzig

pfenning.

[IV.57] Ordnung des Malwerchs

Nachdem auch in dem Mallwerch durch manigerley geuärlicheyt die jnwoner

vnd arm leüt vnnsers Fürstennthumbs vilf elligklich betrogen vnnd beschwärt

werden; demnach haben wir nach vleyssiger erfarung vnd pfächtung der

Sachen vnnser vorfarn seligen hernach geschribne Ordnung vnd gesatz für

hannd genomen vnd wollen, das nun die füran vesstigklich gehalltenn sollen

werden wie hernach uolgt.

[IV.58.]138 Umb der Müllner Ion vnd Mas, vnd dz sy die leüt beymm malen

sollen lassen vnd jr guet vngeergert geben

Es sol ain yegklicher Müllner oder Müilknecht nit mer zu Ion haben noch

nemen dann den dreyssigisten metzen, vnd als offt er das überfert, sol er dem

Richter desselben ortts zu püess geben zway pfund pfenning.

Auch sol ain yegklicher Müllner in seiner Müll ain mäßlein haben, der dreys-

sig an ainen metzen geen, darumb das den armmen, die wenig haben vnd in

die müll pringen, alls

[Seitentitel fol. 55:] Das    LV    blat

recht geschehen mog alls den reichen. Sy sollen auch füran khain mei mer

nemen, alls sy ehemallen gethan haben, sonnder das khorn nemen.

Es mag auch ain yeder bey seinem getrayd ze mallen selbs sein oder

yemanndts von seinen wegen dabey ze sein verordnen oder schickhen, daran

sollen die Müllner ainen yeden vnuerhindert lassen.

Dartzu ist vnser ernnstliche maynung, daz ain yeder müllner, dem oder den,

so jme jr getraid ze mallen geanntwurt haben, das mei, so daraus gemallen ist,

vngeergert vnnd vngefellscht wider anntwurten sol, bey vermeydunng

schwärer straff an leyb vnnd guet an yedem ennde von der herrschafft, der das

ze thun zuesteet, wo sich sólhs zu ainem warlichen erfyndet.

138 1516: fol 60.

87

 

[IV.59.] 139 Umb Zarg vnnd Müllaüff

Auch sollen all Müll in laüff geen, dann von den flodermüllen grosser schad

enntsteet. Es sollen auch die leüff nit weytter sein, dann das ain vngeuärlichs

neues strenngs syllsail dazwischen geen mög. Auch sol in yedem Gericht der

syllsail ains sein.

[IV.60.] Wie man die Mül bestatten sol

Auch sol ain yeglicher Müllner, wenn er die Müll auffhebt durch pillenns

willen, oder durch welcherley nottürfft das sey, wann er die stain auffhebt

vnnd den lauff wider nyder gelegt hat, so sol er die müll mit sein selbs getrayd

bemallen, allso das der lauff vol werd.

[Seitentitel fol. 55':] Der Vierd tail

[IV.61.] Wie man das mei von der zarg schlagen sol

Es mag ain yegklicher, so er sein mei von der steyg tregt oder ab dem lauff

köret, aussen an die zarg mit ainem pyller schlagen, oder mit kerwisch oder

was er in der handt hat, vnd was in dem lauff pleibt, das ist des Müllners.

[IV.62.] Uomm Melfall

Es sol ain yegklicher Müllner ob der stayg weder tägken, hürdt, noch pretter,

noch nichts haben, da das meli auffallen mog.

[IV.63.] 140 Uon beschaw des Müllwerchs vnd müllmas

Es sol ain yegklicher vnnser Richter in seinem Gericht aynest jmm jar nach

der geschwornnen Müllner oder wassergrafen, oder, wo der ennden dieselben

nit gesworn sind, nach der vmbsässen rate, vier oder sechs, das zymmerleüt,

Burger oder Pawrn sein, Auch annder erber leüt zu jme nemen, vnd alles

müllmas, dartzu die hieuor geschoben gesatz in den Lanndtgerichten, aber

khainer Hofmarch, besichten vnnd beschawen, wo sy die allso vngefärlich

vinden. Vnnd wellichem Müllner allso brüch geschieht, vnd ains oder mer ob

uerschribner gesatz überfarn het, So oft sich das erfindet vnd er des über-

wunden wirdet, alls offt ist er von ainem yeden überfarn dem gericht, darjnn

er gesessen ist, schulldig zway pfund pfenning.

[Seitentitel fol. 56:] Das    LVI    blat

[IV.64.] Uon beschaw vnnd pfächtung aller Mas, Ellen vnd Gewicht

Dergleych sol ain yeglicher vnnser Richter ainest jmm jar nach zwayer oder

dreyer geswornner Burger rat in den Lanndgerichten - aber kainer Hofmarch

— beschawen vnd pfächten alles Gewicht, Ellen vnd Mas, vnd bey wellichem

139      1516: fol. 60'.

140      1516: fol. 61.

 

er das vngerecht fyndt, derselb ist dem Gericht, darjnn er gesessen ist, zu

puess verfallen Sechtzig vnnd drew pfund pfenning.

141Es sollen auch die Hofmarchherren in jren Hofmarchen ainesten jmm jar

die geschwornnen Müllner oder Wassergrafen, der ortten man die jmm

brauch hat, das müllwerch vnd müllmas auch bschawen lassen vnnd darob

sein, das die ob uerschriben gesatz vesstigklich gehallten werden.

An welichem orth aber kain geschwornner Müllner oder Wassergraf wäre, so

mögen vnnser Lanndtrichter, deßgleych ain yeder Hofmarchherr, wol annder

Erber vnd verstenndig person jrs geüallens zu sôlher bschaw verordnen.

Dergleych sollen die Hofmarchherren in jrn Hofmarchen ainesten jmm jar

bey den Wirtten, Cramern, Metzgern vnnd anndern derselben Mas, Ellen vnd

Gewicht, wo sy die aus den Stetten vnd Panmärckten, auch für sich selbs

haben, darauff auch beschawen vnd pfächten, darjnn jne dann die straff wie

uor steet zuesteen sol.

Es wäre dann, das ain Müllner, Wirtt, Cramer, Metzgker oder ander, so mit

Mas, Ellen vnd Gewicht vmbgeen, in ainer hofmarch so offt verpräch oder so

geuärlicher fallsch vnd betrüg bej jm gefunden würd, das man

[Seitentitelfol. 56':] Der Vierd tail

denselben darumb amm leyb straffen mócht. Alßdann sol vns vnnser

Lanndßfürstlich obrigkayt gegen denselben fürgesetzt sein, wie Recht ist.

142 Hienach uolgen die Landpot vnd Ordnung von wegen der Eehallten,

dienstknecht vnd taglöner fürgenomen. Vnd nemlich zu erst ain gemain

landtpot:

[IV.65.] Der Eehallten, Ledigen knecht, Diernn vnd taglöner halb

Nachdem die Taglöner, Eehallten, Dienner vnd Dienerin vmb zymmlichen

lidlon vnd besolldung wie vor Zeiten nit mer mögen überkhomen werden,

sonnder die jnwoner vnnsers Hertzogthumbs Bairen ettlich zeyt here über

die gewonndlich belonung merckliche hoherung vnnd staygerung leyden,

deßhalben sôlhm zuefürkomen verschiner jar weylennd vnnser lieber herr

vnd vatter loblicher gedechtnuss auf gemainer Landtschafft anbringen vnd

begem ain Landtpot ausgeen lassen, das aber bißher wenig gehallten worden,

daraus gemainem nütz, auch vnnsern lannden vnd leüten in vil weg schad

vnnd nachtail enntsteet. Demnach haben wir mit Rate vnnser Lanndtschafft

darjnn nachuolgend Ordnung vnd mass hinfüro allennthalben in vnnserm

Fürstenthumb zu hallten fürgenomen, Ordnen vnd wollen hyerauf mit gant-

zem ernst, das nun füran allen vnd yeden ledigen knechten, diennern vnd

diennerin, die jrer leyb halben zu diennen geschickt vnd vermôgennlich, vnnd

141      1516: fol 61'.

142      1516: fol. 62.

89

 

heüßlich nit angesessenn sindt, noch von jrem aygen güet oder sonnderer

handthierung souil narung nit haben, dauon sy 143sich selbs stattlich noren

vnnd

[Seitentitel fol 57:] Das    LVII    Blat

ennthallten mögen, denselben allen vnnd yeden - bey vermeydung ainer

leybstraff, gegen jnen vnablässigklich fürzünemen - ernnstlich gepotten

werden sol, das sy füran das tagwerch vmb Ion nit mer arbaiten sollen, auch

solhs zu arbaiten jnen nit mer gestatt werden. Außgeriomen jmm mad vnnd

schnidt sol denselben zuegelassen werden, den vnnsern jmm lanndt, wo sy

sôlher arbait an sy begern, für die außlennder ze arbaiten, doch vmb zymm-

lich belonung, wie hernach gesetzt ist, vnd nit lennger, dann dieselb arbait des

mads vnd schnidts vnfärlich weret.

[IV.66.] Die ledigen knecht vnd weibspilld nit zu beherbergen

Es sollen auch dieselben ledigen knecht, diern vnd weibspilld, die, wie ob

steet, nit diennen wollen, von nyemandts in vnnserm Fürstenthumb weder

behausst noch beherbergt, noch jne durch vnnser dienner oder Ambtleüt

vergönnt werden, vergebens vnd on diennst in den wingkln vnd herbergen ze

wonen vnnd sich allso vomm diennen zu ziehen vnd zu ennthallten.

[IV.67.] Uon straff der Eehallten, die jrn herren vnaufgesagt aus dem

dienst geen

Auch wellher Eehallt, knecht, dienner oder diennerin seiner herrschaft über

das er von jr gedingt vnd verhäfftelt, vor der zeyt, die er jr zu diennen ver-

pflicht ist, on gnugsam vrsach den diennst wider aufsagt oder aus seinem

dienst

[Seitentitel fol. 57':] 144Der Vierd tail

geen oder wegelauffen würde on willen vnd wissen seiner herrschafft, da-

rumb die obrigkait derselben gegenndt oder Gerichts, darunndter sy gehôrn,

nit erkennt, das derselb Eehallt des pillich vrsach hett, auch derselb Eehallt

sich mit seiner herrschaft in den nägsten dreyen tagen, nachdem er aus dem

diennst ganngen ist, nit vertregt, So sol allßdann derselb Eehallt durch die ge-

richtzôbrigkait, des orts es geschieht, dartzu gehallten werden, damit er lawt

seiner Verpflichtung seiner herrschafft die gedingten zeyt mit trewen vólligk-

lichen außdiene, oder aber nach erkanntnuss der obrigkait derselben seiner

herrschafft, was sy des vnfärlich schaden empfächt, denselben schaden wider-

143      1516: fol. 6T.

144      1516: fol. 63.

90

 

lege, oder ainen anndern Eehallten an sein stat, geschickt vnnd taügenntlich

vnnd der herrschafft annemlich, stelle. Wo aber derselb eehalt sôlhs auch nit

thün vnd darüber entweychen oder anderswo diennen würde, Sol jne die

gerichtzôbrigkayt, wo er betretten wirdet, mit fenngklicher annemung vnnd

annderer pillicher straff vnd peen nach gestallt desselben Eehallten verschull-

dung dartzü hallten, damit er der ains wie uor steet thue, vnnd dieweyl

nyemanndts annderm ze diennen gestatten, bis solanng er von dem ersten

diennst volligklich enntledigt, auch mit der gerichtzöbrigkait der straff hal-

ben abkomen ist.

[IV.68.] 145 In was zeyt der herr vnd eehallt aneinannder den diennst auf-

sagen sollen

Vnd alls sich bißher in vnnserm Fürstenthümb zwischen der herrschafft vnd

jren diennern vnd diennerin aus vnzeytlicher aufsagung der diennst vil vn-

willenns begeben hat, Demnach ordnen vnd wollen wir, das füran in seinem

nachuollgennde vnnderschidliche mass vnnd zeyt gehallten werde, allso, das

ain yede herrschafft seinem ee-

[Seitentitelfol. 58:] Das    LVIII    blat

hallten sechs wochen, vnd die eehallten jrer herrschafft acht wochen vnfärlich

vor außganng des jares oder der gedinngten zeyt den diennst, sich darnach

wisse zu richten, abkonnden sol. Wo aber sôlhe aufsagung dermassen wie ob

gemellt nit geschieht, So soll allßdann die Herrschafft den Eehallten zu be-

hallten, vnd enntgegen der eehallt der herrschafft weytter ze diennen schull-

dig vnnd pflichtig sein.

[IV.69.] Uon straff der Eehallten, so heymlich aus dem dinst geen

Wo auch ain Eehallt seiner Herrschafft on redlich vrsachen heymlich aus dem

diennst in ain annder Gericht gienng, So sol allßdann der Pfleger, Richter,

Hofmarch- vnnd annder Gerichtzherren desselben orts auf der herrschafft

ersuechen denselben Eehallten widerumb in den dienst schaffen, Oder aber

nach gelegennhait seiner vngehorsam vnd verprechenns ettlich tag auf sein

des eehallten selbs Cosstung fenngklich ennthallten vnd ausserhalb gepür-

licher Versicherung nit ledig lassen.

145 1516: fol 63'.

91

 

[IV.70.] 146Uon straff der gedingten Eehallten aus dem Fürstenthomb

geporn, so den pawrsleüten in der mayssten arbait on vrsach außm land

entlauffen

Vnd nachdem vnns täglich anlanngt, wie sich 147der paurßleüt gedingt Eehall-

ten aus vnnserm Fürstenthümb geporn, so sy in der arbait sindt vnd zu der

zeyt man jr amm mayssten bedarff, mermalls in anndere lannd verlauffen,

[Seitentitel fol. 58':] Der Vierd tail

Jst darauf vnnser ernnstlich maynung, das füran derselben Eehallt khainer, Er

sey Jungk oder allt, manns- oder weybßpilld, von aynichs diennst wegen, in

besonnder zur zeyt jr herrschafft in jrer mayssten arbait sind vnnd jr bedürf-

fen, 148aus vnnserm lannd vnnd Fürstennthümb mer ziehen sol, 149Es het

dann derselb Eehallt deßhalb ain sonnder geding gemacht, Auch ausgenomen

die ledigen handtwerchsgesellen, die dann wie von aliter herkommen zu

merer erfarung jrer arbait allenthalben jmm heiligen Reich vmbziehen. Wo

sich aber ausserhalb sólher handtwerchsgesellen yemannd aus dem pawrs-

uolck vorberuerter massen über ditz vnnser verpot aus vnnserm lannd ze

ziehen vnndtersteen vnnd sôlhs wissenntlich würde, So haben wir vnns mit

vnnser Landtschafft vnntterredt vnd veraint, das denselben Eehallten allß-

dann vnnser Fürstennthümb drew jar lanng darein nit ze komen, noch darjnn

ayniche wonung ze süechen oder ze haben verpoten sein sol.

Wo aber derselben ainer über kürtz oder lanng wider in vnnser lanndt komen

vnd darjnnen betretten würde, der sol nach gelegennhait seines weglauffenns

in aynem Thürn, Keychen oder sonnsten in ander wege ernnstlich gestrafft

werden. Wie wir dann hyemit allen vnnd yeden vnnsern 150Pflegern, Rich-

tern, Casstnern vnnd allen anndern vnnsern Ambtleüten, auch gemainer

vnnser Lanndtschafft von allen stännden, ob sôlhm mit ernnst vnd vleissigem

aufsehen ze hallten beuelhen vnd schaffen.

[IV.71.] Uon den handtwerchßknechten

Alls sich die handtwerchßknecht in vnnsern Stetten vnd Märckten zu zeyten

vnndersteen, aus aygnen fürnemen vnd mûetwillen gemainklich all in ainem

handtwerch auf-

146      1516: fol. 64. Die folgende Überschrift lautet 1516 lediglich: »Das die eehallten aus

dem Fürstenthomb geporn darjnn dienen sollen.«

147      Die folgenden vier Worte lauten 1516: »die Eehallten der Pawrsleüt«.

148      1516: Das Wort »mer« ist hier zu Beginn - anstatt wie 1520 am Ende - des Satzteils

platziert.

149      Der folgende Einschub von elf Wörtern (letztes Wort: »Auch«) ist 1516 noch nicht

enthalten.

150      1516: fol. 64'.

92

 

[Seitentitel fol. 59:] Das    LIX    blat

züsteen, in maynung, jren maystern weytter nit ze arbaiten, Es werd dann in

dem, das sy fürnemen, dauor nach jrem begern gehanndlt, vnnd vermainen

allso, on der obrigkait erlauben in den Sachen jr selbs Richter ze sein, deß-

halben zu digkermals in den handtwerchen zwischen jne vil jrrung vnnd ver-

saümnuss der handtwerchsarbait ersteen, Demnach so ist vnnser maynung,

das vnnser Ambtleüt, auch Burgermayster vnd Rate vnnserr Stett vnd

Märckt, sôlhes füran nit mer gestatten, sonnder die handtwerchsknecht oder

annder, die des bey den anndern anfennger vnd yeber sein, nach gestallt jrer

verschulldnuss straffen vnd mit den anndern handtwerchßknechten ver-

schaffen, jren maystern wie uor weiter zu arbaiten. Weihe aber sôlhes nit thün

vnd darjnn widersässig sein wollten, dieselben sollen allßdann in vnnserm

Lannd fürter kain glayt haben noch jnen jr handtwerch an anndern ortten

vnsers lannds zu arbaiten zuegelassen werden.

151Es sol auch hinfüro kain handtwerchßknecht seinem maister on gegründt

vrsachen 152vnnd wider handtwerchs gewonheit aufsteen, Deßgleichen auch

khain handtwerchßman dem anndern on willen vnd wissen der herrschafft dz

handtwerch nyderlegen. Weiher aber sôlhs übertreten vnnd nit hallten würde,

der sol von seiner obrigkait nach gestallt des verprechenns auch gestrafft

werden.

[IV.72.] 153Uon straff der Sün vnd Töchter, die jrn elltern vmb Ion diennen

Ob sich auch begeben würde, alls vns dann des mermals klag furkomen sein,

das vnnder dem pawrsuolck die sün vnd tôchter jrn vättern vnd muettern,

154der sy recht natürlich noterben sind, annderst nit, dann vmb die belônung,

so denselben Sünen oder Töchtern von anndern oder frembden mocht geben

werden, diennen weiten, Jst vnnser maynung, 155das jnen jr vatter vnnd

mûetter sôlliche

[Seitentitel fol. 59':] Der Vierd tail

belonung ze geben nit schulldig sein sollen, vnd sôlhs auf jr beger vnnd klag

von jrer gerichtzôbrigkayt abgeschafft vnnd jnen ze dienen zwingen vnnd

151      1516: fol. 65.

152      Anstatt der folgenden vier Worte steht hier 1516 noch: »vnnd sonnderlich on erlaub-

nuss der herrschafft desselben orts mer«.

153      An dieser Stelle im Text sind 1516 noch vierzehn Artikel über die Besoldung der

Dienstleute und Ehalten enthalten (fol. 65 Mitte-fol. 69 Mitte), die aufgrund ihres

Umfangs ebenso wie die oben erwähnte Fischordnung separat im Anhang wieder-

gegeben werden.

154      Die folgenden sechs Worte sind 1516 noch nicht enthalten.

155      Der restliche Artikel lautet 1516 lediglich: »wo jnen jr vatter vnd mutter solhe be-

lonung geben, das jnen dieselben belonung künfftigklich an jrn heyratguettem vnnd

erbschafften gegen jrn geschwisstergeten abgezogen vnd aufgebebt sollen werden.«

93

 

hallten, Auch dieselben belonung (wo es die Sün vnnd Tochter darüber erfor-

dern oder heymlich einnemen) künfftiklich an jrn heyrat-guettern vnnd erb-

schafften gegen jrn geschwisstergeten abgezogen vnd aufgehebt werden.156

[IV. 73.] Der Maurer, auch Stainmetzen, die rauch stainwerch arbaiten, vnd

annderer handtwercher vnnd taglöner halben

Dieweyl wir gleüblichen bericht sind, wie all vnser vnnderthan vnnd jnwoner

vnnsers Fürstenthumbs Bayren durch die Maurer, Stainmetzen, zymmerleüt

vnnd dergleych handtwercher vnd taglöner mit überflüssiger belónung auch

in ander wege wider allten gebrauch mercklichen vnd hoch beschwärt

werden, Weihes vns dermassen zu gedullden khains wegs gelegen ist, Dem-

nach haben wir mit vnnser Lanndtschafft daruon geratschlagt, das füran in

vnnserm Hertzogthümb, auf dem lannd, auch in vnnsern Stetten vnd Märck-

ten, da, vor in sôlhm khain besonnder Ordnung noch Satzung ist, Nachuoll-

gende mass vnd Ordnung jrer belonung vnd annderßhalben hernach begriffen

gestracks gehallten vnnd von nyemanndt bey vnser schwärn geordennten

straff dawider gethan noch gehanndelt werden sol.

157Vnd nemlichen, so sollen die obgemellten vnnd all annder handtwerchs-

leüt vnd taglöner, wo sy auf dem land von sant Grégorien tag bis auf sant

Michaelßtag arbayten, mit anfanng der Sonnen an derselbigen jrer arbait sein

vnnd mit dem vnndterganng dauon zu dem nachtessenn geen.

[Seitentitel fol. 60:] Das    LX    blat

[IV.74.] Item Was ainem yeden obuermelltem werchman von Gregorij bis

auf Michaelis sambt dem essen zu taglon sol geben werden

Ainem Mayster zwenundzwaintzig pfenning.

Dem Perlir achtzehen pfenning.

Ainem guten vnd geschickhten gesellen, der kain Lernjünger ist, sybenzehen

pfenning.

Ainem tauglichen Lernjünger acht pfenning.

Doch sol ain mayster vnndter acht bstandnen redlichen gesellen nit mer dann

ainen lernjünger haben.

Ainem Mertterkocher zehen pfenning.

Ainem stain- oder Merttertrager vnd allen anndern dergleychen arbaitern

syben pfenning.

156      Der 1516 an dieser Stelle noch enthaltene Artikel über die Bestrafung der Ehalten

(fol. 68-68') gehört inhaltlich zu den oben erwähnten Bestimmungen über die Besol-

dung der Ehalten von 1516 und wird mit diesen separat im Anhang wiedergegeben.

Die folgende Bestimmung beginnt 1516 auf fol. 68'.

157      1516: fol. 69.

94

 

Vnd wo aber die Maurer auf hohen dächern oder thürnen arbaiten, sol ainem

yeden mays ter vnnd kriecht täglich zwen pfenning mer, dann hyeoben ge-

setzt ist, zu Ion geben werden.

158 Vnd zu sólher jrer belonung sol jnen die gewondlich cosst, Nämlichen des

morgens zu gepürlicher zeyt ain suppen, Zu mittag das mal, Zu abenndt das

prot vnd zû nachts, so sy von der arbeit geen, das nachtessen, doch weder pier

noch wein gegeben werden, vnnd zu volpringung sólhs essens sol jnen Näm-

lichen zu der suppen ain halbe, zu dem mittag ain ganntze vnd zu dem abend-

prot auch ain halbe stund vnd nicht lennger zu feyrn zuegelassen noch

erlaubt sein.

[Seitentitel fol 60':] Der Vierd tail

[IV.75.] Tagion für speis vnnd Ion

Wo aber den vermellten handtwerchsleüten vnnd taglonern die obberuerten

zeyt vnd taglenng kain speis wirdet geben, so sol jnen für speis vnd Ion wie

hernach uolgt vnd auch nit mer gegeben werden:

Ainem Mayster zwenunddreyssig pfenning.

Ainem Perlir dreyssig pfenning.

Ainem taügennlichen gesellen achtundzwaintzig pfenning.

Ainem Lern jünger sechtzehen pfenning.

Ainem Mertterkocher zwaintzig pfenning.

Ainem Stain- oder Merttertrager vnd dergleychen taglonern aindlef pfen-

ning.

[IV.76.] 159 Tagion von Michaelis bis auf Gregorij sambt der cosst

Aber nach sant Michaelß tag bis auf sant Grégorien tag sollen die obgedach-

ten handtwerchsleüt vnd taglôner mit dem tagliecht an die arbait vnnd

mit der Sonnen nyderganng wider dauon geen, jnen auch sôlhe zeyt nach-

uolgennde belonung vnd nit darüber gegeben werden:

[Seitentitel fol 61:] Das    LXI    blat

Einem Mayster sybentzehen pfenning.

Dem Perlir fünfftzehen pfenning.

Einem taügennlichen Gesellen viertzehen pfenning.

Einem Lernjünger zehen pfenning.

Einem Mertterkocher syben pfenning.

Einem stain- oder merttertrager vnd dergleychen taglonern fünff pfenning.

Vnd zu sólher belonung sol jne gewonndliche Cosst, yedoch kain abenntprot

gegeben werden, vnd die morgensuppen sollen sy bey dem liecht vnd nemlich

ehe vnd sy an die arbait geen essenn.

158      1516: fol 69'.

159      1516: fol. 70.

95

 

[IV.77.] 16° Wo sy aber vermellte zeyt die Cosst nit haben, sol man jn für

speis vnd Ion geben, Nemlich

Einem Mayster sechßundzwaintzig pfenning.

Dem Perlir fünffundzwaintzig pfenning.

Einem Gesellen vierundzwaintzig pfenning.

Einem Mertterkocher achtzehen pfenning.

Einem stain- oder merttertrager vnd dergleychen taglonern zehen pfenning.

[Seitentitel fol. 61':] Der Vierd tail

[[IV.78.] Hernach uolgt der Zymmerleüt belonung

Jtem Einem Zymmerman, der ain guter synnreicher Maister vnd zu der arbait

teügennlich vnnd geschickht ist, dem sol von sant Grégorien tag bis auf sant

161Michaelß ain tag zu Ion zwaintzig pfenning,

Ob er aber allain in der gemainen Pawrsarbait Mayster war, nit über syben-

zehen pfenning gegeben werden.

Einem guten geschickten knecht, der sonnderlich wol arbaiten kan, vier-

zehen pfenning.

Einem gemainen zymmerknecht zwelff pfenning.

Einem Lernjunger acht pfenning.

Aber nach Michaelis bis auf Gregorij sol yetz uermellten zymmerleüten jr

yedem ain tag zwen pfenning mynnder, dann hyeuor gesetzt ist, geben

werden.

162 Vnnd zu sôllher jrer belonung sol jnen die gewónndlich cosst, doch weder

pier noch wein, allermassen wie hie oben von den Maurern vnnd Stainmetzen

gesetzt ist, gegeben werden.

Wo man jne aber nit zu essen gibt, sol jne allßdann für speis vnd Ion geben

werden, Nemlichen

Einem guten Mayster achtundzwaintzig pfenning.

Einem guten gesellen vierundzwaintzig pfenning.

Einem gemainen zymmerknecht zwaintzig pfenning.

Einem Lernjünger sechtzehen pfenning.

[Seitentitel fol. 62:] Das    LXII    blat

Jtem in allen andern puncten vnd artigklen sol es mit sôlhen zymmerleüten

wie hieuor von den Maurern vnnd Stainmetzen anzaigt ist auch gehallten

werden.

160      1516: fol. 70'.

161      1516: »Michaelßtag«

162      1516: fol. 71.

96

 

[IV.79.] Der gemainen taglôner belônung halb, Alls

Decker, Stroschneyder, Mißtpraitter, Mader, Schnitter, Drescher, Holltz-

hacker:

Jtem ainem Decker mit Stroe oder legschindtlen, sol züsambt gewônnd-

lichem essen von sant Grégorien tag bis auf Michaelis ain tag zwelff pfenning

vnnser münss gegeben werden.

163 Jtem einem der mit schiferstain deckt fünffzehen pfenning.

Jtem Dergleychen ainem Stroschneyder ainen sôlhen tag acht pfenning.

Einem Misstuasser oder Praytter sechs pfenning.

Einem Mader von einem tagwerch zu mäen zwelff pfenning

Einem Schnitter, der starck vnd geschickt ist, zehen pfening, Aber ainem, der

nit so vermôgenlich war, acht pfenning.

Einem Getraydsetzer jnn städln acht pfenning.

Einem vermógenlichen vnd guten Trescher, der zu wintterzeyten drew stroe

vor tags vnnd drew bey der nacht trischt, syben pfenning. Wil er aber mit des

tags liecht zu vnd von dem treschen geen, fünff pfenning.

[Seitentitel fol. 62':] Der Vierd tail

Allen gemainen tagwerchern sol von sant Grégorien tag bis auf Michaelis ein

tag sechs pfening gegeben werden,

Aber nach sant Michaels tag bis auf Gregorij nit über fünff pfenning ze

geben.

Jtem Es sol auch allennthalben in vnnserm Lannd füran von ainer klaffter

holltz zu hagken zwelff pfenning vnd nit mer gegeben werden.

Aber an weihen ortten die holltzhagker nach der klaffter oder mas jren be-

stymmbten Ion haben, dabey sol es noch beleiben.

[IV.80.] 164 Wo von aliter nit souil zu taglon war geben, sol es dabey be-

leiben

An weihen ortten in vnnserm Fürstennthumb in obbestymbten Ionen mynn-

derung ze geben herpracht ist, da sol mit ob uerschriben Lanndpoten

solichem gebrauch ganntz nichts benomen sein, sonnder bey demselben Ion

vnangesehen diser vnnser Ordnung füran auch beleiben vnnd gehallten

werden.

Es sol auch dise Ordnung vnnsern Preläten, denen vomm Adi vnd Burgern

165jnn Stetten vnd Märckten an jrn hergebrachten gebreüchen 166vnd sätzen

gegen jrn vnderthanen vnd andern on nachtail vnd genntzlich vnuergriffen

sein.

163      1516: fol. 71'.

164      1516: fol. 72.

165      Die folgenden vier Worte fehlen 1516.

166      Die folgenden zwei Worte fehlen 1516.

97

 

[IV.81.] Uon straff der taglöner, die ainem aufsteen

Wo die taglôner, handtwerchsleüt oder arbaiter hyeuor benennt all oder jr ett-

lich ainer Herrschafft on redlich vnd gnugsamen vrsachen von ainer arbait

aufsteen würden, So ist vnnser maynung, das allßdann dieselben, wo es

handtwerchßgesellen sein, weytter in vnnserm Lannd

[Seitentitel fol. 63:] Das    LXIII    blat

zu kainer arbait mer gefürdert oder zuegelassen, Sonder jr yeder, dergleych Jr

mayster, wo sy des vrsacher oder hellfer warn, nach gelegenhait jrer ver-

schulldung durch die gerichtzôbrigkait desselbenn orts sy betretten gestrafft

werden sollen.

jTV.82.] Das ain mayster sein angenomene arbait sol vollenden

Wo sich auch ain maister ainer arbait oder gepeüs vndersteet vnd annympt,

das sol er zum ennde, wie sich gepürt, volfurn, wo er aber dz nit that vnd dem

pawherren ainicher manngl, schad oder nachtail daraus enntstuend, das

167wissenntlich wäre, denselben schaden sol jme der bemellt mayster on alle

außzüg, bey klain vnd gross, widerkeren vnd abthun, dartzü dann ainem

yeden vnnser vnnd annder gerichtzôbrigkait fürderlich verhellffen sollen.

[IV83.] Uerpot des gründt- oder beschlus- vnd fürstenweins vnd anderer

überflüssiger belönung

Man sol kainem mayster noch perlir über hyeuor gesetzte jr belönung für jr

khunst oder maysterschafft füran jchts besonnders mer ze geben schulldig

sein, Auch in des Pawherren gutem vnd freyem willen steen, ob er ainichen

grünt-, beschluss- oder fürstwein oder jchts darfür geben wóll oder nit.

Es sol auch der Pawherr den obuermelten handtwerchsleüten vnd taglônern,

die jme wie uor steet arbaiten vnd nit über ain meyl wegs haym haben, amm

feyrtag die cosst ze geben nit schulldig sein.

Jtem man sol auch allen obgemellten vnd anndern handtwerchsleüten vnd

taglonern in jrer arbait nach gelegen-

[Seitentitel fol. 63':] Der Vierd tail

hait der zeyt vnd yeder gegennt zu essenn, aber in all weg weder pier noch

wein geben.

167 1516: fol. 7T.

98

 

[rV.84.] Wie vorgeschribne pot aus vrsachen mögen geänndert, vnd die

überfarer gestrafft sollen werden

168Doch wo von wegen der vorberuerten tagloner, Zymmerleüt, Maurer vnd

arbaiter ye eins jars so groß vnd sonnder beswärung fürfielen, wie dann die

zeyt vnd jargeng, auch die gegennt vnd rifiren von wegen der anstossennden

lannde vngleych sind, Auch aus mangi der leüt, Sterbens, kriegs, vngewitters,

teürung oder anderer vnfäll, auch wolfayl halben die nottürfft erfordern

würd, Jn ainem oder mer angezaigten artigklen zu zeyten ob uerschribne

belonung annderer gstallt ze setzen oder ze massigen, dess sol allßdann die

gerichtzobrigkait des orts, da es not thüt, mit rate der Burgerschafft, Pawrs-

leüt, Vierer, Obleüt oder Haubtleüt daselbs zu thün macht haben.169 Wo aber

hierüber die vermellten tagloner, zymmerleüt, maurer vnnd arbaiter dawider

vnd über jrer gerichtzobrigkait mässigung ain merers zu haben begern vnd

darauf besteen, oder sich sonnsten in ainem oder mer artigkln wissenntlich

diser vnnser Ordnung nit gemäs hallten würden, dieselben arbaiter sollen allß-

dann in vnnserm Fürstennthümb zû aynicherley arbait nit mer züegelassen,

Sonnder jnen forderlichen nach solhem jrem verprechen, so ehest man es

gewar wirdet, drew jar lanng aus vnnserm Lannd gepotten vnnd solhe zeyt

nymmer darein ze komen gestatt werden.170

168      Der gesamte folgende Absatz ist 1516 erst ganz am Ende dieses Artikels platziert, mit

den beiden folgenden Abweichungen: Anstatt der Aufzählung von Taglöbnern,

Zimmerleuten, Maurern und Arbeitern heißt es 1516 »Eehallten, Arbaiter, Schnitter

vnd tagloner«. Außerdem folgt am Ende der Zusatz: »doch in allweg die schnitgarb ze

geben durchaus jmm Lannd vmb khainerlay vrsach willen züegelassen werden.«

169      Anstatt der beiden nächsten Zeilen lautet der Text 1516: »Wo aber yemannd in

vnnserm Fürstennthomb were, der oder die wären, sich vnndtersteen würden, wider

dise vnnsere Ordnung obberuerten hanndtwerchslewten oder tagloennern mer, dann

oben gesetzt ist, zu geben, die sollen [fol. 73] wie hernach uolgt in straff geuallen sein,

wo auch hierüber die arbaiter ain merers zu haben begern ...«.

170      1516 jst frier noch folgender Absatz enthalten, der 1520 ersatzlos weggelassen wurde:

»Selbes sollen auch all vnnser Lanndtleüt, Geystlichs vnnd welltlichs stannds, Näm-

lichen ain yeder bey der Verpflichtung, damit er vnns alls seinen Landßfürsten ver-

wonnt ist, getrewlichen vnnd vngeuärlichen ze hallten schulldig sein, Auch ain yeder

bey seinen gerichts vnnderthanen mit aufsetzung ainer vnerläßlichen peen vnd straff

verfuegen vnnd darob sein, das dise vnnser Ordnung vnzerprochen gehallten vnnd all-

so durchaus von menigklich in vnnserm Fürstennthomb vollzogen werde. Des wollen

wir vnns zu ainem yeglichen bey vermeydung vnnser vngnade hyemit genntzlichen

versehen vnd verlassen.« Im Anschluss daran folgt 1516 dann noch die 1520 als erster

Absatz vorangestellte Passage. Vgl. dazu Anmerkung oben.

99

 

[rV.85.] 171Der paurnknecht vnd diern halben, so bißher durch ettlìch

Pfleger vnd Richter jnen vmb geringe belonung zu dienen oder abzukaüf-

fen gedrungen sind worden

Wiewol bißher in vnnserm Fürstennthumb an ettlichen ortten durch vnnser

Pfleger vnd Richter die knecht vnd

[Seitentitel fol. 64:] Das    LXIIII    blat

diern jrer gerichtzobrigkait vnntterworffen, jnen vmb ainen gerinngen Ion

bey vnnsern Schlössen vnd Hofpeüen zu diennen, oder, so sy der zu jren

diennsten nit nottürfftig gewest, dannocht mit jnen deßhalben abzekomen

vnd zu uertragen gedrungen sein, wollen wir doch sólhes füran nyemandt

mer gestatten, sonnder gemainer vnnser lanndtschafft zu gnaden hyemit

ernnstlich abgeschafft haben.

Wo auch vnnser Ambtleüt ainer oder mer fürohin die Armen leüt deßhalben

anziehen oder, wie ob steet, vnpillichen beschwären, das vns gleüblich anzaigt

würde, dieselbigen wollen wir allßdann mit enntsetzung jrer ämbter, oder

nach gelegennhait jrs verprechens in annder wege gepürlich straffen; doch

sollen solh diennstknecht vnnd diern gemellten vnnsern Ambtleüten bey

vnnsern Slossen vnnd Hofpeüen vmb den gewônndlichen vnnsern hieuor

gesetzten Ion vor anndern zu diennen schulldig sein.

[IV.86.] 172Das den reytenden vnd fueßpoten füran glaübwirdig vnd

zerügk besigellt pottenpüchssen sollen angehenngt werden

Alls den Reyttennden vnnd Fueßpotten, die nit von den Fürsten oder ann-

dern glaübwirdig 173püchssen haben, durch auslennder vnd jnwoner, merers

vnd mynders stands, yezuzeyten frembd, auch bayrisch vnd anderer herr-

schaft erkenntlich pottenpüchssen mit wappen vnd zaichen, die denen solich

potten schickhen, gar nit züsteen, angehenngt werden, dardurch, wo man

jchts args oder verdechtlichs jmm land wil ausspehen oder erfarn, solichs

durch sólich poten in guter gstallt beschehen vnd allso dieselben hin vnd

durch das lannd Bayren komen. Demnach, sôlhs zûfurkomen, haben wir vns

mit vnser Landschafft deßhalben vnderredt vnnd wollen, das nun füran ain

yeder vnnser Landsäss, geystlichs vnd welltlichs stannds, auch vnnser Vkz-

domb, Haubtleüt, Pfleger, Renntmayster, Richter vnd ander vnser Ambtleüt

merers vnd mynders stands,

 

171      1516: fol. 73'.

172      1516: fol. 74.

173

1516: fol. 74.

1516 hier noch eingefügt: »syIhren«

100

 

[Seitentitel fol. 64':] Der Vierd tail

dartzu in vnsern Stetten vnd Märckten die Burgermaister, Camerer vnd Rate,

auch derselben Burger, sambt vnd sonnder in vnnser Fürstenthümb kainen

poten mit aynicher frembden pottenpüchssen ausschickhen, Sonder dem-

selben potten174, wo sy jne ye mit ainer pottenpüchssen wollen schicken, die-

selbig mit jrem selbs wappen bezaichent anhenngen. Wo aber füran frembd175

potten in vnnsern Stetten vnd Märckten vnd aufm lannde mit 176vnbekannten

vnd verdechtlichen pottenpüchssen betretten werden, dieselben sollen alls

argkwenig aufgehallten vnd vngerechtuerttigt nit durchgelassen, sonnder

gegen denselben, wie hieuor von den vnbekannten, argkwenigen leüten

vergriffen ist, gehanndellt werden; des wollen wir vns der nottürfft nach zu

ainem yeden versehen.

[IV.87.] Wie all prediger das volck offennlich an der Canntzel ermanen

sollen, sich vor der gotzlösstrung, dem zutrincken vnd annderm hieuor

gesetzten sündigen Sachen zu ennthallten

Vnd damit ob uerschriben vnser fürnemen allennthalb in vnnserm Fürsten-

thümb dem gemainen volckh fürderlich erôffent vnd sy sich deßter mer

wissen zû uerhuetten, So ist hierauf an all vnd yeglich priester vnnd ordenns-

leüt, die auf offenn Canntzln das wort gottes in vnnserm Lannd predigen,

vnser gar genädig beger vnd pitte, sy wollen alle hieuor gesetzte sittliche

gepot, vnd in sonderhait die verpot der gotzlösstrung, zuetrinckhens,

trunckhnhait vnd annder dergleichen pôs vnd sündig Sachen zu uermeiden,

dem gemainen volck in jrn predigen vleissigklichen anzaygen, sy ermanen

vnnd einpillden, wie der allmächtig gott vnnser haylannd damit so großlich

belaidigt, seine göttliche, auch der heiligen Christenlichen kirchen gepot

mercklich veracht,

[Seitentitel fol. 65:] Das    LXV    blat

vnd dardurch leib, gesundt, vernufft, eere vnd guet verschwendt vnd zu

uorderist die seele in ewige verdamnuss 177gesetzt werd, wie dann ain yegk-

licher prediger solhes aus der gottlichen vnd heyligen, auch andern glaub-

wirdigen schrifften in vil wege gründtlichenn mag anzaygen, auff das sich ain

yeder von solhen übeln, sündigen vnd schedlichen hänndlen leibs vnnd

174      1516 lautet ab hier der letzte Teil des Satzes: »... anhenngen ain püchssen, die des, der

jne ausschickht, oder seiner obrigkait vnnd mit derselben jnsygl oderpetschafft zerugk

besyglt oder bezaichnet sey.«

175      1516 hier eingefügt: »vnd vnbekannt«.

176      1516 lautet der folgende Satzteil: »pottenpüchssen, die vorberuertermassen zerugk nit

besygelt [fol. 74'] oder verpedtschafft sind, betretten werden,...«.

177      1516: fol. 75.

101

 

der seele abzeziehen vnnd vor denselbigen zu enthallten desst ee verursacht

werde. Daran beweyßt vnns ain yeder prediger sonnders gefallenn, mit gna-

den gegen jnen zu erkennen.

[IV.88.] Uon hanndthabung diser Lanndsordnung gegen den Ambtleüten

Damit aber solher vnnserer Lanndsordnung in vnnserm Fürstenthümb ge-

strackhs nachgegangen, dieselb vollzogen vnd mit ernnst gehandthabt werde,

So wollen vnd gepieten wir darauf in ganntzem ernnst, das all vnd yeglich

vnser Hofmaister, Marschalh, Vîtzdomb, haubtman, Canntzler, Räte,

Pfleger, Renntmaister, Jägermaister, Lanndtrichter, Casstner, Mauttner, Zoll-

ner, Canntzley- vnd Renntschreiber, Gegenschreiber, Vorster, Vberreiter,

Vngellter vnd all annder Ambtleüt, auch ambtsdiener, die mit verwalltung

vnsers Lands Regiment vmbgeen, bey der pflicht, die sy zu der erclärten

Lanndßfreyhait gethan haben, dise Lanndpot, Satzung vnd Ordnung der-

massen mit ernnst auch hallten vnd dawider nit thün, noch jren vnnderambt-

leüten vnnd diennern dawider zu thun wissennlich 178nit gestatten. Weiher

oder weih vnser Ambtleüt aber in ainem oder mer Artigkien wissenntlich

vnnd 179gefärlicher weyse hierüber hanndln oder zu thun gestatten würden,

wo dann sólhs sich bej denselben wissentlich vnd vnwidersprechlich erfyndet

oder gegen denselben, mit der mass vnd Ordnung in gemainer Landschaft

erclärten freyhait gesetzt, vor vnnsern geordennten Räten außfyndig

[Seitentitelfol. 65':] Der Vierd tail

wirdet, den oder dieselben sollen in die pene, in der landßerclärung gesetzt,

gefallen sein vnnd allermassenn wie die verprecher der Lanndßfreyhait ge-

strafft vnnd jrer ämbter von stund an, zu was zeyten das jmm jar bschicht,

von vns enntsetzt werden. Vnd ob denselben Ambtleüten sólhe ämbter jr

leben lanng oder auf jar verschriben wären, so sollen sy doch sólh jr verschrei-

bung in disem fall dawider nit fürtragen.

[IV.89.] Wie es gegen den Landsässen, so dise Lanndpot vnd Ordnung

überfarn, gehallten soll werden

Vnnd wann aber vnnsern Lanndsässen von allen stännden nichts mynnder

wie vnnsern Ambtleüten, wo sy dise Lanndpot, Ordnung vnnd Satzung nit

hiellten, pillich auch pene, damit es geleych zugee, aufgelegt wirdet, Dem-

nach so haben wir vns mit gemainer vnnser Landschafft veraint vnd ennt-

schlossen, das all vnnser Landleüt, geystlich vnnd welltlich, hochs oder nyder

stannds, die in allen puncten vnd artigklen, bey der pflicht, damit vns ain

yeder alls seinem 180Landßfürsten vnnd Erbherren verwonnt ist, zu geleben,

178      »nit« fehlt 1516.

179      1516: fol. 75'.

180      1516: fol. 76.

102

 

der nachzekomen vnd dieselbig trewlichen vnd vngeuärlichen ze hallten,

auch bey seinen vnndterthanen allso mit ernnst zu geschehen verfuegenn

schulldig vnnd pflichtig sein sollen, wie wir vns dann sólhs hiemit in bedenn-

ckung ains yeden Eere vnnd Erberkait zû geschehen versehen vnd verlassen

wollen.

Wellicher oder wellich aber das wissennlich vnd geuärlicher weyse überfarn

vnd sich sôlhs vor vnser oder vnsern hofräten, oder in vnnsern Vitzdom-

ambten vor vnsern Vitzdomben vnd Räten, in verhör oder durch glaübwirdig

zeügknuss aygenntlich vnnd mit der mass, wie in erclärung der Lanndß-

freyhait von den Ambtleüten gesetzt ist, erfinden vnd beypracht würd, oder

sonnst offennwar vnd wissentlich war, desselben hanndlung, So wider dise

vnser Landsordnung beschehen ist, sol abgeschaft

[Seitentitelfol. 66:] Das    LXVI    blat

vnnd nach vermog derselben Lanndsordnung durch ine gehallten werden,

Auch er nichtz mynnder der gegenparthey, so das klagte, jr Cosstung, so auf

verhôrung vnnd erfarung der Sachen ganngen war, durch denselben vnnsern

Lanndsässen nach vnnser oder vnnser Räte mässigung, dabey es auch vnge-

waygert beleiben sol, fürderlich abgethan, auch sôlhs zu uollziehen dartzü

gehallten werden.

Wellicher aber mer dann ainsten, vnnd allso zum anndern oder dritten mal

hiewider handlet, die vorgeschoben landpot vnd Ordnung für sich selbs oder

gegen anndern also wissenntlich vnnd geuärlicher weyse nit hiellt, derselb sol

dartzû nach gestallt vnnd grosse der übertrettung aines yeden 181Artigkls

vnnachläßlich nach erkanntnuss vnnserer Räte, so Lanndtleüt vnnd vomm

Adi sein, vmb ain gellt gestrafft, vnd dasselb gellt sol allßdann nach des

verprechers gefallen vnd anzaygen an ain kirchen oder annder ort vmb gotz

willen geben werden.

[IV.90.] Das dise Lanndpot vnd Ordnung den Fürsten vnd Landsässen in

ander wege an jrn rechten vnuergriffen sein

Doch sollen vorgeschribne Landpot, Satzung vnd Ordnung alle samentlich

vnd sonnderlich vns, vnnsern Erben vnd nachkomen, in ander wege an

vnnsern Fürstlichen obrigkaiten, auch gemainer vnnser Landschafft, geist-

lichen vnd welltlichen, Edln vnd vnedln, Stetten vnnd Märckhten, an jren

freyhaiten, 182allten herbrachten gebreüchen, brief en, declarationen, Rechten

vnnd Gerechtigkaiten, auch an dem Landpüech in obern bairen vnuergriffen,

vnuerpfenndt, vnenntgolten vnd on allen schaden sein,

181      1516: fol. 76'.

182      Die folgenden drei Worte sind 1516 noch nicht enthalten.

103

 

[Seitentitel fol. 66':] Der Vierd tail

Auch in dem allen vnd yedem vnnsern Erben vnd nachkomen Regirennden

Fürsten vorbehallten sein, mit Rate vnnser Lanndtschafft oder 183derselben

verordennten vnnd vnnserer Räte nach gelegennhait vnnd erforderung der

hänndl küfftigklich noch mer anndere vnd neüwe lanndpot vnnd Ordnung

fürzenemen, dartzu die vb uerschriben aus beweglichen vnd nottürfftigen

vrsachen zu erclärn, ze leüttern, ze pessern, ze mern oder zu ueränndern, wie

dann sólhs vnnsers Hertzogthumbs vnnd gemains lannds nütz vnd pilliche

nottürfft yetz vnd 184füran erfordern wirdet.

Wo auch in vorgeschriben vnd künfftigen Lanndpoten, Satzungen vnd Ord-

nungen aynich jrrung oder vngleicher verstandt enntstûennde, So sollen wir,

vnnser Hofmayster vnd Hofräte, vnd in den Vitzdombambten vnnser Vitz-

domb, Statthallter vnd Räte, 185wie dann hieuor des fürkaüffs halb auch in

ainem Artigkl gesetzt vnnd geordennt ist, zymmlich einsehung vnnd mill-

terung ze thun macht haben on geuärde.

[IV.91.] Das diser Lanndpot vnd Ordnung bey ainem yeden Gericht ain

Libell sein vnd behallten werden sol

Vnnd damit menigklich in vnnserm Fürstennthomb der ob uerschriben

Lanndpot, Satzung vnnd Ordnung aygenntlich bericht empfach, vnnd ain

yeder die zu hallten vnd zu uollziehen wisse, So haben wir vnd vnser lannd-

schafft die in Libell weyse mit allem vleis in disen drückh bringen vnd offenn-

lich außgeen lassenn, Auch in yedes vnnser Lanndgericht ain Libell gelegt

vnnd zu vrkhünd hyemit vnndter vnserm Secrete besygellt geben, die kain

vnnser Ambtman in seinem abzüg wegfueren, Sonnder bej dem Gericht zu

ewiger gedechtnuss beleiben lassen sol, damit sy darein sehen vnd derselben

deßt stattlicher zu geleben wissen.

[Seitentitel fol. 67:] Das    LXVII    blat

[IV.92.] 186Das dise Lanndpot vnd Ordnung, jn besonnder die nottürffti-

gisten Artigkl, järlichen an dem lessten187 pfingstfeyrtag, Auch yetz jmm

anfanng vor der menig des volckhs sollen verlesen werden

Wir gepieten auch darauf allen vnd yeden vnsern Pflegern, Richtern vnnd

Ambtleüten, so gerichts verwalltung haben, Soliche vnnsere Lanndpot,

183      1516 anstatt der folgenden fünf Worte: »vnnserer tre fliehen Lanndtleüt vnnd Räthe«.

184      1516: fol. 77.

185      1516 lautet der folgende letzte Teil des Satzes: »darumb enntschidvnd erclärungze ge-

ben macht haben on geuärde.«

186      1516: fol. 77\

187      1516: »weihnecht vnd pfingstfeyrn«.

104

 

Satzung vnnd Ordnung ains yeden jars wie die erclärten lanndßfreyhait 188an

dem lessten Pfingstfeyrtag, vnd yetz jmm anfanng, So man negst Recht hellt

vor den Gerichten vnd schrannen ewrer Ambt, auch in den Stetten vnnd

Märckten, Dergleych in den Hofmarchen, of fennlich vor menig des volckhs

aufs weriigist die nottürfftigisten Artigkl, damit der menigklich wissenn

empfach, of fennlich verlesen vnd hören ze lassen, zu dem allen wollen wir

vnns in ganntzem ernnst verlassen. Geschehen vnd beschlossen zu Jngolstatt

an sannt Jörgen tag des jars, alls man zelet von Christi vnnsers lieben herren

gepurde, Fünffzehenhundert vnd jmm Sechzehendem jar.189

Als aber nach yetz uerschribem Datum, Jn erster aufrichtung diser Landß-

ordnung nachuolgend ettlich jrrung vnd mißuerstandt fürgefallen sein,

Haben wir obgenannt Landßfürsten vnd gemaine vnser Landtschaft ainem

verordenntem ausschus aus allen stennden vnser landschafft Ettlich vnnser

Räte zuegeordennt, vnd denselben macht vnd gwallt geben, von solhen ein-

gefallnen jrrungen ze ratslagen, darauf sy dann gemainem nütz vnd lande zu

gutem ettliche Landpot, jn derselben ersten aufgerichten landßordnung

vergriffen, diser zeyt gar aufgehebt, Auch derselben ains tails geänndert, ge-

meret vnd gepessert, die wir darnach in diss Libell von neuem zu drückhen

beuolhen haben zu München an montag nach dem sonntag Judica in der

vassten jmm Fünffzehenhundert vnd zwaintzigistem jare.

Anhang: Edition der nur 1516 enthaltenen Abschnitte

Umfangreichere Textabschnitte im 4. Teil der Landesordnung von 1516, die

1520 nicht mehr enthalten sind [zur Betonung dieses Sachverhalts wurden diese

Artikel mit dem Zusatz »nur 1516:« durchnummeriert. Alle Folio-Angaben

beziehen sich auf die Ausgabe von 1516!]:

1. Fischordnung

[Seitentitel fol. 54:]

»Das    LIIII   Blat

Hienach uolgen nottürfftige Lanndpot vnd Ordnung der vischereyen halb

jn Bayrn.

188      1516 anstatt der folgenden vier Worte: »zu zwayn main, Nämlich an dem lessten

weyhnachtagvnndpfingst feym tagen«.

189      Ende des Textes von 1516.

105

 

[nur 1516: 1.] Vnd Erstlich Auff der Thunaw von Rain bis gen Passaw,

auch auff allen anndern fliessennden wassern vnnd pachen.

Wiewol in verschinen jarn weylend der hochgeporn fürst, vnnser lieber Herr

vnnd vatter hertzog Albrecht in Bayren loblicher gedechtnuss in seiner, auch

weylennd vnnsers lieben vetters hertzog Jorgens fürstlichen Regirung, mit

verwilligung aller annder anstossennden Fürsten vnnd herren von wegen der

vischereyen auff der Thunaw vnd anndern orthen, wie damit gehanndlt

werden sol, ain Ordnung haben außgeen lassen, Jst doch sólh Ordnung ettlich

zeyt here nicht mer gehallten worden, daraus dann dem vischwerch gross ver-

odung eruolgt, Deßhalben wir mit des hochgepornen Fürsten vnnsers lieben

vetters Hertzog Fridrichs von Bayren etc. Vormünders Statthalitern vnnd

Räthen zû Newburg durch vnnser gesandt potschafft souil gehandk, das sy

jnen sólh Ordnung, souil die gemellten hertzog fridrichs obrigkait beruert,

dermassen widerumb auffzerichten vnnd zu uernewen auch haben geuallen

lassen. Vnnd wann aber sólh Ordnung gemainem nütz vnd vnserm Fürsten-

thomb, Lannden vnd leüten zu gutem vnd fürdrung raicht, Demnach haben

wir mit Rate vnnser Lanndtschafft sólh Ordnung mit merung ettlicher

Artigkl nachuolgender massen zu uernewen fürgenomen, Ordnen, setzen

vnd wollen hier-

[Seitentitel fol. 54':] Der Vierd tail

auf, das in allen vnnsern Ambten des wasserstrams an der Thunaw von Rain

aus bis hinab gen Passaw offennlich beruefft, verkündet vnd gepoten werde,

das all Vischer vnd jnwoner derselben ambt, die dann in der Thunaw gerech-

tigkait ze vischen haben, hernach geschriben Artickl mit dem vischen auf der

Thunaw nun füro vesstigklich hallten, bey vermeydung hernach begriffner

straff vnd pene, darob all vnnser Ambtleüt, Pfleger vnnd Richter, die Ge-

richtsverwalltung haben vnnd denen die Vischer von obrigkait wegen vndter-

worffen sein, mit allem ernnst hallten. Wo aber vnser ambtleüt sólh Ordnung

vnd gepot auch nit volziehen noch handthaben würden, sollen allßdann vnser

Vitzthomb oder Renntmayster, wo sy des gewar oder gleüblich erjnnert

würden, darüber sy dann sonnder kundtschafft machen vnd bestellen sollen,

den oder dieselben ze stund an zu jnen eruordern vnnd dieselben in vnnser

handt, sich darumb für vnnser person ze stellen, mit gelübden verstrickhen,

auch vnns Jr Verhandlung zuschreiben, dartzu wollen wir vnns genntzlichen

verlassen.

Fürnemlich So sollen die Arch in der Thunaw all hin vnd abgethan werden,

Nachdem sy der Thunaw vasst schedlich sein; vnd ain yeder Vischer, der ärch

gehebt hat, sol sich fürbas des vischen betragen alls annder vischer auf der

Thunnaw.

Jtem Man sol auch die Legscheffel vnnd die verpundten oder verdeckhten

reyssen nit mer legen.

106

 

Jtem Die holltzreyssen, man leg die an das Lanndt oder an die Sennckl, so

sollen sy nymmer geködert werden.

[Seitentitel fol. 55:] Das    LV    Blat

Jtem Gleyderkôrb sollen in all weg verpoten sein, aber gleider oder Schweiber

mag man zu sant Bartlmeßtag einlegen vnd bis auf sant Jörgen tag ligen lassen

vnd nit lennger, darnach sol man die an das gestatt legen.

Jtem Zawnscherren sollen nit lennger dann von Liechtmessen bis auf sant

Jörgen tag gepraucht werden.

Jtem Alle, die mit Peren außgeen, sollen Peren tragen, die das liecht haben alls

das prüttl anzaigt.

Jtem Es sol fürbas nyemanndt mit aynicherlay zeug noch Anngl mer auf

der Thûnnaw noch auf den wassern, die von der Thunaw zueganng haben,

vischen, noch in denselben zuegeenden wassern nit mer fürsetzen, auß-

genomen die Fron- vnd gemainen Vischer, die verdingte wasser an denselben

wassern haben, doch sollen dieselben Vischer dannoch in aller Jrer arbait das

prüttl hallten. Aber in den gemaynen wassern darjnn mag man vischen, wer

da wil, doch das dieselben das prüttl auch hallten vnd wie uorsteet nynndert

fürsetzen.

Jtem Es sol auch das Schratten gearbait werden Von Osstern bis auf sant

Laurentzen tag vnd darnach nymmer, dann das auch ain erodung vnnd ver-

jagen aller visch in der Thunaw pringt.

Jtem Weiher vischer in seinem geordennten wasser täwpelen wolt, der mag es

wol thun, doch das er khain kôder darein leg, bey vermeydung obuermellter

puss.

[Seitentitel fol. 55':] Der Vierd tail

Jtem Das Gschirr, daran man die flinnderl henngt, sollen auch verpotten sein,

dann das ain neüwung vnnd auff der Thunaw vor nit gepraucht ist.

Jtem Es sol auch khain vischer geräuter pürd mer legen, auch kain wadt

haben, da man die pruet mit hebt, dann die pruet damit vasst verderbt wirdet.

Jtem Es sol auch allen Fron- vnd gemainen vischern vnd allen anndern

verpotten sein, das sy khain hechtl, kärpfl, rothûechl noch pärbl vahen,

einsetzen noch verkhauffen, Es haben dann dieselben visch mit kopff vnnd

schwantz die lenng des hernach angezaigten mas.

Jtem Es sollen auch die dickhen garn ganntz verpoten sein vnnd khains an das

annder mer gepunnden werden, wann das ain grosse verôdung an den vischen

pringt, aber die lawbenwat mag man wol prauchen; doch nit annders dann zu

den lawben, aber zu kainem anndern visch, Er hab dann das mas.

Jtem Es sol auch fürbas dem gemainen mann in der thunnaw ze scherren nit

mer gestatt werden, wann sy die pruet vnnd Sänngl der Pärbl nit erkennen,

vnd ist deßhalb ain grosse ôdung damit daran geschehen. Aber die vischer

107

 

mögen wol scherren, doch das jr kainer die sänngl, pärbl, noch behemische

sänngl bey vermeydung hernach gemellten puss vahen.

[Seitentitel fol. 56:]Das    LVI    Blat

[nur 1516: 2.] Dise obuerschribne Ordnung nit allain an der Thunaw,

sonnder auff vnnd bey allen anndern fliessennden vischwassern, souil an

yedem orth leidenlich ist, auch zu hallten

Wir ordnen vnd setzen auch, das auf allen wassern, die von der Thunaw jrn

zueganng haben, das mas gehallten werde, das die vischer wie obsteet auf der

thunaw hallten muessen.

Dieweyl auch etlich zeyt here allso nit allain auf vnd bey den vischwassern der

Thunaw, Sonnder in vnd bey anndern wasserstramen vnd vischwassern

vnnsers Fürstenthombs Bayren grosse vnordnung vnd merckliche ôdung der

fisch dem gemainen nutz zu schaden vnd noch täglichen für vnd für ge-

praucht wirdet, Vnd wir aber der zeit in sôlhs nach gelegennhait vnd gstallt

yeder ortt vnd gegennt allennthalben, wie sich der nottürfft nach wolgepüret,

khain stattlich einsehung thun mögen, so ist mit Rate vnnser lanndschaft

vnnser ernnstlicher will vnd maynung, das obberuerte Ordnung nit allain auf

vnd bey den vischwassern der thunaw, Sonnder auch auf allen anndern flies-

sennden vischwassern in vnnserm lannd, souil sich an ainem yeden ort der

wasser dem gemainen nütz zu gut fueglich leyden mag, nachgegegangen vnd

bey vermeydung vnnser straff volziehung gethan werde.

[Seitentitelfol. 56':] Der Vierd tail

[nur 1516: 3.] Das die arch nit allain auf der Thunaw, sonder aufm jn vnd

yser sollen verpoten sein.

Jtem Wir ordnen vnnd gepiethen auch in sonnderhait, das allso nit allain all

ärchen in der Thunaw, sonder auch auff dem yn, yser vnd allen anndern

wasserstramen vnd vischwassern in vnnserm lannd hin vnd abgethan vnnd

füran durch yemanndt khaine mer eingelegt, noch bey nachgesetzter vnnser

straff zu thun gestatt werden sol.

[nur 1516: 4.] Von mas der höchtl, kärpfl, rothuechl vnd pärbl.

Vnd dieweyl oben in ainem Artigkl gesetzt vnd geordennt ist, das man füran

auf der Thunaw vnd anndern wassern, so jren zueganng darein haben, kain

höchtl, kärpfl, rothuchl noch pärbl vahen sol, dasselb hat» dann mit köpf vnd

swantz die lennge des rechten mas, So bedennckhen wir doch, das sólhs nit

allain daselbst, sonnder auf allen andern wassern dermassen ze hallten die

nottürfft vnnd der gemain nutz eruordert. Demnach, vnnd auff das vnnder-

reden, so wir in solhm mit vnnser lanndtschafft gethan haben, Setzen vnnd

wollen wir hye mit ernnst, das füran obgedachtem artickl mit halltung der

lenng des hienach uerzaichneten mas von allen vnd yegklichen vnnsern vnd

vnnsers Fürstenthombs vnndterthanen vnnd jnwonern ze Bayren auff den

108

 

wasserstramen vnnd allen anndern gemainen vnnd aygnen vischwassern vnnd

pächen in vnnserm Lannd gelegen gelebt vnd allso gstrackhts nachkomen

werden sol.

[Seitentitel fol. 57/1:] Das    LVII    Blat

Deßgleichen sol das Mas der anndern hernach uerzaychenten visch allennt-

halben jmm Lannd auch gehallten werden;

[nur 1516: 5.] Krebssen mas

Vnd füran nyemanndts in vnnserm Fürstenthomb, Er sey hochs oder nyders

stannds, weder in gemainen noch aygen wassern oder pächen, wie die genannt

oder gehaissen werden, aynich krebssen vahenn oder ze thün gestatten, Er

hab dann das aufgesatzt Mas mit hals vnd körpl on die schär hernach ver-

zaichennt, ausgenomen die rechten stainkrebssen sollen in disem verpot nit

vergriffen sein.

[nur 1516: 6.] Von der äschen, Verhen vnd prütlmas.

Es sol auch das hernach angezaigt äschen-, verhen- vnnd prütlmas allain stat

haben vnd gehallten werden auf den schifreychen vnd grossen fliessennden

wassern. Aber in den anndern klainen wassern, auch in den stainpächen, alls

sonnderlich vor dem wald vnd gepyrg, darjnn sich die gewachssen äsch vnd

verhen nit ennthallten oder nit wachssen mögen, auch da man den grossen

vischzeüg nit praucht, die sollen in disem gepot auch nit vergriffen sein.

[fol. 57/V: ganzseitige hochformatige Fisch-Abbildung mit der Beschriftung]

Allten Mas

[Anschließend sind ohne Zählung drei Blatt im Doppelfolio-Format einge-

heftet, die durch Faltung dem Buchblock eingepasst sind und jeweils auf Vor-

der- und Rückseite querformatige Fisch-Abbildungen zeigen,

fol. 57/2 mit der Beschriftung]

Prächssen Maß

[fol. 57/2' mit der Beschriftung]

kerpfen mas

[fol. 57/3 mit der Beschriftung]

huechen Mas

109

 

Pärbel Mas

[fol. 57/3' mit der Beschriftung]

Schied mas

Hechten mas

[fol. 57/4 mit der Beschriftung]

Nörffling Masz

[fol. 57/4' mit der Beschriftung]

Förhen Mas

Äschen mas

[fol. 58 ohne Folio-Angabe, darauf zwei querformatige Abbildungen eines Krebses sowie

eines Stöckchens (?) mit der Beschriftung]

Krebssen mas

prutl mas

[Seitentitelfol. 58':] Der Vierd tail

[nur 1516: 7.] Von straff der, so obuerschribne gepot überfarn.

Jtem welher, er sey vischer oder yemannd annder, das hieuor gesetzt mas

überfert, der sol von yedem visch geben zwelf pfenning zu wanndl. Wer aber

der anndern obgeschriben Artigkl ainen oder mer überfert, das sich warlich

erfyndet, der sol seiner gerichtzobrigkait des ortts, so offt es geschieht, ainen

gulden reynisch ze straff geben.

Vnd damit dise vnnser Ordnung desster stattlicher móg gehanndthabt wer-

den, So ist vnnser beuelh vnd maynung, das all vnnser Vitzthomb, Haubtleüt,

Pfleger, Renntmaister, Richter, Hofmarch vnnd annder gerichtzherren, auch

Stett vnd Märckht, weihen dann die handthabung diss lanndtpots an yedem

orth züesteet vnnd beuolhenn wirdet, Sonder vischer oder annder person zu

aufsehern bestellen, die jnen geloben oder schwórn, auf solh vnnser Ordnung

vnd gepot vleissig aufsehen zu haben, damit die gehallten, vnnd die überfarer

yedes ortts jrer óbrigkait angesagt vnnd zu straff gebracht werden.

Wir wollen auch ernnstlich, das all vnnser Preläten, die vomm Adi vnnd

annder die vnnsern, so Vischlehen auf der Thunnaw vnd andern wasser-

stramen, auch gemaine oder aygne vischwasser in vnnserm Fürstenthomb

110

 

haben, dise vnsere Ordnung vnd gepot in kain weis verhindern, sonder die

allenthalben für sich selbs auch getreulich hallten, vnd mit jrn

[Seitentitel fol. 59:] Das    LVIIII    Blat

vischern ernstlich schaffen vnd sy dartzü vermögen, sólhem dermassen zu

geleben vnd dawider bey vermeydung vorgeschribner pene vnd straff nit ze

hanndln, alls sy dann solhes gemainem nütz, lannden vnnd leüten, auch Jnen

selbs zu gutem vnd fürdrung ze thun wol schuldig sind.

Deßgleychen wollen wir mit den Erwirdigen in gott vnd hochgepornnen

Fürsten, vnnsern lieben vettern vnd fründten, den bischofen zu Saltzburg,

Eystett, Freysingen, Regenspurg vnd Passaw hanndln lassen, damit sy sôlhe

Ordnung, souil die yedes orts jrer lieb vnd früntschafft óbrigkait beruern, der-

massen auch annemen vnnnd [!] die bey Jren vnndterthanen allso ze hallten

Ernnstlich verfuegen.

[nur 1516:8.] Verpot vnd Ordnung wider die, so auf den gemainen wassern

vischen.

Nachdem sich bißher ettlich vnnderstannden haben, die gemainen visch-

wasser, ettwo weyt von jrer haymwonung, wider die pillichait zu besuechen

vnd darjnn ze uischen, Jst Darauf vnnser maynung, das füran nyemanndt in

den gemainen vischwassern vischen, noch sich derselbigen geprauchen sol, Er

hab dann mit den nagst vmbligennden anstossern wünn, waid, trib vnd tradt.

Weiher hierüber betreten oder sólhs auf yemannd hernach erfarn wirdet, der

sol von der gerichtzôbrigkait des orts vnd alls offt es geschieht vmb sechtzig

pfenning gestrafft werden.«

[Ende des Abschnitts »Fischordnung« fol. 59 unten]

2. Besoldung der Dienstleute und Ehalten

[fol. 65]

»Vermercht Der dienstleüt vnd Eehallten besölldung, der wir vns mit

vnser landschaft veraint haben

[nur 1516: 9.] Vnd fürs erst: von besölldung der Raysigen knecht.

Nachdem vns sonnderlich der Raysigen knecht halben vil klag vnd beswä-

rung fürpracht sindt, darein vns dann in vnserm Fürstenthomb nottürfftigk-

lichen ze sehen gepürt, Setzen, ordnen vnd wollen wir darauf mit rate vnnser

lanndschaft, das ainem guten vnd wolgeschickten obristem marstaller ain jar

ze solid über sybenthalben guidein vnnd ain gantz klaid, nemlichen lindisch

hosen vnd kappen, ain parchentes wambes, ain reitrock, die olln aufs höchst

111

 

vmb ain halben gulden, vnnd ain zwifacher wintterrockh sambt dem macher-

lon, vnd kain merers gegeben sol werden.

Jtem Einem guten Raysigen knecht, der kain ôbrister marstaller, sonnder

desselben mitthellffer, auch mit reyten, harnasch wartten vnd in ander wege,

wie sich dann ainem raisigen knecht gepürt, zu geprauchen täugenntlich vnd

geschickt ist, dem sol ain jar nit über sechs gulden reynisch vnnd die beklai-

dung allermassen wie obsteet gegeben werden.

[Seitentitelfol. 65':] Der Vierd tail

[nur 1516:10.] Der Raysigen vnd annderer knecht Schlafftrunck halben.

Vnnd alls vnns fürpracht ist, wie ettlich zeyt here den herrschafften über jrer

Raysigen vnnd annderer knecht schlafftrunck in vnnserm Fürstennthomb

Bayren an den herbergen vil vncosstens ganngen vnd noch täglichen geen,

daraus sich dann offtermallen zuetrincken, vnd nachmallen todschleg vnd

annder vngeschickht hanndlung vnnd übel begeben haben, darein dann vnns

alls Lanndßfürstenn aus pilligkait ze sehen gepüret, Demnach haben wir mit-

sambt vnnser Lanndschafft geordennt vnd wollen, das durch all vnd yeglich

vnnsers Fürstennthombs jnwoner, so Raysig oder annder knecht haben,

denen sy schlaftrinckh geben, füran denselben jren diennern über lanndt auff

ain nacht über ain halbe mass, oder an den orten, do der köpf ist, über ainen

köpf des gemainen weins, oder souil yedem dienner durch sein herrschafft

verordennt oder geschafft wirdet, bey vnser vngnad vnd straff nit gegeben sol

werden. Wo aber ain wirtt hierüber ainem diener ausserhalb seins herren

sondern beuelhs zu schlaftrünnckh oder zu annder zeyt, tags oder nachts,

ichts merers geben würde, dasselbig sol der herr dem wirtt zu bezallen nit

schulldig sein.

[nur 1516:11.] Von besölldung der keller vnd koch.

Jtem Einem guten geschickhten vnnd täugenlichen Koch oder Keller, der wol

kochen, vnd der keilner wol pachen kan, vnnd ain gutter haußwirtt ist, dem

sol auffs höchst fünff pfund pfenning vnd ain wintterrock von gemainem

tuech gegeben werden.

[Seitentitel fol. 66:] Das    LXVI    blat

Ob aber ain Marstaller oder annder Raysiger knecht nit so gar täugenntlich

oder geschickht war wie obsteet, dem sol auch alls pillich mynnderung des

solids gegeben, Deßgleychen sol es mit den kellern vnnd kochen auch gehall-

ten vnd verstannden werden.

[nur 1516:12.] Von der Thorwart vnd wachter besölldung.

Jtem Einem vermóglichen vnd geschickhtem Thorwart oder Wachter jnn

Clôsstern, gemainen Slossen oder anderswo auf dem Lanndt sol ain jar

zway pfund pfenning vnnser werung oder aber zum mayssten drey gullden

112

 

reynisch gegeben werden. Es würde dann derselben ainer mit annder mer

arbait beladen, oder die Thorhuet vnd wacht so besorgklich oder beschwär-

lich sein, so soll die pesserung vnd merung des solids bey dem herren steen.

Hienach uolgt der Eehallten belonung auf dem laundt [!] Vnd Erstlich

[nur 1516: 13.] Von des öbrissten Pawmans besölldung

Jtem Einem gütten täugenntlichen vnd geschickten Pawman, der alle gschirr,

so zu wägen vnd pflûegen gepraucht werden, selbs kan zurichten, auch yeg-

licher zeyt zû felld vnd haus s alle arbait, wie sich dann ainem guten Pawman

gepürt vnd die nottürfft eruordert, zu uolpringen wais, dem

[Seitentitel fol. 66':] Der Vierd tail

sol ain jar, an den ortten, do das gepeü gross ist, nicht über fünff pfundt

pfenning vnnser werung, ain pfundt schmer, ain par stifel oder darfür ain halb

pfund pfenning zu solid geben werden.

Aber ainem Bawman, der mit allen Sachen züzerichten vnd ze arbaiten wie

oben steet nit allso geschickht ist, dem sol ain jar nit über vier pfundt oder

zum maissten fünff gulden reinisch, ain par fürfuess, ain pfund schmer ge-

geben werden; doch an den ortten, do der paw nit sonnder gross ist, sol ainem

sólhen geschickten pawman nach seiner geschicklichait, Vnnd nit über vier

gulden, oder zum höchsten vier pfundt pfenning gegeben werden.

[nur 1516:14.] Von besölldung des mitternpawknechts

Jtem Einem guten täugenlichen vnnd geschickhten mitterknecht sol man

über vier gulden reynisch nit geben, aber ainem gemainen mitterknecht, der

zu der arbait nit so täugenlich ist, dem sol ain jar über drew pfunndt pfenning

oder vierdthalben gulden reynisch nit geben werden.

[nur 1516:15.] Von besölldung ains Fueterers.

Jtem Einem Fûetrer, der zu derselben vnd annder arbait auch wolgeschickht

vnnd täugenlich ist, ain jar zum höchsten drew pfundt pfenning, oder aber

ainem, der allso nit geschickht vnnd arbaitsam war, ain jar nit über drey

gulden reynisch ze geben.

[Seitentitel fol. 67:] Das    LXVII    blat

[nur 1516:16.] Von besölldung ains Menknechts.

Jtem Einem gewachßnen Menknecht oder Pueben, der starckh vnnd zu der

arbait geschickht ist, ain jar nit über zwen gulden reynisch, àinen kyttl vnd ain

par schuech ze geben. Jst er aber nit gewachssen, sonnder schwach vnnd klain

vnnd allso zu tapffer arbait nit zu geprauchen, So sol jme ain jar nit über ain

gulden vnd ain par schuech gegeben werden.

113

 

[nur 1516:17.] Das die negst uerschriben gesatz von der pawrsleüt Eehall-

ten allein bey den grossen peüen stat haben.

Jetz bemellte der Pawrsleüt belonung sol allain an den ortten, do der paw

gross ist, alls bej der vomm Adi, auch Slos vnd Sitz grossn hofpeüen, Sedlen

vnd Pfarrhôfen, auch den grossn zehendt- vnd ambthôfen verstannden vnnd

daselbst gehallten werden.

[nur 1516:18.] Von belonung der köchin.

Verrer setzen vnnd ordnen wir, das füran allennthalben in vnnserm Fürsten-

thomb ainer getrewen, vleissigen vnd guten köchin, die sonnderlich vil zu

kochen hat vnd wol kochen kan, ain jar über vier gulden reynisch vnnser

münss zu Ion nit geben sol werden, dartzu ain leiner Schiair oder sechs kreüt-

zer darfür vnnd ain par schüech. Aber ainer gemainen gleychen kochin,

die mit dem kochen nit allso sonderlich wol geschickht war, oder nit vil ze

kochen het, der sol ain jar nit über drey gulden reynisch, ain leiner schlayr

vnnd ain par schuech gegeben werden.

[Seitentitelfol. 67':] Der Vierd tail

[nur 1516:19.] Von besechamben der paursleüt aufm lanndt

Vnnd nachdem wir auch bericht sindt, wie das Gemain pawrsuolck aufm

lanndt von den Besechamben mit überflüssiger belonung harrt beschwärt

werden, Jst vnnser maynung, das füran von demselben pawrsuolck kainer

Besechamben von ainer kindlpedt, so Sy dieselbig mit trewem vleis verricht

vnd wie sich gepürt genntzlich geenndet hat, über drey schilling pfenning vnd

ain par schuech gegeben sol werden.

[nur 1516: 20.] Von besölldung der viech- vnd hauszdiren

Jtem Einer viech- oder haußdiern, die gewachssn, starckh, auch zu der arbait

taugennlich vnnd geschickht ist, Sol ain jar nit über zwen gulden, oder zum

mayssten zway pfundt pfenning, vier elln herben vnd vier elln rupffen tuech,

auch ein par schuech, Aber ainer gemainen viech- oder haußdiern, die nit

sonnderlich zu der arbait geschickht ist, nit über zwelff schilling oder zwen

gulden reinisch zu jarsolld gegeben werden.

[nur 1516: 21.] Von belonung der kindszdiern.

Deßgleychen Sol ainem Kindßdiernlin über vier oder sechß schilling

pfenning vnnd ain par schuech nit gegeben werden.

[Seitentitel fol 68:] Das    LXVIII    blat

[nur 1516: 22.] Das obuerschribne Landtpot allein der ennden der eehall-

ten belonung allso übermässig ist, stat sollen haben

114

 

Doch sol hyeuor geschribne Ordnung nit an allen orthen in vnnserm

Fürstenthumb, Sonnder nur an den ennden, da den Eehallten bißhere ain

merere belonung gegeben ist, ze hallten verstannden vnd volltzogen werden.

[Der nächste Absatz über die Strafe der Söhne und Töchter, die ihren Eltern um Lohn

dienen, ist 1520 noch enthalten. Vgl. Edition 1520, fol. 59 und 59'! Der daran auf fol. 68

anschließende und im Folgenden wiedergegebene Artikel über die Strafe für mehr Sold

verlangende Ehalten, der inhaltlich zur oben aufgelisteten Tabelle über Höchstbesoldun-

gen gehört, fehlt 1520 allerdings:]

[nur 1516: 23.] Von straff der Eehallten, so vmb vorgeletzten [!] iarsolld

nit dienen wollen.

Wo sich ain Eehallt vmb yetz obangezaigte belonung ze diennen nit wolt ein-

lassen noch verdingen, vnnd deßhalb aus vnnserm lannd ziehen, oder aber

darjnnen pleiben, über das er seins vnuermogenß halb dinsts wol nottürfftig

war, vnnd nit diennen wollt, gegen dem oder denselben sol die

[Seitentitel fol. 68':] Der Vierd tail

straff, so von den Eehallten aus dem Fürstennthomb geporn, die daraus

ziehen vnnd darjnn nit diennen wollten, hyeuor gesetzt vnd geordennt ist,

hiejnn auch fürgenomen vnd ernnstlich volltzogen vnd gehallten werden.«